Messerattacke in Wuppertal: Opfer schwebt in Lebensgefahr
Nach einem Angriff vor dem Autonomen Zentrum liegt ein Mann schwerverletzt im Krankenhaus. Drei Männer sollen mit rechten Parolen provoziert haben.
KÖLN taz | Nach einem Mordversuch vor dem Autonomen Zentrum (AZ) in Wuppertal ermitteln seit dem Wochenende Staatsanwaltschaft und Mordkommission. Ein Besucher des Zentrums war in der Nacht zum Sonntag durch mehrere Messerstiche in den Rücken lebensgefährlich verletzt worden.
Nach Angaben der Gäste hatten drei Männer die anwesenden Linken mit Sprüchen der rechten Aktionsgruppe „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) provoziert, bevor sie schließlich einen 53-jährigen Gast mit einem Messer angriffen. Die Täter flohen unerkannt, die umstehenden Zeugen leisteten Erste Hilfe und trugen den Schwerverletzten ins Gebäude.
Die eintreffenden Polizisten stürmte das Zentrum unter der Androhung, Pfefferspray und Schlagstöcke einzusetzen. In einer Stellungnahme begründete die Polizei Wuppertal ihr Vorgehen damit, ihre Beamten und Rettungskräfte seien im Gebäude von „mehreren Angehörigen der linken Szene angegriffen“ worden, außerdem hätte man ihnen den Zutritt verwehrt. Erst durch den Pfefferspray- und Schlagstockeinsatz habe man den Verletzten „aus dem Gebäude retten“ können.
Die Besucher des AZ weisen die Vorwürfe der Polizei als „unsäglich“ zurück. Auch hätten die Polizisten bei der Durchsuchung des Zentrums „wahllos“ Türen eingetreten, obwohl sie die Schlüssel ausgehändigt bekommen hätten. Das Zentrum wurde anschließend geräumt und auf Spuren untersucht.
Die Polizei schließt einen Zusammenhang der Tat zur rechten Szene ausdrücklich nicht aus. Das Opfer schwebt noch immer in Lebensgefahr. Die Staatsanwaltschaft ist auf Zeugen angewiesen, die Angaben zur Tat machen können. Bisher habe keine Aussage zu Erkenntnissen über die Identität beigetragen.
Nicht der erste Zusammenstoß
Sollten tatsächlich Hooligans für die Tat verantwortlich sein, wäre die Messerstecherei nicht der erste Zusammenprall zwischen Rechten und Linken vor dem Autonomen Zentrum. Im März hatte es dort bei einer Pegida-Demonstration einen Übergriff von Linken auf eine Kleingruppe der Islamgegner gegeben.
Nach Polizeiangaben seien vier Pegida-Sympathisanten von etwa 20 Personen unter „Scheiß-Nazi“-Rufen attackiert und verletzt worden. Einige der Schläger seien danach ins Autonome Zentrum geflohen. Als die Rechten den Besuchern des AZ anschließend drohten, wurden die vier von der Polizei festgenommen.
Eine Dreiviertelstunde nach dem Mordversuch im AZ wurde ein Mann im Stadtzentrum mit Stich- beziehungsweise Schnittverletzungen aufgefunden. Einen anfangs untersuchten Zusammenhang zwischen den beiden Taten hielt die Staatsanwaltschaft am Montag für unwahrscheinlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja