Kolumne Die Liebeserklärung: Von Springer lernen, heißt …
Jedes Quartal macht Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner deutlich, wohin die Reise des Journalismus führt. Einer muss es ja tun. Danke!
E s ist niedlich, wie Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner versucht, die Veränderungen zu verkaufen: Natürlich bleibe Springer ein „Haus des Journalismus“, nach wie vor sei man zuerst ein „Inhalteanbieter“, und auch das Unwort des Zeitungskrisenjahrzehnts, „Qualitätsjournalismus“, nimmt er in den Mund.
Dabei weiß er genau, dass die gerade vorgelegten Quartalszahlen etwas völlig anderes sagen: Axel Springer macht bereits die Hälfte seines Gewinns im Digitalen, zwei Drittel der Werbeerlöse werden dort generiert. Der Umsatz der Digitalsparte stieg im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent auf 318,2 Millionen Euro. Der Umsatz der Sparte Zeitungen national sank zeitgleich um 10 Prozent auf 249 Millionen.
Das Digitale hat das Papier-Geschäft längst in allen Parametern überflügelt. Und es ist nicht die hinter einer Paywall versteckte Webseite der Welt, die das Geld reinbringt. Es sind Immobilien- und Jobportale. Inhalte? Klar: 56 qm, vollsaniert, Wannenbad, Balkon, sofort bezugsfertig.
ist Medienredakteur der taz.
Weil Springer eine breit aufgestellte Aktiengesellschaft ist, lässt sich an der Bilanz so schön ablesen, wo die Zukunft unserer Zunft liegt. So viel sei verraten: Man findet sie nicht zwischen Papier, Vierfarbdruck, bundesweitem Vertrieb und Gewinnen im einstelligen Centbereich, wenn doch mal einer am Kiosk zugreift.
Also baut Springer um: „Als Kaufleute sind wir dazu gezwungen, Realitäten anzuerkennen und die Konsequenzen daraus zu ziehen“, sagt Döpfner. Ein lieber Gruß an alle Journalisten, die meinen, dass die Leser schon noch zurückgekrochen kommen, schließlich biete man doch – Qualitätsjournalismus!
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