Auflagensteigerung bei US-Medien: Qualitätsmedium strikes back

Während des Wahlkampfes schlug er auf die Medien ein, jetzt steigern einige Zeitungen sogar ihre Auflagen. Ist Trump die Rettung?

Auf einem Tisch liegen ausgebreitet die Cover verschiedener US-amerikanischer Medien mit Trump-Titeln

Trump und die Medien: eine Hassliebe Foto: dpa

Die Häme war kaum zu überlesen: Kurz nach seiner Wahl twitterte Donald Trump: „Wow, the @nytimes is losing thousands of subscribers because of their very poor and highly inaccurate coverage of the ‚Trump phenomena‘.“ Knapp 35.000 Retweets, 120.000-mal favorisiert – aber gelogen. Nö, antwortete die New York Times, stimmt nicht. „Fakt: Anstieg neuer Leser, print und digital, viermal mehr als sonst.“

Sie ist nicht die einzige. Auch das konservative, mitunter Trump-kritische Wall Street Journal verzeichnet einen ähnlichen Anstieg, so die Huffington Post. Das Monatsmagazin Atlantic hat seine Printabozahlen seit der Wahl um 161 Prozent gesteigert und der liberale New Yorker gewann in den drei Tagen nach der Wahl 10.000 neue AbonnentInnen.

Solche Zahlen hat es schon seit Jahren nicht mehr gegeben. Sie dürften VerlagsmanagerInnen dies- und jenseits des Atlantiks in einen verhaltenen Goldrausch versetzen – und das nach dem Sieg eines Mannes, der im Wahlkampf wie kein anderer gegen die Presse hetzte.

Jetzt kann man natürlich sagen: Na prima. Wo waren die alle denn vorher? Verirrt in der eigenen Filterblase? Hätte Trump verhindert werden können, wenn mehr Leute Qualitätsmedien gelesen hätten statt Falschmeldungen auf Facebook? Maybe.

Man kann das aber auch anders sehen: Vielleicht ist dieses „postfaktische Zeitalter“, von dem jetzt alle schlaumeiern, wenn sie mit ihren Erklärungen für Trump/die AFD/den braunen Großonkel nicht weiterkommen, doch gar nicht so postfaktisch. Vielleicht ist es eher postverunsichert und damit re-informationsbedürftig.

Trump jedenfalls stichelt unbeirrt weiter gegen die New York Times. Doch sollten die US-Medien dann zum nächsten Wahlkampf schreiben können: „Trumps legacy, sein größter Verdienst war die Rettung der Printmedien“, dann wäre das doch zumindest ein kleines Happy End.

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