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„Bravo“-Sprecher über Schwulentest„Neutral und seriös behandelt“

Die Website der „Bravo“ musste nach Leserprotesten einen Test übers Schwulsein zurückziehen. Das Jugendmagazin nimmt nun dazu Stellung.

Schwul. Ja, und? Sonst keine Fragen mehr. Bild: dpa
Interview von Lisa Maucher

Auf der Internetseite der Bravo war zwei Tage lang ein Persönlichkeitstest mit der Frage „Bin ich vielleicht schwul?" verfügbar, der sowohl in den Fragen als auch in den Antworten mit Klischees über Schwule spielte. Unser Interviewpartner spricht für die Bravo, möchte aber nicht, dass sein Name genannt wird.

taz: Wozu genau diente der Test der Bravo?

Ein Sprecher der Bravo: Wir wollten mit zehn Fragen Heranwachsenden helfen, die sich bei der sexuellen Orientierung unsicher fühlen, und so die Orientierungsphase begleiten. Dann haben wir gemerkt, dass das letztendlich anders angekommen ist als wir es beabsichtigt hatten und deswegen haben wir aus Rücksichtnahme den Test aus dem Netz genommen.

Haben Sie den Test nur wegen der negativen Reaktionen entfernt?

Dieser Test hatte, wie alles bei Bravo, einen unterhaltenden, aber auch einen ernsten Hintergrund. Er wurde zusammen mit einem schwulen Mitarbeiter vom Dr. Sommer-Team entwickelt. Wir haben beim Testergebnis deutlich klargestellt, dass es kein gesellschaftlicher Nachteil ist, wenn man schwul ist. Wir begleiten seit jeher Kinder und Jugendliche beim sexuellen Orientierungsprozess ganz neutral und agieren als Ratgeber.

Also alles nur ein Missverständnis?

Viele User haben offenbar nicht gesehen, dass wir am Ende des Test darauf hingewiesen haben, dass es völlig egal ist, welche Farben man z. B. bei seinen Klamotten trägt oder ob man Angst vor Spinnen hat. Die Antworten auf diese Fragen hatten auch keinen Einfluss auf das Testergebnis.

Wie wird das Thema Homosexualität sonst in der Bravo verarbeitet, wenn nicht gerade so ein Test veröffentlicht wird?

Jedes sexuelle Thema und jede sexuelle Orientierung wird vom Dr. Sommer-Team neutral und seriös behandelt. Es gibt keine Vorbehalte gegen jegliche sexuelle Neigung. Nach diesem Test gab auch es eine weitere Hilfestellung, die dabei half, beispielsweise sein Coming Out zu erklären oder wie man es seinen Eltern erklären kann

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7 Kommentare

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  • B
    bonker

    Wo Dr. Sommer irrt

    Die Brüche in der Kommunikation offenbaren sich vorrangig auf der non verbalen Ebene. Allerdings haben sie recht, wenn sie davon ausgehen, das das Mißverständnis in der Kommunikation die Regel und nicht die Ausnahme ist. "Erwin" so heißt mein Papgei hört tagsüber bayrischen Rundfunk und spricht nun Mundart.

    • @bonker:

      Dr. Sommer antwortet:

      Sie sollten Erwin nicht überfordern. Kommunikation, ob verbal oder nonverbal muss sich entwickeln können und ist auch nicht immer und überall erwünscht. Geben Sie Erwin die Chance, auch andere Sender (zB. NDR) kennenzulernen und achten Sie darauf, dass Erwin mindestens 3m Abstand vom Empfangsgerät hält. Hin und wieder etwas Jod-S-11, dann klappt das auch mit dem Erwin!

  • B
    bonker

    Habe "Ralfi" wegen emotionaler Grausamkeit ins Tierheim gegeben und mir stattdessen einen Papagei gekauft. Bringe ihm derzeit das Sprechen bei, um eine störungs- und konfliktfreie Kommunikation herzustellen.

    • @bonker:

      Dr. Sommer antwortet:

      Tun Sie das lieber nicht! Erst durch die Sprache kommen Störungen und Konflikte in die Kommunikation. Ein Papagei, der schweigt, hat viel zu sagen. Unterbrechen Sie ihn deshalb niemals.

  • KG
    Kein Gast

    Warum fragt ihr die Bravo nicht, ob ihre Redaktion so undiversifiziert ist, dass das keinem Homosexuellen in der Redaktion auffiel?

     

    Wasn das für ein läppsches Fragen bei euch?

  • B
    bonker

    Woody Allen hat es uns in seinem Film "Was sie schon immer über Sex wissen wollten" gezeigt, daß man auch Schafe oder einen Garderobenständer libidonös besetzen kann.

    Ich bin ganz in meinen Pekinesen "Ralfi" vernarrt und möchte mich enger an ihn binden um steuerlich Vorteile geniesen zu können.

    -kann denn Liebe Sünde sein?

    • @bonker:

      Dr. Sommer antwortet:

      Heiraten Sie ihren Pekinesen nicht allein um steuerliche Vorteile zu genießen. Es muss auch echte Zuneigung im Spiel sein und sie wollen ja ihre Beziehung nicht in Steuerjahren leben, sondern in Hundejahren. "Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Besseres findet." Kopf hoch! Wird schon! Dran bleiben! Viel Glück!