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Reaktion auf Hamas-RaketenIsrael startet neue Militäroffensive

Die israelische Armee hat rund 50 Ziele im von der Hamas kontrollierten Gazastreifen angegriffen. Das Militär reagiert so auf den Raketenbeschuss aus dem Gebiet.

Bewohner von Gaza-City nach dem nächtlichen Luftangriff. Bild: ap

JERUSALEM ap | Als Reaktion auf anhaltenden Raketenbeschuss durch palästinensische Extremisten hat Israel eine Militäroffensive gegen den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen gestartet. Die „Operation Protective Edge“ habe zum Ziel, „den Terror zu stoppen, dem israelische Bürger täglich ausgesetzt“ seien, hieß es in einer über Twitter veröffentlichten Erklärung der Armee. Das Militär griff bis Dienstagmorgen mindestens 50 Ziele in dem Gebiet an, darunter vier Häuser von Militanten und verborgene Raketenwerfer, wie Armeesprecher Peter Lerner mitteilte.

Die Armee werde ihre Angriffe auf den Gazastreifen nach und nach steigern, sagte Lerner. Man rekrutiere zudem Reservisten für eine potenzielle Bodeninvasion, erklärte er.

Bei Luftangriffen der israelischen Armee im Gazastreifen wurden am Dienstag nach Angaben eines Gesundheitsbeamten mindestens neun palästinensische Zivilisten verletzt. Nach Angaben des israelischen Militärs wurden in den vergangenen Wochen rund 300 Geschosse aus dem Hamas-Territorium auf Israel abgefeuert, darunter 80 Raketen am Montag. Israelische Bewohner im Süden des Landes wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben.

Die Spannungen zwischen Israel und Palästinensern hatten zugenommen, nachdem vor Wochen drei jüdische Jugendliche im Westjordanland verschwunden und schließlich ermordet aufgefunden worden waren. Wenige Stunden nach ihrem Begräbnis vergangene Woche wurde der 16-jährige Palästinenser Mohammed Abu Chdeir entführt, seine verkohlte Leiche wurde wenig später in einem Wald bei Jerusalem entdeckt. Ermittler hatten am Sonntag sechs Verdächtige, darunter auch Minderjährige, in dem Fall festgenommen. Drei von ihnen hätten sich zum Mord an dem Teenager bekannt und den Tathergang nachgestellt, sagte ein israelischer Behördensprecher.

Das Geständnis konnte die politisch aufgeladene Stimmung jedoch nicht beruhigen. Das israelische Militär gab bekannt, dass Infanterietruppen an die Grenze zum Gazastreifen verlegt würden. Schon im Laufe des Montags waren in der Region Schlangen von israelischen Panzern und Bussen zu sehen, Soldaten liefen umher.

US-Präsident Barack Obama rief Israelis und Palästinenser zur Zurückhaltung und zu einem Ende der Vergeltungstaten auf. Es handele sich um einen „gefährlichen Moment“, schrieb Obama in einem Gastkommentar in der israelischen Zeitung Haaretz. Darin beklagte er sowohl den Mord an den drei israelischen Teenagern und die darauffolgende Bluttat an Abu Chdeir, die viele als Racheakt sehen.

Der Konflikt darüber, wie Israel auf die Raketenangriffe reagieren soll, bedroht auch die israelische Regierung. Außenminister Avigdor Lieberman kündigte am Montag das Bündnis mit der Likud-Partei von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf, weil ihm das Vorgehen des Regierungschefs zu zurückhaltend ist.

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17 Kommentare

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  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Schon interessant, wie sich Deutsche Elfebeinturmbewohner hier wieder anmaßen, alles besser zu wissen, was Tausende Kilometer entfernt passiert.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Wieder leiden Unschuldige.

  • Israel zog alle juden von gaza ab. Etwas, was deutsche "Israelkritiker" vehement forderten. Als dank bekam Israel nur Raketen zurück. Dasselbe Spiel gab es übrigens, als Israel den Sinai, Süd-Libanon und Gebiete in Ägypten und Syrien abgab.

     

    Die gleichen Heuchler, die von Israel einen Abzug forderten, sagen Israel nun, dass es sich nicht gegen Terrorraketen wehren darf und fordern eine Abgabe von Westbank.

     

    Gibt Israel die Westbank ab und bekommt mehr Raketen auf Juden als dank, werden die ewiggestrigen deutschen "Israelkritiker" natürlich wieder von israel Passivität gegen raketen fordern.

     

    Übrigens versorgt Israel gaza täglich mit Strom, Wasser, Benzin, Nahrung, Medikamente... Ich kenne kein anderes Land der Welt, das ein gebiet mir allem beliefert. von wo aus es beschossen wird. Das ist wahnsinn, wieweit Israel sich entblösst und es reicht den Deutschen immernoch nicht.

     

    Bitte um Veröffentlichung, um diese Hetze gegen Israel und den Juden etwas entgegenzusetzen.

    • @Mehrdad:

      Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen man hätte aus dem Gaza-Streifen kein Gefängnis gemacht. Wer und was nach Gaza reinkommt (und wieder hinaus) bestimmt immer noch Israel. Mal vomSchmuggel durch die Tunnel mal abgesehen.

    • @Mehrdad:

      Ein bißchen übertrieben, finde ich.

      Und durch diese Übertreibung leider ins Gegenteil verkehrt. Ein alter Hasbara-Fehler. Ich hatte früher so einige Male vermutet, das im Internet angebliche Freunde Israels in Wirklichkeit durch ihre merkwürdige Argumentation das Spiel der anderen Seite spielen. Aber wie auch immer...

