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Euthanasie im Dritten ReichVom Mensch zum Objekt degradiert

In Zeiten von Donald Trump und AfD ist der Blick zurück wichtiger denn je. Denn manche Parallelen zur NS-Geschichte sind erschreckend.

Der Wert des Lebens von Walter Frick wurde als ungenügend eingestuft Foto: privat

Vor bald 90 Jahren schickte mein Großvater Walter Frick einen Brief mit Bild an seine Eltern nach Zweibrücken in der Pfalz. „Ihr seht auf dem Bild den ‚Dirigiergalgen‘, wie er sonntags aussieht, wenn er mehr der Unterhaltung dient. Denn man könnte von einem Ernste bei der Arbeit hier nicht reden, oder? Ja, ich bin gerade noch rechtzeitig auf den Stuhl gekommen – da ging das Blitzlicht los. Findet ihr das Bildchen nicht ulkig?“

Er studierte zu dieser Zeit in München Dirigieren, Klavier und Komposition, das Foto ist eine Momentaufnahme aus einem glücklichen, unbeschwerten Leben. Einem Leben, über das sich ab 1933 ein immer länger werdender Schatten legte. Einem Leben, das für meinen Großvater 1941 in der Nervenheilanstalt in Bernau bei Berlin endete. Ein Jahr zuvor hatte er seine Stelle als Opernkapellmeister am Rostocker Stadttheater verloren, seine Frau Luise war mit dem zweiten Kind schwanger.

Um die Familie ernähren zu können, sah Walter sich gezwungen, eine Art Weiterbildung zum Musiklehrer zu absolvieren, doch gleichzeitig stand sein Wehrmacht-Einzug kurz bevor. Walter hatte große Angst vor dem Dienst an der Waffe, bewarb sich verzweifelt auf alle nur denkbaren Vakanzen. Seine letzte Hoffnung war eine Vormerkung auf die Intendantenstelle in Metz. Diese wurde anderweitig besetzt, der Gang zur Wehrmacht unausweichlich.

In der „Irrenanstalt“ gestorben

Wie sollte er das überstehen? Was würde aus seiner Familie werden? Während eines Besuchs bei seiner Schwester Hedwig verließ ihn alle Hoffnung, alle Kraft. Weinend sei er zusammengebrochen, erzählte Hedwig meinem Vater vierzig Jahre später. Ihr Mann, der SS-Hauptsturmführer Armin Beilhack, habe Walter dann wegbringen lassen in eine Irrenanstalt. Dort sei er fünf Monate später gestorben, laut Sterbeurkunde an „trauriger Verstimmung, Depression und Erschöpfung“.

taz.mit behinderung

Menschen mit Behinderungen fordern immer wieder: „Nichts über uns ohne uns!“ Jedoch sind sie in den Redaktionsräumen des Landes kaum vertreten. Zum internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember 2016 präsentiert sich die taz am Vortag als Ergebnis einer „freundlichen Übernahme“.

Darin erzählen Autor_innen von sich. Davon, dass sie nicht „an den Rollstuhl gefesselt sind“ oder „an ihrem schweren Schicksal leiden“. Davon, wie es ihnen im Alltag und im Beruf ergeht. Koordiniert wird die Übernahme von Leidmedien.de. taz.mit behinderung – am Kiosk, eKiosk und natürlich online auf taz.de.

Doch die Sterbeurkunde wurde nach Aussage Armin Beilhacks ausgefüllt. Und auf die Frage meines Vaters, was sie denn glaube, hatte Hedwig damals lapidar entgegnet: „Die werden meinem Bruder die Spritze gegeben haben“. Dieser Dialog zwischen meinem Vater und seiner Tante liegt mehrere Jahrzehnte zurück und war zugleich Anfang und Ende seiner Bemühungen, etwas über das Schicksal des eigenen Vaters zu erfahren.

Nie könnte ich es ihm übelnehmen. Er ist 1940 geboren, ich 1990. Wie könnte ich mir anmaßen ihn anzuklagen, hatte er doch von Kindesbeinen an gelernt, dass bestimmte Fragen mit Schweigen beantwortet wurden und dass nicht gestellte Fragen das Zusammenleben aller Beteiligten erleichtern würden – zumindest nach außen hin.

