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Kommentar TV-Duell Trump gegen ClintonVerlieren unmöglich

Daniél Kretschmar
Kommentar von Daniél Kretschmar

Hillary Clinton konnte nur gewinnen, auch wenn Trump sich besser schlug als das letzte Mal. Und sie sprach ihm ein sehr subtiles Lob aus – das keines war.

Hillary Clinton während der Debatte Foto: reuters

M artha Raddatz und Anderson Cooper, das Moderatorenteam der zweiten Debatte um die US-Präsidentschaft, waren um ihren Job nicht zu beneiden. Auf der einen Seite Donald Trump, einen pathologischen Lügner und aggressiv-inkompetenten Narzissten so weit zu domestizieren, dass noch ein wenig Zeit bliebe. Auf der anderen Seite Hillary Clinton, deren Wahlsieg praktisch unausweichlich scheint, hart nach ihrem politischen Programm zu befragen und Licht auch auf die Schattenseiten der wahrscheinlichen nächsten Präsidentin der USA zu werfen.

Die Ausgangsvoraussetzungen für diese Aufgabe waren denkbar schlecht, hatte Trump mit einer überraschenden Pressekonferenz kurz vor der Debatte die Idee einer politischen Diskussion noch einmal ad absurdum geführt. Nachdem ein am Freitag öffentlich gewordenes Video den republikanischen Nominierten für die Präsidentschaft in Bedrängnis brachte, da er darin mit offensichtlichem Stolz sexuelle Übergriffe schilderte, glaubte er nun, den Ehemann seiner Konkurrentin mit ähnlichen Vorhaltungen konfrontieren zu müssen.

Drei Frauen, die schon in der Vergangenheit schwere Vorwürfe sexueller Gewalt gegen den früheren Präsidenten Bill Clinton erhoben hatten, erklärten auf der Pressekonferenz ihre Unterstützung für Trump. Genauso wie eine Frau, die als Kind vergewaltigt worden war – Hillary Clinton hatte den Täter als Anwältin vertreten. Alle vier Frauen wurden von Trumps Team anschließend als Gäste bei der Debatte platziert. Dass das Aufeinandertreffen der Nominierten ohne Handschlag zwischen Clinton und Trump begann, wirkte nur folgerichtig.

Raddatz und Cooper taten ihr bestes, die Debatte auch jenseits von Charakterfragen zu führen, mussten jedoch über weite Strecken an diesem Anspruch scheitern. Die Fallhöhe zwischen Clinton und Trump ist einfach zu groß. Das erratische Gebrabbel Trumps wenn es um Fragen internationaler Konflikte, Wirtschaftspolitik, Geschichte oder Wissenschaft kommt, lässt Clinton kaum eine Wahl, als um Lichtjahre kompetenter zu wirken – kritische Nachfragen in ihre Richtung können dieses Bild kaum erschüttern.

Lügen und Übertreibungen

Sicher wird es Trump bei seiner Basis nicht schaden, dass er während der Debatte Partei für Putin und Assad ergriff, dass er den Iran-Atom-Deal falsch darstellte, dass er praktisch eingestanden hat, massive Steuervermeidung zu betreiben, dass er sich von den außenpolitischen Ansichten seines Vizes distanzierte – unentschiedene WählerInnen werden so jedoch nicht gewonnen. Erste Meinungsumfragen nach der Debatte zeigen denn auch einen deutlichen Vorsprung für Clinton in der Frage, wer den Schlagabtausch gewonnen habe.

Die Erwartung jedoch, dass Hillary Clinton ihren Widersacher endgültig in die Knie zwingen und mit nur wenigen Ködern soweit aus der Reserve locken würde, dass auch jene Offiziellen der Republikaner sich von Trump abwenden müssten, die ihm bisher ambivalent gegenüber stehen oder noch immer unterstützen, wurde trotzdem enttäuscht.

Die Attacke gegen ihren Mann wehrte sie ab, ohne direkt darauf einzugehen. Die Drohung, dass Trump sie als Präsident hinter Gitter bringen würde, ließ sie kalt. Der Eindruck verfestigte sich, dass nicht nur Trump vor allem zu seiner Basis sprach. Auch Clinton schien sich über weite Strecken vor allem der bereits gewonnenen Wählerschaft rückversichern zu wollen.

