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Kommentar Diesel-FahrverboteEine letzte Chance für die Politik

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Die Bundesregierung könnte nach dem Urteil ihre Versäumnisse ausbessern. Doch viel deutet nicht darauf hin, dass sie dazugelernt hat.

Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts ist die Politik in der Pflicht Foto: reuters

D ie Sieger stehen nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts eindeutig fest: Neben der Deutschen Umwelthilfe, die für ihren langen juristischen Kampf gegen giftige Abgase Dank und Anerkennung verdient, sind es vor allem die Menschen in den deutschen Innenstädten. Ihr Recht, saubere Luft zu atmen, darf künftig nicht mehr ignoriert werden. Es zählt im Zweifel mehr als der Wunsch von Diesel-BesitzerInnen, mit ihrem Auto jederzeit an jeden Ort zu fahren.

Weniger eindeutig ist die Frage, wer zu den Verlierern gehört. Klar ist, dass die Politik auf allen Ebenen mit ihrer Strategie gescheitert ist, das Problem der überhöhten Stickoxid-Werte durch Nichts-Tun einfach auszusitzen. Doch wer am Ende die Konsequenzen aus dieser Untätigkeit tragen wird, ist noch offen.

Denn dass es wirklich in großem Stil zu ­Fahrverboten kommt, ist nach der Entscheidung aus Leipzig keineswegs sicher. Unter Verweis auf die Verhältnismäßigkeit haben die Richter für neuere Fahrzeuge eine Übergangsfrist ­eingeräumt. Diese könnte die Politik nutzen, um endlich eine wirksame Nachrüstung der dreckigen Diesel-­Motoren durchzusetzen – natürlich auf Kosten der Hersteller, die das Problem mit voller Absicht und teils mit krimineller Energie verursacht haben. Darauf hatte die Bundesregierung mit Rücksicht auf die Konzerne bisher verzichtet, obwohl sie technisch problemlos möglich ist. Um saubere von dreckigen Autos unterscheiden zu können, ist zudem eine Kennzeichnung durch eine neue Plakette unabdingbar. Auch diese hat die Bundesregierung bisher verweigert.

Wenn sie in diesen beiden Fragen umdenkt, könnte die Regierung ihre bisherigen krassen Versäumnisse zumindest teilweise wieder gutmachen. Auf diese Weise ließe sich doch noch verhindern, dass am Ende die Diesel-KäuferInnen, die auf die Angaben der Hersteller vertraut haben, für die Fehler von Konzernen und Politik büßen müssen.

Zum Glück keine Zweifel mehr

Die ersten Äußerungen des amtierenden CSU-Verkehrsministers Christian Schmidt deuten leider nicht darauf hin, dass die Bundesregierung ihre Lektion gelernt hat. Und wenn es dabei bleiben sollte, trägt sie die Verantwortung für die Fahrverbote.

Denn wenn die Politik nicht sehr schnell handelt, werden diese im nächsten Jahr kommen – daran gibt es nach dem Urteil aus Leipzig zum Glück keinen Zweifel mehr.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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26 Kommentare

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  • 7G
    73176 (Profil gelöscht)

    Im Freien darf der Wert 40 mcg/m3 nicht überschritten werden (https://www.umweltbu...stickstoffoxide) - und selbst dieser Wert wird angezweifelt (Hierzu ein Experte im Gespräch mit Focus: https://www.focus.de...id_7378545.html).

    In Innenräumen gibt es den Richtwert von 60 mcg/m3 und für Arbeitsplätze in der Industrie und im Handwerk gelten 950 (!) als Obergrenze.

    In ganz Deutschland wurde an 57 Messstellen der Wert (Jahresgrenzwert von 40 mcg/m3) übertroffen. Hier muss erwähnt werden, dass der Wert durch mobile Messungen nachgemessen wurde: "Unsere Messungen zeigen, dass sich die Stickoxidwerte schon 20 bis 25 Meter von den Straßen weg halbieren" KIT-Messingenieur Jürgen Pfeil (https://www.welt.de/...-Zwielicht.html). Außerdem stehen diese Messgeräte an den Punkten, an denen die höchsten Werte erwartet werden.

    Der Wert von 60 mcg/m3, welcher für Innenräume als Richtwert gilt, wird in ganz Deutschland nur an 14 Stationen im Jahresmittel übertroffen.

    Zudem gibt es eine Langzeitstudie vom Health Effect Institute in Boston, bei der leichte Reizungen der Atemwege (bei Ratten) erst ab 8 000 mcg/m3 (!) auftraten.

    Die Frage muss also erlaubt sein: Wie giftig ist der Diesel nun wirklich? Stellen wir uns vor, Millionen von Dieselfahrern verkaufen nun ihren noch funktionierenden Diesel und kaufen einen neuen Wagen: Resultat = Mehrkosten, weil der Diesel kaum noch was Wert sein wird und eigtl noch fahrbar wäre. In einigen Jahren kommt dann heraus, was man evtl heute schon weiß: So giftig waren Diesel nie.

