piwik no script img

Pädophilie-Aufarbeitung bei GrünenIn die eigenen Reihen blicken

Haben die Grünen Missbrauch an Kindern zu verantworten? Die Partei hat eine AG gegründet, die sich nun mit dieser Frage befasst.

Wie war das nun damals? Parteitag der Grünen, 1986. Bild: imago / dieter bauer

BERLIN taz | Für den hessischen Landtagsabgeordneten Marcus Bocklet ist die Sache klar. „Schonungslos“ müsse aufgeklärt werden, sagt er am Telefon, und zwar „frei von Institutionenschutz“. Das bedeutet: Die Grünen, findet der Grüne Bocklet, dürfen auf sich selbst keine Rücksicht mehr nehmen, wenn es um die Pädophilie-Debatten in den 80er Jahren geht.

Bocklet, 49, Schwerpunkt Kinder- und Familienpolitik, ist bekannt dafür, die Dinge beim Namen zu nennen. Er kennt sich bestens aus mit Kindesmissbrauch in all seinen Facetten, er hat die Aufklärung der Vorgänge an der Odenwald-Schule unerbittlich vorangetrieben. Ab Donnerstag hat Marcus Bocklet ein neues Arbeitsfeld. Dann sitzt er zum ersten Mal in der Arbeitsgruppe der Grünen, die eine heikle Frage beantworten soll. Wie konnte das passieren?

Bocklet ist einer von 16 Grünen-PolitikerInnen, die die Pädophilie-Verstrickungen ihrer Partei in den 80er Jahren systematisch erforschen sollen. Die AG, die am Montag vom Vorstand offiziell angeschoben und auf dem letzten Parteitag beschlossen wurde, wird von Grünen-Chefin Simone Peter geleitet.

Sie soll, so der Auftrag, Zeitzeugen befragen, Betroffene und Opfer zur Kontaktaufnahme ermutigen und die wissenschaftliche Aufklärung ergänzen. Mit dieser hatten die Grünen im Frühjahr das Institut des Göttinger Politologen Franz Walter beauftragt. Er will seinen Abschlussbericht Ende 2014 vorlegen, der Bericht der AG wird 2015 folgen.

Die Grünen wählen also einen zweifachen Ansatz: Walter und seine Mitarbeiter erforschen als unabhängige Wissenschaftler den Zeitgeist, die Milieus und die innerparteilichen Diskurse zur sexuellen Liberalisierung, in deren Windschatten Pädophile ihre Neigungen legalisieren wollten. Und die AG schaut sich die Debatten von innen an.

Diese Strategie wird von anerkannten Experten ausdrücklich gelobt. „Es ist gut, dass die Grünen jetzt mit einer Arbeitsgruppe auch intern aufarbeiten“, sagt Johannes-Wilhelm Rörig, der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung. Nach der Beauftragung von Walters Institut sei die AG ein zweiter, wichtiger Schritt. „Der Blick in die eigenen Reihen ist neben der wissenschaftlichen Aufarbeitung von außen unbedingt nötig. Verantwortung kann und darf nicht delegiert werden.“

Eine wichtige Frage wird sein: Gibt es Opfer, die unter den Positionen der Partei zur Straffreiheit für Pädophilie gelitten haben? Und, wenn ja, melden sie sich bei den Grünen? Rörig hält das für möglich. „Unsere Erfahrung zeigt: Sobald eine Kontaktmöglichkeit besteht, melden sich auch Menschen. Weil sie das Gefühl haben, dass sie sich jetzt anvertrauen können und ihnen geglaubt wird.“ Wer eine Kindheit in den 70ern oder 80ern erlebt habe, werde durch die aktuelle Debatte vielleicht Dinge im Rückblick neu bewerten.

Die AG hat einen langen Vorlauf. Im Frühjahr, als Zeitungen erstmals über die Pädophilie-Debatten aus den grünen Anfänge berichteten, entschied sich die Parteispitze erst nach einigem Zögern für den Auftrag an Walter. Führende Köpfe plädierten damals intern dafür, die teils alten und medial aufgebauschten Vorwürfe in einem Bundestagswahljahr nicht unnötig aufzuwerten. Auch zum Umgang mit möglichen Opfern hielt sich die Partei lange bedeckt – und verwies auf die Walter-Studie.