      - Der Abzug der Siedler fand deshalb statt, weil er für Israel Vorteile brachte - das ist der einzige Grund.

      Schon gar nicht, weil Israelkritiker

      das forderten.

      - Selbstverständlich darf Israel sich gegen Raketen aus Gaza wehren - wer behauptet denn anderes? Aber dürfen die Palästinenser sich denn auch gegen Übergriffe von Siedlern und IDF wehren? Die Frage sollte man dann auch beantworten.

      - Das Israel die Kontrolle über sämtliche Lieferungen nach Gaza hat, ist so. Weil Israel es will, nicht weil die Palästinenser es wollen, und weil es für Israel ein gutes Geschäft ist, und weil man mit der damit verbundenen Abhängigkeit die Palästinenser in Gaza jederzeit in der Hand hat.

      Übrigens lässt Israel keinerlei Produkte aus Gaza heraus - komisch was?

      • @Bernado:

        Welche israelischen Siedler leben in Gaza? Und was ist mit dem lieben Nachbar Ägypten? Über die Grenze nach Ägypten können Produkte heraus? Oder auch hinein?

        • @Henri Sinople:

          Nein auch da geht nix ohne die Zustimmung oder Kontrolle durch Israel.

          Der Waren- und Personenverkehr an der Grenze zu Ägypten ist war bis zum Wahlsieg der Hamas unter gemeinsamer Kontrolle von Israel, der EU, Ägypten und der Palästinenser. Jetzt ist geschlossen da die Hamas die Kontrolle nur noch durch Ägypten und der Palästinenserbehörden durchführen lasen will. Das will natürlich Israel nicht.

  • der versteckte krieg geht also in offenen über. und gleichzeitig in innerisraelischen wahlkampf.

    alles wenig verwunderlich.

    verwunderlich ist nur, dass alle welt besatzung für frieden hält.

    statt von militäroffensive sollte man von kollektivstrafe an besatzter bevölkerung sprechen.

    • @christine rölke-sommer:

      Wer ist für Sie "alle Welt"?

      Und was heißt bei Ihnen "besatzung"? Israel wird von den arabischen Nachbarn ins Meer gewünscht - und das seit über 63 Jahren.

      • @Henri Sinople:

        und den gazastreifen als besatzten gibt es genau wie lange?

        besatzte haben die eigenart, besatzer zum teufel zu wünschen. oder ins meer. oder auf den mond.

        • @christine rölke-sommer:

          1948 - 1967 > Besatzung durch Ägypten

          1967 - 2004 > Besatzung durch Israel

           

          Der Gazastreifen wurde also ca. 56 Jahre besetzt und seit 10 Jahren können sie ihr Land ungehindert aufbauen - es gibt ja auch noch einen Grenzübergang zu Ägypten. Wenn man sich allerdings mit allen seinen Nachbarn zerstreiten, dann hat man ein Problem...

    • @christine rölke-sommer:

      Innerisraelischer Wahlkampf? Warum wissen Sie davon, aber 5,6 Mio. Wahlberechtigte Israelis nicht? Gibt es auch einen ausserisraelischen Wahlkampf?

       

      Und erhellen Sie die Welt doch gleich mal mit einen Vorschlag, wie Israel auf über 60 Raketenangriffe/ Stunde reagieren sollte. Das sie zurückschlagen hätte ich natürlich auch nicht erwartet. Absolut überzogen! Nur weil die Hamas sie offiziell vernichten will...

      • @Joe Montana:

        na, was glauben Sie denn, was die auflösung des bündnisses likud-beteinu ist?

        ich sehe: Libermann beginnt schon mal seine kampagne Avigdor for king. also wahlkampf. der auch in chuz-le-aretz ankommen und geführt werden wird. womöglich an der frage, wie ein-für-alle-mal-fertig die gazanerinnen gemacht werden dürfen.

        auf dass wir in der hinsicht auf dem laufenden bleiben .... http://www.imemc.org/article/68393

        das hilft, zwischen militäroffensive und kollektivstrafe zu unterscheiden.

  • Immer solch suggestive Überschriften....

    Sie schreiben doch selbst, dass die die israelische Luftwaffe damit auf die permanenten Raketenangriffe der Hamas reagiert.

    Warum lautet die Überschrift dann nicht:

     

    "Hamas und andere Milizen greifen 300 Ziele in Israel an. Allein am Montag gab es 80 Raketenartillerieangriffe auf Ziele in Südisrael."

    • @meierj:

      Die Hamas hat schon ihre Gründe für den Raketenbeschuss Israels. Es ist doch klar, das dieser Beschuss mit den Verhaftungen, den verwüsteten Häusern und verprügelten und erschossenen Palästinensern im Westjordanland zusammenhängt. Also:

      der Raketen-beschuss durch die Hamas ist eine Reaktion, die Bombardierung Gazas durch die IDF wiederum ebenso. Was war zuerst da: das Huhn oder das Ei? Eindeutige Schuldzuweisungen sind nicht möglich und nur die übliche Propaganda beider Seiten.

    • @meierj:

      Naja, die einzigen Deutschen, die nach 45 Juden selektiert haben, waren linke Terroristen in Entebe. Die Arabischen Terroristen haben denen diesen Job überlassen, weil sie als deutsche "Erfahrung mit jüdischen Namen" hatten.

       

      Von Linken kann man doch keine Objektivität erwaten, wenn es um Israel geht.