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Ein persönlicher AbschiedsbriefLeb wohl, Krim!

„Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt“, schreibt Ana Gordijenko aus Simferopol. „Eines aber weiß ich: Auf der Krim erwartet mich nichts Gutes mehr.“

Das war's. Sonnenuntergang auf der Krim Bild: imago

Meine innig geliebte Krim, Du hast dich so verändert. Ich erkenne Dich nicht mehr wieder.

Ich weiß noch, wie wir uns kennenlernten. Ich kam hier zur Welt, du warst seit Ewigkeiten schon da. Meine Heimatstadt ist Simferopol. Ich ging hier in den Kindergarten, später zur Schule. Dann habe ich an der Universität studiert. Viele Freunde aus allen Ecken der Welt hielten mich für einen Glückspilz, weil ich in einer der schönsten Ecken der Ukraine geboren wurde – der Krim, die wie eine wunderschöne Perle glänzte.

Und je älter ich wurde, desto mehr bewunderte ich Dich. Deine Einmaligkeit liegt darin, dass Du so vielfältig bist und doch so harmonisch. So viele verschiedene Völker, so viele verschiedene Religionen waren hier zu Hause. Es war ein friedliches Miteinander. Jetzt ist alles anders.

„Jenseits der Krim gibt es kein Leben!“, haben sich die Leute zugerufen, haben gesagt: „Der Mensch hat nur ein Leben – er sollte es doch auf der Krim leben!“

Referendum

Bei dem Referendum über den zukünftigen Status der Krim haben sich laut offiziellem Endergebnis 96,6 Prozent für die Eingliederung der ukrainischen Halbinsel in die Russische Föderation ausgesprochen. Das teilte der Krim-Regierungschef Sergej Aksjonow am Montagmorgen im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Der Westen hält die Volksabstimmung für illegal und erkennt das Ergebnis nicht an. (afp)

Warum wohl? Die Halbinsel hat alles, was man zum Glücklichsein braucht. Sie wird von zwei Meeren umspült, hat hohe Berge, weite Steppen, Wälder und über allem leuchtet ein azurblauer Himmel. Kann man sich mehr wünschen?

Ich fliehe aus meiner Heimat

Doch manchmal treiben Menschen ein böses Spiel. Leider hat diese Medaille schon immer eine Kehrseite – es fanden sich immer Menschen, die versessen darauf waren, dieses Land ihr Eigen zu nennen.

Und genau das geschah im Februar 2014, als Wladimir Putin Truppen auf die Krim entsandte. Fremde traten in meinem Haus, der Krim, die Türen mit den Füßen ein. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, die Krim im Krieg erleben zu müssen. Niemals hätte ich gedacht, dass ich einmal das Pfeifen von Warnschüssen hören würde, nur weil ich jemandem verdächtig vorkomme.

Heute habe ich hier in Simferopol zum ersten Mal eine Bahnfahrt ohne Rückfahrkarte gekauft. Ich fliehe aus meiner Heimat. Ich lasse meine Arbeit zurück, die ich liebe, und meine Wohnung bleibt leer. Ich weiß nicht, was mich in Zukunft erwartet. Eines aber weiß ich ganz genau: Hier auf der Krim erwartet mich nichts Gutes mehr.

Es gibt nichts Schlimmeres als Angst. Und Angst ist seit zwei Wochen meine treue Begleiterin. Krim, warum schaust Du so böse auf mich? Ich bin es, Deine Tochter, die Dich von ganzem Herzen liebt! Vertreib mich nicht! Ich bitte Dich sehr!

Wie soll ich leben?

Vor einer Woche hat man mitten in Simferopol versucht, mir meine Wyschiwanka vom Leibe zu reißen, die gestickte ukrainische Bluse. Ich ging durch die Straße, als eine Frau plötzlich schrie und sich auf mich stürzte. Sie beschimpfte mich als „Banderowza“, als eine Anhängerin des radikalen Nationalistenführers Stepan Bandera aus der Westukraine.

Die Autorin

Ana Gordijenko ist 25 Jahre alt. Sie hat das Pseudonym „Die Stolze“ gewählt, weil sie Angst vor Repressalien hat und glaubt, dass sie mit ihrer Flucht die Heimat im Stich lässt.

Die Propaganda der Kreml-Medien trichterte den Menschen auf der Krim ein, dass ukrainische Patrioten allesamt Faschisten sind. Wenn jemand auf der Straße Ukrainisch spricht, glauben sie, dass die Eroberer schon auf der Krim wären. Aber wie soll ich leben, wenn Herz und Seele nach der ukrainischen Sprache verlangen?

Es ist gefährlich geworden, einfach nur seine Heimat zu lieben. Die Krim hat sich in einen Abgrund verwandelt. Der Zug bringt mich fort von meinen Freunden und Verwandten. Was gibt es Schlimmeres, als von der Heimat verstoßen zu werden?

Mein Herz ist zerrissen von Erniedrigung und Hoffnungslosigkeit. Das Referendum ist nichts als ein Zirkus. Für lange Zeit wird es mein Herz, das an der Krim hängt, von meiner Seele trennen, die in der Ukraine lebt.

Was bleibt, sind Gebete und der Glaube an die Wahrheit. Denn gegen die mächtige russische Propagandamaschine zu kämpfen ist so, als würde man sich ohne Waffen vor einen Panzer stellen. Das Einzige, was hoffen lässt, ist das Wissen, dass die Ukraine eins ist und unteilbar bleibt. Jetzt empfinden sich die Ukrainer als eine Nation – Wladimir Putin sei Dank!

Übersetzung: Irina Serdyuk

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47 Kommentare

 / 
  • Verehrte Kommentatoren,

     

    was ist, wenn all diese Unterstellungen an die Autorin dieses Artikels ungerechtfertigt wären, wenn sie auch nur aus dem Blick des Fensters der Propaganda geboren sind. Ja, es ist vieles möglich, doch nur nur der Gedanke daran, was in dieser Frau vorgeht, wenn sie keine Nationalistin, Faschistin, Tradionalistin, Rassistin, sondern wirklich existierend und verzweifelt ist.

    Das allein hält mich davon ab, solchen "allwissenden" Mist zu schreiben und für solche antipath. Kommentare von Ihnen, ins Blaue spekuliert, kann ich mich nur fremdschämen.

  • Ich glaube nicht an : " Hier die Guten, da die Bösen"

     

    Warum verlässt Mischa Kapustin, der letzte Rabbiner der Krim diese Richtung Kiew. ?

     

    http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/18660

     

    http://www.welt.de/politik/ausland/article125459828/Vor-wem-wollen-die-Russen-uns-denn-schuetzen.html

     

    Bedenklich, wenn so viele sich hier auf die Seiten zweifelhafter Autoritäten aller Himmelsrichtungen schlagen und diese bis zum letzten verteidigen.

    Ist das die Vorrunde in der Suche nach einem erneuten Führer hierzulande ?

    Ich habe selten solche Auswürfe der Masse autoritärer Charakter erlebt, wie in diesen Tagen.

    • @lions:

      Hervorragender Kommentar

  • Liebe Anna, Propaganda kann im Kalten Krieg groteske Züge tragen. Um Angst zu erzeugen werden zuerst laute Drohgebärden angeschlagen. Zu allem bereite Schreihälse geben die harte Tour. Die Ukraine war schon im Dezember ein Land, das von seinen eigenen Eliten ausgesaugt und in sich selbst zerstört wurde. Die ukrainische Wut auf Diebe in der eigenen Regierung ist mir verständlich. Dagegen richtete sich ein gerechter Zorn. Doch der wurde schwer vergiftet. Durch den rechtslastigen Gleichschritt bei der bewaffneten Besetzung des frei gewählten Parlaments und durch Schüsse aus Pistolen Aufständischer, und Gewehren von Scharfschützen die auf Polizisten und Aufständische schossen. Nun folgt die Melancholie nach einer vorhersehbaren Niederlage. Auch sie ist seit Jahrtausenden auf der Klaviatur der Kriegs-Propaganda zu finden. Wie jede einseitige Überzeichnung die den Gegner als grauenhaften Schimpansen darstellt. In der vorweihnachtlichen Zuspitzung der Maidan-Konflikte hat man ausländische Besucher bejubelt. Ich sah Grüne, Liberale, Pseudo- Christen und SPD- Kriegstreiber. Die sind sich immer einig, wenn es um verklausulierte, verfälschte Fakten für Krieg geht. Genauso wie ukrainische Politiker spielen sie mit gezinkten Karten. Sie sind die Taufpaten des entstandenen Kalten Krieges, dessen erstes Opfer die Wahrheit wurde. Ja, die Krim ist ein liebenswerter Landstrich. Damit man im Kriegswahn nicht den schlägt, den man selbst zu Hilfe gerufen hat, kann man Fakten und Zusammenhänge nicht ignorieren. Putin als Kriegsteufel anzumalen entwertet den hübschen Abschiedsbrief. Fakt ist: Krim-Russen haben ihn gerufen, als ihnen die Amtssprache Russisch genommen werden sollte. Das gehörte zu den ersten Beschlüssen der Putschadministration in Kiew. Romantik und Melancholie gehören zu den Mitteln der Kriegspsychologie. Gelehrt wird dieses Handwerk in allen Kriegsschulen der Welt. Auch schaurig schöne Abschiedsbriefe gehören dazu...

  • Ich hab mal versucht, Anas Gefühle in Gedichtform zu bringen:

     

    Wie fühlte ich mich einst so wohl

    in Simfer- und Sewastopol.

     

    Am Ufer muhte eine Kuh,

    wir wollten alle zur EU.

     

    Barroso tanzte den Flamenco,

    mit Swoboda und Timoschenko.

     

    Putins Slang klang gar nicht musisch

    Darum verbot man schnell mal Russisch.

     

    Und auch die bösen RUS-Partein

    Die sollten nicht mehr wählbar sein.

     

    Vitali Klitschko stand wie Hektor,

    schützend vor dem Rechten Sektor.

     

    Ich sass gemütlich auf dem Schemel,

    Da kamen Schurken aus dem Kreml.

     

    Im Hafen lag die Schwarzmeerflotte

    Von dorther kam die böse Rotte.

     

    O Heimat, Liebe, erster Kuss

    In Dunkeln fällt schon fast ein Schuss.

     

    Am Sonntag gabs ein Referendum,

    Der böse Vladi geht auf Sendung.

     

    Die Krim ist jetzt ein schlechter Ort,

    ich weiss, ich muss hier schleunigst fort.

     

    Mehr kann ich dazu nicht mehr sagen.

    Fort, so weit die Füsse tragen.

     

    Ganz Ukraine wird Nation,

    Selbst die in Charkov schweigen schon.

     

    Und gibts im Osten keine Ruh

    Dann bringen wir sie noch dazu.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Horst Walter:

      Sie haben es versucht.

  • Zitat: "Die Propaganda der Kreml-Medien trichterte den Menschen auf der Krim ein, dass ukrainische Patrioten allesamt Faschisten sind."

     

    Ich bitte Sie. Inzwischen ist die Tatsache, dass die faschistischen Gruppierungen und Parteien die Hauptrolle beim bewaffneten Umsturz gespielt haben, gilt als erwiesen.

     

    So schreibt z.B. die ARD-Webseite:

    "Parteichef Oleh Tjahnibok schimpfte einst über die "russisch-jüdische Mafia", die die Ukraine kontrolliere: "Schnappt euch die Gewehre, bekämpft die Russensäue, die Deutschen, die Judenschweine und andere Unarten...." (Diese Textpassage wurde inzwischen von der Webseite entfernt!)

    http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2014/ukraine357.html

     

    Aber auch bei der TAZ habe ich den folgenden Link gefunden:

    http://www.kontextwochenzeitung.de/pulsschlag/154/die-rechten-vom-maidan-2075.html

     

    Hat die Autorin dieses Textes Sehnsucht nach Faschismus? Das kann man wirklich nicht begreifen. Ich kann auch nicht begreifen, warum die linke TAZ die rechtsradikale Putschistenregierung durch solche Artikel unterstützt.

  • Ich möchte Anas Gefühle nicht verletzen und frage mich viel eher, was so etwas privates in einer Zeitung zu suchen hat. Der Ort der Veröffentlichung eines privaten Gefühls kann dieses nur zu lächerlicher dumper Propaganda verkommen lassen. Und so wird ein legitimer privater Gedanke zu einem ekelhaften Gefühl einer gutmenschelnden Leserschaft einer kriegstreiberischen Zeitung. Mir ist schlecht, aber nicht weil Ana schreibt was sie schreibt sondern weil die TAZ mit der Veröffentlichung von Anas Brief Übelkeit erzeugt. Viel Spaß beim Kriege führen Serbien und Afghanistan lassen grüßen.

  • Liebe Ana Gordijenko( die Stolze?).Falls es Dich wirklich gibt, es sind mir fast die Tränen in die Augen gekommen.Der Text ist wirklich schön, aber ich muss sagen diesen ,mehr oder weniger,

    gleichen Brief hätten 1954 auch Tausende Russen schreiben können.

    Soviel von mir...

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    "Es ist gefährlich geworden, einfach nur seine Heimat zu lieben."

     

    Liebe Ana, es war schon immer gefährlich und niemals einfach, sondern zweifelswürdig, wenn nicht sogar absolut verachtenswert, seine Heimat zu lieben, im Kreislauf des Faschismus, der bei uns im Westen mit dem "gesunden" Konkurrenzdenken des "freiheitlichen" Wettbewerbs um "Wer soll das bezahlen?" und "Arbeit macht frei" die Wahrheit und alles KONFUSIONIERT, bis in die Tiefen des Bewußtseins SPALTET und zur "Flexibilität" funktionalisiert - es ist nicht alles Gold was ...

  • Wieso muss man sich das noch fragen?

  • Wieso muss man sich das noch fragen?

  • A
    alter-schluffen

    "Tränen in den Augen.

    Brennende Barrieren sind erloschen.

    Rauch und Dreck bleibt zurück.

    Maidan, Kiew.

    Blick links: Wolfsrunen.

    Blick rechts: Hakenkreuze.

    Blick gerade aus: Uniformierte Schläger mit SS-Armbinden."

     

    Blick auf die Wahlbeobachter die zum Referendum auf die Krim eingeladen wurden:

    der Österreicher Ewald Stadler, ein Vertreter des deutsch-nationalen Flügels der FPÖ. Neben ihm stand ein Vertreter der rechtspopulistischen Front National von Marine Le Pen, ebenso wie Luc Michel, ein Antti-Zionist aus Belgien.

     

    Wer sich selbt mit Nazi-Horden umgibt, sollte soch schwulsigen Gedichte lieber lassen.

     

    So viel zu

  • N
    Natascha

    Einige Kommentare haben mich traurig gemacht. Viele,die hier schreiben, glauben Ana nicht.Ich kann unter jedem Wort, dass sie geschrieben hat, auch meine Unterschrift stellen. Ich lebe auf der Krim, an der Südküste. Bin eine Russe, aber meine Heimat ist Ukraine. Ich will nicht nach Russland, ich will in der Ukraine bleiben... Mein Mann, meine Kinder, viele Bekannte und Kollegen wollen auch in der Ukraine bleiben. Aber es gibt auch andere, die zu Russland wollen- sie denken, sie werden viel mehr Geld als Gehälter und Renten erhalten...Meine Eltern und mein Bruder sind für Russland, der Vater hat mir gesagt: "jetzt gehen wir verschiedene Wege!"...

    Und wir denken jetzt mit Trauer an unsere Zukunft und an die Flucht...Wie?Wohin?Und was weiter?

    Trotzdem hoffen wir noch...

  • GJ
    Gerhard Jeske

     

    Ja, geboren bin ich in der freien Stadt Danzig und heute muß ich in Hamburg leben. Wieso?: Ohne nach den Ursachen zu fragen gibt es auch keine Antwort. Dass ich meine Heimat verloren hatte verdanke ich den Baiern, dem ev. Bischof Dibelius , der Presse und der politisch ungebildeten Danziger Bevölkerungerung zun Beispiel heute:

    Haben Sie vernommen, dass in Venetien eine Wahl zur Abspaltung von Italien hatte begonnen. In den westlichen Medien las ich davon nichts, was nun gravierend gegen die Pressefreiheit spricht, dafür wurde sehr heftig gegen die Wahl auf der Krim geschrieben und gehetzt, na ja, so rechtslastig sind unsere Medien vernetzt. Auf der Krim gewann die Bevölkerung mit a 95,7 Prozent ihre Unabhängigkeit die Wahl. Das wurde für die EU und Natio zur Höllenqual. Die nichtlegitime Kiewer Regierung wurde auf der Krim entmachtet und die Absicht der Nato auf einen gewaltigen Stützpunkt auf der Krim ins „Aus“ verfrachtet.

    • N
      Natascha
      @Gerhard Jeske:

      Sehr geehrter Herr Jeske!