An Trump gekettet

In den sich an die Debatte anschließenden Runden politischer Berater und Kommentatoren des US-Fernsehens kam man gemeinhin zu dem Schluss, dass Trump sich trotz allem besser als erwartet geschlagen habe und Clinton überraschend zurückhaltend gewesen sei. Dass aber eine gerade eben akzeptable Performance ihres Nominierten es der republikanischen Führung schwerer machen dürfte, sich endgültig von Trump abzusetzen, kann den Demokraten, die in knappen Rennen um Senatssitze stehen, nur nützen. Ihre republikanischen Gegner sind auf Gedeih und Verderb an Trump gekettet und gehen im Zweifelsfall mit ihm unter. Insofern hätte Clinton die Debatte sogar als Verliererin gewonnen.

Nur, wie hätte sie verlieren sollen? Die letzte Frage der Debatte kam aus dem Publikum und war an beide Nominierte gerichtet. Eine Sache sollten sie benennen, die sie an ihrem Gegenüber respektieren würden. Während Trump, der über Wochen Zweifel geäußert hatte, ob Clinton auch nur körperlich in der Lage sei, die schweren Anforderungen als Präsidentin auszuhalten, bizarrerweise jetzt ihr Durchhaltevermögen lobte, beschränkte sich Clintons Antwort darauf, Trumps Kinder und damit ihn als Vater zu loben.

Donald Trump nicht als Geschäftsmann, nicht als Politiker, nein, als Familienvater zu zeichnen, war als Demütigung so subtil, dass Trump die Rollenumkehr nicht einmal zu bemerken schien. Clintons Wählerinnen, die die Erfahrung nur zu gut kennen dürften, nie für ihre berufliche Kompetenz, sondern eher für ihr Aussehen, ihre Kochkünste und ihre Mutterschaft gelobt zu werden, werden den Wink mit Genugtuung zur Kenntnis genommen haben, wohl wissend, dass dieses Mal die Frau gegen den unfähigen Idioten gewinnen wird.

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Daniél Kretschmar
Autor
Jahrgang 1976, Redakteur für die tageszeitung 2006-2020, unter anderem im Berlinteil, dem Onlineressort und bei taz zwei. Newsletter unter: https://buttondown.email/abgelegt
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11 Kommentare

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  • Man kann das einfach nicht begreifen, warum überhaupt jemand es gar in Erregung zieht, für Herrn Trump bei der Wahl zu stimmen.

     

    In einem neu aufgetauchten Video aus dem Jahr 2005 erzählt Donald Trump, wie er Frauen begrapscht. Das ist eigentlich sexuelle Belästigung.

    https://www.taz.de/Sexistisches-Video-von-Donald-Trump/!5346769/

     

    Jeder Amerikaner, der eine Mutter, eine Tochter, eine Ehefrau oder eine Schwester hat, sollte sich über das skandalöse Video Gedanken machen.

     

    Was würde passieren, wenn Trump die Wahl gewinnt. Hieße es dann, dass sexuelle Belästigungen von trump's Regierung toleriert würden?

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    Also TV Duell kann sie, keine Frage. Trump ist so schwach. Was wären das für Duelle gewesen: Sanders vs. Clinton.

  • Was besseres als Donald Trump konnte Hillary Clinton gar nicht passieren.

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)
  • ...vielleicht ist der aktuelle Wahlkampf in den USA gar nicht so wichtig für die BRD...

    • @Der Alleswisser:

      vieleicht aber schon.

       

      Kommentar gekürzt. Bitte achten Sie auf unsere Netiquette.

  • Pathologischer Lügner, unfähiger Idiot, man könnte fast glauben, der Autor dieses Artikels kann Trump nicht leiden ;-)

     

    Allein die Ankündigung, Trump würde als Präsident dafür sorgen, dass Hillary Clinton in den Knast wandern würde, reicht vermutlich den meisten Wählern schon, um sich für ihn zu entscheiden.

     

    Michael Moore nennt 5 Gründe, warum Trump, entgegen allen Versuchen der deutschen Presse, HC zur Präsidentin zu schreiben, die Wahl gewinnen wird und was er da schreibt klingt ziemlich plausibel:

    http://michaelmoore.com/trumpwillwin/

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Iannis:

      Auch Michael Moore irrt zuweilen. Er ist übrigens der Letzte, dem das missfällt...

      • @60440 (Profil gelöscht):

        Richtig, er hofft ja selbst, dass er sich irrt.

        • @Iannis:

          Leider irrt er sich gerade bei Präsidentschaftswahlen ständig. Ich kann mich noch daran erinnern, wie er indirekt Bush zum Präsidenten gewählt hat mit seiner massiven Unterstützung für den 2%-Kandidaten Nader.

    • @Iannis:

      Die Entscheidung ob man jemanden wählt welcher entweder unfähig oder fähig ist hängt wohl stark damit zusammen ob man denkt das Amt arbeite für oder gegen den einen selbst.