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Merkels Ansprache zu CoronaDeutsche Gründlichkeit

Barbara Junge
Kommentar von Barbara Junge

Die Bundeskanzlerin bittet die Bürgerinnen und Bürger mit bewegenden Worten, zuhause zu bleiben. Das reicht nicht.

Das Team der Zentralen Notaufnahme in Essen macht klare Ansagen Foto: Universitätsklinik Essen/dpa

D ie eindringliche Rede der Bundeskanzlerin vom Mittwoch hat das Dilemma der deutschen Reaktion auf die Pandemie exemplarisch gezeigt. Wie ordnet man Maßnahmen an auf einer nach oben offenen Eskalationsskala und bleibt zugleich im Tempo und Tonfall der typisch deutschen Zurückhaltung?

Die Pläne, die der Krisenstab rund um die Uhr für die Bundesregierung und die Kanzlerin entwickelt, sind durchdacht, abgestimmt und austariert. Sie sind nicht geprägt von überstürztem Handeln oder panischer Geschäftigkeit. Sie sind im zeitlichen Ablauf geordnet und organisiert. Es gibt nur ein Problem: Das Virus entzieht sich dem historisch gewachsenen Selbstverständnis der Deutschen.

Stand Mittwochabend waren in Deutschland 11.302 Fälle einer Infizierung mit dem Coronavirus registriert. Wir haben uns (bei weltweit fast 210.000 Infizierten) auf Platz fünf der globalen Statistik vorgearbeitet, vor Südkorea und Frankreich. Dass die Zahl der Infektionen in Wahrheit deutlich höher liegt, bezweifelt niemand mit Sachverstand. Schon allein weil heute angesteckte Menschen vielleicht morgen, vielleicht erst in zehn Tagen oder gar nicht getestet werden. Da hilft es auch nicht, dass die US-Zahlen noch viel weiter von der Wahrheit entfernt sein dürften.

Gleichzeitig ist die Zahl der an der Infektion Gestorbenen zwar in jedem Einzelfall eine Tragödie, aber im internationalen Vergleich mit bislang 27 Toten phänomenal niedrig. Die Daten legen nahe, dass unser Gesundheitssystem bislang hervorragend funktioniert. Im Gegensatz zu Italien und auch Spanien, wo sich medizinische Katastrophen entwickelt haben, kann Deutschland bisher in der medizinischen Versorgung mit den steigenden Fallzahlen mithalten. Berlin errichtet sogar ein Krankenhaus mit 1.000 Betten.

Was liegt da näher, als noch einmal schnell die Frühlingssonne zu genießen? Das erste Eis wird schon verkauft, die Leute sitzen in Cafés. Die Gefahr scheint in Deutschland ja doch nicht ganz so groß zu sein wie in Ita­lien. Bilder aus überfüllten Krankenhäusern mit verzweifelten Menschen stammen aus einer Welt hinter den Alpen. Eine gefährliche Illusion.

Wenn die Bundeskanzlerin die Bürgerinnen und Bürger jetzt in einer bewegenden Rede an die Nation auffordert, doch bitte zu Hause zu bleiben, reicht das nicht aus. Eine Aufforderung, die das Wort „Ausgangssperre“ vermeidet, ist sogar falsch. Sie legt nahe, Deutschland habe das, anders als seine Nachbarstaaten, nicht nötig. Diese Interpretation wiegt die Menschen in einer Sicherheit, die es nicht gibt.

Es braucht klare Auflagen. Dass diese vom Krisenstab bald noch kommen, ist recht wahrscheinlich. Wir machen das eben gründlich. Aber zu langsam. Für alle Maßnahmen muss allerdings eine Bedingung gelten: dass sie nur in der Pandemie zur Anwendung kommen und danach ohne Ausnahme wieder rückgängig gemacht werden.

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64 Kommentare

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  • Anders ausgedrückt: Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, deckt man den Brunnen zu. "eindringliche Rede" heißt ins Allgemeinverständliche übersetzt: Viele zu spät. "Schaden von ihm wenden": Fehlanzeige. Hätte ich so meinen nicht ganz ungefährlichen Chemieunterricht gehalten, ich wäre nicht 46 Jahre weit gekommen, höchstens 46 Tage. Läßt Frau es erst einmal laufen, wird eine Veränderung der Verhaltensweise immer schwieriger, insbesondere bei den Uneinsichtigen. Allerdings, die Tabellen anderer Länder zeigen vielfach ähnliche Verläufe, wie auch die Wahlvorhersagen der letzten über 10 Jahre eine Verhaltensänderung seitens der Kanzlerin nicht notwendig erscheinen ließen.

  • Unbedeutende Randnotiz, besonders für unsere SpielplatzfreundInnen:

    "In Deutschland steigt die Zahl der Infizierten jetzt schneller als in Italien"

    www.tagesspiegel.d...lien/25560996.html

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    Auf jedenfall interessant, daß ein Staat immer Personal findet, für freiheitentziehende Maßnahmen. Im aktuellen Fall für von Virologen angezweifelten Nutzen. Warum gibt es keine Meldung wie, " Großindustrie wurde zur Herstellung von 3 Millionen Beatmungsgeräten verdonnert ? "

    • @97760 (Profil gelöscht):

      Welche Virologen zweifeln den Nutzen vom social distancing an?? Die 3 Millionen Beatmungsgeräte werden nicht nötig sein, wenn sich jeder an die Maßnahmen zur Verbreitung des Virus hält.

  • Taz-Zitat: “(…) Viele in der Partei meinen: Für die AfD ist die Einstufung eine ernste Gefahr – nicht nur, weil es für die Beamten langsam brenzlig wird. (...)“



    Mich würde interessieren was aus den fünf thüringischen “Flügel-Polizisten“ geworden ist, welche einst für die AfD, für den thüringischen Landtag, kandidieren wollten (“Gewerkschaft fordert Distanz“, taz, 22.01.19).



    Sind sie weiterhin als AfD-Parteimitglieder im “Flügel“ aktiv? Wenn ja: Wie verhält sich der Polizeidienst, der einen Eid auf unsere Verfassung beinhaltet, mit diesem ultrarechten AfD-Flügel?

  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    Ich trenne hier den Mensch Merkel von der Politikerin Merkel .(trotzdem Mensch! )

    Frau Merkel bleib ihrer Linie treu. Sie verbiegt sich nicht. Bewertung trifft jeder selber.

    Ich kann auf mich bezogen, mit BK*in Reden, BP*in Reden nichts anfangen.

    Was wird sein(und ich noch im Spiel bin) wenn die Krise überstanden ist.



    Geht es weiter so mit den jetzt zusammengedampften politischen Banalitäten oder kommt was "Neues"?

  • wäre "seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs" nicht irgendwie sensibler gewesen?

  • 0G
    09617 (Profil gelöscht)

    Boris Johnson und Donald Trump hätten es nicht besser sagen können. Aber seit in England die Kurve steigt und man mit mindestens 200 000 Toten rechnet, wenn nichts getan wird, hat man die Meinung geändert.



    Erzählen Sie das mal den Italienern und Spaniern. Ihre liberaleugenistischen Theorien in Ehren, aber wenn ihre Eltern wegsterben, ändern Sie vielleicht Ihren Diskurs, ausser Sie freuen sich aufs Erbe.



    Und wer stirbt denn? Doch nicht die, die eine Quarantäne in ihrem Garten mit Pool genüsslich abwarten können, sondern, die die zusammengepfercht in engen Wohnungen mit einem vielleicht winzigen Balkon leben. Deshalb spreche ich auch von Sozialdarwinismus, wenn nichts getan wird.



    Also entweder Ausgangssperre bis die Epidemie abklingt und eine Therapie und ein Impfstoff gefunden wird oder ein paar Tausend Tote in der vagen Hoffnung, dass alle irgendwann mal immunisiert sein werden, nach dem Motto nur die stärksten überleben und unwertes Leben muss weg.

    • 0G
      09617 (Profil gelöscht)
      @09617 (Profil gelöscht):

      Sorry, war für Rainer B bestimmt

  • Wer es immer noch nicht verstanden hat:



    www.faz.net/aktuel...6705-16686402.html

    Militärlaster bringen Särge ins norditalienische Bergamo.

  • Schade, dass ausgerechnet ein Blatt, dass sich als links begreift, den Appell kritisiert, der sich zunächst an die Eigenverantwortung der Bürger wendet. Traurig, dass gerade von links nach mehr Zwangsmaßnahmen gerufen wird, statt bis zum Beweis des Gegenteils erst einmal auf die Vernunft des Einzelnen zu setzen. Das hätte ich eher von Rechts erwartet.

    • @Adam Weishaupt:

      Die Vernunft des Einzelnen



      Glauben Sie an den Weihnachtsmann ??



      Wohl eher der Egoismus des Einzelnen wenn man in die Parks und Kaffees guckt

      • @Opossum:

        Wie wahr, leider.