Eingemauert, was schmerzhaft war

Mit bloßen Händen hatten die Menschen nach dem Krieg ihre Fassaden wiederaufgebaut, die ihrer Häuser und die ihrer Seelen. Hatten eingemauert, was schmerzhaft war. Doch nicht nur unter ihnen, auch unter ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln gibt es mittlerweile immer mehr Menschen, die sich wenig begeistert zeigen vom „Erinnerungsboom“, der vor allem in den letzten Jahren in Deutschland ausgebrochen zu sein scheint. Man habe doch mittlerweile wirklich genug aufgearbeitet, heißt es dann.

Doch dieser Erinnerungsüberdruss ist der Mörtel, der die Mauer des Schweigens an manchen Stellen bis zum heutigen Tage zusammenhält. Eine Mauer, die nicht nur vor der Vergangenheit und den damit verbundenen Gefühlen hochgezogen wurde, sondern uns gleichsam von der Zukunft trennt.

Ja, Deutschland ist ein Land der Denkmäler, Gedenkstätten und Erinnerungsorte. Beinahe hilflos stehen sie manchmal da, die verwitternden Statuen und Tafeln und die stillen Gebäude, in denen einen das Grauen vergangener Zeiten empfängt. Gerade Gedenkstätten wollen mit ihrem umfangreichen pädagogischen Angebot weit mehr, als Vergangenes vor Augen führen. Sie wollen Bezüge herstellen, wollen die Frage beantworten, die den Besucher_innen ins Gesicht geschrieben steht: Was hat das mit mir zu tun?

Ein Kapitel des Dritten Reiches, mit dessen Auseinandersetzung die Deutschen sich bis heute besonders schwertun, ist das der NS-„Euthanasie“, der Tötung Hunderttausender Patient_innen in Heil- und Pflegeanstalten. Legitimiert wurde dieser gezielte Massenmord mit den „Erkenntnissen“ der Eugenik, der Erbgesundheitslehre, die Menschen in lebenswertes und lebensunwertes Leben einteilte.

Den Wert eines Lebens in Frage stellen

„Krankes Erbgut“, so hieß es, müsse „ausgemerzt“, der „Volkskörper“ von „Ballastexistenzen“ befreit werden. Gemeint waren Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen, psychischen oder chronischen Krankheiten, aber auch unangepasste Kinder, alte Menschen, ja sogar schwer verwundete Soldaten. Der Wert ihres Lebens wurde infrage gestellt. Das Kriterium für ihre Ermordung war ihr nicht mehr vorhandener Nutzen für die Gesellschaft.

Was zunächst nach einer „typisch nationalsozialistischen“ Ideologie klingt, hat seine Wurzeln weit vor 1933 und war nach 1945 alles andere als gebannt. Menschen, die nicht der Norm entsprechen, sind auch heute noch nicht gern gesehen, dabei ist es die Gesellschaft selbst, die ebenjene Norm stetig reproduziert: Würde keiner von „normal“ sprechen, gäbe es auch kein „anders“. Die Ausgrenzung von Minderheiten ist in unserem sozialen Gefüge immer noch fest verankert; das zeigt sich an Vorhaben wie dem umstrittenen Bundesteilhabegestz oder der Debatte um Arzneimitteltests an Demenzkranken.

Julia Frick

Jahrgang 1990, stellv. Vorsitzende des Förderkreises Gedenkort T4 e.V. in Berlin. Die ganze Geschichte ihres Großvaters erzählt sie auf www.lebenswertes-leben.net

Mögen die NS-Patientenmorde auch eine historische Gegebenheit sein, etwas, das passiert ist, so haben wir die Stigmatisierung von Behinderung, Krankheit und Schwäche noch lange nicht „passiert“.

Mein Großvater war sehr empfindsam – hochsensibel würde man heute sagen. Vielleicht würde man ihm auch „depressive Episoden“ attestieren. Aber was tut das zur Sache? Worum es wirklich geht, ist die Degradierung von Menschen zu Objekten, über die man bestimmen kann – ein Vorgehen, das damals wie heute praktiziert und von großen Teilen der Gesellschaft geduldet wird. Die Kluft zwischen „Gesunden“ und „Kranken“ existiert weiter.

Behinderungen und psychische Erkrankungen sind noch immer ein Tabu, ein Makel, den man besser für sich behält. Ist dies nicht möglich, wird man schnell auf ebenjenen Makel reduziert. Gerade im Hinblick auf diese Kontinuität der Ausgrenzung von Menschen ist die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte so wichtig. Dann merken wir vielleicht, dass Vergangenheit kein Geschichtsbuch ist, in dem man bestimmte Kapitel überspringen oder das man einfach zuklappen kann. Vielmehr sind wir selbst längst Teil der Geschichte.

Diese Erkenntnis aber ist mit Verantwortung verbunden – Verantwortung für einen bewussten und gegenwartsbezogenen Umgang mit dem, was hinter uns liegt. Und dazu gehört auch die Gewissheit, dass hinter jedem Opfer der Zeit des Nationalsozialismus ein Mensch zu finden ist. Ein Mensch, in dem wir uns selbst erkennen können. Das wurde mir in den vergangenen Jahren durch die Geschichte meines Großvaters bewusst.

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21 Kommentare

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  • Abschließend möchte ich noch etwas loswerden: Die Nationalsozialisten und ihr Drittes Reich sind zwar historisch, der Status der Einzigartigkeit ihrer Verbrechen und ihrer menschenverachtenden Sichtweise aber ist das Ergebnis von innerer Distanzierung, Selbstschutz und Ignoranz. Was aber, wenn wir vor lauter Augen-zu-Halten und "Nein, so sind wir heute nicht!" voll gegen die Wand knallen, von der wir uns entfernen wollten? Vielleicht sollten wir aufhören, von einem "Rechtsruck" zu sprechen, der "in letzter Zeit" überall zu spüren ist. Denn ein Ruck ist etwas Plötzliches, Unvorhergesehenes. Doch Gesellschaften wandeln sich langsam und Ideologien festigen sich schleichend. Und was das betrifft, sind wir heute nicht besser dran als früher.

    • @Julia Frick:

      Richtig. Aber die Selektionen über Pränatale Diagnostik und Spätabtreibungen sind nicht auf dem Mist der AfD gewachsen. Und mir fällt es ehrlich auch schwer wie Sie die konträren Positionen der rechtskonservativen Lebensschützer und Co. mit den T4. Aktionen der Nationaksozialisten in Verbindung bringen. Da gibt es wesentlich bessere Beispiele für solche Vergleiche, wenn man sie denn machen will.

  • Da mittlerweile einige Kommentare den Untertitel "In Zeiten von Trump und AfD ..." kritisieren, möchte ich dazu Stellung nehmen.

    Ja, die Zeile ist provokativ. Das soll sie auch, ich schreibe ja nicht, damit mich alle lieb haben. Allerdings wurde auch gekürzt, im Original lautete der Text: "Deutschland ist ein Land der Denkmäler und Gedenkstätten. Wenngleich manch einer genug von NS-Aufarbeitung zu haben scheint, ist in Zeiten von Donald Trump, AfD und Bundesteilhabegesetz der Blick zurück wichtiger denn je. Auch und vor allem der auf die NS-Patientenmorde."

    Dass ich diesen "Teaser" nicht konkret im Artikel aufgreife, stimmt. Das ist nicht ideal gelaufen, das gebe ich zu. Hätte ich mehr Zeit und Raum zum Schreiben gehabt, hätte ich hier noch einen Bezug hergestellt und den Artikel so noch mehr gerundet. Vielleicht habe ich mich auch überschätzt, indem ich eine so große politische Spanne versucht habe abzudecken.

    Den Kommentator_innen jedoch, die behaupten, NS-'Euthanasie', Donald Trump und die AfD in einem Atemzug zu nennen, sei "albern" oder würde "Nazi-Deutschland verharmlosen", möchte ich mit auf den Weg geben:

     

    1. Lest den Artikel, nicht nur die Überschrift und den Untertitel.

     

    2. Ich bin weit davon entfernt, Naziverbrechen jeglicher Art mit dem, was aktuell in der Politik verzapft wird, gleichzusetzen. Dennoch gilt heute wie damals: Wehret den Anfängen. Bei einem amerikanischen Präsidenten, der sich öffentlich über Behinderte lustig macht und eine Politik gegen Minderheiten anstrebt, und bei einer Partei, die Inklusion für zu teuer hält und weniger (!) Gedenkarbeit zum Nationalsozialismus fordert, ist ein Bezug zu den Patientenmorden des Dritten Reiches leider absolut nicht albern.

