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Nächste Episode der Diesel-AffäreDaimler trickst schon wieder

Das Kraftfahrtbundesamt hat offenbar eine weitere Schummel-Software beim Stuttgarter Autobauer entdeckt. 60.000 Fahrzeuge sollen betroffen sein.

Die Software für die Abgasreinigung steht unter keinem guten Stern Foto: AP

BERLIN taz | Eigentlich hatte Daimler versprochen nicht mehr zu tricksen und jede weitere Unstimmigkeiten bei seinen Diesel-Autos sofort den Behörden zu melden. Doch offenbar hat Daimler weiter kräftig geschummelt.

Bei dem Stuttgarter Autobauer gibt es einen neuen Verdacht der Manipulation von Software für die Abgasreinigung. Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) habe ein formelles Anhörungsverfahren gegen den Autohersteller wegen Verdachts auf eine weitere „unzulässige Abschaltvorrichtung“ eingeleitet, berichtet Bild am Sonntag. Ein Daimler-Sprecher bestätigte, dass es eine solche Anhörung gebe. Details gab der Konzern aber nicht bekannt.

Dem Zeitungsbericht zufolge geht es um rund 60.000 Fahrzeuge des Modells GLK 220 CDI mit der Abgasnorm 5, die zwischen 2012 und 2015 produziert wurden. Die Behörde sei bereits im Herbst 2018 auf die verdächtige Software-Funktion bei dem Motor OM 651 gestoßen. Weitere Emissionsmessungen bei einem GLK-Modell hätten den Verdacht erhärtet.

So wird der gesetzliche Grenzwert für Stickoxide im Neuen Europäischen Prüfzyklus (NEFZ) angeblich nur dann eingehalten, wenn die sogenannte Kühlmittel-Sollwert-Temperaturregelung aktiv ist, heißt es in dem Bericht. Im Straßenbetrieb werde die Funktion dagegen deaktiviert und der Grenzwert von 180 Milligramm pro Kilometer deutlich überschritten.

Das wäre eine Straftat

Das KBA war Anfang des Jahres auf fünf illegale Abschalteinrichtungen in der Software gestoßen. Mehr als 750.000 Autos von Daimler sollten daraufhin weltweit in die Werkstätten, damit ein Softwareupdate diese Betrügereien beseitigt. Der Spiegel berichtet, die Fachleute beim Flensburger Bundesamt hätten sich auch die überarbeitete Software genauer angesehen. An fünf Stellen war sie wie vom Amt gefordert verändert. Doch dann fanden die Fachleute noch eine weitere Stelle, an der die Daimler-Leute offenbar Änderungen im Programmiercode vorgenommen hatten. Die Stuttgarter Ingenieure haben womöglich heimlich eine weitere Manipulation beseitigen wollen. Das wäre eine Straftat. (mit Agenturen)

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32 Kommentare

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  • Wenn man sich hier die zum Teil unterirdischen Kommentare durchliest, könnte man auf die Idee kommen, hier schreiben Auto Lobbyisten? Sind so viele so indoktriniert, nach der Devise: „ Nach Oben wird gebuckelt, nach Unten getreten“ Wären hier Fälle von Betrug. bei sozialen Angelegenheiten , würde man nie von Manipulation schreiben.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ich empfehle ein klein wenig mehr Sachlichkeit.

    Zunächst einmal ist zwischen nachgewiesenen und vermuteten Manipulationen zu unterschieden.

    Wo Manipulationen nachgewiesen sind, verweise ich auf die Anwendung von Gesetzesbestimmungen.

    Was die Sprache angeht, könnte etwas mehr Genauigkeit einer zielführenden Debatte dienlich sein.

    Schummeln ist etwas Anderes als Betrug. Bei offensichtlichem Betrug gibt es nur Eines: klare Kante!

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Was wäre Ihnen denn lieber? Wenn, wie viele Medien von Verniedlichung sprich „SCHUMMELSOFTWARE“ schreiben? Das ist was es war und es ist Betrug!!!!

  • Man sollte akzeptieren, daß EURO4 bei Dieseln die mit bezahlbaren Mitteln beste zu erreichende Schadstoffeinstufung ist. Euro4 bietet ja schon saubere Werte. Was darüber hinausgeht, bringt kaum Mehrwert, kostet aber sehr viel Geld.

    Ergo: Mit Euro4 leben, und die Autoindustrie und den Verbraucher in Ruhe lassen.

    • 9G
      91672 (Profil gelöscht)
      @Wellmann Juergen:

      Die Geschichte mit 'bezahlbar' ist natürlich windelweich und sehr, sehr relativ. Ist es 'bezahlbar', wenn ich mich aus meiner 400000 €-Wohnung mit meinem 120000 €-SUV in ein Lokal schleiche, um dort für 60 € zu essen?



      Das Schlimme ist nur, wie Sie richtig schreiben, daß die Industrie die relativ gute 'Betrugsbilanz' beim EURO 4 von Soll (250 mg) zu Ist (674 mg) nicht weiter verbessert hat, sondern beim EURO 6 drastisch zu Soll (80 mg) und Ist (507 mg) verschlechtert hat.