      • @Opossum:

        Herr Weihaupt hat schon Recht. Ohne die Vernunft des Einzelnen sind die meisten linken Ideen nur als die autoritären Modelle mit dem Staat als oberstem Kontrollfreak praktisch denkbar, die im vergangenen Jahrhundert durchweg gescheitert sind. Insofern wäre es konsequent und Nachweis einer gewissen Lernnfähigkeit, sich nicht zu solchen Ideen zu bekennen, OHNE ein gerüttelt Maß an Vertrauen in die Vernunft des Individuums aufzubringen.

  • Ob Frau Merkel das ganze Ausmaß der Probleme im Zusammenhang mit dieser Krise begreift, ist erst einmal nebensächlich. Wichtig wäre es, zur gegebenen Zeit, also nach Überwindung DIESER Krise, gründliche Lernprozesse in Gang zu setzen. Da erhoffe ich mir zuerst, dass die mit dem Neoliberalismus verbreiteten Dogmen wie z.B. die Privatisierung aller (rentablen) öffentlichen Aufgaben, endgültig revidiert werden.



    Die Krise zeigt uns sehr deutlich, welche Menschen jetzt wirklich für die überlebenswichtigen Grundstrukturen unserer Gesellschaft wichtig sind.



    Und es sind oft diejenigen Menschen, die ein relativ geringes Einkommen haben wie z.B. KassiererInnen, BusfahrerInnen, Pflegekräfte, BäckerInnen usw. usw.



    Das sind die Stützen dieser Gesellschaft und nicht die hippen Werbefuzzis oder diejenigen, die etwas mit Medien machen. Und es sind auch nicht diejenigen, die sich immer bemüht haben, Meinungen wie die von Frau Wagenknecht nieder zu machen, weil sie gegen Niedriglohn gepredigt hat.

    Ich befürchte allerdings, dass nach der Krise vor der Krise ist und wir wieder nichts daraus gelernt haben, weil die radikale Mitte genau da weiter macht, wo wir aufgehört haben.

    • @Rolf B.:

      Danke für die klaren Worte, denen ich voll und ganz zustimme.

  • Mir hat die Rede der Kanzlerin gefallen. Sie hat es zwar nicht in klaren, eindeutigen Worten, aber durch die Blume gesagt, dass wenn die Bürger nicht freiwillig sputen, dann gibt es Ausgangssperren. Wenn ich mir die in Berlin gut besuchten Sonnenwiesen und Cafes anschaue, ist das dringend und SOFORT erforderlich.

    • @Jossi Blum:

      "...wenn die Bürger nicht freiwillig sputen, dann gibt es Ausgangssperren."

      Freiwilligkeit funktioniert nicht. Also nicht labern, sondern handeln.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ich hoffe, dass noch diese Woche die Ausgangssperre in ganz D für mindestens 10 Tage verhängt wird. Nur so kriegt man es in den Griff. Dieses Zögern der Politiker*nnen verstehe ich nicht mehr. Ist ja nicht gerade so, dass es keine Beispiele gibt oder dass Deutschland das erste Land ist, in dem der Virus grassiert.

  • „Für alle Maßnahmen muss allerdings eine Bedingung gelten: dass sie nur in der Pandemie zur Anwendung kommen und danach OHNE AUSNAHME wieder rückgängig gemacht werden“



    … , damit bei einer angenommenen nächsten Pandemie das gleiche Theater von vorn beginnt?!

  • Ein Beitrag zur Versachlichung: Die Bevölkerung wird in größeren Teilen bereits durchinfiziert sein. Das ist auch gar nicht zu verhindern (gewesen), da hätte man theoretisch etliche Wochen VOR der ersten Erkrankung alles öffentliche Leben lahm legen müssen. Da das aber ohnehin eine Illusion ist (einfach mal drüber nachdenken!) sind jährliche Grippewellen nicht verhinderbar. Ob die Coronavariante nun schlimmer oder weniger schlimm als andere Grippesubtypen wird, kann niemand seriös sagen (Meß- und Vergleichproblematik...gibts im deutschen Ärzteblatt ein gutes Diskussionsforum zu). Also macht Euch nicht bekloppt und haltet Euch an die Hygienetipps an die man/frau sich generell jedes Jahr während der Grippesaison halten sollte.



    Dieser ganze aufgescheuchte Hühnerhaufen namens Politik gibt ein erbärmliches Bild ab. Inkompetenz wohin man blickt.

  • Aber irgendwie haben doch Zwangsmaßnahmen etwas anheimelndes. Das dürfte auch den taz-Spießer befriedigen. Endlich kann man bei einer Ausgangssperre ohne moralische Bedenken den Nachbarn denunzieren, wenn er sich außerhalb der Biotonne im öffentlichen Raum bewegt. Das ist ein wichtiges Element der deutschen Leidkultur.

