Japanische Walfänger auf dem Rückzug: Brutale Saison beendet
Der Kampf zwischen Walschützern und japanischen Walfängern war in diesem Jahr besonders gewalttätig. Aber wer hat gewonnen?
BERLIN taz | Die Walschützer der Umweltorganisation Sea Shepherd sind zufrieden. In der Nacht zum Freitag hat die japanische Walfängerflotte das Südpolarmeer verlassen und sich auf den Rückweg in die Heimat begeben. Die Schiffe hätten den 60. südlichen Breitengrad Richtung Norden überquert, meldet Sea Shepherd. Damit dürfte der Kampf für diese Saison vorbei sein, die eine der brutalsten der letzten Jahre war.
935 Zwergwale und 50 Finnwale zu töten, hatten sich die japanischen Jäger zuvor als Ziel gesetzt – wieviel sie tatsächlich erwischt haben, war am Freitag nicht bekannt. Aber sie haben mit allen Mitteln gekämpft. Ein Video zeigt, wie hohe Wellen gegen das vereiste Deck des Sea Shepherd-Schiffes „Bob Barker“ schlagen. Der Kapitän spricht mit mühsam ruhiger Stimme in das Funkgerät: „Lassen Sie es mich sehr sehr klar sagen: Was Sie vorhaben, ist illegal!“
Vor dem Bug kreuzen drei japanische Harpunenschiffe, deren Besatzung versucht, lange Stahlseile um Ruder und Schiffsschraube der „Bob Barker“ zu wickeln und sie damit manövrierunfähig zu machen. „Ich habe neun australische Staatsbürger an Bord“, versucht es der Kapitän weiter. „Sie bringen deren Leben in Gefahr.“
Bei einer ähnlichen Aktion Anfang Februar hatte das japanische Harpunenboot „Nisshin Maru“ das Schiff der Walschützer gerammt, das ihnen den Weg zum Fabrikschiff versperrt hatte. Zu anderen Terminen sollen auch Wasserwerfer zum Einsatz gekommen und Wurfgeschosse wie Enterhaken auf die Sea Shepherd-Leute abgefeuert worden sein.
Den Haag will Ende März entscheiden
Viermal haben die Sea Shepherd-Aktivisten mit ihren beiden Schiffen die Walfänger in den vergangenen drei Monaten nach eigenen Angaben aufgespürt und am Jagen gehindert. Nun neigt sich die Saison ohnehin dem Ende zu. Die Wale sind nur im antarktischen Sommer im Südpolarmeer zu finden.
Doch die Auseinandersetzung geht weiter – allerdings ohne Gewalt und vor Gericht. Japan hat das Internationale Übereinkommen zur Regelung des Walfangs unterzeichnet, das eine kommerziell motivierte Jagd auf die Tiere praktisch verbietet. Allerdings beruft sich das Land immer wieder auf die Sondergenehmigung, die für den Fang zu wissenschaftlichen Zwecken gilt – nicht nur Umweltschutzorganisationen wie Sea Shepherd und Greenpeace bezweifeln, dass die japanischen Fabrikschiffe, die das Walfleisch verarbeiten, einen wissenschaftlichen Auftrag verfolgen.
Australien und Neuseeland – das in diesem Jahr zudem mehrfach die Hoheitsrechte in den Gewässern seiner Ausschließlichen Wirtschaftszone verletzt sah – haben Japan deshalb vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verklagt. Am 31. März wollen die Richter ihr Urteil fällen. Sea Shepherd hat schon angekündigt, die Walfang-Flotte unabhängig vom Ausgang des Verfahrens auch in den kommenden Jahren am Fangen hindern zu wollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin