Champions-League-Finale: Real hoch zehn
Atlético Madrid sieht lange wie der Sieger aus. Doch in der Nachspielzeit trifft Real zum Ausgleich – und gewinnt in der Verlängerung den 10. Titel.
Die Startbedingungen: Im ersten Stadtderby der Champions-League-Geschichte ist Real Madrid der große Favorit. Spätestens seit dem grandiosen 4:0-Erfolg bei Bayern München im Halbfinale ist die Real-Gemeinde auf ein einziges Ziel fixiert:„La Décima“, der zehnte europäische Landesmeister-Titel muss her.
Finalgegner Atlético, hatte mit dem spanischen Meistertitel vor einer Woche die Phalanx der spanischen Großklubs Real und Barcelona durchbrochen obwohl er nur über ein Viertel von deren Budget verfügt. Zugeschrieben wird dieses Kunststück dem argentinischen Trainer Diego Simeone, der Atlético zu einem taktisch brillanten und kämferisch beeindruckenden Kollektiv geformt hat.
Atlético-Wunderstürmer Diego Costa konnte von Wunderärztin Mirjana Kovacevic (Serbien) geheilt werden – angeblich mit Pferdeplazenta. Er steht ebenso überraschend in der Startelf wie der gerade erst wieder genesene Sami Khedira bei Real. Für seinen Teamkollegen Pepe hat es hingegen nicht gereicht. Atlético musste auch auf Arda Turan verzichten.
Das Spiel: Der erste Aufreger nach zehn Minuten: Costa muss ausgewechselt werden. Die Blitzheilung hat nicht lange vorgehalten. Adrián Lopez kommt für ihn in die Partie. Atlético spielt so wie das Team die ganze Saison bereits für Eindruck gesorgt haben. Die zwei Viererketten stehen kompakt. Real kann nur über die Flügel ausweichen, aber nicht wirklich für Gefahr sorgen.
Allerdings hätte dann beinahe doch ein Fehler von Thiago schon früh die gute Arbeit seiner Kollegen zunichte gemacht. Er spielt den Ball Gareth Bale in die Füße, der mit viel Freiraum aufs Tor zieht –und daneben schießt. Kleine Fehler werden die Partie entscheiden, da waren sich die beiden Trainer vor dem Spiel schon einig.
Bestraft wird allerdings in der ersten Hälfte nur der von Real Torhüter Iker Casillas. Nach einer Flanke von Atlético-Verteidiger Juanfran kommt er aus dem Tor. Sami Khedira verliert das Kopfballduell gegen Diego Godìn. Der Ball senkt sich über den wieder zurückeilenden Casillas – wäre er doch auf der Linie geblieben.
In der zweiten Hälfte startet Real einen Sturmlauf. Gleich zu Beginn hat Ronaldo binnen zwei Minuten gleich dreimal die Chance auszugleichen. Die Partie verlagert sich fast komplett in die Hälfte von Atlético. Doch das Team von Simeone hält mit großer Leidenschaft die Weltklasse-Offensivabteilung Reals in Schach, oft an der Grenze der Legalität.
Der Druck wird immer größer. In der Nachspielzeit ist es dann soweit: Sergio Ramos köpft nach einem Eckball von Luka Modric den Ball platziert ins Eck. Real hat die Katastrophe – erneut kein Champions-League-Titel – verhindert, jetzt wird es dramatisch. Verlängerung. Und alles scheint auf ein Elfmeterschießen hinauszulaufen. Keiner ist bereit, zuviel Risiko einzugehen.
In der 110. Minute aber schlagen die Königlichen zu. Ángel Di Marías Schuss aus spitzem Winkel wird nach der Fußabwehr von Atléticos Keeper Thibault Courtois zur Flanke und Gareth Bale köpft ein. Marcelo macht dann mit einem Distanzschuss alles klar. Und Cristiano Ronaldo darf auch noch einen Elfmeter verwandeln.
Der entscheidende Moment: Ronaldos Elfmeter in der letzten Minute der Verlängerung. Zumindest hat er so gejubelt, als ob er das Spiel entschieden hätte.
Spieler des Spiels: Gareth Bale. Er erzielte schon in spanischen Pokalfinale vor einem Monat das entscheidende 2:1, nun hat er sich endgültig in die Fußball-Geschichtsbücher eingetragen. Dass Bale bis dahin einer der schlechtesten Real-Spieler war, wird dort nicht vermerkt werden.
Die Pfeife des Spiels: Diego Costa hat auf das falsche Pferd gesetzt (Plazenta) und musste gleich wieder vom Feld.
Die Schlussfolgerung: Atlético hat die Fußballwelt nicht auf den Kopf stellen können, dabei waren sie so nah dran. Die Galaktischen gewinnen „La Décima“ und werden für die Titelverteidigung sicher wieder ganz tief in die Tasche greifen.
Und sonst? Am Ende feiern die Fans beider Teams ihre Mannschaften. Sowieso war die Stimmung zwischen den Real und Atlético den ganzen Tag über in Lissabon höchst entspannt. Schon vor der Partie feierten sie gemeinsam auf den Straßen.
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