piwik no script img

Studie zu zehn Jahren Hartz-IV-PolitikBürger auf Bewährung

Soziologen aus Jena untersuchen die Folgen der Arbeitsmarktpolitik. Sie widerlegen das Vorurteil, dass Jobsuchende in Resignation abgleiten.

Holzabfälle zu Parkbänken – Hauptsache, man bleibt in Bewegung: Ein-Euro-Jobber in Kassel. Bild: dpa

So viele Erwerbstätige wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik, die geringste Arbeitslosenquote seit der Wiedervereinigung, die Arbeitslosen selbst infolge Zusammenlegung von Sozial- und Arbeitslosenhilfe erst sichtbar, sodann mobil gemacht – das klingt nach erfülltem Versprechen, „fordern und fördern“: glückliche Zeiten für Arbeitende wie Arbeitslose dank Peter Hartz?

Die Studie „Bewährungsproben für die Unterschicht?“ der „Jenaer Gruppe“ um Klaus Dörre erzählt die Geschichte hinter diesen Erfolgsmeldungen, wobei sie Zahlen, zeitliche Verläufe, vor allem aber die Erfahrungen der Akteure des „aktivierenden“ Arbeitsmarktregimes ins Feld führt.

Die Erwerbstätigkeit stieg, nicht jedoch das jährliche Arbeitsvolumen aller Beschäftigten, das gibt zu denken; offenbar füllten atypische Erwerbsformen (Teilzeit, Leiharbeit, Minijobs) die Lücke auf, die der Abbau gesicherter und einkömmlicher Stellen hinterließ; deren Anteil an der Gesamtbeschäftigung beläuft sich derweil auf rund 37 Prozent und hat sich seit dem Wirksamwerden der Hartz-Gesetze mit Beginn des Jahres 2003 annähernd verdoppelt.

Dass ein knappes Viertel aller Erwerbspersonen dem Niedriglohnsektor zuzurechnen ist und 5 Millionen Vollzeitler, um leben zu können, zum „Aufstocken“ antreten, weist in dieselbe Richtung einer Erosion der „bürgerlichen Form der Lohnabhängigkeit“ (Robert Castel). Für all diese „stimmt die neue Arbeitsgesellschaft nur wenig mit dem Bild überein, das Reformbefürworter […] gerne von ihr zeichnen“.

Fuhren die Arbeitslosen besser? Eine Regionalstudie (Kleinstadt West, Kleinstadt Ost, Großstadt West, Landkreis Ost) liefert im Verein mit wiederholten Befragungen von Fallmanagern, Vermittlern, speziell Betroffenen, euphemistisch „Kunden“ genannt, profunde Antworten auf diese Frage.

Jede Arbeit ist besser als keine Arbeit!

Das selbstgesetzte Erfolgskriterium des aktivierenden Sozialstaats schlechthin ist die Rekrutierung Arbeitsloser für den ersten Arbeitsmarkt, auf dem sie hinfort verbleiben und für sich selber sorgen sollen. Tatsächlich verzeichnet die Studie solche Fälle, nur zeugen die wenigen Glücklichen gegen statt für das neue Regime. Sie eroberten reguläre Beschäftigung fast durchgehend aus eigenem Bemühen, „ohne Zutun“ der Instanzen, was diese nicht daran hindert, den Erfolg für sich zu reklamieren. So werden Arbeitswille und Tatkraft des weit überwiegenden Teils der Arbeitslosen – „das Aktivierungspostulat läuft bei den Leistungsbezieherinnen offene Türen ein“ – aufs falsche Konto gebucht.

Andere, obgleich innerlich ebenso auf Arbeit fixiert wie die Selbstvermittler, bereiten, da sie über geringere Ressourcen verfügen, den Ämtern größere Schwierigkeiten. Je länger sie in der „Zone der Fürsorge“ verweilen, desto schroffer bekommen sie die Ungeduld und den Unwillen der Amtswalter zu spüren, desto stärker neigen diese zur Moralisierung des notorischen Arbeitslosenschicksals. Die Betroffenen ihrerseits erleben Arbeitslosigkeit als Wettkampf, dessen simple Diktate („Wer arbeiten will, bekommt Arbeit!“ „Jede Arbeit ist besser als keine Arbeit!“) die erfolgreichen Stellenaspiranten faktisch und die Arbeitsvermittler gebetsmühlenartig formulieren.