      Zu Ihrem Schlusssatz: 1. Die Verantwortlichen hinter Gitter. 2. Endlich ein sauberes Auto bauen und 3. Die Verbraucher saftig bestrafen, wenn sie sich kein sauberes Auto kaufen.

      • @91672 (Profil gelöscht):

        Sie haben mich mißverstanden. Ich denke pragmatisch und erkenne, daß mit vertretbarem Aufwand derzeit die Grenzwerte von Euro 4 erreichbar sind. Und ich bin der Meinung, damit kann man erst einmal auch zufrieden sein.

  • Wenn ich das richtig verstehe, haben die Daimler - Ingenieure nur ihre Arbeit gründlich gemacht.



    Vielleicht sollte man mit der Häme warten, bis man etwas Genaueres weiß.

    Ob das eine Straftat ist, müsste nach meinem laienhaften Verständnis davon abhängen, ob die weiteren veränderten Stellen tatsächlich für die vergangene Abgasvermeidung in relevantem Maße genutzt wurden oder nur vorsorglich auch entfernt wurden, um zukünftige Manipulationen auszuschließen.

    Das das KBA verbal so scharfe Geschütze auffährt, kann übrigens auch mit dem lädierten Ruf eines gewissen Andreas Scheuer zusammenhängen.



    Die meisten Kommentatoren hier reagieren da ja auch wunschgemäß.

  • "Tricksen"



    "Schummeln"



    War erst letztens Thema in der Taz, hier nochmal zum nachlesen:



    www.taz.de/Framing...software/!5583600/

    Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Bitte - lieber Felix Lee - sehen bei der Berichterstattung über unzulässige Abschalttechniken bei Dieselfahrzeugen zukünftig von Begriffen wie „schummeln, tricksen, mogeln, etc.“ konsequent ab!



    Bei den so bezeichneten Sachverhalten handelt es sich um vorsätzliche Gesetzesverstöße in Tateinheit mit Produkt- und Steuerbetrug.



    Da mein geliebter Staat wenig bis nichts dagegen unternimmt käme hier sicher noch die Vermutung der staatlich geförderten -zumindest aber geduldeten- organisierten Kriminalität in Betracht. So sieht‘s aus.

    • @97088 (Profil gelöscht):

      „Tricksen, schumeln“ ist der technische Vorgang. „Kriminell“ ist die juristische Bewertung. Denn „Einbau von Kriminellenstaatsbetrugssoftware“ hört sich selten bescheuert an.

      • 9G
        97088 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Mein Ziel ist es, aus der Verniedlichungsnummer auszubrechen. Ich sprach auch nicht explizit von Kriminalität sondern von Gesetzesverstößen.



        Wenn Sie schwarz fahren - schon die Begrifflichkeit - mogeln Sie sich am Fahrpreis vorbei und begehen einen Betrug. U-Bahnmogler hört sich auch besch.... an, Betrüger machts klar.

        • @97088 (Profil gelöscht):

          Dann machen se doch mal nen Vorschlag für eine „passende“ Benamsung von Schummelsoftware.

          • 9G
            97088 (Profil gelöscht)
            @Rudolf Fissner:

            „Blow-Out-Special“ z. B. ?



            Bei Harley heißen die unzulässigen Auspuffanlagen ja auch so schön „Booster“. Kennt jeder Polizist.

      • @Rudolf Fissner:

        Betrügen und Täuschen sind die Vorgänge. Tricksen und Schummeln sind in der deutschen Sprache, zumindest in ihrem heutigen Gebrauch, verniedlichende Begriffe. Du machst das aber wirklich ziemlich gut. Respekt dafür.

        • @Hampelstielz:

          Willkommen :-) Auch Du bist herzlichst 💓 dazu einen besseren Begriff für Schummelsoftware zu finden. Du machst das bestimmt noch besser! Oder? Sei mutig! Trau dich!

          • @Rudolf Fissner:

            Man kann eine Sache auch ohne Schlagwort auf Bildzeitungsniveau erklären.

          • @Rudolf Fissner:

            Software, die den trügerischen Anschein der sauberen Fahrt erzeugen soll, könnte man sprachlogisch sauber Betrugssoftware nennen.

  • Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie unsere Netiquette.

    Die Moderation

  • Dem Skandal um die deutsche Automobilindustrie alles Gute zum 40 Geburtstag.



    Telemotor Sendung von 1978, Skandal um die Verschleppung der Abschaffung von Bleitetraethyl im Kraftstoff und 1982 zur Verzögerten Einführung des Katalysators, der ja bekanntlich schon seit Ende der 60er in den USA Pflicht war.



    Entrüstete Politiker, hysterische Presse, entsetzte Bürger und 2019 alles beim Alten.

    • 9G
      91672 (Profil gelöscht)
      @Weidle Stefan:

      Leider sind nicht alle Politiker heute 'entrüstet' und viele Dieselbesitzer nicht 'entsetzt' und die Presse verniedlicht vieles.

