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Demonstrationen in TexasAbtreibungsgesetz verhindert

Eigentlich sollten Abtreibungen nach der 20. Schwangerschaftswoche im US-Bundesstaat Texas verboten werden. Dann kam „der unbändige Mob“.

Demonstranten am Dienstagabend im Capitol in Austin, Texas. Bild: ap

AUSTIN ap/taz | Hunderte Demonstranten haben mit lautstarkem Protest ein umstrittenes Gesetz zur Einschränkung von Abtreibungen im US-Staat Texas verhindert. Durch den Tumult im Senatsgebäude in Austin verpassten die Republikaner die bis Dienstag um Mitternacht festgesetzte Frist für die Billigung der Vorlage, durch die nahezu alle Abtreibungskliniken in Texas hätten schließen müssen.

Zuvor hatten die Republikaner darauf beharrt, dass die Abstimmung noch vor Mitternacht begonnen hatte und das Gesetz damit gebilligt sei. Doch offizielle Protokolle zeigten, dass das Votum erst am Mittwoch begonnen hatte. Der stellvertretende Gouverneur David Dewhurst bezeichnete die 400 Demonstranten, die kurz vor Mitternacht mit ihrem lauten Protest begonnen hatten, als „unbändigen Mob“.

Heldin in Texas: Wendy Davis. Bild: ap

Die Abstimmung konnte erst so spät am Abend stattfinden, weil die demokratische Senatorin Wendy Davis sie mit einer mehr als zehnstündigen Marathonrede in einer gezielten Verschleppungstaktik blockiert hatte. Sie musste dabei über den gesamten Zeitraum hinweg stehen bleiben, durfte sich nicht an das Rednerpult anlehnen oder auf die Toilette gehen und ihre Rede durfte nicht vom Thema abweichen. Nach drei Verstößen konnten die Republikaner Davis den Regeln zufolge erst kurz vor Mitternacht unterbrechen. Die Demonstranten riefen „lasst sie reden“.

Die umstrittene Gesetzvorlage sieht ein Verbot von Abtreibungen nach der 20. Schwangerschaftswoche vor. Überdies sollen Abtreibungskliniken verpflichtet werden, ihre Geräte auf den neusten Stand zu bringen und sich als Operations-Zentren registrieren zu lassen. Dadurch hätten vermutlich 37 der 42 Abtreibungskliniken in Texas schließen müssen.

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28 Kommentare

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  • W
    @Wahlfreiheit

    Auch Sie haben das Problem nicht verstanden. Abtreibungen sollten nicht prinzipiell verboten werden. Also nochmals lesen, Sie schaffen das.

     

    @Albrecht Meister,

     

    mit med. Indikation können Sie auch in D bis zur Geburt abtreiben. Dies ist sehr weit gefasst, das heißt, die erfolgt, wenn es der Mutter psychisch nicht zuzumuten ist, ein Kind mit Downsyndrom zur Welt zu bringen. D.h., wir haben faktisch eine eugenische Spät-Indikation in Deutschland, auch wenn es nicht so heißt.

  • A
    @Albert

    Gilt das Recht bis zum Einsetzen der Wehen?

  • J
    @Julia

    Sie haben @Dana nicht verstanden. es ging ihr um Abtreibung fast schon lebensfähiger Föten. Aber wenn es z.B. ein Down-Syndrom hat, iat das sicher in Ordnung, oder? Ich schließe mich Danas Gang auf die Toilette an.

  • J
    Julius

    Liebe Julia,

     

    "Es geht nicht darum pro Abtreibung zu sein."

     

    Bitte lüg Dir doch nicht selbst in die Tasche. Man ist entweder für oder gegen Abtreibung. Alles andere sind Euphemismen.

     

    "Und dabei geht es vor allem um die Fälle, in denen die Kinder schwer krank zur Welt kommen würden oder in denen die Frau vergewaltigt wurde."

     

    Kann man das irgendwo im Gesetz nachlesen oder sind das nur Deine Phantasien?

     

    "Niemand hat das Recht einer Frau vorzuschreiben ein Kind zu bekommen."

     

    Und wenn das Kind erst mal da ist, dürfen die Eltern mit dem auch machen, was sie wollen, stimmts? Ach ne, dann ja nicht mehr... Aber vorher abmurksen wäre ok.