Erst als der Forscher intern klarmachte, dass sein Institut keine Beratung für Betroffene leisten könne, dachten die Grünen um. Die AG ist also auch das Ergebnis eines Lernprozesses. Sie soll „einen angemessenen Umgang“ mit Betroffenen erarbeiten und Kontakte zu professionellen Hilfsangeboten herstellen.

Andrea Fischer, die ehemalige Gesundheitsministerin, sitzt ebenfalls in dem Gremium. „Wir müssen uns dem stellen, dass unsere falsche Toleranz vielleicht Kindern geschadet hat“, sagt sie.

Fischer erarbeitete 2010 den Bericht über Missbrauchsfälle an dem Canisius-Kolleg des katholischen Jesuitenordens. Sie schließt ebenfalls nicht aus, dass es Opfer gibt, die grüner Politik zuzurechnen sind. Die Grünen hätten als Partei zwar keine Menschen in ihrer Obhut gehabt wie die Kirche – etwa in Internaten. „Am Ende reicht aber erfahrungsgemäß die Fantasie nicht aus, um zu erfassen, was Menschen angetan wurde.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

22 Kommentare

 / 
  • Focault: ist das nicht dieser Philosoph, der für Abschaffung der Kategorien "gut" und "böse" ist und dafür Drogenkonsum und Pädosexualität zu erlauben?

     

    Er scheint viele Fans zu haben.

     

    MfG,

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

     

    P.S. was die Diplomarbeit angeht: die Fragen, die der junge Mann formuliert hat erscheinen mir suggestiv.

  • man sollte mal wieder Peter Brückners "Sozialpsychologie des Kapitalismus" lesen.

    danach versteht man besser, weshalb nicht einzelen taten als strafwürdige verurteilt, sondern eine (?) ganze bewegung aus verbrecherversammlung niedergemacht und ausgegrenzt werden soll. - ob die grünen sich dem mit ihrer AG entgegenstemmen wollen, können?

  • So mal ganz am Rande: bei einer Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität, einer Hochschule, die exzellente Elite heranbildet, wurde diese Diplomarbeit eingereicht:

     

    "http://www.academia.edu/2281198/Wenn_Liebe_zum_Leiden_wird._Padophilie_im_Kontext_sexualmedizinischer_Primarpravention_vollstandige_Diplomarbeit_"

     

    Ja, Manches was man so im Netz findet ist wirklich zum Heulen...

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

    • @Angelika Oetken:

      und nun gelesen. eine 'schöne' arbeit, eine die mit Foucault arbeitet und ein paar fragen stellt. fragen nach dem dispositiv. danke für den link!

    • @Angelika Oetken:

      klingt nicht uninteressant. komme aber erst nach längerer bahnfahrt zum lesen in aller ruhe.

      vielleicht hätten Walter/Klecha dies ja auch tun sollen, um sich den gesellschaftlichen/polit-ökonomischen zusammenhang klarzumachen, statt in ihrem ersten+vorläufigen befund das altbekannte widerzukäuen?

  • Johannes-Wilhelm Rörig sagte am 18. Mai 2013 im Interview mit dem Focus, das Problem bei Daniel Cohn-Bendit sei: "Dass er seine damaligen Formulierungen in dem Buch 'Der grosse Basar', in denen es um sexuelle Gewalt an Kindern geht, nur als Provokationen verstanden wissen will."

     

    Cohn-Bendit hat die Szenen in "der grosse Basar" nicht hinreichend genau beschrieben, um zu beurteilen, was für Handlungen genau darin geschehen (so läßt er offen, wo er gestreichelt wurde, wo er Kinder gestreichelt hat, und zu welchen Erregungen es kam). Aus der Beschreibung geht hervor, daß a) die spontante Initiative von den Kindern ausging, b) daß es sich "einige", also um eine Gruppe mehrerer Kinder, nicht um ein einzelnes isoliertes Kind handelte, c) Cohn-Bendit den Kindern zunächst nahegelegt hat, stattdessen mit anderen Kindern zu spielen. Es ist möglich, daß es sich bei der beschriebenen Szene unter Umständen um sexuellen Mißbrauch von Schutzbefohlenen (§174) und sexuellen Mißbrauch von Kindern (§176) handeln würde.