    Verliert dadurch die Linke (im Allgemeinen; nicht auf Parteien bezogen) an Glaubwürdigkeit?

    Auch hier könnte man ein weiteres Beispiel aufführen: Auch in Bezug auf Glyphosat ist praktisch nur die IRAC der Meinung, Glyphosat sei Krebs erregend. Jetzt musste ich lesen, dass der Vorsitzende der Klassifizierung, Dr. Aaron Blair, wohl Daten hat (an welchen er selbst mitgearbeitet hat), die zeigen, dass Glyphosat nicht Krebs erregend ist (Agricultural Health Study) – Fortsetzung..

  • Haben diese hochintelligenten Politiker schon einmal darüber nachgedacht, daß außer ein paar PKW alle LKW, Baumaschinen, Schiffe, Lokomotiven (nicht elektrische) mit Dieselmotoren angetrieben werden?

    Also: Hamburger Hafen sofort schließen!

  • GroKo - der erste Schritt zum öffentlich-rechtlichen Luftbeitrag.

  • PKW`s konnte man bisher auf allen öffentlichen Straßen nutzen. Wenn d.d. Urteil die Nutzung von diversen PKW`s beschränkt wird, verringert sich auch der Nutzungswert des PKW`s. In der Folge entsteht ein Schaden für den PKW Eigentümer. Ist der Hersteller verantwortlich für diese Nutzungswertminderung des PKW`s, dann haftet er unbeschränkt für den dadurch entstandenen Schaden.

    • @Nico Frank:

      Seit 2008 gibt es die Umweltplakette und es gibt 53 Umweltzonen in Deutschland in denen bereits seit einigen Jahren viele alte Fahrzeuge nicht mehr fahren dürfen. Also eigentlich nichts neues. Jetzt kommen eben noch ein paar weitere Altwagen hinzu.

      • @JoWall:

        Ihre Schlussfolgerung ist nicht ganz richtig. EURO5 Norm ist nur deswegen eine EURO5 Norm, weil die PKW Hersteller in betrügerischer Weise sich die EURO5 Werte ergaunert haben. In Wirklichkeit sind viele EURO5 PKW`s nur EURO1 PKW`s .

        Kein Mensch hätte sich ein solches Abgas-Betrugs-Auto gekauft, wären die Abgaswerte ohne Betrug der Hersteller ermittelt worden.

  • Coole Sache - damit ist mein 5,5Liter V8 von AMG wieder "umweltfreundlich".

     

    Und weils kein Direkteinspritzer ist wird auch der nächste "Oh mein Gott wir sterben alle"-Hype (Feinstaub bei Benzin Direkteinspritzern) und weiter Geschäftsmodelle der DUH-Abmahnanwälte an mir vorbei gehen.

    • 9G
      97546 (Profil gelöscht)
      @Thomas_Ba_Wü:

      Na ja... wenn alle Autos nur 5,5 Liter verbrauchen würden, hätten wir schon viel weniger Probleme.

      • @97546 (Profil gelöscht):

        Das ist durchaus real möglich - gerade die Turbogeladenen Direkteinspritzer oder Diesel mit 7-9 Gang Automatik können dies (bei "normaler" Fahrweise).

         

        Die sind ja aber böse..... ;)

    • 7G
      76328 (Profil gelöscht)
      @Thomas_Ba_Wü:

      Sehe ich genauso.

      Habe mir heute meinen ersten gepanzerten und mit Lenkwaffen bestückten Benzin-Sattelzug geordert.

  • Eine Utopie. Das Recht, frische Luft zu atmen - in einer menschenleeren Großstadt, ohne Heizung, ohne Gewerbe, ohne Straßenverkehr. Ohne Leben. Von einer Minderheit der radelnden Weltretter können weder Geschäfte leben noch Gastronomie.

    Keine tolle Vorstellung.---

     

    Ich würde nicht auf die Idee kommen, z.B. in Berlin freiwillig mit dem Auto in die City zu fahren. Aber es gibt eben Städte wie Stuttgart, da geht das gar nicht anders. Schon weil einige Mittel- und Fernstrecken mitten durch die Stadt führen. Und weil der öffentliche Nahverkehr dort eine Zumutung ist, besonders wenn man im Umland wohnt. Was wird dann aus der Stadt? Eine leere Hülle, ein Freilichtmuseum, eine gigantische Fußgängerzone, wahrscheinlich bald ohne Geschäfte, Gastronomie, Kultur. Aber mit sauberer Luft.