       

      "Auf der Krim gewann die Bevölkerung mit a 95,7 Prozent ihre Unabhängigkeit die Wahl."

      Das sind Ihre Worte, das sind die Zahlen der Krimer "Macht". Und was sagen Sie zu diesen Zahlen: 125% der Sewastopoler haben am "Referendum " teilgenommen? Und in meiner Stadt an der Südküste haben daran mehr Menschen teilgenommen, als in unserer Stadt leben... Das war eine Show-mit den Russen in Bussen, die von Ort zu Ort gefahren wurden und am Referendum teilnahmen; mit dem Resultat, das man im voraus wusste...

      Krimtataren,Ukrainer,viele Russen (ich, meine Familie,viele Bekannte und Kollegen)-wollen in der Ukraine bleiben und haben am "Referendum" nicht teilgenommen!...

      Und was sollen wir jetzt tun?

  • Wenn ich das so lese,

    dann werde ich ganz betrübt und auch ein wenig traurig. Ich geb ja zu, ich bin sonst eher der Russenversteher – aber das hat mich voll überzeugt. Danke taz!

    Ana ist Bambi – und Bambi muss leben. Wenn dafür 80 Prozent Russen auf der Krim brutalst unterjocht werden müssen, dann ist das eben so.

    Wo kämen wir den hin, wenn freie Wahlen etwas ändern könnten? Nein, dass Volk ist bösartig und muss unter Kontrolle gehalten werden. Und dann, wenn es sich gut benimmt und keinerlei weltbewegende Änderungen zu befürchten sind, dann darf das Volk auch mal Wahlvolk spielen.

    Unerlässlich dafür ist eine verantwortungsvolle Medienwelt, die genau weiß, welche Nachrichten ihrem Volk gut tun und welche unterdrückt werden müssen, weil sie das Volk auf dumme Gedanken bringen könnten. Die Wahrheit darf dieser verantwortungsvollen Aufgabe keinesfalls im Wege stehen, hier geht es um das gesunde Volkswohl und das ist wichtiger.

    Die deutschen Medien erfüllen diese Aufgabe vorbildlich. Seit gestern läuft auch in Venetien ein Referendum zur Loslösung von Italien – und die deutschen Medien schweigen. Klare Sache, dass Ergebnis erkennen wir auch nicht an. Wenn der venezianische Pöbel nicht einsichtig wird, dann gibt es NATO-Bomben auf Venedig. Der uneingeschränkte Beifall deutscher Medien wäre dieser Aktion sicher.

  • S
    Schönwardiezeit

    Erinnert mich irgenwie an Capri-Fischer.

  • P
    Philipp

    Man muss sich langsam wirklich fragen, ob die TAZ jetzt komplett das neue NATO-Propaganda-Blatt geworden ist

    • @Philipp:

      Wieso muss man sich das noch fragen?

  • G
    gast

    Nachtrag:

    "Der Westen hält die Volksabstimmung für illegal und erkennt das Ergebnis nicht an."

    Der "Westen" hällt ALLE Volksabstimmungen für illegal, daher werden sie auch sämtlich nicht anerkannt bzw. gleich am Stattfinden an sich gehindert.

    Der "Westen" das bin nicht ich, auch wenn ich hier lebe, ich war schon vorher da.

    • @gast:

      Nicht ganz richtig, aber falsch. Das Referendum auf den Falklandinseln vor ulkigerweise gerade mal einem Jahr, fand der "Westen" anscheinend in Ordnung. Allerdings nicht Frau Kirchner. Aber irgendwas ist ja immer!

       

      Und war da nicht mal was mit dem Kosovo? Meine Gedanken verschwimmen gerade.

  • AN
    Arno Nym

    "Post von Wagner" jetzt auch in der TAZ?

    Nun ja, Franz Josef Wagner schafft im Suff nie mehr als 10 Zeilen, hat wohl mehrere Tage daran geschrieben.

  • I
    Ivan

    Der Text könnte auch von 1954 sein, ein bisschen umgeändert. Damals hat die russische Bevölkerung der Krim ihre Heimat durch eine Laune Chruschtschows an die "Ukraine" verloren. Durch das Referendum wurde dieser Fehler jetzt zum Glück wieder rückgängig gemacht!

  • PH
    Peter Haller

    @SCHREIBERLING

    Den Verdacht, dass diese ukrainischen Mädels (auch mit Haarkranz ??), wie Ana Gordijenko, Irina Serdyuk usw. eine Erfindung der taz sein könnten, hatte ich auch schon.