    Die Medien halten jeden Morgen Dankgottesdienste an die heilige Corona ab, weil sie ihnen unbeschränkt Raum für Halbwahrheiten, der Verbreitung von Viertelwissen und moralinsaure Predigten gibt. Es ist praktisch die Lizenz zur Verbreitung von Schwachsinn. Da werden Bürger gezeigt, die nicht genug Abstand halten. Ich empfehle gleich Namen und Adresse zu veröffentlichen, damit die Volksschädlinge ausgemerzt werden können. Goebbels "Kohlenklau" lässt grüßen.

    Was viel interessanter ist, dass aus dem Propagandaministerium der Begriff "Solidarität" pervertiert wurde. Womit solidarisiert man sich denn? Mit den Leidenden auf den Intensivstationen? Guter Witz.

    Es wird die Solidarität mit den Tätern eingefordert, die aus neoliberaler Profitgier das gesellschaftliche System so ausgereizt haben, dass eine solche Pandemie so weitreichende Konsequenzen hat. Solidarität mit den Unternehmern, die sich jetzt schon über die Blödheit der Bevölkerung beömmeln. Es ist die Chance auf einen Schlag die lästigen unnützen Mitarbeiter in der Flaute unbürokratisch loszuwerden. Es interessiert kein Schwein, ob die Leiharbeiter zu Hause sitzen und eben kein Geld mehr erhalten, weil sie nicht gebraucht werden.

    Die regierungsamtliche Forderung nach Solidarität ist in Wirklichkeit die komplette Entsolidarisierung der Bevölkerung. Lasst die Alten in ihren Hütten verrotten, die sterben sowieso und wenn dann auf dem Totenschein etwas anderes steht als "Covid-19" ist das gut für die Statistik.

    Diese derzeitige Lage dient als Testfall für die "marktkonforme Diktatur".



    Naiv zu glauben, man würde diese Vergewaltigung des Grundgesetzes wieder rückgängig machen.

    • @achterhoeker:

      Ihnen ist aber schon klar, dass die "Vergewaltigung des Grundgesetzes" weltweit durchgeführt wird und kein deutsches Phänomen ist.

    • @achterhoeker:

      Das Amt für Verhaltenshygiene und Karmapflege empfiehlt dazu:

      Wer momentan oder generell an akuten Symptomen wie hysterischem Schimpfauswurf und irrationalem Verschwörungsschwindel leidet, möge sich bitte zum Selbstschutz in Kommunikationsquaränte begeben.

      Es besteht die erhöhte Gefahr öffentlicher Selbstentblödung.

    • @achterhoeker:

      Darf ich Ihren Beitrag so interpretieren, dass wir wegen der neoliberalen Politik der vergangenen Jahrzehnte darauf verzichten sollen, Maßnahmen zu ergreifen, die die Ausbreitung des Virus behindern? Man könnte alternativ auch die Viren ideologisch schulen, damit sie nur die "Richtigen" befallen...

  • "Eindringliche Rede"? – eher gedankenloses Blablubb ...

    Wollte man ihre Aussage "Seit [...] dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt." wirklich ernst nehmen, könnte man wirklich womöglich zu dem Schluß kommen, es wäre in diesem Falle nützlicher gewesen, die Dame hätte anstatt Physik neuere Geschichte studiert ...

    • @Jeremias Schrumpelhut:

      Ganz im Gegenteil. Wer nicht völlig auf der "AfD"-Linie ist, alles was Angela Merkel sagt und tut grundsätzlich zu benörgeln, wird im Einklang mit der internationalen Presse zugestehen, dass dies eine sehr starke und schlichte Rede war, die noch in die Geschichte eingehen wird (a la Churchill). Der einzige leichte Kritikpunkt den ich vorbringen kann bezieht sich auf die Behauptung, im Zweite Weltkrieg sei solidarisches Handeln gefordert gewesen. Nein, da ist entschlossener Widerstand gegen den Krieg und die Regierung erforderlich gewesen und eben keine Solidarität mit der Mehrheit, die den Krieg nicht verhindern wollte.

      • @Adam Weishaupt:

        Ja, Muttis Bezug zum 2. WK fand ich auch unpassend, denn die einzige Solidarität, die von den damaligen Machthabern eingefordert wurde, war, für Volk, Führer und Vaterland zu sterben. Und was die Solidarität der christilichen Bevölkerung mit den ab 1933 entrechteten, verfolgten, deportierten und ermordeten jüdischen Mitbürgern angeht, darüber wollen wir gar nicht erst reden.