Überhaupt sind es die „schwierigen Kunden“, die mit sämtlichen Finessen des revidierten Regelwerks Bekanntschaft machen. Ihr Leben in der Arbeitsanwartschaft gleicht einer einzigen Prüfung. Geprüft werden Arbeitsbereitschaft und Arbeitsfähigkeit, Finanzstatus, Wohn- und Privatverhältnisse (Stichwort „Bedarfsgemeinschaft“), ob sie ihrer Residenzpflicht genügen, Bewerbungsschreiben in der geforderten Anzahl verfassen, ihre Vorladungen pünktlich wahrnehmen, keine Anzeichen von Verwahrlosung erkennen lassen und so weiter und so fort.

Von Prüfungsformaten gleichsam umstellt, in einem engmaschigen Kontrollnetz gefangen, von Termin zu Termin eilend, wenden sie den Blick von der vorgestellten Zukunft ab und der unmittelbaren Gegenwart zu, wodurch genau jene an Langsicht gebundene unternehmerische Disposition untergraben wird, die auszubilden gerade der Ehrenpunkt des Mobilisierungsprojekts war. Die Aktivierung schlägt in ihr Gegenteil um, wird „mittels Infragestellung eben jener Ressourcen, die die Eigenaktivität erst ermöglichen“, kontraproduktiv.

Die politische Konstruktion der Unterschicht

Innerlich blockiert zu leisten, was von ihnen gefordert wird, entwickeln vornehmlich ressourcenschwächere Arbeitslose oftmals Minderwertigkeits- und Schuldgefühle, Symptome seelisch-körperlicher Desintegration. Diese Kundgaben des „Körpereigensinns“ bezeichnen die Grenze der Mobilisierbarkeit: chronische Krankheit als Ausstiegsklausel aus dem Dickicht der Prüfungen, der Kraft- und Bewährungsproben. Als kranker Arbeitsloser wird der nicht Vermittelbare wieder zum guten Arbeitslosen, gesellschaftliche Re-Integration per anerkanntem Handicap.

Die Hartz-Reformen entfalteten ihr „strukturveränderndes Potenzial“, indem sie die Zone der Fürsorge in eine Zone gesteigerter Verwundbarkeit verwandelten, kollektive Rechtsansprüche durch individualisierte Kontakte ersetzten und den Weg zu einer prekären Vollerwerbsgesellschaft ebneten, die mit der auf Statusgarantien beruhenden Vollbeschäftigungsgesellschaft wenig gemein hat.

Niklas Luhmanns Vermutung, der westliche Sozialstaat könnte seinen alle Bürger einschließenden Wohlfahrtsanspruch preisgeben und das „Restproblem der Exklusion“ neuerlich für politisch unlösbar erklären, scheint sich zu bewahrheiten. Frei von jeglicher Idealisierung der Arbeitsreservisten, räumen die Jenaer Forscher gründlich mit Stereotypen und Vorurteilen auf.

Sowohl der Selbstachtung als auch gesellschaftlicher Wertschätzung halber besetzt das Gros der Arbeitslosen freie Stellen sogar dann, wenn sie ein eigenes Leben davon nicht bestreiten können. Zudem zeigen die vermeintlichen „Abkassierer“ eine ausgeprägte Gemeinwohlorientierung und begreifen die Eingliederungsverträge als Abkommen auf Gegenseitigkeit.