     

    Interessante Damen-Logik, liebe Julia.

  • S
    Scheinmoral

    Es ist natürlich wesentlich besser, Kinder die von den Eltern nicht gewollt werden (können) auf die Welt zu zwingen, um sie gleich danach sich selbst (und ihren unfähigen) Eltern zu überlassen oder sie in ein Heim zu stecken. Kinderheime sind ja ein Hort der Liebe und des Wohlstands, Mangelverwaltung in Bezug auf Kinder- und Jugendpflege ist in userem reichen Land ja ein absolutes Fremdwort... und die "Lebensschützer" tun ja auch ansonsten nichts anderes, als sich unentwegt für ein Grundeinkommen und faire Mindestlöhne von denen man leben könnte sowie allgemein eine gerechtere Verteilung des Wohlstands, mehr Kinderbetreuung, mehr Bildungschancen etc. zu engagieren. Wenn die nicht gerade vor einer Abtreibungsklinik demonstrieren, dann doch bestimmt auf dem nächsten Marsch für die längst überfällige Einführung einer Vermögenssteuer, die Ausweitung der Kitaplätze oder dem nächsten "Bildungsgipfel".

     

    Oder habe ich da gerade was verpasst?

  • J
    Julia

    Es geht nicht darum pro Abtreibung zu sein. Es geht darum für die Freiheit der Frau zu sein selbst zu entscheiden, ob sie das Kind bekommen möchte, oder nicht. Und dabei geht es vor allem um die Fälle, in denen die Kinder schwer krank zur Welt kommen würden oder in denen die Frau vergewaltigt wurde. Niemand hat das Recht einer Frau vorzuschreiben ein Kind zu bekommen.

    Und der Vergleich mit den Vegetarieren geht total an der Sache vorbei...

  • FL
    Flo Luo

    @kunzf frank

     

    So komisch ist diese Moral gar nicht. Ihre Rechtschreibkenntnisse hingegen schon.

  • N
    noevil

    @ kunzf frank: sind Sie Mann/Frau?

     

    Was gibt Ihnen das Recht, einer Betroffenen mittels Vorschriften die Entscheidung abzunehmen? Würden Sie ihr auch das Kind abnehmen?

     

    An Ihrer Stelle würde ich nicht davon ausgehen, dass sich die Betroffenen diese Entscheidung leicht machen. Gründe für eine solche Entscheidung gibt es mehr als Sie denken. Sich für ein Kind zu entscheiden ist immer wunderbar, sich dagegen entscheiden zu müssen ist oft schmerzhafter und quälender, als Sie sich vorstellen können und zieht sehr häufig jahrelanges Nachleiden, Schmerz, Trauer und Depressionen nach sich.

     

    Von der Selbstgerechtigkeit zum Fanatismus ist der Schritt gar nicht so groß.

  • D
    Dana

    "Die umstrittene Gesetzvorlage sieht ein Verbot von Abtreibungen nach der 20. Schwangerschaftswoche vor."

     

    Wie bitte??? Bis zur 20. Woche wird man sich ja wohl entschieden haben können, ob man ein Kind will oder nicht. Und nach der 20. Woche ist das Kind ja wohl auch kein "reiner Zellhaufen" mehr, den man mal eben so in die Tonne werfen kann.

    Ich kann diese Frauen nicht verstehen. Für Menschen, die sich an einen Baum ketten, die Pelzträger als Mörder beschimpfen, die sich vegetarisch ernähren, die irgendwelche Insekten schützen usw. usw. gibt es ständig Applaus und Hochachtung, da sie sich ja ach so doll für andere hilflose Wesen einsetzen. Aber Kinder im Bauch ihrer Mütter werden als bedeutungsloser Dreck angesehen. Ich geh kotzen...

  • TD
    tut das keinem Kind an

    Das diese Frau 10 Stunden still stehen musste, sich nicht an das Rednerpult anlehnen durfte um ihre Rede vorzutragen u. oh. auf die Toilette gehen zu dürfen usw. ist ja wohl barbarisch.