     

    Keinesfalls aber trifft aufgrund der Beschreibung zu, daß es sich bei der Sezene um eine Gewaltanwendung oder Gewaltandrohung handelt.

     

    Rörig verwendet den Vorwurf der "sexuellen Gewalt" gegen Cohn-Bendit unangemessen überdehnt, und praktisch ins Gegenteil verkehrt.

     

    Es gabt auch keine "Positionen der Partei zur Straffreiheit für Pädophilie" wie Herr Rörig in diesem Taz-Artikel offenbar behauptet. Die Aussage von Volker Beck im Artikel "getroffene Hunde bellen" ist nach wie vor unwiederlegt: "Niemals hat ein Gremium der grünen Bundespartei eine solche Forderung aufgestellt oder etwas beschlossen, was auch nur entfernt in diese Richtung ging."

     

    Insofern ist es fragwürdig, daß die Taz ausgerechnet Herrn Rörig als "anerkannten Experten" vorstellt.

    • @Rosenkohl:

      In der Wahlplattform zur Bundestagswahl 1980, S.12 heißt es: "Sexuelle Außenseiter dürfen nicht länger diskriminiert werden. Homosexualität und Heterosexualität müssen als gleichberechtigte Ausdrucksformen menschlicher Sexualität anerkannt werden. Deshalb sind wir gegen jede gesellschaftliche Benachteiligung oder strafrechtliche Sonderbehandlung aufgrund des Sexualverhaltens."

       

      Walter und Klecha schreiben in der Faz, 12. Mai 2013, S. 7: "Konkrete Forderungen, Pädophilie aus dem Sexualstrafrecht auszunehmen fanden sich in den Landtagswahlprogrammen von Rheinland-Pflaz, Bremen, Hamburg oder Berlin, jedoch nicht in den Bundestagswahlprogrammen. Freilich wurde im Blick auf die Bundestagswahl 1980 'jede gesellschaftliche Benachteiligung oder strafrechtliche Sonderbehandlung aufgrund des Sexualverhaltens' abgelehnt. In Verbindung mit dem Grundsatzprogramm sowie den begeleitenden Resolutionen stimmte die strikte Ablehnung von Sonderstrafrechtsregelungen im Wahlprogramm mit den Interessen der Pädophilieaktivisten überein."

       

      Diese Interpretation von Walter und Klecha der Wahlplattform zur Bundestagswahl 1980 ist sehr gewollt und einseitig: a) Walter und Klecha zitieren "deshalb" nicht mit. "Deshalb" bezieht sich aber in erster Linie auf den unmittelbar vorhergehenden Satz, nämlich die Gleichberechtigung von Homo- und Heterosexualität. b) Die Wahlplattform sagt nicht explizit, wer mit "diskriminierten sexuellen Außenseitern" bezeichnet wird, und ob damit überhaupt auch Personen in pädophilen Beziehungen gemeint sind. c) Die "begleitende Resolution" im Grundsatzprogramm stimmt gerade nicht "mit den Interessen der Pädophilenaktivisten überein", wie Walterun und Klecha hier suggerieren, sondern weist im Gegenteil darauf hin daß das "Ergebnis der Diskussion nicht festgelegt" sei, und es "berechtigte Ängste und Sorgen" gebe.

      • @Rosenkohl:

        "ob damit überhaupt auch Personen in pädophilen Beziehungen gemeint sind."

         

        Herr Rosenkohl,

         

        würden Sie das bitte mal veranschaulichen? Um was für Personen handelt es sich, die "pädophile Beziehungen" haben? Alter, Geschlecht? Sie meinen in diesem Zusammenhang doch bestimmt "sexuelle" Beziehungen, denn sonst ergäbe Ihr Kommentar ja keinen Sinn. Ich frage mich allerdings, wieso zwei erwachsene Pädo"phile" denn eine sexuelle Beziehung eingehen, wo doch die Symptomatik der Pädo"philie" gerade darin besteht, seine sexuellen Wünsche auf Kinder zu projizieren?