Fast jeder der Befragten, der staatliche Unterstützung in Anspruch nimmt, fühlt sich zu Gegenleistungen verpflichtet und greift, wenn der Traum von einer guten Stelle platzt, bereitwillig zu einer „Maßnahmekarriere“. Im scharfen Kontrast schließlich „zum Klischee der passiven Arbeitslosen sind die Leistungsbezieherinnen zu einem erheblichen Teil ausgesprochen aktiv“. Vielfach Gratis- statt Minderleister, engagieren sie sich in der Nachbarschaft, üben Ehrenämter aus oder engagieren sich in Initiativen, die mit Begleitumständen arbeitslosen Lebens ringen (Verschuldung, Zwangsumzug et cetera).

Alte Grundannahmen der Forschung gebrochen

Dennoch haftet ein Stigma an ihnen, und dass es haften bleibt, begreift die Forschergruppe als mutmaßlich beherrschenden Zweck der ganzen Übung. „Die politische Konstruktion der Unterschicht“ heißt das abschließende Kapitel des Buches; gemeint ist „Subjekt(ver)formung“ von oben, auf dem Verfahrensweg. Das Hartz-Regime produziere einen sozialen Stand, mit dessen Angehörigen niemand tauschen möchte, Bürger auf Bewährung, „ein feingliedriges System der De- und Reprivilegierung, das auch jene diszipliniert, die nicht oder noch nicht in prekären Verhältnissen leben müssen. Die zunehmende Konzessionsbereitschaft qualifizierter Arbeitskräfte bei der Stellenwahl, die als großer Reformerfolg gepriesen wird, ist Ausdruck dieser Entwicklung.“

Die erstaunlichste Einsicht der Studie ist zugleich die, die am meisten ermutigt: „In der Erwerbslosigkeit dominiert keinesfalls die Wahrnehmung eines Bruchs mit sozialen Beziehungen.“

Gerade dann, wenn soziale Entkopplung und Isolation unabwendbar scheinen – angesichts eines für irreversibel erachteten Abschieds vom Erwerbssystem –, setzen Regenerationsprozesse ein. Das Dasein bäumt sich mit letzter Kraft gegen die Gleichsetzung von „gelungenem Leben“ und „ordentlicher Arbeit“ auf. Die Eigenaktivität springt wieder an, Netzwerke werden neu geknüpft, selbst jene, die sich resigniert zurückgezogen hatten, verlassen wieder ihre Wohnung, sei es auch „nur“, um unter ihresgleichen Trost und Zuspruch zu finden.

Die Studie

Klaus Dörre, Karin Scherschel, Melanie Booth u. a.: „Bewährungsproben für die Unterschicht? Soziale Folgen aktivierender Arbeitsmarktpolitik“. Campus Verlag Frankfurt / New York 2013, 423 Seiten, 29,90 Euro

Buchpräsentation in Berlin: Dienstag, 30. Juli, Pfefferberg, 18.30 Uhr

Dieser Befund bricht mit Grundannahmen der Forschung über (Langzeit-)Arbeitslosigkeit, die seit dem Klassiker „Die Arbeitslosen von Marienthal“ als unantastbar galten. Das macht dieses Buch eigens empfehlenswert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

20 Kommentare

 / 
  • U
    unbezahlbar

    eine "bewährungsprobe für die unterschicht" ist auch die studie, die mit 29,90 euro für otto normal erwerbslosen leider unbezahlbar bleibt.

     

     

     

    in anbetracht der tatsache, dass die studie auf umfragen und interviews im umfeld der betroffenengruppe entstanden ist, lässt mich daran zweifeln, ob eine universität nicht ihrem öffentlichen auftrag besser nachkäme, wenn sie diese studie einfach kostenlos im internet verschenkt.

  • KC
    Klaus Clever

    Klaus Clever, Weisenheim am Berg

     

     

     

    Ich habe lange Jahre mit der Arbeitsverwaltung (Vermittlung, REHA, Berufsberatung) zusammengearbeitet und kann die in der Studie gemachten Aussagen nur bestätigen.

     

     

     

    Bei den Jobcentern wird in der Regel nur an Leasing-Firmen vermittelt, gelegentlich befristet auch auf dem ersten Arbeitsmarkt, dann aber mit Eingliederungszuschüssen und niedrigen Einstiegslöhnen.