    Denn so einen Schmarrn, wie ich ihn von den beiden schon gelesen habe, kann man sich eigentlich nur ausdenken. Wenn nicht, dann kann die Krim ja froh sein, wenn die sich aus dem Staub machen, bzw. bereits aus dem Staub gemacht haben.

    • @Peter Haller:

      Nicht unmöglich...

    • G
      Guest
      @Peter Haller:

      Der Verdacht liegt nahe.

  • DS
    Dr. Schreck

    Seufz, ein mit Gebeten flankiertes inniges Liebeslied an die gute alte Heimat... Und welch' Rhetorik: Die "Fremden" treten "in meinem Haus, der Krim, die Türen mit den Füßen ein"; "wie soll ich leben"; "Herz und Seele verlangen" nach heimatlichen Dingen; "Es ist gefährlich geworden, einfach nur seine Heimat zu lieben. Die Krim hat sich in einen Abgrund verwandelt. [...] Was gibt es Schlimmeres, als von der Heimat verstoßen zu werden?"

     

    Bei allem Verständnis und Mitgefühl für Frau Gordijenko und allem Unverständnis für Herrn Putin, etwas weniger Pathos und Patriotismus täten einfach jedem gut, und dieser Pathos und Patriotismus müssen in der taz nicht auch noch verbreitet werden.

     

    Sonst kommt hier bald das Gewäsch von unsrer "Heimat", in der die "Fremden", ach!, uns die Türen zum Sozialamt eintreten, wieder auf.

     

    Ich wünsche Frau Gordijenko und allen in der Ukraine von Herzen alles Gute, hoffe aber, daß so ein inniger Patriotismus hier nicht salonfähig wird. Ich müsste sonst meine Heimat vor Abscheu mit dem Zug verlassen.

     

    MfG, Dr. E. Schreck

  • Ein Volk hat gewählt , das muß akzeptiert werden .

     

    Die Leute auf der Krim haben gewählt , sie wollen sich an RUS anschließen .

    Es war ihre Wahl , das muß man akzeptieren .

     

    Der Westen verliert ja nichts , es ist nicht ihr Land und ihr Einflußgebiet schon gar nicht bzw war es nie , hat sich der Westen je um die Ukraine gekümmert * NEIN * .

     

    Darum verstehe ich das nicht mit ihre Empörung - rum nölen mit ihren Wertekanon , und mit ihren Sanktionierungen und Drohungen , mit was denn ? Einfach Lächerlich.

     

    Ich denke Obama hat genug zu tun mit seinem Pleite Laden USA , sau schlechtes Management .

     

    Die EU muß mal die Klappe halten mit ihrer Arroganten Art und weise und mal überdenken was sie überhaupt mit Demokratie meinen oder verwechseln sie es mit Autokratischer Diktatur aus Brüssel.

    Das Management ist die reinste mega Katastrophe

    Außerdem ist der EU Laden faktisch ja auch schon lange mega Pleite .

    Und das Ansinnen von EU Länder aus der EU aus zu treten ist ja auch nicht neu .

     

    Und dem Putin empfehle ich eine Demokratie ernst zu nehmen , auch Grundsätzliches wie Menschenrechte und Pressefreiheit , sonst fliegt auf kurz oder lang auch sein Laden auseinander .

     

    Sarkastisch gesagt , nichts neues aus West und Ost. Es kann nur besser werden .

     

    mfg BB

    • N
      Natascha
      @BON BOX:

      "Ein Volk hat gewählt , das muß akzeptiert werden .

       

      Die Leute auf der Krim haben gewählt , sie wollen sich an RUS anschließen .

      Es war ihre Wahl , das muß man akzeptieren ."

      Das sind Ihre Worte. Ja, viele haben gewählt, aber nicht alle. Die meisten Krimtataren, Ukrainer, viele Russen (wie ich und meine Familie), meine Freunde und Kollegen boykottierten das "Referendum". Das Resultat wussten alle im voraus. Viele Russen hatten daran teilgenommen, man fuhr sie mit den Bussen von Ort zu Ort. Das war eine Show . Und die Zahlen hat man vom Himmel genommen. In unserer Stadt haben sehr "viele" am Referendum "teilgenommen", mehr als wir Bewohner haben-mit den Kindern eingerechnet...

  • Liebe Ana,

    zum Trost kann ich Dir sagen, was der Ukraine nun bevorsteht, der Krim allerdings wahrscheinlich erspart bleibt:

    die sog. "Reformen" des IWF und der EU, als da wären

    - Halbierung Eurer Löhne & Renten

    - Zerstörung Eures Gesundheitswesens & des Bildungssystems

    - Ausverkauf Eurer materiellen Werte

    - Leiharbeit

    - etc.

    Ein kleiner Teil von Euch wird sich darüber freuen und gut verdienen. Aber das sind die, die eh schon mehr als genug haben.

    Ein wenig Neusprech werdet Ihr Euch auch aneignen müssen, z. B. heißt Krieg demnächst bei Euch "Verantwortung übernehmen" und "Reformen" ist ein Begriff, vor dem Ihr noch alle Angst haben werdet.

     

    Also bitt nicht ganz so traurig sein, das dicke Ende kommt noch.

    • @Alf Schenk:

      Hey, aber dafür ist man moralisch auf der richtigen Seite :/

      • @Obsidious:

        Ach was! Kommen Sie, die Welt ist nicht schwarz-weiss, wie Sie gerne haetten! Mit den Amis etwa, den Kriegstreibern! Es gibt keinen guten!

    • @Alf Schenk:

      liebe Ana,

       

      ich denke auch, du solltest nicht so traurig sein.

      Wie ich hier lese, bist du ja ganz begeistert, auf der Krim mit so vielen Völkern und Religionen friedlich zusammen zu leben. Aber bitte versuch nicht, in Kiew mit einem Platkat rumzulaufen, wo drauf steht "für ein friedliches zusammenleben aller ethnien". Liebe Ana, ich habe da wirklich Sorge, du könntest von den dortigen Patrouillien (das sind die Jungs mit den Baseballschlägern und mit den komischen Wolfsangeln am Arm) als "Kommunistensau" identifiziert werden. Leider ist es dann sinnlos, die Polizei zu rufen...

      Aber gut, du musst ja selbst wissen, was du da machst. Oder gibt es dich etwa gar nicht? Bist du nur eine Erfindung der Mainstreampresse oder der TAZ? Ich bin schon ganz verwirrt.

      Liebe TAZ, vielen Dank für diesen gefühligen Artikel auf Seite 1, der uns hilft, die Reihen geschlossen zu halten und nicht kirre zu werden, wo denn das BÖSE sitzt!

      • T
        Taras
        @schreiberling:

        Glaubst du das eigentlich ernsthaft, was du da schreibst? Wie kommt man dazu, sich die Welt so zusammenzufantasieren, wie man sie braucht? Warst du überhaupt mal in Kyiw in der letzten Zeit? Ich schon. Es wäre überhaupt keinen Problem, mit so einem Schild herumzulaufen, es gäbe aber auch keinen Grund. Auf dem Maidan haben Ukrainer, Tataren, Georgier, Belarussen, Russen, Juden, Muslime, Christen usw. gestanden, es gab auch diverse jüdische Kommandeure der Selbstverteidigung. Von der Bühne hat man sich mehrfach für Unterstützung aller dieser Nationen und Religionen bedankt... ein Himmelweiter Unterschied zum militärischen Faschismus auf der Krim (Bücherverbrennungen, Entführungen, Gleichschaltung der Medien) und dem chauvinistischen Autoritarismus, den der Kreml befeuert.

      • G
        GAST
        @schreiberling:

        ““Begrabt mein Herz in Simferopol!””

         

        Tränen in den Augen.

        Brennende Barrieren sind erloschen.

        Rauch und Dreck bleibt zurück.

        Maidan, Kiew.

        Blick links: Wolfsrunen.

        Blick rechts: Hakenkreuze.

        Blick gerade aus: Uniformierte Schläger mit SS-Armbinden.

        Blick rückwärts: Ein demokratischer Kiewer wird verprügelt.

        Janukowitsch ist weg.

        Der braune Spuk ist gekommen.

        Angst.

        Ich will weg von hier. Weit. Weit.

        Schaffe ich es bis auf die Krim.

        Nach Simferopol?

        Lieber die Russen. Lieber Putin.

        Als Nazi-Horden.

        Das hatten wir schon einmal.

        Warum schreit, brüllt und ruft ihr nicht dagegen an?