  • Sorry - aber es geht hier doch nicht darum, Menschen sinnfreie Zwangsmaßnahmen aufzuerlegen, sondern untereinander nach Möglichkeit genügend Abstand zu halten, um das Virus nicht zu schnell zu verbreiten. Niemand muss sterben, weil Leute in der Frühlingssonne spazieren gehen.



    Bei alldem darf man nie vergessen, dass auf lange Sicht kein Mensch vor diesem Virus bewahrt werden kann und wer selbst nicht genug Abwehrkräfte dagegen entwickeln kann, wird vermutlich daran sterben müssen - mitunter auch auf Intensivstationen mit Beatmungsmaschinen - solange es nicht gelingt, ein wirksames Gegenmittel zu entwickeln. Mit Ausgangssperren stärkt man die Abwehrkräfte der Leute nicht - im Gegenteil. Frau Merkel hat klare Ansagen gemacht, wie sich jetzt jeder zu verhalten hat. Dem ist nichts hinzuzufügen. Bleibt bitte alle gesund - auch im Kopf!

    • @Rainer B.:

      So isses!



      Danke für diese unaufgeregte Beschreibung.

    • @Rainer B.:

      Zwecklos. Bei der momentanen Mischung aus Todesangst, Sommerloch, gefährlichem Halbwissen und wegen diversen Zukunftsängsten marode gewordenem Selbstverständnis scheint die absolute Mehrheit die Corona-Panik doch gradezu herbeigesehnt zu haben.

      Endlich aus dem Trott ausbrechen und so tun als täte man was sinnvolles.

  • Es geht ja weniger um eine komplette Ausgangssperre, denn z.B. zum Einkaufen sollen die Menschen ja noch können.

    Wie in einem anderen Artikel schon steht, wäre es hilfreich, die Einkaufszeiten aufzuteilen und z.B. 7-11 für die Risikogruppen reservieren.



    Dszu eben Ordner und regulierter Einlass in die Supermärkte.

    Dann sollte man in der Tat das Versammlungsrecht zeitweise einschränken, außer Familien/Lebenspartner keine Gruppen von 2+ Personen erlauben.

    Das dürfte schon viel bewirken. Der Hang zum Diktatorischen in der Krise, mag aus Sorge bestimmt sein, erschreckend ist die Form jedoch.

  • Alles gut und schön. Aber wenn man eine Ausgangssperre verhängt, dann muss man die auch durchsetzen (können).



    - Wollen Sie wirklich, dass sich unsere PolizistInnen in den nächsten Tagen hauptsächlich damit befassen, die KandidatInnen für den Darwin-Award - völlig vergeblicher Weise - davon abzuhalten, ihren Bewerbungen Nachdruck zu verleihen?



    - Wollen Sie wirklich, dass unsere funktionierende Demonkratie sich dadruch entblößt und von denen, die gerade endlich mal nichts mehr zu meldne haben, der Lächerlichkeit Preis gegeben werden können?

    Ach TAZ, was ist los mit euch?

    Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

    • @StefTack:

      " Wollen Sie wirklich, dass sich unsere PolizistInnen in den nächsten Tagen hauptsächlich damit befassen, die KandidatInnen für den Darwin-Award - völlig vergeblicher Weise - davon abzuhalten, ihren Bewerbungen Nachdruck zu verleihen?"

      Ja. Weil sie andere mitnehmen.

  • Wieder bemerkenswert, dass WELT und taz nicht mehr unterschieden werden können, wenn man vom Gender-* absieht. In Zeiten der General-Immobilmachung kennen wir wieder mal nur noch Deutsche.



    Liebäugelt sonst die taz von Schwarmintelligenz und libertärer Ethik, wird jetzt Einigen offensichtlich Angst und Bange, wenn man nur an die Vernunft der Bürger appelliert.



    Es sollte doch allen klar sein, dass die Effekte vonSchul/Uni/Geschäftsschließungen aufgrund der Inkubationszeit frühestens nach 1 Woche (als Abflachen der Kurve) gesehen werden können. Die Sterbefälle jetzt müssen auf die Fallzahlen von vor 2 Wochen bezogen werden, denn das ist in Italien ungefähr das mittlere Intervall zwischen Infektionsbeginn und Tod bei den schwer Erkrankten war. Das sind dann ca. 31 (19.3.) von etwa 600 Fällen (am 5.3.), also ca. 5%.

  • 0G
    09617 (Profil gelöscht)

    Die Spanier z. B. freuen sich, dass Merkel Deutschland so ein hervorragendes Gesundheitssystem erhalten hat, wo sie doch ihrem europäischen Partner Mariano Rajoy während der Finanzkrise dringend dazu geraten hat, das Gesundheitsbudget zu kürzen und staatliche Krankenhäuser zu privatisieren. Die Spanier danken es ihr heute noch.