     

     

     

    Vermittlung im eigentlichen Sinne findet weder bei den Agenturen noch Jobcentern statt: Die Arbeitsverwaltung kennt weder die Anforderungsprofile der Firmen noch die Qualitäten ihrer 'Kunden'. So kommt nie zusammen, was zusammengehört...

     

     

     

    Und was das 'Fördern und Fordern' betrifft: Nichts ist sinnloser, als zig (BLind-)Bewerbungen zu schreiben, um die kein Arbeitgeber gebeten hat (und auf die oft auch nicht mehr geantwortet wird: Porto!, auf Stellen, die es nicht gibt.

     

     

     

    Dümmer geht's nicht!

  • K
    kommentator

    Ich finde es immer köstlich, wenn in diesem Land Akadmiker und Behinderte gleichgesetzt werden. Bezieht sich auf den letzten Kommentar. Ansonsten ist es auch interessant, dass man keine Chance mehr auf Lehrauftrag hat, wenn man offen sagt, dass man sich in den Semesterferien arbeitslos melden muss. Also niemals ehrlich sein! Insgesamt vielen Dank für den sehr intressanten Artikel. Vielleicht sollte man noch ergänzen: Das Konstrukt der ehemaligen ostdeutschen Intelligenz als Unterschicht, denn die Probleme in den NBL sind wesentlich stärker. Ist das in Übereinstimmung mit dem Einigungsvertrag?

  • Der Artikel ist gut, z.T. raffiniert. Natürlich wird das Phänomen des schlauen "Aufstockers" - Hartz IV mit Schwarzarbeit oder semilegaler Tätigkeit (Zuhälterei) ganz ausgeblendet. Gibt es nicht.

     

     

     

    "Das Hartz-Regime produziere einen sozialen Stand, mit dessen Angehörigen niemand tauschen möchte."

     

     

     

    Und dies wo "hartzen" der Berufswunsch von Jugendlichen ist, die nicht dumm sind, sondern merken, wie gut es sich darin leben lässt.

     

     

     

    Also wieder viele kluge Worte, die verschleiern, dass Hartz IV für weite Teile der Bevölkerung ein Grundeinkommen mit Lästigkeiten ist, die man auch noch gerne weg hätte ...

  • K4
    kajus 47

    So gut ich den Artikel und die Beschreibung der täglichen Entwürdigung von Arbeitslosen finde, so wenig stimmt das Fazit, dass sich Erwerbslose angesichts ihrer desolaten Situation aus der Isolation herausbegeben und mit anderen Zusammenschließen, mit meinen Erfahrungen überein. Alle Gruppen von Hartz-IV-Betroffenen, die ich in den letzten 6 Jahren kennengelernt habe, sind inzwischen wieder eingegangen, nirgendwo regt sich gegen Hartz IV ernsthaft Widerstand und wenn wird er am wenigsten vo Hartz-IV-Empfängern initiiert. Sehr viele Hartz-IV-Empfänger aus meinem Bekanntenkreis haben sich hingegen in dieser Zeit vollkommen aus sozialen Kontakten zurückgezogen und wurden psychisch oder physisch krank. Deshalb habe ich den Verdacht, dass die ForscherInnen ihre ProbandInnen zu diesem Teil ihrer Studie vorwiegend aus ErwerbslosenaktivistInnen und Anhängern des bedingungslosen Grundeinkommens rekrutiert haben.

  • Allerdings gibt es doch schon zahlreiche Studien, die schon für den Umstand der Atrbeitslosigkeit vor der Hartz IV-Gesetzgebung belegten, dass die körperliche und psychische Gesundheit mit der Dauer der Arbeitslosigkeit sich gegenüber der entsprechenden Vergleichsgruppe von Arbeitnehmern zunehmend und wesentlich rasanter verschlechterte.

     

     

     

    Das wird unter den Bedingungen von Hartz IV nicht besser geworden sein. Eher wirkt die bittere Armut zusätzlich belastend, so dass viele Psychologen bei einer derartigen Ausgangslage die Patienten wegen schelchter Prgnose und schwieriger Behandlung gar nicht so gern annehmen mögen.