  • "Daimler trickst"



    "offenbar hat Daimler weiter kräftig geschummelt."

    Wie wäre es denn wenn Ihr Euch mal an Eure eigene Erkenntnis halten würdet, dass das nichts mit tricksen und schummeln zu tun hat? Das sind kriminelle Konzerne, keine Schulkinder www.taz.de/Archiv-Suche/!5583600/

    Warum kann die Erkenntnis dass es sich um reines Framing handelt nicht zu allen Euren Autoren vordringen?

    • @Yodel Diplom:

      Genau! Irreführung der Öffentlichkeit bzw. der Behörden, kriminelle bzw. vorsätzliche Täuschung oder Korruption passen da besser. Unter den umgangssprachlichen Begriffen halte ich auch "abgekartetes Spiel" für hart genug.

      Aber "tricksen" und "Schummelsoftware", und das auch noch in der Überschrift?! Wenn Sie als Journalisten dieses verbrecherische Handeln der Konzerne derart schönreden, ist es kein Wunder, dass unser Verkehrsminister mit halbherzigem Handeln davonkommt.

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    Die deutsche Kfz-Industrie, das supergehätschelte enfant terrible hat es wieder mal probiert. Warscheinlich dachten sie, ebenso wie die Banken: 'Mir kann keiner was, ich bin zu wichtig'.



    Ich würde auf jeden Fall dem Zetsche, der demnächst 120 000 € Rente bekommen soll pro Monat, 118 000 € streichen oder ihn besser in einen Knast bringen, auf Kosten von Daimler.

    • 8G
      84935 (Profil gelöscht)
      @91672 (Profil gelöscht):

      ...gehätscheltes enfant...



      Das ist schon wieder diese verniedlichende Sprache!



      Wie wärs mit "tief den Statt unterwandernde kriminelle Strukturen"?

  • Betrug beim Daimler? Nicht vorstellbar.



    Konsequenzen? Nicht einmal denkbar.



    Einfach mal bei Scheuer oder Kretschmann nachfragen...

    • 8G
      84935 (Profil gelöscht)
      @GvG:

      War das nicht die Firma, die damals als VW aufgeflogen ist, jedem mit rechtlichen Schritten drohte, der es zu vermuten wagen könnte, dass auch sie betrügen würden?



      Wann schließen sich endlich die Zellentüren hinter diesen korrupten Typen in Wirtschaft und Politik?

    • @GvG:

      noch ne Anmerkung: bez. Leasing, viele Firmen achten inzw. auf die CO2 / Verbrauchsdaten. Da muss man natürlich auf dem Papier in den Limits sein, wenn man Chancen im attraktiven Absatzmarkt haben will.

    • @GvG:

      es wurde zu niedrige Grenzwerte vorgegeben, falsch gemessen, denkt doch mal einer an die Arbeitnehmer...

      PS: das Modell GLK dürfte zu 80% als Firmenwagen via Leasing übern Ladentisch gehen. Zumindest bei uns hier drückt Daimler grad seine Fahrzeuge mit sehr günstigen Leasingraten in den Markt und hat VW in den letzten Jahren verdrängt...

      • @danny schneider:

        Richtig wären Grenzwerte, die man mit Coal Rollern erreichen kann, und richtig gemessen wird nur mitten im Naturschutzgebiet?

        Nein, die Grenzwerte sind und waren Zeit ihrer Gültigkeit einhaltbar und dies mußte auf dem Prüfstand bewiesen werden, SONST KEINE ZULASSUNG!

        Die Meßwerte werden regelmäßig mit Passivsammlern gegengeprüft, die sich zwar nur monatlich ablesen lassen, aber auch bei ungünstigen Gegebenheiten konform aufstellen/anbringen lassen, die Werte der aktiven Meßstationen werden entsprechend korrigiert.

  • Tricksen? Schummeln? Na, wenigstens gibts im letzten Satz den Hinweis, dass BETRUG und FORTGESETZTER Betrug Straftaten sind. Obwohl, wen hat organisierte Kriminalität in dieser Schlüsselindustrie schon jemals interessiert? Von den Milliarden als Belohnung, für diesen fortgesetzten Missbrauch ökonomischer Macht ganz zu schweigen!

    Einfach die Schriftfarbe der Programmzeilen auf "grün" umstellen, dann ist die Software ÖKO!

    • @Drabiniok Dieter:

      Vor einer Woche hat die taz "schummeln" und "tricksen" als Framing-Begriffe enttarnt, die von "Welt", "Bild" etc. eingesetzt werden, um die Autoindustrie aus der Schusslinie zu halten.



      taz.de/!5583600



      Dabei benutzt die taz selber dauernd diese Begriffe, sogar im Titel.



      taz.de/!5585958



      Warum?

  • Hatte nicht erst kürzlich ein taz(c)-Qualitätsjournalist sich über die Verwendung des Begriff 'Schummelsoftware' mockiert. Immer dumm, wenn man an den eigenen Massstäben gemessen wird.