    • @09617 (Profil gelöscht):

      Sehr wichtiger Hinweis! Merkels Rede war gut, aber die durchgedrehte neoliberale Wahnpolitik der CDU (und CSU, FDP), die aktiv und intentional öffentliche Infrastrukturen zerstört, vertritt sie halt auch konsequent seit Jahrzehnten.

  • Die Rede von AM war gut - zeitlich, inhaltlich und in der Intonation.



    Das Pikante: ob Antifa oder AfD wer nicht mitmacht, stellt sich gegen die Menschen.

    Natürlich kann man immer noch besser sein, aber häufig weiß man das erst im Nachhinein!

    • @alterego:

      "Die Rede von AM war gut..."

      Was gebraucht wird, ist handeln, nicht reden.

      Und natürlich ist es Quatsch, darauf zu setzten, dass die Menschen schon vernünftig sein werden. Sie hat die Bevölkerung zu einer Art freiwilliger Ausgangssperre aufgefordert. Das funktioniert nicht. Trotz ständiger Aufforderungen hält bei uns im Supermarkt z.B. kaum jemand Anstand. Diese Leute bleiben dann auch nicht freiwillig zu Hause.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ja, warum denkt keiner nach ;)



        Für eine Regierungschefin *ist* Reden Handeln. Denn mit einer guten Rede bringt sie Menschen zum Handeln, und auch das ist ihr Job. Den sie hier sehr gut, sogar beispielhaft gemacht hat.



        nymag.com/intellig...-unlike-trump.html

        • @Adam Weishaupt:

          "Denn mit einer guten Rede bringt sie Menschen zum Handeln..."

          Ihr Optimismus in allen Ehren, aber ich kann ihn nicht teilen.

          Wen sie in ihrer Rede Maßnahmen verkündet hätte. Aber ein bloßer Appell an die Vernunft ist ein Witz.

          PS: In den USA ist Wahlkampf. Da geht es nur darum, auf die andere Seite einzudreschen.

  • Tata, und da ist sie - die Gelegenheit, die neoliberale "Sparsamkeit" der letzten zumindest 25 Jahre vorzuführen.

    • @Gerhard Krause:

      Damit haben Sie absolut recht!

  • Dass die Zahl der Toten hierzulande noch relativ niedrig ist, liegt daran, dass unter den bisher Infizierten vor allem junge Leute sind, ausgehend von der Party- und Urlaubsszene, aus der sich das ausgebreitet hat. Je mehr sich das an den typischen Schnitt der Bevölkerung anpasst, desto mehr Schwerkranke und Tote werden wir sehen.

  • Hier sind schon seit Tagen keine Leute mehr auf den Straßen zu sehen. Alle Autos sind weg. Himmlische Ruhe, sauberere Luft. Das Käuzchen ist wieder da, die Bussarde kreisen, wir hören sie alle, anstelle des ständigen Gebrumms.

    Inzwischen ist sogar der Spielplatz gesperrt!

    • @Cededa Trpimirović:

      Ist leider nicht überall so.

  • In Pandemien wachsen die Neuansteckungen nicht in linearer Progression: 1 - 2 - 3 - 4 - 5 , sondern in exponentieller Progression: 10 - 100 - 1000 - 10000.

    Wenn z.B. jeweils 1 Infizierter 10 Neue ansteckt, so haben wir im ersten Zylus 10 Neuinfizierte; jeder von denen steckt wieder 10 Neue an, dann haben wir im 2. Zyklus schon 100 Infizierte; jeder von denen steckt wieder 10 Neue an, dann haben wir im 3. Zyklus schon 1000 Neuinfektionen. Ständige Beschleunigung.

    'In falscher Sicherheit wiegen' sollten sich auch nicht die Jungen, deren Mut und Stärke im Ertragen des Leidens der Anderen wir in einigen TAZ-Artikeln und Kommentaren bestaunen dürfen. Oder, wie es der Kommentator 'WEAVER’ so wunderbar lutherisch ausgedrückt hat:



    "Auf fremdem Arsch ist gut durchs Feuer reiten".