     

     

     

    Das ist auch allgemein menschlich und verständlich, wenn es den Menschen so geht und sie natürlich auch irgendwann wegen des schlechten Arbeitsmarktes, des von Politikern eifrig geschürten Stigmas resignieren auf der Suche nach einer Stelle.

     

     

     

    Und ein Ziel von Hartz IV trat mitr Sicherheit ein, über das nicht so eifrig geredet wird: Die Einsparungen im Staatshaushalt wurden zur Senkung des Spitzensteuersatzes genutzt. Rot-grün ermöglichte ein Sparen für die Reichen und nicht den Staat!

  • F
    Fritz

    Sehr guter Text. Den Hartz 4 Befürworter empfehle ich mal ein Praktikum als Harzer zu absolvieren, danach werden sie beten, bitte niemals in diese Situation zu kommen und fort an jede Schikane und Lohndrückerei ihres Arbeitgeber, ohne zu murren, erfüllen. Wer als 55 jähriger Ingenieur, mit jahrelangen Engagement beim THW, sich plötzlich beim 6 wöchigen Bewerbungtraining, gemeinsam mit 19 jährigen Schulabrecher, nicht ein Wort Deutsch sprechenden Migranten und von 8 - 15:30 beim Turmbauen aus 3 Din A4 Blättern, wieder findet und sich dabei fragt, warum habe ich eigentlich, Wehrdienst, Studium und Jahre lange Arbeit gemacht. Diese System ist randvoll mit Ungerechtigkeiten und nicht umsonst hat die SPD die Quittung bekommen. Die Ex Arbeiter Partei wird niemals mehr über 25 % kommen und das zu Recht.

  • W
    Wolfgang

    Das werktätige Klassenbewusstsein wurde erfolgreich in Deutschland von der Sozialdemokratie vor 1933 und nach 1945 im Kapitalinteresse vernichtet! Auch die Niederlage der antifaschistischen und antiimperialistischen Deutschen Demokratischen Republik wäre hierfür ein Beispiel. "Die zunehmende Konzessionsbereitschaft qualifizierter Arbeitskräfte {...} ist Ausdruck dieser Entwicklung." // Dank der "Sozialpartner" der Finanz- und Monopolbourgeoisie, der Spezialdemokraten Hundscher und Gauckscher Gesinnung, verlor ich bereits erheblich an Rentenansprüchen, trotz meiner 47 Erwerbslebensjahre, den größten Teil in Knochenarbeit, bleibt zukünftig nur wenig mehr als die Grundsicherung.

     

     

     

    Analog, so gibt es bereits viele Millionen werktätige Frauen und Männer in Deutschland. Bei einer halbwegs emanzipierten und klassenbewussten werktätigen Bevölkerung, die es aufgrund der Spezialdemokraten der Bourgeoisie und Aktionäre, in Deutschland so nicht mehr gibt, beständen heute viele sozial berechtigte Gründe für eine gewaltsame Revolution in Deutschland und Europa, gegen das herrschende Kapital und gegen deren staatliche und gesellschaftspolitische Administration!

  • Ein erstaunlicher Text. Geradezu poetisch geschrieben und inhaltlich nicht falsch.

     

     

     

    Ich frage mich nur:

     

     

     

    1. Ging es den Menschen vorher im Sozialhilfebezug besser?

     

     

     

    2. Was sind die Alternativen zum ALG, bzw. zur Sozialhilfe.

     

     

     

    Das Grundeinkommen wird jetzt genannt werden. Doch leider sind Mehrheiten dafür in weiter Ferne. Unabhängig von der Frage, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen nun wünschenswert ist oder nicht.

    • @Dhimitry:

      Arbeiten Sie doch an den Mehrheiten für ein bedingungsloses Grundeinkommen mit!

       

       

       

      In der Politik gibt es einen sehr einfachen Grundsatz: "Was Du nicht tust, wird nie getan."

      • @Rainer B.:

        Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen wirklich ein Fortschritt wäre.

