Nicht registrierte Nahrungsmittel: 50.000 Tonnen Ekel-Fleisch gesucht
Ein Großhändler steht im Verdacht, unkontrolliertes Pferdefleisch verarbeitet zu haben. 50.000 Tonnen Fleisch sollen deshalb in ganz Europa aufgespürt werden.
AMSTERDAM dpa | Neuer Fleischskandal: Ein niederländischer Großhändler hat offenbar in mehrere europäische Länder 50.000 Tonnen nicht-deklariertes Fleisch verkauft. Das Fleisch könne mit unkontrolliertem Pferdefleisch vermischt worden sein, warnte die niederländische Kontrollbehörde für Nahrungsmittel am Mittwoch in Utrecht. Sie forderte 500 Betriebe, darunter auch deutsche, auf, die Ware bei ihren Kunden aufzuspüren und aus dem Handel zu nehmen.
Die Herkunft des Fleisches sei unklar, erklärte die Behörde. Daher könne auch die Sicherheit nicht garantiert werden. Zur Zeit gebe es aber keine konkreten Hinweise auf Gefahren für Menschen.
Von dem Skandal sind in Deutschland nach bisherigen Erkenntnissen 124 Betriebe in praktisch alle Bundesländer betroffen, sagte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) am Donnerstag. Aigner schloss nicht aus, dass falsch etikettiertes Fleisch auch in Deutschland bereits gegessen wurde. Der Verzehr solcher Produkte sei aber nicht gesundheitsgefährdend.
130 Zwischenhändler und fleischverarbeitende Betriebe in den Niederlanden und 370 in anderen Ländern müssen nun innerhalb von zwei Wochen das Fleisch etwa bei Supermärkten aufspüren. Die Ware wurde von Januar 2011 bis Februar 2013 von dem Großhändler aus dem süd-niederländischen Oss verhandelt.
Wahrscheinlich ist ein Teil des Fleisches bereits konsumiert worden, sagte Benno Bruggink, Sprecher der Aufsichtsbehörde. „Aber viel wurde auch in Tiefkühlmahlzeiten verarbeitet, und Frikadellen oder Hamburger sind sehr lange haltbar.“
Pferde- und Rindermix
Das niederländische Parlament reagierte entsetzt. Mehrere Parteien forderten eine umfassende Untersuchung des Skandals. Gegen den Großhändler wird bereits seit Februar ermittelt. Er hatte Pferdefleisch mit Rindfleisch vermengt und als reines Rindfleisch verkauft. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergaben nun, dass der Betrieb seit 2011 die Herkunft seiner Ware nicht registriert hatte.
Er hatte 370 Betriebe in verschiedenen europäischen Ländern, darunter Deutschland, Frankreich und Spanien geliefert. Sie würden über ihre jeweiligen nationalen Instanzen informiert, teilte die Behörde mit.
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