    Roberto Cosentini, Chefarzt der Notfallmedizin in Bergamo:



    "Die ersten, die das Virus befiel, waren alte Menschen mit etlichen Krankheiten. Jetzt greift es auch die Jungen und Gesündesten an, die die es am längsten zu Hause ausgehalten und sich mit den bekannten Arzneien zu kurieren versucht haben. Wir haben es nicht mehr mit leichter Grippe zu tun, wir sind bei schwersten Lungenentzündungen angelangt."

    www.tagesspiegel.d...632790.html?98998=

    Ohne Impfstoff könnte es zu mehreren Pandemiewellen kommt - das Virus dürfte mutieren: Wer die erste Infektion überstanden hat, kann in der nächsten Welle neu infiziert werden kann mit dem mutierten Virus.

    Vgl. auch die Pandemie-Studie der Bundesregierung von 2012:



    www.tagesspiegel.d...mmen/25637470.html

    Alles muß darauf abzielen, die Pandemie zu verlangsamen, damit die medizinischen Strukturen nicht kollabieren, und weil wir Zeit brauchen, bis ein Impfstoff und Medikamente zuhanden sind. Forschung und Entwicklung arbeiten auf Hochtouren, und es gibt Licht am Horizont… Ob wir Zeit gewinnen - davon hängt das Leben von Tausenden ab.

  • Merkel am 18.03.2020. Historisch, größte Herausforderung. Was soll das? Merkel hat zur Bewältigung der Krise nichts beigetragen. Und wenn, dann viel zu spät. WIR müssen die Krise bewältigen, samt den Fehlern, die Merkel verursacht hat. Tirol/ItalienRückkehrer ohne Isolation, offenen Grenzen bis vor 14 Wochen, keine Bevorratung med. Geräte/Schutzausrüstung-erst jetzt sollen welche beschafft werden, Flüge aus dem Iran, Aufnahme von Flüchtlingen, Export von med. Hilfsmitteln. WIR müssen das alles bewältigen. Und von vielen Medien wird Merkel dafür auch noch gelobt, bewundert. Merkels Regierungsbunker wird wohl mit allem gut gefüllt sein. Jetzt erfahren wir auch wie viele Umsiedlungsprogramme es gibt. Mindestens Zwei. Ohne die anderen illegalen Einreisen.



    China hatte in 14 Tagen ein Krankenhaus mit 1000 Betten aus dem Boden gestampft. Russland baut ein Krankenhaus mit 2000 Arbeitern gleichzeitig für 500 Betten innerhalb weniger Wochen. Luxusbauten braucht keiner. Und selbst wenn es nur stabile Bretter-Zelte wären. Auch das geht in Deutschland nicht. Das schafft Merkel nie! Hauptsache der Regierungsbunker ist gut gefüllt. Warum Hotels und Hallen in den Städten beschlagnahmen und zum Krankenhaus umbauen? Man könnte einfach ein bis drei Kreuzfahrtschiffe chartern und zum Krankenhaus umfunktionieren. Es hat Platz für 3000 bis 6000 Menschen mit Zimmern und genug Plätze für Behandlungen und Personal. Außerdem eigene Küche und Wäscherei. Patienten können mit Hubschraubern hingeflogen werden. Und sie bleiben vom Festland isoliert.

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @Vordenker112:

      In Deutschland gilt schon ein 3–Bettzimmer im Krankenhaus als Zumutung. Wenn man den Bildern aus Wuhan glauben kann, dann waren dies abgetrennte Abteile ohne Sichtschutz und Schränke , Bett an Bett mit ca 40 cm Abstand. Sanitäre Anlagen waren nicht dargestellt. Kreuzfahrt- Schiffe brauchen bei 3000 Kabinen etwa 3000 Personen die die Leute versorgen. Die Viren breiten sich über die Innenraumbelüftung und Klimaanlage aus. Eines stimmt, zur Not kann man die Leinen kappen, wenn das Boot mit Infizierten voll ist. Übrigens, das Personal schläft in 4 Bett-Kabinen schichtweise.— Bis auf die höheren Chargen. Die Notaufnahme im Flughafen Tempelhof war ein Luxusresort gegen die von Ihnen genannten Vorschläge.

  • Frau Merkel sollte in der DDR eigentlich gelernt haben, dass bloße Appelle an die Vernunft nicht ausreichen.

    Das sie jetzt immer noch zögert, gemeinsam mit den MP's der Länder konkrete Beschlüsse zu fassen, die Menschen zu zwingen, endlich zu Hause zu bleiben, ist unverantwortlich.

  • Die Fallzahlen steigen (seit Tagen recht unverändert) um +20% pro Tag, also Verdopplung in 4 Tagen, nahezu Vervierfachung pro Woche.

    Trifft man Maßnahmen - die dann "später" sowieso kommen werden - also eine Woche früher, erspart man sich einen Faktor 4, vorausgesetzt diese haben eine Wirkung.