        Warum nicht?

        Warum nicht – USA? Warum nicht, Obama?

        Warum nicht – Deutschland? Warum nicht, Merkel?

        Warum nicht - Barosso? Warum nicht, EU?

        Warum nicht - die ganze Gott verdammte Welt?

        Ihr alle schaut weg. Gebt Geld. Finanziert. Wie damals.

        Schon werden die ersten Juden im Land angepöbelt.

        Geschlagen, verletzt.

        Anschläge auf Synagogen.

        Wie lange wartet ihr noch, um dem Einhalt zu gebieten?

        Heuchler. Lügner.

        Ich gehe.

        Jetzt.

        Lieber Russland.

        Als der ukrainische Faschismus.

        Dabei lebten wir friedlich zusammen.

        Russen. Ukrainer.

        Dann kamt ihr aus dem Westen.

        Mit dem Boxweltmeister vor eurer Brust.

        Und habt alles zerstört.

        Uns.

        Das Land.

        Die Menschen.

        Ich gehe.

        Jetzt.

        Dorthin, wo meine Heimat ist.

        Dort, wo sich Russland und die Ukraine treffen.

        Wie ein Liebespaar in der ersten Nacht.

        So war es.

        Und so wird es bleiben.

        Und wenn ich sterbe.

        Dann begrabt mein Herz in Simferopol.

        Mein trauriges Herz.

        Begrabt es dort.

        Denn es gehört für immer und ewig.

        Dem Frieden.

    • P
      Penryn
      @Alf Schenk:

      Triffts wohl ziemlich genau!

    • @Alf Schenk:

      +1

    • T
      tom-pex
      @Alf Schenk:

      exakt - das trifft es auf den punkt !! wo kann man das liken ? ;)

    • M
      Mari
      @Alf Schenk:

      Herr Schenk,

       

      Sie haben so recht!

       

      Die EU und die USA haben die Ukraine invadiert, "Oppositionsführer" wie Klitschko aufgebaut, um die Gegend zu destabilisieren.

      Und nun steht die Nato noch ein Stück weiter vor Russlands Tür, obwohl sie Verträge unterschrieben hat, ihre Grenzen nicht zu erweitern. Der Wolf im Schafspelz - das sind die EU und die USA.

       

      Und liebe taz, ich bin entrüstet, dass ihr in das IWF-Narrativ einsteigt. Heute gibt's keinen flattr von mir...

  • R
    Rodina

    Ich möchte bald die Krim besuchen und freue mich, dass zur Zeit keine deutschen Soldaten Tod und Terror in Osteuropa verbreiten.

  • Hallo Ana,

    das mit der Bluse war bestimmt nur ein Missverständnis. Russen sind lieb und freundlich. Die haben auch nichts gegen Schwule, das ist alles nur böse Kapitalistenpropaganda.

  • G
    gregorhecker

    Wie heißt es so schön, diese Krankheit der Russen, - "Phantomschmerzen der imperialen Ambitionen"? Und wie wird dann diese Krankheit bei den Ukrainern heißen? Phantomschmerzen von nicht realisierten nationalen Ambitionen?

  • T
    tom

    Dieser Artikel macht sehr traurig und nachdenklich. So viele historische Paralleleln geistern einem dabei durch den Kopf. Im Herzen in der Krim zu Hause zu sein ist nicht genug. Möge die Abwesenheit von Ana Gordijenko nur von kurzer Dauer sein.

  • K
    Klarsteller

    Schön ist sie beschrieben, die friedliche Krim-Idylle. Und entspricht in etwa dem Wahrheitsgehalt vom Schlaraffenland. Die Krim war schon immer ein machtpolitischer Spielball, sie stand nacheinander unter kimmerischer, taurischer, skythischer, griechischer, römischer, gotischer, sarmatischer, byzantinischer, hunnischer, chasarischer, kyptschakischer, mongolisch-tatarischer, venezianischer, genuesischer, osmanischer und schließlich russischer Herrschaft (Wiki).

  • A
    Allesdunkel

    Ich bin über den Artikel in Tränen ausgebrochen. Jetzt ist die Krim wieder russisch und die Perle glänzt nicht mehr- selbst der Himmel hat seine azurblaue Farbe verloren - traurig, traurig.

    • @Allesdunkel:

      Jetzt echt? Oder Ironie?