         

         

         

        Neben der schwierigen Finanzierung, die einer Revolution der Staatsfinanzierung gleichkommen würde, sehe ich die Probleme bei der Motivation der Menschen. Wer wird noch die unangenehmen Arbeiten machen wollen, wenn er/sie auch auf ein ausreichend hohes Grundeinkommen zurückgreifen kann.

         

         

         

        Nunja, diese Einwände werden sie sicher schon sehr oft gehört haben.

         

         

         

        Ich würde eher das naheliegende fordern: Die Schikanen der Ämter bekämpfen. Weniger "fordern", mehr Geduld bei der Vermittlung.

         

         

         

        Der schrittweise Umbau der Arbeitslosenversicherung, hin zu einer Agentur, die in bestimmten Fällen auch "selbstverschuldete" Arbeitslosigkeit (Sabbatjahr, Fortbildung, Pflege, etc.) finanziert. Eine Art "Lebenslagenverscherung", die einem Grundeinkommen (auf Zeit) nicht unähnlich wäre.

        • @Dhimitry:

          Die Finanzierung ist nicht das Problem - im Gegenteil. Für Drohnen-Flops ist ja auch Geld da. Es wurden bereits Modelle durchgerechnet mit 800 - 1000 € im Monat, was deutlich mehr ist als viele Rentner oder Arbeitslose heute so bekommen. Länder wie Kanada, oder Luxemburg haben mit ähnlichen Ansätzen bereits sehr gute praktische Erfahrungen gemacht. Der Binnenmarkt entwickelt sich dort deutlich besser und ein Großteil des Geldes fließt sowieso zurück in den Steuertopf. Zahlreiche bürokratische Selbstzweck-Apparate können endlich schrittweise aufgelöst werden, wodurch neue Mittel auch langfristig frei werden.

           

           

           

          Welche Arbeit als "unangenehm" empfunden wird, ist individuell sehr sehr unterschiedlich. Ich kenne ebensoviele Leute, die z.B Büroarbeit furchtbar finden wie Leute, die sich nicht gern die Finger schmutzig machen. Möglicherweise wird sich das Lohngefüge in dem ein oder anderen Bereich verschieben, weil man Geldanreize bieten muss - why not? Insgesamt wird es dann aber auch einen echten Arbeitsmarkt geben können und nur motivierte Leute kommen auf den Arbeitsplatz, der ihnen am meisten liegt.

           

           

           

          Bedingungsloses Grundeinkommen heißt ja nicht, dass nicht mehr gearbeitet werden muss, oder nicht mehr gut verdient werden darf, sondern dass das Existenzrecht jedes Einzelnen durch den Staat sichergestellt wird. Man muss dann nicht arbeiten, nur um Wohnen und Essen zu können, sondern man kann arbeiten, um sich und den anderen einen zusätzlichen Sinn im Leben zu geben und seine Fähigkeiten für sich und andere zu nutzen. Das ist eine ganz andere Motivation, die daraus entsteht und die gewiß ein großer Fortschritt für diese Gesellschaft wäre.

           

           

           

          Die BA ist nicht reformierbar. Sie ist ein unseliges Relikt aus Kaiser- und Nazizeit und gehört endlich auf den Müll der Geschichte. Nicht "Arbeit macht frei!", sondern Freiheit zur Arbeit ist die Zukunft mündiger Bürger.

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Warum nur wird es so negativ konnotiert, dass die Bezieher von Leistungen eine Gegenleistung erbringen sollen? Jeder gesunde Mensch kann bei der momentanen Wirtschaftslage Arbeit finden - ob es ein Traumjob ist, sei dahergestellt. Natürlich gibt es ausbeuterische und prekäre Arbeitsverhältnisse, aber statt in Sozialromantik abzugleiten, sollte man eingestehen, das dies eben Bestandteil der Marktwirtschaft ist. Einen Sozialstaat in dem sich alle verwirklichen können und ein ausfüllendes Leben führen können gibt es schon: er heißt Utopia. Es ist halt einfach, die Arbeitsmarktreformen klein zu reden und zu kritisieren. Das diese Reformen aber dazu beigetragen haben, dass es in Deutschland keine wirkliche Armut gibt, wird gerne ingnoriert.

