Waldzustandsbericht 2020: Wälder so krank wie noch nie
Hitze und Dürre setzen den deutschen Wäldern zu: Vier von fünf Bäumen haben eine lichte Krone. Umweltverbände geben der Regierung die Schuld.
Der Kronenzustand habe sich vergangenes Jahr weiter verschlechtert. „Vier von fünf Bäumen haben eine lichte Krone“, sagte Klöckner. Betroffen seien 79 Prozent der Fichten, jeweils 80 Prozent der Kiefern und Eichen sowie 89 Prozent der Buchen. Im Vergleich zum Vorjahr geht es damit den Kiefern und Eichen etwas besser, den Fichten und Buchen allerdings schlechter. Dem Report zufolge hatten 2020 zum Beispiel nur noch 11 Prozent aller Buchen keine lichte Krone. 2019 waren es immerhin noch 16 Prozent.
Insgesamt wiesen 37 aller Bäume in Deutschland eine „deutliche Kronenverlichtung“ auf, wie aus dem Bericht hervorgeht. Das heißt: Sie haben mindestens 26 Prozent ihrer Blätter oder Nadeln vorzeitig abgeworfen. „Das beunruhigt mich und macht mir große Sorge“, sagte Klöckner. „Der Kronenzustand ist wie ein Fieberthermometer.“ Er zeige an, wie es den Bäumen geht.
Gleichzeitig habe der Anteil der Bäume zugenommen, die seit der vorigen Erhebung abgestorben sind. „Die Absterberate 2020 ist überdurchschnittlich hoch“, heißt es in dem Bericht. Betroffen seien vor allem die Fichte sowie verschiedene Laubbaumarten. Besonders im Harz, wo es viele Fichtenwälder gibt, sei die Lage ernst: „Tote Bäume, so weit das Auge reicht“, sagte die Ministerin.
Umweltverbände fordern mehr Klimaschutz
Klöckner verwies zugleich darauf, dass 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt würden, um Waldbesitzer*innen und Forstwirt*innen dabei zu unterstützen, neue Bäume zu pflanzen und die Wälder so umzubauen, dass sie die Folgen der Klimakrise überstünden.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert: „Nur Waldbesitzende, die ihre Wälder besonders ökologisch verträglich bewirtschaften, sollen Unterstützung erhalten.“ Um ein Waldsterben zu verhindern, müsse die Bundesregierung „endlich wirksame Klimaschutzmaßnahmen ergreifen und gleichzeitig Schadstoffemissionen aus Verkehr, Industrie und Landwirtschaft massiv reduzieren.“
Der Naturschutzbund (NABU) ist derselben Meinung. Wegen der extrem heißen und trockenen Sommer seien die Wälder seit drei Jahren im Dauerstress und damit anfälliger für Krankheiten und Borkenkäfer, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilt. „Es besteht die reale Gefahr, dass künftig mehr Bäume sterben als nachwachsen, was den Klimawandel wiederum verstärken würde.“ Die einzige Lösung sei mehr Klimaschutz.
Mischwälder statt Monokulturen
Auch Allan Buras, Koordinator des Waldzustandsmonitors an der TU München, betont, dass die Klimakrise, soweit es geht, aufgehalten werden müsse. „Jedes Zehntelgrad weniger an Erwärmung erhöht die Chancen, dass bestimmte Baumarten in Deutschland in nennenswertem Umfang erhalten bleiben.“
Er rät, beim Waldumbau auf ein „breit gestreutes Baumartenportfolio“ zu setzen statt auf Monokulturen. Durch die damit einhergehende Diversität würden die Wälder wiederstandsfähiger. „Selbst wenn einzelne Baumarten an ihre Grenzen kommen, bleiben die anderen Arten erhalten, so dass es ‚nur‘ zum Absterben einzelner Bäume und nicht ganzer Bestände kommt.“
Der Verband der Waldeigentümer AGDW schreibt auf Anfrage, dass der Waldumbau bereits „in vollem Gange“ sei und weiterhin klimaresiliente Baumarten gepflanzt werden müssten. „Angesichts des Klimawandels haben die Waldeigentümer*innen eine Herkulesaufgabe vor sich“, heißt es weiter. Viele seien noch immer mit der Wiederbewaldung der zerstörten Waldflächen beschäftigt und damit, Schadholz abzustransportieren. Die NGO Robin Wood fordert, abgestorbene Bäume im Wald liegen zu lassen. „Totholz bietet Schatten und speichert mehr Feuchtigkeit als der ausgedorrte Boden.“
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