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Verein zur Unterstützung linker AktivistenRote Hilfe unter Druck

Seit mehr als 40 Jahren unterstützt die Rote Hilfe Linke vor Gericht. Nun deutet sich an, dass sie verboten werden könnte. Doch es formiert sich Protest.

Organisiert auch mal Proteste gegen Repression: die Rote Hilfe Foto: Jürgen Ritter

Es herrscht Nervosität in dem graugelben Vierstöcker am Rande der Göttinger Innenstadt. „Rotes Zentrum“ steht groß neben der Tür, die Linke ist hier einquartiert, die DKP. Und auch die Bundesgeschäftsstelle der Roten Hilfe. Hier wird dieser Tage viel telefoniert, auch eine Sondersitzung des Bundesvorstands ist anberaumt. Denn: Bald könnte die Polizei anrücken.

Es wäre eine bittere Pointe. Dann nämlich müssten die Vorstände der Roten Hilfen umsetzen, was sie seit Jahren der Szene für diese Situation predigen: Ruhig bleiben, sofort Anwälte hinzuziehen, keine Aussagen machen, keine Kooperation mit der Polizei. Noch allerdings ist alles eine Drohung: Dass die Rote Hilfe verboten werden könnte, nach 43 Jahren. Aber die Drohung ist so konkret wie lange nicht.

Von Anfang an, seit 1975, erteilt die Rote Hilfe Tipps an Linke, wie man sich auf Demonstrationen nicht festnehmen lässt, sich bei Razzien verhält, vor Gericht glimpflich davonkommt. Landet man dennoch dort, kann die Rote Hilfe Prozesskostenhilfe leisten, gesponsert von den Mitgliedern, die jährlich mindestens 90 Euro an den Verein zahlen. Baumbesetzern vom Hambacher Forst wurde so zuletzt geholfen, AfD-Gegnern oder kurdischen Aktivisten. Eine Distanzierung von erfolgten Straftaten verlangt die Rote Hilfe dabei nicht, ganz im Gegenteil. Es gehe nur um Solidarität, heißt es in der Satzung. Mit allen, die aufgrund ihrer linken Betätigung verfolgt werden.

Dass es überhaupt eine Satzung gibt, ist schon ein Ding für die linke Szene. Aber es gibt auch einen Vorstand, Schriftführer, einen eingetragenen Verein seit 1986. Und es funktioniert: Wo sich andere linke Gruppen gerne in Richtungskämpfen zerlegen, wächst die Rote Hilfe, und das seit Jahren – auch weil sie sich quer durch alle Spektren zieht, von Jusos bis zu Autonomen, von Anwälten bis zu Bundestagsabgeordneten. Rund 9.300 Mitglieder zählt die Rote Hilfe aktuell und 50 Ortsgruppen. Damit ist sie die größte und am breitesten aufgestellte linksradikale Organisation derzeit hierzulande.

Konkrete Überlegungen eines Verbots im Innenministerium

Als „strömungsübergreifende, linke Solidaritätsorganisation“ definiert sich die Rote Hilfe selbst. Für die Bundesregierung dagegen ist sie vor allem eines: eine „linksextremistische“ Gruppierung mit „verfassungsfeindlicher Grundausrichtung“.

Schon im Frühjahr hatte der CDU-Politiker Armin Schuster gefordert, ein Verbot der Roten Hilfe zu prüfen. Schuster ist nicht irgendjemand: Er ist führender Innenexperte der Union im Bundestag, Vorsitzender des dortigen Kontrollgremiums der Geheimdienste – und er wäre zuletzt beinah selbst Verfassungsschutzpräsident geworden, wenn sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) gegen die Kanzlerin durchgesetzt hätte.

Nach taz-Informationen gibt es nun tatsächlich konkrete Überlegungen im Bundesinnenministerium, die Rote Hilfe zu verbieten. Zuvor hatte auch der Focus vermeldet, dass der Verein demnächst verboten werden soll. Im Innenministerium kommentiert man das nicht. Zu Verbotsüberlegungen äußere man sich generell nicht, sagt ein Sprecher. „Unabhängig davon, ob hierzu im Einzelfall überhaupt Anlass besteht.“

Schon zuletzt hatte sich die Bundesregierung jedoch klar positioniert. Die Rote Hilfe leiste „linksmotivierten Straf- und Gewalttätern politische und finanzielle Unterstützung“, heißt es in einer aktuellen Antwort auf eine Linken-Anfrage. Der Verein diskreditiere das Rechtssystem pauschal als „Gesinnungsjustiz“. Seine Unterstützung für linke Straftäter gehe „über den Bereich einer zulässigen Verfassungskritik hinaus“. Auch trete er für eine „mit dem Grundgesetz unvereinbare sozialistisch-kommunistische Staatsordnung“ ein. All dies seien „verfassungsfeindliche Ziele“.

Jetzt geht es ums Ganze

Deutliche Worte. Die Rote Hilfe muss sie als Warnschuss verstehen. „Wir nehmen das durchaus ernst gerade“, sagt Henning von Stoltzenberg, Teil des Bundesvorstands der Roten Hilfe, ein Anfangvierzigjähriger, aktiv auch in der Linkspartei. „So eine Drohung gegen uns gab es seit Jahren nicht. Aber unsere Arbeit ist legitim und die machen wir weiter.“ Man unterstütze Betroffene von Repression, damit diese nicht im Extremfall ihre Existenz riskierten. „Dass das dem Repressionsapparat nicht gefällt, mag sein“, erklärt von Stoltzenberg. „Aber das ist kein Grund, uns zu verbieten.“

In den letzten Jahren lief es meist so: Es waren einzelne linke Politiker, die Probleme bekamen, als ihre Mitgliedschaft in der Roten Hilfe bekannt wurde. Franziska Drohsel etwa, die frühere Juso-Chefin, die die Union vor Jahren als „Terror-Sympathisantin“ bezeichnete und zum Rücktritt aufforderte. Noch 2016 scheiterte eine Wahl Drohsels als Berliner Stadträtin wegen ihrer Vergangenheit.

Ähnliches ereilte Katja Kipping, die heutige Linken-Chefin. Oder Sina Doughan, einst Vorsitzende der Grünen Jugend. Einige verließen unter diesem Druck die Rote Hilfe. Andere blieben: etwa die Linken-Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke, Sevim Dağdelen oder Kathrin Vogler.

Jetzt aber geht es nicht mehr um einzelne Mitglieder. Jetzt geht es für die Rote Hilfe ums Ganze.

Ein Kerngeschäft bleibt die Prozesshilfe

Gegründet wurde die Rote Hilfe als Mitfolge der 68er-APO. Als nach den Großdemonstrationen und ersten militanten Gruppen auch die Strafverfolgung einsetzte, organisierten die Protestierenden erste „Knastwochen“, forderten die Freiheit aller politischen Gefangenen – und stellten 1975 die Rote Hilfe auf die Beine. Die betreute auch die Angeklagten in den RAF-Verfahren. Noch 2016 wünschte die Rote Hilfe in ihrer Mitgliederzeitung den letzten drei RAF-Untergetauchten Burkhard Garweg, Ernst-Volker Staub und Daniela Klette: „Viel Kraft und Lebensfreude, lasst es euch gut gehen!“

Aktuell gibt die Rote Hilfe Tipps noch gegen „Anquatschversuche“ von Geheimdiensten, rät zur Datenverschlüsselung oder warnt vor der Mitnahme von Handys auf Demonstrationen. Man müsse es den „Bullen“ ja „nicht leicht machen“. Solidarisiert wird sich nun mit „kurdischen Freiheitskämpfern“, protestiert gegen die verschärften Polizeigesetze.

Unsere Arbeit ist legitim und die machen wir weiter

Henning von Stoltzenberg

Ein Kerngeschäft aber bleibt die Prozesshilfe. Die Rote Hilfe vermittelt Anwälte, betreut Inhaftierte – und übernimmt Prozesskosten. 173.362 Euro verteilte sie nach eigener Auskunft allein in diesem Jahr an angeklagte Linke. Entscheiden tut dies der Bundesvorstand. Antragsteller müssen Prozessdokumente vorlegen, es erfolgt eine „Einzelfallprüfung“. Bei Zustimmung wird in der Regel die Hälfte der Rechtsstreitkosten übernommen. Zuletzt etwa für eine Baumbesetzerin aus dem Hambacher Forst, zwei Sitzblockierer gegen Pegida oder vier Hamburger Hausbesetzer.