  • S
    sounds

    - sehr toller Artikel, vielen Dank!!

  • O
    oppeln

    Guter Artikel! Die 'prekären' Verhältnisse beginnen aber im Wesentlichen woanders: Aufgrund des umfassenden Kündigungsschutzes werden, quasi als Ausgleich, Arbeitsverträge sehr oft lediglich befristet geschlossen: Für Planung und Sicherheit weniger wert als ein möglicherweise gelockerter Kündigungsschutz.

    • @oppeln:

      Welchen "umfassenden Kündigungsschutz" meinen Sie?

  • Guter Artikel, gute Analyse!

     

     

     

    Im übrigen bin ich der Meinung, dass die Bundesanstalt für Arbeit besser heute als morgen zerschlagen werden sollte, weil sie einem echten Arbeitsmarkt nur noch im Wege steht und lediglich die Arbeitgeber beim Lohndumping unterstützt.

     

    Sie degradiert Menschen zu "Sozialfällen" und macht sie systematisch krank durch Entrechtung, Erniedrigung, Enteignung und Verunsicherung.

     

     

     

    Das Geld für die BA wäre für ein bedingungsloses Einkommen besser verwendet. Die tausenden von Büros könnten in dringend benötigte, preiswerte Wohnungen umgewandelt werden, ohne weiteren, kostbaren Boden zu versiegeln.

     

     

     

    Jeder Mensch hat nur ein Leben. Das Warten auf den Fluren der BA muss ein Ende haben! Es gibt Besseres zu tun als seine Zeit mit armseligen Sachbearbeitern zu vergeuden.

  • Bedingsloses Einkommen muss schnell her, bevor die Mehrheit aller abhängig Beschäftigten zuerst zu HARTZ IV-Aufstockern oder Minijobbern degradiert und dann zu echten Dauer- "HARTZ-VI´lern" werden.

     

    Es ist beschämend, erbärmlich und auf Dauer immer unwirtschaftlich, wenn alleine in NRW schon ca. 12.600 Akademiker/Innen mit Lebens- und Berufserfahrungen HARTZ IV beziehen müssen, weil Sie:

     

    a) zu alt sind (65% von denen über 50 Jahre alt!)

     

    b) weil Sie angeblich überqualifiziert sind (da sind auch viele Rechtsanwälte, Steuerberater, Architekten, Bau-Ing., Betriebswirte, Sozialarbeiter. Lehrer/Innen, Künstler... dabei!)

     

    c) weil Sie behindert oder krank sind, aber für die Armutsrente noch zu jung!

     

    e) weil fast die hälfte von denen einen Migrationshintergrund haben!

     

    Wenn kein Volksaufstand in ca. 3- bis 5 Jahren kommen soll, dann müssen die Lösungen in 24 Monaten in der Praxis bereits laufen...

    • A
      Alreech
      @Quotenmensch:

      das mit dem Akademiker_innen geht natürlich gar nicht, denen sollte eine standesgemäßes Einkommen zustehen.

       

       

       

      Vor Hartz IV war genau das der Fall, eine Ingenieur der mit Anfang 50 in Rente ging konnte die nächsten Jahre locker von Arbeitslosenhilfe leben.

       

      Dank der SPD wird er schon nach einem Jahr genauso behandelt wie ein dummer Proll der keinen Akademischen Abschluß hat.

       

       

       

      Und das geht ja gar nicht !

       

      Womöglich kommt es noch zum Volxaufstand, bei der die Arbeiterklasse die Macht übernimmt, dann werden die standesgemäßen Privilegien der Akademiker nie wieder hergestellt !

  • W
    Wolf

    Alle, die nicht eine Hartz-IV-Studie verfasst haben, werden leider Schwierigkeiten haben den Text zu verstehen.

     

     

     

    Ich habe nach 1x durchlesen nicht viel verstanden.