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Fünf Jahre WaldspaziergängeRote Linie am Hambacher Forst

Etwa 1200 Menschen sind zum fünfjährigen Jubiläum der Waldspaziergänge gekommen. Die Anspannung vor Ort nimmt zu.

Eine Demo für den Hambacher Wald – zwar nicht in demselben, dafür aber mit rotem Banner Foto: dpa

Buir taz | Die rote Linie steht auf dem Wall zwischen Baggern und Bäumen. Etwa 1200 Menschen sind an diesem Sonntag laut Veranstalter*innen zum Waldspaziergang gekommen, die meisten in roter Kleidung: In roten Regencapes, im Weihnachtsmann-Kostüm, mit roten Mützen, roten Jacken, in rote Decken gewickelt. Ein Saxofonist spielt, Trommler trommeln. Die rotgekleideten Menschen halten rote Stoffbahnen, wie eine Grenze. Was ist nicht rot? Die grünen Fahnen, die im Wind wehen, auf denen steht „Hambacher Forst bleibt“.

Es ist auch sein Jubiläum: Am Muttertag vor fünf Jahren, am 11. Mai 2014, fand der erste Waldspaziergang statt. Doch nicht nur das. Ein Lied, das die Menschen singen: „Stoppt RWE“. Ein Sprechchor, den sie skandieren: „Kein Vertrauen: RWE“. Der Vorwurf, den sie dem Unternehmen machen: Einer der Bagger sei inzwischen nur noch 100 Meter von den Bäumen entfernt. „Das ist eine Methode, den Wald ohne Rodung zu zerstören“, ruft Michael Zobel, der Naturführer und Waldpädagoge, der die Waldspaziergänge veranstaltet, seit 61 Monaten in Folge. Die rote Linie hier und heute ist die fünfte Aktion dieser Art.

„Das war ein spontaner Entschluss, die Führungen zu machen“, sagt Zobel. „Zur ersten kamen 50 Leute, das war eine Sensation. Die meisten meiner Berufskollegen würden die Flucht ergreifen. Das war toll, und wir haben entschieden: Wir machen das ab jetzt jeden Monat.“ Manchmal müsse er sich kneifen. „Dass das so eine große Welle geworden ist, dass Menschen auf der ganzen Welt auf das Thema aufmerksam geworden sind: Das hat mich echt überrascht.“

Trotz des feierlichen Anlasses: Die Anspannung vor Ort nimmt zu. Eine Gruppe von Waldspaziergänger*innen löst sich aus der Menge und geht so nahe an einen der Bagger, dass die Schaufel stoppt. Als sich das rumspricht, jubelt der Spaziergang. Und Antje Grothus, die für für Buirer für Buir in der Kohlekommission saß, appelliert an den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU), er müsse seine soziale, gesellschaftliche und klimapolitische Verantwortung wahrnehmen. „RWE gräbt sich immer weiter ran. Es wird Zeit, dass unser Landesvater sich endlich schützend vor den Wald und die Dörfer stellt.“ Was die Menschen sich wünschten, sei Klarheit – und die Einhaltung des Kohlekompromisses.

RWE hat wiederholt mitgeteilt, man werde in „angemessenem Abstand“ zum Wald Halt machen. Was angemessen ist: Bleibt offen. Meterangaben sind nicht bekannt. „Hambi: Bleibt! Alle Dörfer: Bleiben!“, skandieren die Waldspaziergänger*innen. Die rote Linie flattert im Wind. Und am Ende feiern sie gemeinsam mit den Waldbewohner*innen den fünften Geburtstag der Waldspaziergänge.

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8 Kommentare

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  • danke anett selle und danke taz, dass ihr an dem thema dran bleibt, auch wenn es beim thema klimagerechtigkeit "nur" noch ein schauplatz von vielen ist.

  • 9G
    90946 (Profil gelöscht)

    Der Hambacher ist ein Wald, kein Forst. Der Verlust eines Forstes wäre eher zu verschmerzen als der eines Waldes.

  • 9G
    91655 (Profil gelöscht)

    2013 war die letzte Chance, aus der Braunkohle im Westen Deutschlands auszusteigen.

    Jetzt sind die Menschen bereits aus den Dörfern vertrieben - z. B. sind bereits hunderte von Häusern in Keyenberg im Eigentum von RWE und die ehemaligen Bewohner nach jahrelangem Kampf weg.

    2013 hat die NRW-SPD den Braunkohletagebau gegen die zaghaften Versuche der Grünen durchgedrückt - mit Verweis, dass die CDU für eine Koaliton mit der SPD zur Verfügung stehe.

    Die Grünen haben nicht herausfinden wollen, ob das stimmt und sie haben auch nicht herausfinden wollen, ob di CDU bei einer Schwarz-Grünen Koalition den Tagebau beendet hätte ...

    Das sich zu viele Grüne jetzt an die Spitze der Braunkohlegegner*innen stellen (wollen) ist verlogen.

    Das Fazit dieses grünen Politikversagens ist, dass vielleicht der Rest-Wald bleibt, dafür aber wirklich jedes Dorf vernichtet wird, mitsamt Kulturdenkmälern, Heimat von Tausenden von Menschen, den Friedhöfen usw. usf.

  • Hallo an die Redaktion!



    Warum wurde kein aktuelles Bild der Aktion am Hambacher Forst genommen? Oder ein Bild des Waldes bzw. der drei Bagger knapp 100m-von dem Waldrand entfernt?



    Ein Bild der Rote-Linie Aktion mit einem Bild aus einer Fußgängerzone zu untermalen ist der TAZ nicht würdig. Obwohl eine Reporterin der TAZ so oft vor Ort ist.



    Schade!

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

    • @91672 (Profil gelöscht):

      wundern würd mich hier gar nichts mehr. wo ist das durchgesickert?

  • Was die Menschen sich wünschten, sei Klarheit – und die Einhaltung des Kohlekompromisses.

    Der Kohlekompromiss besagt doch lediglich, dass die Erhaltung des Waldes "wünschenswert" sei. Eine Rettung des Waldes ist dem Kohlekompromiss nicht zu entnehmen.

  • 0G
    05654 (Profil gelöscht)

    Total Sinnlos die Unmengen Steuergelder verschlingende RWE-Aktion/en wenn in 10 Jahren - wie Altmeier anstrebt - ohnehin ein Ausstieg aus dem Kohletagebau erfolgt . Denke eine zeitnahe Ernennung des Hambi zum Naturschutzgebiet & Archäologischen Denkmal durch Bundestag & Europarat auf baldmöglichsten Antrag der Grünen & Linken , hätte - zu den Öffentlichkeitswirksamen Waldspaziergängen und zum bisher Bestehenden Rodungsstopp bis zur Neubewertung der Sachlage durch Gerichtsbeschluss des OCG Münster , sowie evtl. zusätzlicher Klage auf horrenden Schadensersatz vor OLG , BGH & EUGH infolge Haus- & Landfriedensbruch bei Umsiedlung sowie infolg. Nichteinhaltung von Klimazielen & Emissionswerten - mehr Chancen einen Langfristigen Baustopp zu bewirken . Goodluck Hambi!