     

    Aber die Abtreibung an sich ist, das man durch die Gebärmutter in die Nabelschnur des Kindes, wo alles schon dran ist ein Schmerzmittel einspritzt, dann erfolgt die Todesspritze direkt ins Herz setzt ist wie der Vollzug der Todesstrafe nennt sich Fetozid.

     

    http://www.bibelwissen.bibelthemen.eu/wiki/index.php/Abtreibung_und_Schwangerschaftsabbruch

    Curettage, Saugcurettage bis zur 14 Schwangerschaftswoche und die ist echt grausamst.

    Ab der 14.

    Abtreibungen nach der 14. Woche

    Nach der 14. Schwangerschaftswoche mit *Prostaglandinen durchgeführt. Bei einer eingeleiteten Geburt werden zunächst *Prostaglandine verabreicht. Nach Stunden wird das Kind tot geboren, vorher getötet -, oder falls es die Abtreibung überlebt -, in einen Nebenraum gelegt, bis es stirbt.

     

     

    Alles ist grausam und hat so ein unschuldiges Wesen nicht verdient. Darum wäre es besser sich weniger lustvoll in div. Betten herum zu treiben, oder eben zu verhüten.

  • V
    vic

    Das zu verstehen, müsstest du betroffen sein, Frank.

    Die machen das ja nicht zum Spaß.

    Bin übrigens Vegetarier (was hat das damit zu tun?)

  • W
    Wahlfreiheit

    Beim Vegetarismus hat man die Wahl. Bei einem Vorbot der Abtreibung und dem Schließen von Kliniken dagegen ...

  • H
    Hans

    Tja, ist halt kein Kind, ist nur Gewebe oder so,

    das darf man ruhig töten.

    Ist nichts wert.

    Eine willkürliche Definition, bestimmt, was Mensch ist und was nicht.

    Was daran so toll ist, verstehe ich nicht.

    Wenn ein Grund für eine Abreibung vorliegt, kann man das doch in den 20 Wochen gut klären.

  • AM
    Albrecht Meister

    Der Gesetzentwurf hört dich doch aus Deutscher Perspektive recht liberal an. Ich empfinde die deutsche Lösung schon als einen recht schmeruhaften Kompromiss. Aber wenn Abtreibungen bis kurz vor der Geburt freigegeben sind (so wie es ja wohl derzeit in Ttexas der Fall ist), wird es doch irgendwann echt pervers. Einerseits wird dann die Frühgeburt in der 22. Schwangerschaftswoche durchzubringen, während in einem anderen Krankenhaus ein anderes Baby im gleichen Alter ermordet wird.

  • R
    RPH

    Die spinnen, die Amis. Jetzt habe ich den NSA am Hals, auch egal. - UNVEU -

  • H
    Horsti

    Abtreibung NACH der 20. Schwangerschaftswoche?

    Wie lange möchte Frau denn straffrei abtreiben, etwa bis die Wehen einsetzen, oder gar danach?

  • CM
    c. merg

    Die Tatsache, dass Sie das systematische Abschlachten von Tieren mit der freien Wahl einer Frau einen Schwangerschaftsabbruch vornehemen zu lassen vergleichen, finde ich äußerst bedenklich, Herr Kunz. Ihnen ist offensichtlich nicht klar, was eine ungewollte Schwangerschaft für eine Frau und ihr komplettes weiteres Leben bedeutet, auch wenn man beispielsweise die Möglichkeit wahrnimmt, das Kind zur Adoption freizugeben o.ä.

    Desweiteren sollte der Staat nicht das Recht haben, über den Körper einer Frau zu bestimmen, daher kann man und darf man ihr das Recht eine Abtreibung vornehemen zu lassen nicht absprechen.

  • MS
    Michael Spring

    Herr Frank, ich glaube Sie sehen die Meinung dieser Leute falsch. Es ist wohl kaum ein Mensch "pro Abtreibung", wie sie das sagen. Vielleicht haben Sie auch schon in Berichten gelesen oder gar von Bekannten gehört, dass eine Abtreibung emotional sehr schlimm sein kann. Es ist wohl für alle nur das allerletzte Mittel.

    Viele die ich kenne sind absolut dafür, dass Abtreibungen von der Versicherung bezahlt werden und meinen trotzdem, dass sie nie ein Kind abtreiben würden.