Andere Anträge wurden dagegen abgelehnt. Der eines Mannes etwa, der betrunken beim Anarcho-Symbole-Sprühen erwischt wurde und dies vor Gericht als „Jugendsünde“ abtat. Oder ein AfD-Gegner, der versehentlich einen Zivilpolizisten als „Pisser“ beleidigte und dies über seine Anwälte reuig zurücknahm. „So bitte nicht!“, heißt es dazu im Mitgliederblatt. Bei Distanzierungen oder Geständnissen sei die Folge klar: keine Unterstützung. „Keine Zusammenarbeit mit den staatlichen Repressionsorganen“, lautet die Devise.

Ausdruck des gesellschaftlichen Rechtsrucks

Genau das wirft die Bundesregierung dem Verein vor. Die Rote Hilfe binde ihren Beistand daran, dass Straftäter „kein Unrechtsbewusstsein zeigen“. Negativ aufgefallen sei dies zuletzt bei den G20-Gegenprotesten in Hamburg. Hier habe die Rote Hilfe das staatliche Handeln „vehement kritisiert“ und Gewalttäter ohne Einschränkung mit einem eigenen Spendenkonto gefördert. Damit habe sie sich „nicht nur auf die Unterstützung von legitimen Protesten beschränkt“.

Henning von Stoltzenberg hält diese Vorwürfe für ­„abstrus“. Man interessiere sich nicht für Aktionsformen, sondern nur dafür, dass jemand für sein politisches Handeln nicht ruiniert werde. Mit dem Befürworten von Gewalt habe dies nichts zu tun. „Und zunächst gilt ja für alle die Unschuldsvermutung.“ Zur Aussageverweigerung würden auch Anwälte raten. Von Stoltzenberg verweist auf den Fall des 19-jährigen G20-Gegners Fabio V., der monatelang in U-Haft saß, weil er sich an einer Demo beteiligte, auf der Steine flogen. Am Ende platzte der Prozess.

Wie bei Fabio V. seien es teils „perfideste Unterstellungen“, die Linke träfen, so von Stoltzenberg. „Es ist doch nicht illegal, sich vor Gericht zu verteidigen.“ Man mache deshalb normal weiter, mit der Verbandsarbeit, mit Kampagnen, mit „Soli-Abende“. Auch seien neue Mitglieder herzlich zum Eintritt eingeladen. Gerade jetzt.

Tatsächlich erlebten die Sicherheitsbehörden zuletzt auch eine Schlappe: In Bremen klagte die Rote Hilfe dagegen, als „gewaltorientiert“ bezeichnet zu werden – und bekam Recht. Der Verfassungsschutz musste die Bezeichnung aus seinem Jahresbericht streichen. Im Bundesinnenministerium lässt man sich davon offenbar nicht beirren.

Von Stoltzenberg ordnet das drohende Verbot seiner Roten Hilfe denn auch anders ein: als einen Ausdruck des gesellschaftlichen Rechtsrucks derzeit. „Uns zu verbieten, wäre ein Angriff auf die gesamte Linke.“

„Rein politisch kalkuliertes Manöver“

Tatsächlich wäre ein Verbot der zweite große Schlag gegen die linksradikale Szene in jüngerer Zeit. Schon im August 2017 wurde das Szene-Onlineportal „Indymedia linksunten“ verboten. Das begründete das Innenministerium mit Gewaltaufrufen und Hetze gegen den Staat und Polizisten. Schon das löste breite Proteste aus. Träfe es nun auch die Rote Hilfe, dürften sie noch größer werden.

Bereits jetzt formiert sich Widerstand. Die Rote Hilfe sei „unverzichtbar für die Verteidigung von Bürgerrechten“, gerade in Zeiten „repressiver Sicherheitspolitik“, erklärt die Linken-Innenexpertin Ulla Jelpke. Ein Verbot wäre ein „rein politisch kalkuliertes Manöver“. Sie bleibe Mitglied der Roten Hilfe, weil diese „einen Beitrag zur Verteidigung der Demokratie leistet, ganz im Gegensatz zu jenen, die nach ihrem Verbot rufen“.