    • 9G
      97546 (Profil gelöscht)
      @Läufer:

      Wenn alle radeln würden, brauchte man nicht mehr soviel Geld :-)

    • @Läufer:

      Wenn Sie mit Autos Leben assoziieren kann ich den Tod ja kaum erwarten. Mich irritiert an Ihrer Sichtweise, dass sie den Individualverkehr als alternativlos darstellen, bloß weil sich alle daran gewöhnt haben, eine Blechdose vor der Tür stehen zu haben, die hin und wieder mal genutzt wird, ansonsten aber unendlich viel Raum wegnimmt. Mit autofreien Innenstädten wären ganz andere Sachen möglich als Shopping und Staustehen. Die Parking Days versuchen sich beispielweise daran, Parkraum umzuwidmen.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Läufer:

      ..."da geht es gar nicht anders".

      Manchmal zweifle ich echt an der Intelligenz des Menschen.

      • @81331 (Profil gelöscht):

        Hey, das ist ganz schön frech!

  • Die Umrüstung auf Erdgas/Methan das aus Energiewendeüberschüssen gewonnen wird (Stichwort Speicherbarkeit) kostet je Auto ca. 3000 Euro. Nehmen Sie die 5 Mrds Abwrackprämie und wenden die als Zuschuss an, braucht es eigentlich schon fast kein Steuerdumping bei der Energieumsatzsteuer auf Kraftstoffe für Fahrzeuge und keiner erinnert sich je wieder an Diesel.

    Nullgrenzkostenenergiegesellschaft.

    • @Paule :

      Dann müßte man nur noch anfangen Energie im Überschuss zu produzieren. Das wird so schnell nicht passieren.

      • @markstein:

        EZB Anleihenkäufe 2016/2017 = 2000 Mrds Euro. Wissen Sie was ? Der der dafür verantwortlich ist gehört ins Gefängnis, aber bestimmt nicht in die Politik. Raten Sie mal welche Strömungen den Europagegner den Auftrieb verleihen.

        • @Paule :

          Ich meine, dass die Anleihenkäufe innerhalb der Maßstäbe dieses kruden Euro- und Wirtschaftssystems richtig waren.

    • @Paule :

      ps. ein weiteres Zeichen für von der Bürokratie dominierter Ideenlosigkeit.

      Und die Bild pullert auf Kühnert?

       

      N - O G - R - O - K - O ! ! ! !

  • Nicht vergessen:

    Amis haben ihre geliebten Waffen, wir unsere schönen Autos.

    Hinten raus kommen Tote und Verletzte...Abertausende...

  • Man darf nie vergessen, dass auch die AutofahrerInnen - neben den PolitikerInnen von CDU CSU SPD FDP AfD - zu den Tätern gehören. Denn seit Jahren wird vor den Abgasen gewarnt, doch eine Verkehrswende wurde bei jeder Wahl ABGEWÄHLT.

     

    Und jetzt - ist plötzlich die Gesundheit doch wichtiger als frei Fahrt für neoliberalen Irrsinn?

     

    Nein! Doch! Ohh!

    • @JBS_6623:

      Die Verkehrswende wurde nicht nur bei den Wahlen des Parlaments abgewählt, sondern auch bei jedem Autokauf, bei dem ein Benziner oder ein Diesel einem funktionierendem, alltagstauglichem alternativen Antrieb wie z.B. CNG vorgezogen wurde.

    • @JBS_6623:

      Na ja, da blenden Sie jetzt die Realitäten aus. Bislang war CO2 böse. Da war und ist der Diesel überlegen. Der Fahrer, der dann einen Diesel genommen hat, in dem Glauben richtig zu handeln, soll jetzt davon gewusst haben, dass die Abgase aufgrund Softwaremanipulation nicht richtig sind?

       

      Die Politik (allen voran die der EU) lässt bzgl. der Abgastests einen Test aus den neunziger Jahren zu, obwohl überall zu lesen war, dies spiegelt nicht den realen Verbrauch wieder, da mittlerweile z.B. Klimaanlagen Standard sind. Aber anstatt den Test anzupassen, stellt man weiter auf ihn ab. Und jetzt von "heute auf morgen" kommt es auf einmal auf den realen Verbrauch an.

       

      Die Grünen gehören im Übrigen zu den Tätern, nur die AfD nicht. Die war nämlich bis 2017 nicht im Bundestag. Die Grünen aber bis 2005.

    • @JBS_6623:

      Völlig richtig. Ein Dieselfahrer ist kein Opfer! Er wußte beim Kauf seines Wagens, daß da hinten kein Ambrosia rauskommt!

      • 7G
        76328 (Profil gelöscht)
        @kditd:

        Hmmmhhh ... bei vielen Dieselfahrern, vor allem bei den e-bikenden SUV-Fahrern, haben Sie sicherlich Recht.

         

        Die eigentliche Perversion (auch im Vergleich zum Diesel) besteht darin, dass es für Ambrosia in mehreren Bundesländern Meldestellen gibt, weil das nordamerikanische Zeug höchst allergen sein soll.