Chef-Wahl bei Frankreichs Konservativen: Verlierer – die Konservativen

Peinliche Affäre: Bei der Urwahl der UMP in Frankreich erklären sich beide Kandidaten zum Sieger. Die Auszählung dauert an, es soll Unregelmäßigkeiten gegeben haben.

Die konservative UMP wollte einen neuen Parteivorsitzenden wählen. Doch noch sind nicht alle Stimmen ausgezählt. Bild: reuters

PARIS taz | Um drei Uhr früh kapitulierte die parteiinterne UMP-Wahlkommission. Es war ihr nicht gelungen, sich auf ein klares und glaubwürdiges Ergebnis zu einigen. Auch nach dem Auszählen der Stimmen der Urwahl bei Frankreichs Konservativen gibt es vorerst keinen Gewinner.

Der Verlierer aber steht fest: die UMP. Die konservative UMP (Union pour un Mouvement Populaire) hat keinen Vorsitzenden, sondern zwei Rivalen, die sich gegenseitig und unversöhnlich des Betrugs beschuldigen. Jean-François Copé beanspruchte am Montagfrüh für sich den Sieg mit rund tausend Stimmen Vorsprung, François Fillon spricht von einem knappen Vorsprung von einigen hundert Stimmen zu seinen Gunsten.

Jetzt soll das interne Kontrollgremium für dieses Schlamassel eine Lösung finden. Bereits jetzt geht diese Premiere einer Wahl des Parteivorsitzenden der UMP durch die Mitglieder als peinliche Affäre in die Geschichte ein. Über das weitere Vorgehen und einen Ausweg aus dieser Pattsituation mussten am Vormittag die Parteiinstanzen diskutieren.

Schon die schlechte Organisation des Urnengangs hatte für Diskussionen gesorgt. Am Sonntag mussten die UMP-Mitglieder vor den knapp 600 über Frankreich verteilten Wahllokalen oft mehr als eine Stunde anstehen, um ihre Stimme abgeben zu können. Aus dem Lager von Fillon wurde UMP-Generalsekretär Copé für diese schlechte Vorbereitung verantwortlich gemacht.

„Völlig grotesk!“

Schnell einmal beklagten sich Copés Anhänger, es gebe offensichtliche Unregelmäßigkeiten und an der Côte d'Azur werde gemogelt. Dieser Verdacht scheint sich in mehrere Fällen zu bestätigen. Es lagen offenbar mancherorts wesentlich mehr Wahlzettel in den Urnen als Wähler eingetragen waren.

Am Montag musste die UMP nicht für Spott sorgen. Die Presse übernahm die Arbeit: „Völlig surrealistisch und grotesk! Die UMP-Wahl endet mit einem tragikomischen Schwank“, titelte beispielsweise die Regionalzeitung République du Centre. Von einer „Nacht der langen Messer“ spricht die République des Pyrénées. Einem tollen Spektakel applaudiert Midi libre: „Theatralische Szenen, die dieser brudermörderischen Wahl den nötigen Pfeffer gaben: Betrug, Beschuldigungen und atemberaubende Spannung. Zum Schluss das prächtige Gerangel beim Auszählen der Stimmen.“

Der frühere Premierminister Fillon galt laut Umfragen als Favorit, doch sein Gegner Jean-François Copé kontrollierte als Generalsekretär den Apparat und verfügte damit über beste Beziehungen zu den lokalen Instanzen. Er hatte zudem ein aggressivere Kampagne geführt und sich mehrfach auf eine angebliche Unterstützung durch Nicolas Sarkozy berufen, für den er – im Unterschied zu Fillon – gegebenenfalls den Platz bei den Präsidentschaftswahlen räumen würde.

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