Auch die Jusos erklärten sich auf ihrem jüngsten Bundeskongress solidarisch. „Wir fordern die SPD auf, das angekündigte Verbot zu verhindern.“ Die Rote Hilfe engagiere sich für Grundrechte. „Es kann nicht rechtswidrig sein, sich Rechtshilfe zu suchen.“ Bei den Grünen sagt Innenexpertin Irene Mihalic, sie sehe einiges kritisch bei der Roten Hilfe. „Gründe, die aktuell ein Verbot rechtfertigen, sind mir aber nicht bekannt.“

Innenminister Seehofer dagegen äußerte sich schon im Sommer deutlich, als er den jüngsten Verfassungsschutzbericht vorstellte. Die momentane Gewaltbereitschaft der linksextremen Szene sei „alarmierend“. Szenen wie beim G20-Gipfel in Hamburg dürften sich nicht wiederholen. Als „deutliches Zeichen“ dagegen pries Seehofer das Vorgehen gegen Indymedia. Ein Verbot.

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36 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Mir gelang es nicht, Ihre Sichtweise auf der Internetseite der Roten Hilfe herauszulesen.

    Was ich dort lese, wirkt auf mich nicht so, als würden die Mitglieder den hiesigen Staat für relativ gut halten.

    • @rero:

      Ging an Emanuel Goldstein ganz unten.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...12 Jahre NSDAP und Deutschland fürchtet sich vor allem, was irgendwie nach 'links' aussieht, oder nach 'links' riecht.

  • Man fragt sich halt auch zunehmend, wie es mit der Verfassungstreue der Bundes- und der Landesregierungen bestellt ist.

    Da werden reihenweise fragwürdige Gesetze beschlossen (Indymedia-Verbot, Quellen-TKÜ, einzelne Polizeigesetze, Reihe lässt sich fortführen), die dann im Eiltempo umgesetzt werden. Wenn das Bundesverfassungsgericht dann in ein paar Jahren entscheiden sollte, dass das rechtswidrig war, können sich negativ davon Betroffene auch nichts 'für kaufen.

    Dann noch zu behaupten, mit Prozesskostenhilfe würden Straftäter unterstützt, schlägt dem Fass den Boden aus. Ob Straftäter oder nicht, kann per Definition erst NACH Prozessende feststehen.

    Aktuell geht die Gefahr für den Staat eher vom Verhalten seiner eigenen Organe aus, als von einem Verein aus Göttingen.

  • Im Artikel heißt es: "Noch 2016 wünschte die Rote Hilfe in ihrer Mitgliederzeitung den letzten drei RAF-Untergetauchten Burkhard Garweg, Ernst-Volker Staub und Daniela Klette: „Viel Kraft und Lebensfreude, lasst es euch gut gehen!“"

    Das geht über Prozesskostenhilfe für linke Angeklagte und über die Ablehnung staatlicher Repression weit hinaus. Und wenn die Rote Hilfe Personen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Reihe von Raubüberfällen begangen haben, so geil findet, dann frage ich mich, ob die bei den Überfällen angegriffenen Personen nach Ansicht der Roten Hilfe keine Menschenrechte haben, für die sich die Rote Hilfe angeblich engagiert. Oder will die Rote Hilfe behaupten, die RAF sei "gewaltfrei"? Das entspräche jedenfalls nicht dem Selbstverständnis der RAF.

    Auf der Website der Roten Hilfe heißt es übrigens: "Die Unterstützung für die Einzelnen soll zugleich ein Beitrag zur Stärkung der Bewegung sein. Jede und Jeder, die sich am Kampf beteiligen, soll das in dem Bewußtsein tun können, daß sie auch hinterher, wenn sie Strafverfahren bekommen, nicht alleine dastehen." (Link: www.rote-hilfe.de/ueber-uns/ueber-uns ).

    Tja, wer die RAF als Teil einer "Bewegung" ansieht und sie stärken will, gibt der staatlichen Repression eine Steilvorlage und darf sich über eine Verbotsabsicht nicht wundern. Mich erinnert das Ganze an den Lenin zugeschriebenen Spruch von der Bahnsteigkarte, die deutsche Revolutionäre kaufen, bevor sie einen Bahnhof stürmen. Der Staat will doch tatsächlich einen Verein verbieten, der militante Staatsfeinde unterstützt. Skandal!