  • "In Zeiten von Donald Trump und AfD ist der Blick zurück wichtiger denn je. Denn manche Parallelen zur NS-Geschichte sind erschreckend."

     

    An keiner Stelle des Textes stellt die Autorin einen aktuellen Bezug zu Trump u/o AfD her , er wird nicht einmal angedeutet , eine solche Bezugnahme passt auch in keiner Weise zum sehr persönlich gehaltenen Text der Autorin .

  • Menschen mit Down-Syndrom und anderen Behinderungen sind anderen Menschen vor ihrer Geburt auch heute nicht gleichgestellt und dürfen über legale Spätabbrüche abgetrieben werden. Die Gesetze dafür sind aber nicht auf dem Mist von Trump und der AfD gewachsen.

  • Bitte - was ein Artikel. & Danke & -

     

    Bitte - erst mal innehalten.

    Innehalten - ehe alles mögliche hoch - runter durch & Reingerechnet wird. Danke.

     

    Diese Euthanasie-Denke - als Ausdruck der Moderne -

    Der Machbarkeit - der "Veredelung" & "Ausmerzung" -

    Ja wohl vorrangig der Weißen Rasse - war durch entsprechende -

    Heute würden wir wohl sagen - populärwissenschaftliche Literatur - Wie sie auch heute - natürlich! in weit anspruchsvoller Weise ein Herr Hoimar von Ditfurth - unter das Volk streute - ja ja - mal Hintergrundrauschen -

    (sorry - seine Tochter Jutta - " ja auch in meiner Familie war man bis vor kurzem noch der Auffassung - daß Neger weniger intelligent als Weiße sind!) - &

     

    War in den 20er Jahren - beginnend bei Haeckel´s Welträtsel - querbeet en vouge .

    Harmlos z.B. vergleichsweise in meiner Familie -

    Indem sich ein Ehepaar - dem Kinderwunsch verschloß - "weil es in der Familie mal ein geistig behindertes Kind" gegeben hatte - (was immer die wahren Motive gewesen sein mögen - gewiß!). & - Mal heute - schön bescheiden -

    Der Menschenzuchtgedanke - tauchte ja unlängst - &

    Doch ziemlich unverholen in der Elmauer Rede eines gewissen C 4-Professors (aber "Steuern sind Raub Apologeten") - ja genau bei dem Herrn -

    Peter Sloterdijk – Zorn&Zeit - Unverhohlen & Unverfroren wieder auf!

     

    Bitte also zurück. & nochmals - Tacheles -

    Weil - Das fiel damals wie heute - Alles nicht vom Himmel Nein. & hatte einen Namen – Aktion T 4.

     

    ff

    • @Lowandorder:

      ff - Aktion T 4 -

       

      "..Die Aktion T 4 ist eine nach 1945 gebräuchlich gewordene Bezeichnung für die systematische Ermordung von mehr als 70.000 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen in den Jahren 1940 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa 1945 während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Die systematische Ermordung „unwerten Lebens“ wurde bis zur bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht und dem Untergang des „Dritten Reichs“ ausgeübt.

       

      Neben rassenhygienischen Vorstellungen der Eugenik sind kriegswirtschaftliche Erwägungen während des Zweiten Weltkrieges zur Begründung herangezogen worden. Gleichzeitig mit ersten kirchlichen Protesten wurden die Tötungen nach „Leerung“ ganzer Anstaltsteile von „Heil- und Pflegeanstalten“ (vor 1934 gewöhnliche Bezeichnung: „Irrenanstalt“) seit 1942 nicht mehr zentral, sondern weniger offensichtlich und dezentral fortgesetzt..." https://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_T4

       

      Daß es im Zuge dieser Aktionen auch unternommen wurde - mißliebige - im Wege stehende - Ehefrauen, Mütter, Geschwister etc aus dem Weg zuräumen -

      Ist mir persönlich aus familiären Unterlagen bekannt.

       

      Entsetzen & Abwiegeln &"einmalig" - etc usw usf -

      Wird genau in dem Moment wohlfeil - wenn klar ist -

      Daß die Täter weitgehend post WK II unbehelligt in

      Praxis Wissenschaft & Lehre ihre "Kontinuität" gelebt haben. ( siehe eben dort & passim).

       

      kurz - Es wäre naiv - Anzunehmen - Abzuwehren -

      "Das betrifft uns alles nicht (mehr)!"

      Denn es ist eben doch kein Zufall - daß -

      Andrea Schöen als Kleinwüchsige schreibt -

      "Studieren in Italien - In Forlì fühlte ich mich frei "&

      Es heißt - "Unsere Autorin mit Behinderung hat ein Jahr in Italien studiert. Dort hat sie erfahren, wie schön es ist, nicht angestarrt zu werden." &

      Harry Rowohlt - Irgendwo in seinem "Pooh´s Corner"

      Eben selbiges über ein Paar beim Irlandbesuch beschreibt & - Jetzt kommt´s -

      Beides - eben im GEGENSATZ zu ´schland!

  • Eine Parallele zwischen AFD und der NS Geschichte herzustellen, ist einfach albern

    • 9G
      970 (Profil gelöscht)
      @Voilodion:

      "Albern" ist auch der Blumenkohl am Pillemann, und wenn man dann nicht hinschaut... zack ist man weg vom Fenster!

  • Der Neoliberalismus hat einem Wiederaufkeimen des Faschismus wunderbar den Boden bereitet.

    Mal sehen,ob unsere Gesellschaften ihre Geschichtslektionen gelernt haben.

    Vor ein paar jahren hat man den Vergleich mit Weimar noch als Unsinn betitelt.Eine Relativierung der Naziverbrechen liegt mir absolut fern,ich hoffe,dass man mir das glaubt.Ich sehe es nicht als Verharmlosung der Naziverbrechen,wenn Menschen ihre Befürchtungen äußern zu bestimmten Geschehnissen und Politikern,weil diese einfach augenfällig sind.Wer bestimmte Parallelen von der Hand weist,der schaut weg.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    "Was zunächst nach einer „typisch nationalsozialistischen“ Ideologie klingt, hat seine Wurzeln weit vor 1933 und war nach 1945 alles andere als gebannt."

     

    Das ist es ja. Es ist nicht weg, das Gedankengut. Es wird wieder stärker.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    "In Zeiten von Donald Trump und AfD ist der Blick zurück wichtiger denn je. Denn manche Parallelen zur NS-Geschichte sind erschreckend."

     

    Ich habe ja schon häufiger Rechte gesehen die versuchen Nazi-Deutschland zu verharmlosen aber jetzt das Gleiche auch noch von Links? Warum?

     

    Weder die AfD, noch Donald Trump kommen auch nur ansatzweise an das was die Nazis verbrochen haben heran.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Noch nicht, aber die Absichten sind eindeutig und werden so auch ausgesprochen und schriftlich als Programme verfasst.

       

      Aber bei Hitler wollte das auch alles keiner vorher wissen, was bereits zu lesen war.

       

      Nur die "Versprechungen" bzw. die persönliche Hoffnung auf ein besseres Leben (ohne xy) zählen bei Wahlen, nicht das ggfs. klein gedruckte und unter Ausschluss der Presse gesagte.

      • @Hanne:

        Richtig. Aber dieser Artikel geht auf Trump und die AfD überhaupt nicht ein. Was schade ist. Denn so wird niemand erfahren wo die konkreten Gefahren in der Richtung liegen.

         

        Die beiden Begriffe sind nur Teaser für das Lesen eines interessanten Artikels über Erinnerungskultur.

  • @Cosmo

    @Noctuanigra

     

    Man möge mir ein Zeitalter nennen, wo es besser war als heute. Vielleicht hat man im Mittelalter oder in der Antike den Wert des Lebens ja nicht anhand der ökonomischen Leistungsfähigkeit bemessen.

    Trotzdem geht es auch den Menschen, die von Sozialleistungen leben, bei allen Härten heute besser als allen Bedürftigen zu Zeiten der heiligen römischen Inquisition oder in Sparta.

    Und auch heute würden sehr viele Menschen auf der Welt wohl gerne mit einem deutschen Hartz4 Empfänger tauschen.

    Man darf in unserer Demokratie dank Meinungsfreiheit aber natürlich trotzdem ruhig Querverweise von der Agenda-Politik mit einem definierten Euro Budget je Leistungsempfänger und Monat für Unterhaltungselektronik und dem dritten Reich und der Ermordung von Millionen unschuldigen Menschen ziehen. Und klar: der in der Regel 40-Stundenwoche Arbeitsalltag mit Urlaubsanspruch, Krankengeld und Elternzeit oder auch der blödste McJob ist irgendwie Survival of the fittest, oder? Also was? Wird man mit Burn out an der Rampe aussortiert? Relativiert von mir aus ruhig weiter.