         

        Wirklich: ich verstehe das nicht.

         

        MfG,

        Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

    • @Rosenkohl:

      Ach Herr Rosenkohl...

       

      selbstverständlich gab es diese Forderung. Sogar mehrfach http://www.derwesten.de/politik/wie-die-gruenen-spitze-den-paedophilie-skandal-totschweigt-id8351824.html

       

      Was Cohn-Bendit beschreibt ist die übliche verzerrte Wahrnehmung eines Pädosexualpsychotikers. Wie sollte es bei so einer schweren Persönlichkeitsstörung auch anders sein.

       

      Nun will ich Cohn-Bendit natürlich auf keinen Fall unterstellen an dieser schweren Krankheit zu leiden. Vielleicht kannte er nur jemanden, der ihm davon erzählt, dass es da in seiner WG... Sie kennen das ja sicherlich.

       

      Und der DCB, dem ja der Ruf vorauseilt ein begnadeter Redner zu sein und über viel Phantasie und Empathie zu verfügen, konnte sich in diese ihm ja persönlich gar nicht wirklich bekannte Person so lebhaft hineinversetzen, dass so eine Geschichte dabei heraus kam.

       

      Ja, so wird es gewesen sein.

       

      Alles Nötige werden der Herr Walter und sein Team schon noch zusammen tragen. Und was sie nicht finden, wird die Unabhängige Untersuchungskommission dann ausgraben.

       

      Versprochen!

       

      Angelika Oetken, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

  • Ein Hinweis für alle Missbrauchsopfer die erwägen, sich bei der geplanten Anlaufstelle zu melden: solche Einrichtungen haben auch kirchliche Institutionen und die Odenwaldschule etabliert. Die Betroffenen, die sich dort gemeldet haben, machten entsprechende Erfahrungen.

     

    Wichtig ist, dass man sich vor der Kontaktaufnahme anwaltlich oder in einer unabhängigen, guten Beratungsstelle informiert, was man im Umgang mit der Institution beachten sollte. Wenn es um konkrete Personen bzw. bestimmte Einrichtungen geht, dann unbedingt auf ein Gesprächsprotokoll bestehen. Was von beiden Parteien unterschrieben wird. Sonst kann u.U. eine Verleumdungsklage drohen.

     

    Am besten ist es natürlich, man nimmt zu einem Gespräch einen spezialisierten Anwalt mit. Falls finanzierbar.

     

    Beim geringsten Zweifel, vor allem wenn um VIPs geht: erstmal anonym melden. Kommunikation per postlagernder Sendung.

     

    Und abwarten, was passiert.

     

    Missbrauchsopfer gelten in unserer Gesellschaft als schwach und wehrlos. Auch der Gutwilligste kann sich nur schwer von diesem Mythos lösen.

     

    Deshalb damit rechnen, dass bei den Verantwortlichen und Zuständigen der notwendige Respekt fehlt. Z.B. wenn es um Datenschutz und das Einhalten von Zusagen geht.

     

    Dreh- und Angelpunkt ist ein gutes, umsetzbares Konzept, ein klarer Auftrag für die Anlaufstelle(n).

     

    Warten wir deshalb einfach mal ab, was die AG zu Stande bringt.

     

    Angelika Oetken, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

  • KV
    Kein Vertrauen

    Jetzt sollen Opfer Kontakt aufnehmen, aber noch vor Kurzen meinte:

     

    "Die Sprecherin der Grünen Jugend, Sina Doughan, nannte die Forderung nach einer Telefonhotline für Betroffene „wahnsinnig lächerlich“."