    • @Budzylein:

      No! Ehse ganz zum Blubberleinchen mutieren - so noch möglich.

      Lesens sich mal was ein: Hans Litten -



      “Über seinen Sozietätskollegen Ludwig Barbasch hatte Litten auch Kontakt zur Roten Hilfe – einer von Wilhelm Pieck und Clara Zetkin gegründeten Selbsthilfeorganisation, die insbesondere in Zeiten von Streik und Arbeitslosigkeit notleidende Arbeiterfamilien unterstützte.…"



      &



      “…Hitler war durch die Fragen von Litten blamiert und in die Enge getrieben. Er schrie Litten mit hochrotem Kopf an:

      „Wie kommen Sie dazu, Herr Rechtsanwalt, zu sagen, da ist eine Aufforderung zur Illegalität? Das ist eine durch nichts zu beweisende Erklärung!“

      Die Blamage im Edenpalast-Prozess und die Gefahr für die nationalsozialistische Bewegung durch den Rechtsanwalt hat Hitler nie vergessen. Noch Jahre später durfte der Name Litten in seiner Gegenwart nicht erwähnt werden.…



      &



      “Weitere Stationen seiner fünfjährigen Inhaftierung waren das KZ Sonnenburg und das Zuchthaus Brandenburg, wo auch der Anarchist Erich Mühsam interniert und gefoltert wurde…



      …Aussagen von Mithäftlingen belegen jedoch eindeutig, dass der schwer gefolterte Litten durch die langjährigen Folterungen und Misshandlungen in den Suizid getrieben wurde.[9]

      Die letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof Pankow III in der Abt. UWG."

      de.m.wikipedia.org/wiki/Hans_Litten

      • @Lowandorder:

        Sie schreiben über eine andere Rote Hilfe. Die im Artikel behandelte Organisation wurde 1975 gegründet und hat mit Hans Litten nichts zu tun.

        • @Budzylein:

          Ooch - mach Bosse!;)) Aber! Aber!

          Na prima - erste Lernschritte.



          & Get it*¿* Fein -



          Däh! Staatliche Diffamierungen bis organisatorische ( ja bis persönliche) Zerschlagung mißliebiger Gegner -



          Hat halt - Deutsche Tradition. Woll.



          Na - Si'cher dat. Normal.

      • @Lowandorder:

        Blindes Huhn. Korn. Zufall? Aber sischer dat. Liggers. Normaal. (in dem Alter)

        • @DerFrank:

          Schonn.;)

          Aber - Wie meinen*¿*

  • Es wird nur zum Paradox, wenn man in einer maximalistischen Entweder/Oder-Welt lebt. Oder aber polemisch ist.

    • @My Sharona:

      Wollen Sie wirklich Menschen, die von staatlicher Verfolgung traumatisiert und möglicherweise gebrochen sind, in einen Staat einladen, wo Ihnen noch mehr politische Verfolgung droht???

      Wenn ich diesen Schwarz-Weiß-Vorwurf von Ihnen und anderen so lese, gewinne ich den Eindruck, eigentlich finden Sie diesen Staatsapparat gar nicht so schlecht, nur gefallen Sie sich in der Rolle der Salon-Revolutionäre.

      Das könnte ich mir dann auch bei Frau Jelpke und anderen ParteipolitikerInnen vorstellen.

      Insofern bin ich Ihnen und den anderen dankbar (Und das ist gerade keine Ironie!), dass Sie alle es für mich nachvollziehbar machten.

      Ich finde es wirklich spannend, andere Positionen nachvollziehen zu können.



      Ich ahne schon, jetzt kommt gleich jemand und nennt meine Sichtweise perfide, aber sei es drum ...

  • Es erschließt sich mir nicht, weshalb die genannten Vorgänge ein Verbot des Vereins rechtfertigen sollten.

    Linkssein und gewisse staatliche Repressionen abzulehnen ist im Moment noch nicht verfassungswidrig; egal ob man die Arbeit des Vereins mag oder nicht.

