Berliner Polizist über Twitter: „Wir folgen niemandem“
Die Berliner Polizei hat einen Twitter-Account – und noch ein paar Probleme bei der Handhabung. Ihr Pressesprecher erklärt, was an 140 Zeichen schwierig ist.
taz: Herr Redlich, seit letzter Woche Donnerstag twittert die Berliner Polizei auf den Kanälen @PolizeiBerlin und @PolizeiBerlinEinsatz. Warum?
Stefan Redlich: Wir möchten mit der Zeit gehen und auf allen Ebenen, die sich bieten, kommunizieren. Dafür haben wir vor zwei Jahren ein Projekt gestartet. Da geht es um Facebook, um Twitter, aber zum Beispiel auch um Wikis.
Wer kümmert sich um den Account?
Vier Polizisten haben Zugriff auf den Account. Die sind aber nicht speziell abgestellt, sondern machen das während ihrer normalen Arbeitszeit. Wenn ich eine interessante Pressemitteilung sehe, tippe ich die in 140 Zeichen und schicke sie raus.
Wie haben Sie sich vorbereitet?
Eine Kollegin hat eine Schulung zum Social Media Manager erhalten. Ich habe seit eineinhalb Jahren einen privaten Account. Dadurch habe ich ein ganz gutes Verständnis, um was es dabei geht.
Die Berliner Polizei hat schon mehrere tausend Follower, folgt aber niemandem. Warum?
Wir sind sehr vorsichtig, um Fehlinterpretationen zu vermeiden. Wenn wir einigen Zeitungen folgen würden, könnten andere fragen: „Warum uns nicht?“ Um das zu vermeiden, haben wir uns entschieden, niemandem zu folgen.
47 Jahre, ist Pressesprecher der Berliner Polizei und einer der Betreuer des neuen Twitter-Accounts. Privat twittert er seit November 2012.
Warum haben Sie am Samstag bei einer Demonstration gegen Repressionen das Hashtag der Veranstalter – #antirep14 – verwendet?
Gerade bei Demos oder Sportveranstaltungen wollen wir die Teilnehmer direkt erreichen. Die sind nicht automatisch unsere Follower. Deswegen ist es klug, das bekannte Hashtag zu nutzen, damit auch unsere Beiträge zum Thema gelesen werden.
Als Sie per Tweet einen Anmelder suchten, haben Viele das absichtlich falsch verstanden und die Demo per Tweet angemeldet.
Wir müssen sehen, dass wir Nachrichten in 140 Zeichen so verpacken, dass jeder versteht, was wir meinen. Ich kann aber nachvollziehen, dass Leute sagen: „Wenn ihr über Twitter was zu uns sagt, können wir auch was zu euch sagen.“
Also ist das mit der klaren Formulierung noch schwierig?
Wir haben zum Beispiel geschrieben, dass der Polizeipräsident und der Innensenator nach Rumänien geflogen sind, um sich dort auszutauschen. Natürlich wollten wir nicht sagen, dass die beiden sich in Rumänien unterhalten. Wir wurden auf die Doppeldeutigkeit hingewiesen. Gerne lernen wir daraus.
Bei den Demonstrationen gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 wurde der Polizei vorgeworfen, sie verbreite auf Twitter Falschmeldungen und diskreditiere Demonstrierende. Was sagen Sie dazu?
Die Information, die wir rausgeben, muss stimmen, sonst verspielen wir jede Glaubwürdigkeit. Aber es ist ja der Sinn von Twitter, dass jeder seine Sicht verbreiten kann. Ich denke die Leute sind alt genug, um das zu bewerten.
Also transportieren sie Ihren Standpunkt.
Wir haben ein Interesse daran, möglichst früh und in unseren eigenen Worten zu informieren und nicht darauf angewiesen zu sein, was die Medien berichten, und wann.
Sie sagten, Sie planen einen Facebook-Auftritt. Mit wem werden Sie sich anfreunden?
Mit dem Anfreunden werden wir immer sehr vorsichtig sein. Bei Facebook können Leute dann ja direkt auf unsere Seite schreiben.
Twittern Sie gerne?
Empfohlener externer Inhalt
Ja. Mir macht das Spaß
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!