    ( taz.de/Diskussion-um-Paedophilie/!123714/ )

     

    Warum sollte man sich denn bitte melden, wenn das sooo „wahnsinnig lächerlich“ ist...

    an einem ehrlichen Interesse an Aufklärung, kann ich leider nicht mehr wirklich glauben

    • @Kein Vertrauen:

      Weil

       

      "Die Sprecherin der Grünen Jugend, Sina Doughan, hat sich für ihre Äußerungen zur Pädophilie-Affäre entschuldigt. 'Ich entschuldige mich aufrichtig für meine unangemessene Wortwahl', schrieb Doughan am Samstag auf ihrer Homepage. Wenn sie damit Opfer sexueller Gewalt verletzt haben solle, tue ihr das unendlich leid. 'Ich unterstütze die Untersuchung von Prof. Franz Walter ohne Einschränkung und halte die Aufklärung der damaligen Geschehnisse und Debatten für dringend erforderlich.'" http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?dig=2013%2F09%2F16%2Fa0095

      • B
        Blumenkohl
        @Rosenkohl:

        Eine leere Pflicht-Entschuldigung

         

        Die Saat des Zweifels ist gesät, Vertrauen an einem ehrlichen Aufklärunginterresse kann nicht durch eine leere Alibi-Entschuldigung a la 'wenn ich jemanden verletzt haben sollte, tut es mir leid', wiederhergestellt werden.

        • @Blumenkohl:

          Herrlichkeit des Gastes, den Namen eines angemeldeten Benutzers zu verballhornen, der es wagt, die von Frau Doughan am 14. September 2013, dem Folgetag nach dem Taz-Artikel veröffentlichte entschuldigende Stellungnahme zu erwähnen, auf die hinzuweisen eigentlich die Aufgabe von "Kein Vertrauen - Gast" selbst in seinem ersten Posting von 13. 12. 2013, 18:14 gewesen wäre.

           

          Frau Doughans ursprünglicher Kommentar "lächerlich" war übrigens durchaus treffend, mit dem sie offenbar reagierte auf Forderungen des Sozialpädagogen Manfred Kappeler nach einer Telefonhotline der Grünen für Opfer sexueller Gewalt.

           

          Kappeler sagte am 12. Septemeber 2013 im Taz-Interview:

          "Die Grünen haben eine Verantwortung für ihre Mitglieder und auch für andere Menschen aus ihrem linksalternativen Umfeld. Sie waren ja damals nicht nur eine Partei, sondern eine Bewegung, die die verschiedensten Milieus umfasste." http://taz.de/Paedagoge-ueber-Gruene-Paedodebatte/!123629/

           

          Das Recht beruht auf der Selbstverantwortung der Bürger. Eine demokratische Partei kann nur Ort der politischen Willensbildung dieser Bürger sein; aber die politischen Parteien erlangen durch so eine Willensbildung umgekehrt keine Verantwortung für das private Gebahren ihrer einzelnen Mitglieder oder gar dasjenige anderer Menschen, die keine Mitglieder sind, denn dies liefe auf einen totalitären Parteienstaat hinaus.

           

          Entweder mit "Grüne" ist eine politische Partei gemäß Parteiengesetz gemeint, oder aber eine informelle gesellschaftliche Sammlungsbewegung. Für eine von Kappeler postulierte "Verantwortung" einer Partei "für ihre Mitglieder und auch für andere Menschen" gibt es jedoch keine rechtliche Grundlage.

          • @Rosenkohl:

            Sie haben vollkommen Recht. An sich sind für die psychosozialen und medizinischen Folgen von Missbrauchskriminalität die Sozialversicherungen zuständig. Bzw. die Länder (OEG). Die sich die Ausgaben bei den TäterInnen wiederholen, so denn die Straftaten noch nicht verjährt sind.

            Anders bei freiwilligen Schmerzensgeldzahlungen oder Sachleistungen die eine Institution zahlt, die sich in der Verantwortung sieht. Darum geht es nämlich im Falle der Grünen.

             

            Aufzuarbeiten haben die vor Allem Strukturelles, nämlich die Protektion bzw. Duldung von Menschen in ihrem Dunstkreis die pathologische, kriminelle und letztlich kinderfeindliche Haltungen an wesentlichen Stellen verbreitet haben.

             

            Und zwar von links. Andere sind ihnen von rechts entgegengekommen.

             

            Letztlich sind die Unterschiede gar nicht so groß. Übergriffige, manipulative und fahrlässige Erwachsene gibt es in jedem Milieu.