  • Zum ersten finde ich die Gewaltbereitschaft der Exekutivorgane in Deutschland, Europa und an seinen Grenzen wesentlich alarmierender. Zum zweiten kann ich den Grundsatz der "Roten Hilfe" nicht mit der Polizei zu kooperieren sehr gut verstehen. Wer es schon erlebt hat wie leider selten unabhängige und oft national eingestellte Polizisten versuchen Gefangene mit Deals gegeneinander auszuspielen um wenigstens eine medienwirksame Verurteilung zu erreichen, kann das vielleicht verstehen.



    Zuletzt hoffe ich, dass die SPD sich hier für die Linke positioniert und nicht an ihre Unfähigkeit und Überheblichkeit in den 1930iger Jahren anknüpft.

    • @TobiasK:

      Und was ist mit der Zusammenarbeit mit den Gerichten? Das Teufelchenbild vom gewaltbereiten Richter muß erst noch an die Wand gemalt werden.

  • Rechtskonservative wie Seehofer und Konsorten scheinen geradezu glücklich zu sein, wenn sie in Zeiten rechtsnationalistischer und faschistischer Aufmärsche ein paar Linke finden, die sie dann mit dem Etikett "Staatsgefährder" verfolgen können. Dass es schon so weit geht, Organisationen verbieten zu wollen, die im Sinne des Rechtsstaates linke Angeklagte finanziell unterstützen, ist äußerst besorgniserregend. Und dass ausgerechnet die Grünen immer weiter abrücken von einer klar bürgerrechtlichen Position ebenso. Das kennzeichnet genau den von der RH festgestellten Rechtsruck in Deutschland.

  • Das wars dann mit der Hilfe:

    „Der Bundesvorstand kann den Regelsatz kürzen bzw. die Unterstützung ganz ablehnen, wenn nach umfassender Einzelfallprüfung festgestellt wird, dass es im Rahmen eines Strafverfahrens zu Aussagen oder gar zur Zusammenarbeit mit Polizei, Staatsanwaltschaft oder Gericht gekommen ist. […] Bei Geständnissen vor Gericht und/oder Entschuldigungen für die vorgeworfene ‚Tat‘ kann der Regelsatz – nach Prüfung des Einzelfalls – gekürzt oder der Antrag auf Unterstützung abgelehnt werden.“ www.rote-hilfe.de/...aeufige-fragen-faq

    Es geht nicht um Hilfeselbständig entscheidender Menschen. Es gibt klare Vorgaben, für den“Hilfesuchenden“ wiee sich politisch und verfahrenstechnisch zu verhalten hat.

    • @Rudolf Fissner:

      @Rudolf Fischer



      Das kann man so lesen, ich sehe da eher den Hintergrund, dass unschuldig Angeklagte unterstützt werden sollen und das widerspricht einem Geständnis usw. Es wäre eher ein Ausdruck von Rechtsstaatlichkeit, der Schuldige wird nicht unterstützt..... Denk dran, Henning :)

    • @Rudolf Fissner:

      Ich verstehe Ihren Kommentar nicht. Es gibt keinen Zwang und keine Pflicht alle, die das beantragen zu unterstützen. Es findet ein Auswahlprozess statt. Kriterium in diesem Auswahlprozess ist, ob jemand überzeugter Linker ist (Es geht schließlich nicht um flächendeckende Prozesskostenbeihilfe). Ablesbar ist das für die Rote Hilfe an seinem/ihrem Verhalten im Strafverfahren (nicht der schlechteste, sicher auch nicht der beste Indikator, aber darüber entscheidet der Verein für sich und macht es auch transparent) . Außerdem sollten Sie beachten, dass von einer Kann-Regelung die Rede ist.

      • @My Sharona:

        Natürlich gibt es einen Zwang. Das fängt schon beim Geld an, das der Angeklagte für die Verteidigung nicht hat. Für Geld machen Menschen vieles. Weswegen sonst wenden sich Angeklagte/Linke an die Rote Hilfe?

    • @Rudolf Fissner:

      Heißt ja auch "rote Hilfe" und nicht "allgemeine Rechtsschutzwohlfahrt".

      • @KnorkeM:

        Die Klausel zur Nichtzusammenarbeit wird wohl nicht das alleinige Auswahlkriterium sein. Oder ist das „Rot“ einfach nur billigbraunes Anti-Justiz-Gehabe?

