Privatsphäre bei Snapchat: Die totale Erfassung
Die App Snapchat hat neue Geschäftsbedingungen: Sie darf jetzt Name, Bild und Stimme von Nutzern verwenden – unbefristet und ohne Honorar.
Die App ist vor allem bei Jugendlichen beliebt – auch für das Versenden sehr privater Inhalte. Denn die Anwendung erlaubt es, Fotos zu verschicken, die beim Empfänger nur für wenige Sekunden sichtbar sind. Zwar ist es möglich, das Bild mittels eines Screenshots zu speichern, doch diese Methoden versuchen die Betreiber der App unattraktiv zu machen – indem der Sender über erstellte Screenshots informiert wird.
Doch für das Unternehmen sind die Bilder alles andere als vergänglich. Auf den Servern werden sie nicht gelöscht, und schon in der Vergangenheit räumte sich Snapchat das unwiderrufliche Recht ein, Bilder unter anderem kostenlos zu nutzen, zu bearbeiten und zu veröffentlichen.
Dazu kommt nun, dass mit dem Bild auch Name und Stimme des Nutzers verwendet werden dürfen. Das soll in Zusammenhang mit den sogenannten Live Stories passieren, bei denen das Unternehmen Nutzerinhalte etwa zu einer Veranstaltung sammelt und daraus eine Art Live-Berichterstattung generiert. Die geänderten Geschäftsbedingungen datieren auf vergangene Woche, wer den Dienst weiter nutzt, erklärt sich damit einverstanden.
Mit der Neuerung will das Unternehmen vermutlich seine Position auf dem Werbemarkt verbessern und das Umfeld für Werbekunden attraktiver machen. Snapchat gilt als nächster Kandidat für einen großen Börsengang. In einer Finanzierungsrunde im Sommer sammelte es 650 Millionen US-Dollar ein. Der Unternehmenswert wird damit auf insgesamt 16 Milliarden Dollar geschätzt. Eine Übernahme durch Facebook hatte es in der Vergangenheit abgelehnt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Schraubenzieher-Attacke in Regionalzug
Rassistisch, lebensbedrohlich – aber kein Mordversuch