             

            MfG,

            Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

  • "... in deren Windschatten Pädophile ihre Neigungen legalisieren wollten" Verallgemeinerungen sind so elegant, aber das das tatsächlich zutrifft scheint absolut gar nicht zu den Fakten zu passen. Die Legalisierungbefuerworter - soweit die Sachlage- ist eine bunt gemischtes Truppe mit verschiedenen Motiven. Ob und wieviele davon tatsächlich pädophil veranlagt waren ist "umstritten". Auch die TAZ sollte sich bei Aussagen einfach an Fakten halten ...

  • GN
    Gehts noch?

    Haben die Grünen Missbrauch an Kindern zu verantworten? Hä? Ist der Papst katholisch? Oder hat das nur mit dem Zeitgeist zu tun? Sagt mir jetzt bitte nicht, daß sich in der taz demnächst herausstellt die Grünen hätten mit Kindeßmißbrauch nichts zu tun oder der Hl.Zeitgeist wäre verantwortlich . Langsam reichts mir mit den Grünen. Scheiße bauen ist schlimm genug aber diese dann polieren und als Gold verkaufen wollen enden in üblem Gestank. Hier stinkts jetzt schon gewaltig. Ich sehe es mir das noch etwas an, aber langsam glaube ich bald können sich die Grünen einen neuen Wähler und die taz einen neuen Zahler suchen.

  • "Wer eine Kindheit in den 70ern oder 80ern erlebt habe, werde durch die aktuelle Debatte vielleicht Dinge im Rückblick neu bewerten."

     

    Genau, da müssen noch viele Menschen begreifen, dass sie eigentlich Opfer sind, obwohl sie bislang dachten eine schöne Kindheit gehabt zu haben. Wieder mal wird nur nach Negativem gesucht, das Positive ausgeblendet und ehrliche Wissenschaft nicht beteiligt. Peinlich.

    • @Christian Gropper:

      Das Positive an sexuellem Missbrauch?

       

      Gute Frage. Wenn ich darüber nachdenke, dann fällt mir eine Sache ein.

       

      Wer sexuellen Missbrauch erlebt hat, kann sich vorstellen, wozu Menschen insgesamt alles fähig sind. Dass es welche gibt, die unendlich böse und andere die wahnsinnig krank sind. Und viele denen das Wohl des Mitmenschen egal ist.

       

      Und das Unheimliche daran: man merkt das häufig erst, wenn es zu spät ist.

       

      Darum: von einer umfassenden unabhängigen Aufklärungs- und Aufarbeitungskommission profitieren - fast - alle. Die TäterInnen und ihre UnterstützerInnen allerdings wohl nur mittelfristig.

       

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

  • K
    Kimme

    "...erforschen als unabhängige Wissenschaftler den Zeitgeist, die Milieus und die innerparteilichen Diskurse zur sexuellen Liberalisierung..."

    Die Generation der Deutschen zwischen 1933 bis 1945 wurden auf Grund ihres Wegschauens in während der Judenverfolgung abverurteilt, insbesondere durch das grüne Milieu. Da ist es auch egal das in Europa und weiten Teilen der restlichen Welt antisemitische und nationalistische Strömungen Mainstream waren. Und nun wollen sich die Grünen mit dem damaligen Zeitgeist und der Begründung man habe Pädophilie nicht aktiv gefördert aus der Verantwortung stehlen? Pfui! Bei den Stadtindianern hat es sich ganz klar um eine Gruppe gehandelt die Kinder sexuell mißbraucht und die Grünen haben sie geduldet und ihre politischen Entscheidungsprozesse eingebunden.

  • Ich verstehe nicht genau wie lange es dauert, bis man dann in der Realitaet angekommen ist. Wird das mit dem Krisenverlauf eh abgestimmt, hat eh jemand die Bank gefragt? Wurde die Verwaltung davon informiert, dass die Gruenen jetzt diskutieren? Die Opfer, die unter 600 EUR leben wissen es vielleicht nicht, nach 30 Jahren! Aber PS Die Verbrechen wurden weiter entwickelt, weil alle zu korrupt waren sich darum zu kuemmern. Sie haben die sogar erforscht um sie weiter zu treiben.

  • Positionenopfer? Naja, der Herr Autor sollte sich besser aufs reine Berichten beschränken - und seine Fantasien draußen lassen.