    Dieser Faktor 4 ist aber weit oberhalb von allem, was im Gesundheitswesen noch denkbar an Zuwachs ist. Wir werden keine Vervierfachung der Ärzte, Pfleger, Sanitäter (m/w) hinbekommen, auch nicht durch Reaktivierung Pensionierter. Diese Fachleute gibt es nicht. Wir werden auch keine Vervierfachung der Intensivbetten von 5000 (die anderen 23000 sind eh belegt) auf 20000 hinbekommen. Es bräuchte nämlich auch 15000 weitere Posten Medizinelektronik, Beamtmungsstationen usw. Haben wir nicht, kriegen wir nicht.

    Wir haben aber sehr wohl diese Option, eine Woche früher zu handeln, VOR entsprechender demoskopischer Rückversicherung, ob auch alle lieb sind und "uns" weiterhin wählen. Diese Option wurde und wird nicht genutzt. Das ist der entscheidende Fehler dieser Regierung.

    • @MS77:

      Wo immer Sie Ihre Infos herhaben. Mir ist kein Krankenhaus in DE bekannt wo Intensivbetten knapp wären. In Gegenteil, man wartet auf die Welle.....wie hoch auch immer die schwappen wird weiß noch niemand.

      • @Tom Farmer:

        Startpagen hilft:



        "intensivbetten deutschland":

        de.statista.com/in...ng-in-deutschland/

        28000 Betten

        Die Kranken/Totenzahlen stellt Johns-Hopkins CSSE zur Verfügung.

        Die 23000 blockierten (es gibt ja nicht nur Corona) ergeben sich aus der Belegungsdichte von 79% (das macht dann 22120 statt 23000, OK).

        Die "Welle" kommt in der Tat erst noch, aber eben mit Ansage: Wenn Sie erst voll sind, brauchen Sie nach 4 Tagen noch ein Krankenhaus, nach 8 Tagen 2 weitere etc.

      • @Tom Farmer:

        Dass Ihnen kein Krankenhaus mit knappen Intensivbetten bekannt ist, liegt daran, dass Ihnen offenbar gar kein Krankenhaus bekannt ist. Warum behaupten Sie Dinge, von denen Sie einfach keine Ahnung haben (der feste männliche Glauben an die eigene "Meinung" reicht halt nicht).

        • @Ignaz Wrobel:

          In DE gibt es rund 28000 Intensivbetten; davon sind derzeit ca. 24000 belegt; die eingeleiteten Maßnahmen führen zu weiteren ca. 5000; das sollte bei einer Grippewelle mit einer Quote von ca. 0,5 Prozent Intensivpatienten reichen.

        • @Ignaz Wrobel:

          Besser als Sie mich auf jeden Fall.



          Dass das noch kommen kann streiten ich nicht ab, jedoch das jetzt zu behaupten und Panik zu verbreiten sind eben fake news. Da beteilige ich mich nicht dran.

      • @Tom Farmer:

        Ggf hilft (Ihnen bei der Gewinnung der Einsichten das) Abwarten.

      • @Tom Farmer:

        Man weiß das gut genug, um zu wissen, dass das selbst bei maximaler Bremsung knapp werden wird.

        Und dass die Zahl der Kranken im selben Tempo steigen wird wie die der Infizierten weiß man auch. Mehr muss man gar nicht wissen, um zu verstehen, dass man da nicht warten kann.

      • @Tom Farmer:

        Deshalb sucht BW jetzt nach Räumlichkeiten für Not-Krankenhäuser...

        (Quelle SWR1 BW)

  • Appelle an die Vernunft? Lächerlich.



    Hier, am Rande einer Landeshauptstadt ist z.B. Toilettenpapier seit vergangener Woche im Umkreis von mehreren Kilometern nicht mehr erhältlich. ( Rund 10 Supermärkte und Discounter) Die Leute hamstern wie irre. Irre und ohne Sinn und Verstand.



    Hier helfen nur drakonische Maßnahmen.

    • @Trabantus:

      ... umsteigen auf "Print Standard-Abo" ?

    • @Trabantus:

      Das es kein Klopapier gibt, blöd.

      Das wirkliche Problem ist, dass die Leute 5x am Tag alle Supermärkte im Umkreis von 10km besuchen, um zu schauen, ob es auch wirklich kein Klopapier mehr gibt. Das ist das Problem.

      • @Oliver Lange:

        Und genau diese Touren müssten sie nicht machen, bräche sich die Idiotie des Hamsterkaufes nicht in so erschreckendem Maße Bahn.



        Es soll übrigens Menschen geben, die diese Sorte Papier nicht scuchen, um es zu horten, sondern aus realem Bedarf . ;-)