Portale helfen beim Stromtarifwechsel: Kampf gegen inneren Schweinehund

Unentschiedene und träge Kunden sollen dank neuer Online-Vergleichsportale zu günstigen Stromtarifen wechseln.

Nur ein müder Blick in den Tarifdschungel   Foto: dpa

Berlin taz | Ihr größter Verbündeter ist wohl die menschliche Trägheit. Auf dem Markt der Strom- und Gasanbieter kämpfen in Deutschland derzeit 30 große und an die 100 kleinere, regionale Anbieter um jeden Kunden. Wer einmal bei einem Tarif gelandet ist, fühlt sich von der Palette an Angeboten oft überfordert und kann sich nicht zu einem Wechsel durchringen, obwohl der möglicherweise vorteilhaft wäre.

Aus dieser Schwäche der Kunden wollen jetzt gleich mehrere Vergleichsportale eine Stärke machen. Einen breit angelegten Vorstoß plant das Portal Verivox. Wer sich für den neuen Service namens „Prime“ entscheidet, für den übernimmt Verivox die Tarifentscheidungen und Formalitäten rund um einen Anbieterwechsel. Das Portal schlägt günstige Angebote vor, per Telefon kann man dann den Wechsel abschließen. Der Service soll 29.90 Euro im Jahr kosten und gilt für Gas, Strom, KfZ-Versicherung und DSL-Anschluss zu Hause. Dafür verspricht Verivox eine Ersparnis von mindestens 250 Euro im ersten Jahr und in den Folgejahren von 100 Euro. Verbraucherschützer begrüßen das Angebot, bemängeln aber Lücken beim Datenschutz.

So neu ist die Idee von Verivox, das seit einem Jahr zum Medienkonzern ProSieben Sat 1 gehört, aber nicht. Auch gleich mehrere Startups basteln seit einigen Jahren an solchen Vergleichsportalen. Das Startup SwitchUp aus Berlin Neukölln bietet einen ähnlichen Service – und zwar kostenlos. Finanzieren soll sich das Portal, indem es die Wechselprovision bei den Anbietern einstreicht.

Das Augsburger Startup Cheapenergy 24 behält stattdessen einen Teil des ersparten Geldes ein, den der Kunde durch den Anbieterwechsel erreicht. Gerade kleinere Anbieter auf dem Energiemarkt müssen befürchten, dass ein angeregtes Wechselspiel ihrer Kundschaft langfristig das Geschäft bedrohen könnte. Im harten Preiskampf lohnt sich ein gewonnener Kunde für die Anbieter erst nach einigen Jahren Treue, heißt es dort.

„Wir wollen den Markt langfristig fairer machen“, sagt Celine Iding von SwitchUp. Dass sich die Vergleichsportale auf lange Sicht damit selbst das Geschäftsmodell abgraben glaubt man bei SwitchUp nicht. „Wir wollen unsere Vergleichsangebote auf immer neue Felder ausweiten.“

Comments

[mowgli]

Nicht mein Prinzip. Gier ist ein ganz beschissener Berater.







Man muss das einfach mal zu Ende denken. Wer die Portale heute groß macht, wird morgen selber unter ihnen leiden. Schaut euch mal an, was das Prinzip Rankingagentur bedeutet für die Marktwirtschaft. Die Agenturen sind letztlich die einzigen, die davon profitieren. Nicht nur finanziell, sondern auch machtstukturell.







Der Merkt wird vermutlich nicht "langfristig fairer", wenn sich die Portale durchsetzen. Im gegenteil. Er wird noch härter werden, als er ohnehin schon ist. Ist ja nicht so, dass nicht diverse Stellschrauben noch angezogen werden könnten. Es wäre also gut, sich rechtzeitig mal klar zu machen, dass Menschen nicht bloß Kunden sind. Sie sind auch Anbieter bzw. Produzenten – und als solche heute schon relativ stark gestresst.







Der "innere Schweinehund" ist ja nicht wirklich angeboren. Er ist ein Ergebnis von zu viel Stress. Wir alle sind "der Markt". Und wenn "der Markt" uns zu sehr quält, wird das gewisse Folgen haben auf uns und unsere Psyche. Folgen, die Medienkonzerne wie ProSieben/Sat 1 egal sein können. Die haben schließlich eine grenzenlose Wahl.







Wer zerbricht unter der Last, wird einfach ausgetauscht. Und wer genug verdient hat, macht sich aus dem Staub. Das ist schon heute so und wird mit den Portalen noch mal etwas krasser.

 

Kommentar gekürzt. Bitte bleiben Sie sachlich.

[Georg Schmidt]

hab mal rreingeschaut bischen wenig Infos kein KH Preis, also ich würde im ertsen Jahr mit all den Bonusen bis zu 800€ sparen kann ich das glauben wie seehts im zweiten Jshr aus wegn 100€ mach ich mir keinen Kopp

[4813 (Profil gelöscht)]

Hab mir Switchup angeschaut. Bissel umständlich das Ganze. Da blei ich lieber bei Verivox. Ich hab schon mehrfach gewechselt, aber das ich die Ergebnisse in einer Mail zugeschickt bekommen soll , finde ich merkwürdig. Das so ein Portal Provision bekommt ist doch selbstverständlich. Explizit zahlen, bevor ich mich endgültig entschieden habe? Macht man doch nicht.

[Georg Schmidt]

@4813 (Profil gelöscht):

leider keine ERgebnisse mitgeteilt, zb was gespart