    Man schadet berechtigten Anliegen nur, wenn man mit dem Holzhammer argumentiert.

    • @Bulbiker:

      Es geht nicht darum, dass wir heute materiell einen Stand x haben, für den "wir" dankbar sein sollen, sondern es geht vermutlich darum, darauf hinzuweisen, dass wir unser Denken zu solchen Themen auch immer wieder und andauernd überprüfen und hinterfragen müssen, denn es ist nicht nur Geschichte und Vergangenheit, in der wir nicht mehr leben.

       

      Ich jedenfalls finde es bitternötig auch heute über solche Aussortierungs- und Bewertungsgedanken nachzudenken. Ich höre und lese sie täglich, sei es durch Aussagen von Politikern aus der sog "Mitte" oder auch von Kollegen und Lehrern meiner Kinder. Von Ämtern, Therapeuten und sonstigen Einrichtungen ganz zu schweigen.

       

      Noch geht es aktuell nicht wieder bis zum Tod, aber vor dem sog. "Erlösungstod" kommen viele andere Schritte.

  • 6G
    628 (Profil gelöscht)

    Man braucht nicht nur auf AfD und Trump blicken. Auch die SPD hat mit ihrer Sozialparasiten-Rhetorik im Zuge der Agenda-Politik an die NS-Logik angeknüpft. Jede Form von Sozialdarwinismus, mag sie nun einen gesunden 'Volkskörper', oder eine Gesellschaft von ökonomisch verwertbaren Individuen zum Ziel haben, ist brandgefährlich. Leider wird bei der Debatte über den Neoliberalismus häufig seine sozialdarwinistische Komponente ignoriert. Aber auch hier ist der Schwächere überflüssiger Ballast, dem man keine Hilfe zukommen lassen sollte. Der Wert eines Menschen wird nach seiner ökonomischen Leistungsfähigkeit bemessen.

    Dieses Denken vergiftet nach meinem Empfinden schon heute unsere sozialen Beziehungen.

    • 6G
      628 (Profil gelöscht)
      @628 (Profil gelöscht):

      P.S.: Ein wunderbar geschriebener Artikel mit einer unheimlich wichtigen Botschaft. Kompliment.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "In Zeiten von Donald Trump und AfD ist der Blick zurück wichtiger denn je. Denn manche Parallelen zur NS-Geschichte sind erschreckend."

     

    Bitte...

     

    Zur Sache: vor einigen Jahren lief auf WDR5 ein Feature zum Thema. Euthanasie war für NAzis wohl eine heikle Angelegenheit, weil es "eigene" Voolksgenossen waren und nicht alle entsprachen dem in so manchem Propagandafilm präsentierten "unwerten Leben". Nun, in dem Feature wurde v.a. sehr geringer Widerstand oder sogar Zustimmung der betroffenen Familien behandelt. So wurden an die eltern betroffener Kinder Briefe verschickt, die in leicht verklausulieter Sprache versucht hatten so etwa wie Zustimmung zum "Verkürzen der Leiden" zu holen. In 80% gab es auch Zustimmung. Daneben gab es auch Fälle wo Menschen schnurstracks geradeaus in die Anstalten reingegangen sind, um ihre Nächsten zu holen. In vielen Fällen hat's geklappt. Da gab es den Priester (Bischof?), der aus der Kanzel seinen Gläubigen zugerufen hatte "Geht dahin und holt Eure Lieben!". Alles sehr erschütternd.

  • So und jetzt noch einmal das gleiche für die Arbeitswelt. Da wird doch genau das vorgemacht. Wer sich nicht mehr rentiert als Teil der "human resources", wird aussortiert. Wundert es da, dass die Verschärfungen der letzten Jahrzehnte sich auch in der Nichtarbeitswelt breit machen?

  • Wir haben doch schon seit 18 Jahren die Entwicklung zum zutiefst menschenverachtenden, sexistischen, rassistischen und für viele Menschen tödlichen Neoliberalismus. Was soll denn da mit einem Trump oder der AfD noch großartig schlimmer werden?