     

    Es geht eben darum; wenn man Abtreibungen wieder kriminalisiert, bzw. nur schon nicht mehr finanziell unterstützt, wird es nicht weniger Abtreibungen geben, sondern die Abtreibungen werden einfach illegal durchgeführt, was sogar zum Tode der Frau führen kann.

    Es geht also wohl niemandem darum, Abtreibungen zu fördern.

     

    Um überhaupt Abtreibungen zu verhindern ist wohl die kriminalisierung bzw. das Streichen der finanziellen Unterstützung dabei das denkbar schlechteste Mittel.

    Es braucht Prävention und Aufklärung, sodass es überhaupt gar nicht zu dieser Situation kommt.

  • D
    Daniel

    Werden wirklich "Kínder abgetrieben" oder nicht eher "Schwangerschaften abgebrochen"?

  • L
    Lars

    Die meisten Vegetarier essen auch Eier?

     

    Einige Veganer essen kein Fleisch, um den Selbstbestimmungsrechte der Tiere Rechnung zu tragen.

     

    Die meisten Abtreibungsbefürworter tragen dem Selbstbestimmungsrecht der Frau* Rechnung.

     

    Netter Versuch mit dem man_frau als hook, aber Thema grob verfehlt, sorry.

  • G
    Gerd

    sehr falsch, geschätzter Mitkommentator,

    Kinder wurden seit Menschengedenken noch niemals abgetrieben.

  • W
    Wiebitte?

    Wer ist denn hier Vegetarier? Die Info muss ich überlesen haben.

  • A
    Annika

    Bildunterschrift: "Heldin"?!

    Was ist eigentlich aus neutraler Berichterstattung geworden ? Ist dieser Artikel etwa als Kommentar gekennzeichnet?! Ich lese keine Zeitung, um mir die Meinung anderer Leute überstülpen zu müssen, sondern um neutral zu Themen des öffentlichen Interesses informiert zu werden. Welcher Quelle kann man als Leser überhaupt noch Vertrauen, wenn doch allen die eigene politische Agenda wichtiger ist als die Information. Außerdem wäre eine differenziertere Auseinandersetzung mit der Thematik wünschenswert. Abtreibung ab der 20. Schwagnerschaftswoche, sprich dem 5. Monat?! Frühchen in diesem Alter sind mit entsprechendem Gewicht schon lebensfähig. Darin sieht man bei der TAZ offenbar nicht einmal Raum für eine ethische Debatte. Das Leben muss so schön und simpel sein, wenn man alles nur in schwarz und weiß, gut und böse aufteilt...

  • P
    ProDeath

    Ach übrigens... wer "pro choice" ist, kann sich über Google ja mal die Bilder abgetriebener und getöteter Föten ansehen. Aber vorher "safe search" ausschalten.

     

    Na, immer noch "pro choice"?

  • H
    HerrDemokrat

    Immer wieder lustig... Da ist eine demokratisch legitimierte Regierung, die ein Gesetz beschließen will. Die Opposition verhindert mit Tricks den Beschluss. Und das wird dann als Erfolg gefeiert.

     

    Da kann man auch gleich sagen: Demokratie abschaffen!

  • A
    Albert

    Hallo kunzf frank,

    ein Missverständnis: Ich bezweifle, dass irgendwer "für" Abtreibung demonstriert. Hier geht es darum zu verhindern, dass der Staat prinzipiell über den individuellen weiblichen Körper bestimmen darf. Diese Ermächtigung zu verhindern, ist sicher legitim, egal wie man Abtreibungen ethisch bewertet.

    Beste Grüße

    Albert

  • L
    Lukas

    @kunzf frank: Ich denke niemand wünscht sich 300 Abtreibungen (sofer die Zahl stimmt), aber es geht darum die rechte des Individuums zu verteidigen diese Frage eben selbst zu entscheiden. Insofern ist niemand „pro Abtreibung“ sondern lediglich „pro das Recht auf Abtreibung“.

  • KF
    kunzf frank

    verstehe nicht wie man_frau pro Abtreibung sein kann.

    Jeden tag werden in Deustchland über 300 Kinder abgetrieben.

    Und Menschen die aus moralischen Gründen Vegetariere sind unterstützen dies?

    Komische Moral....