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    "in einen weiniger repressiven Staat zu flüchten."

    Da bleiben ja nicht viele übrig.

    Ich finde die Arbeit der Roten Hilfe gut und wichtig. Erinnert mich etwas an die Arbeit der Ermittlungsausschüsse.

    In Berlin saß der im Mehringhof und vielleicht tut er es noch immer.

    Am Anfang jeder Demo, bei der man nicht wusste wie sie enden wird, schrieb man sich die Nummer des EA auf Hand oder Arm.

    Und immer hatte man 20 Pfennig im Sack. Weil die "Bullen" einem einen Anruf gewähren mussten, sich diesen aber bezahlen ließen.

    So ging jedenfalls die Mär.

    Eine Sache noch. Rechte, Nazis und das ganze Pack können vergleichsweise problemlos morden, Hetzjagden veranstalten und den Führer grüßen.

    Bei den Linken hingegen geht es jetzt offensichtlich ans Eingemachte.

    Und man kann warnen und zetern und doch geht es immer so weiter.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      anschließe mich - alter Schwede.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Die 'gute', alte preußische Tradition! Der Feind steht links. Und wenn er nicht wirklich links steht: wegschauen.

  • Alles klar Herr Seehofer, es ist also die Gewaltbeeitschaft der linke Szene, die alarmierend ist...



    Der Deutschen Umwelthilfe sollen die Fördergelder gestrichen werden, die Rote Hilfe ganz verboten werden, Polizeigesetze werden eingeführt. Da verschafft sich jemand aber ganz viel Handlungsspielraum.

    • @Michi W...:

      Erwähnt sei in diesem Zusammenhang die Razzia bei Greenpeace wegen der Farb-Aktion an der Berliner Siegessäule im vergangenen Juni.

  • Die Rote Hilfe ist schon schon spannend.

    Sie unterstützt "politisch Verfolgte" und "politische Gefangene" und kämpft gegen staatliche Verfolgung in der BRD.

    Gleichzeitig unterstützt sie jene, die in der BRD politsches Asyl begehren.

    Ich hätte ja vermutet, dass die Rote Hilfe diejenigen, die vor politischer Verfolgung aus ihrem Herkunftsland geflüchtet sind, vor der politischen Verfolgung in der BRD warnt und ihnen empfiehlt, in einen weiniger repressiven Staat zu flüchten.

    Stattdessen unterstützt sie die Leute, sich hier der politischen Verfolgung auszusetzen.

    Es gelingt mir nicht, dieses Paradoxon aufzulösen.

    Mich hätte ja interessiert, wie Ulla Jelpke ihre Mitgliedschaft in einer Partei rechtfertigt, die als Regierungspartei in mehreren Bundesländern eindeutig Teil des Repressionsstaates ist. Eine Partei, die in Berlin das Innenressort nicht haben wollte und damit auf die Möglichkeit verzichtete, den Repressionsapparat zu zerschlagen.

    • @rero:

      Na was soll denn da paradox sein? Nichts und niemand ist nur gut oder nur schlecht. Das gilt auch für unsere Demokratie. Schwarz-weiß denken sollte mensch doch irgendwann in der Grundschule ablegen.

      • @скрытая:

        Politische Gefangene und staatliche Verfolgung gehen für mich in einer freiheitlichen Demokratie gar nicht.

        Um Ihre Position zu teilen, hätte ich das Gefühl, ich müsste beides für normal halten.

        Das schaffe ich nicht.

        Wenn das für Sie Schwarz-Weiß-Denken ist, kann ich damit leben.

        Sie wegen Ihrer anderen Meinung zu diffamieren, wie Sie es umgekehrt mit mir tun, geht für mich übrigens auch nicht.

        Das scheint mein Schwarz-Weiß-Denken zu sein. ;-)

    • @rero:

      Ihr Paradox ist hanebüchen. Die meisten Staaten sind repressiver als Deutschland.

    • @rero:

      Interessant perfide Argumentationsstruktur. Jemand flieht aus seiner Heimat vor Krieg und Verfolgung. Und weil es in dem Ankunftsland Tendenzen gibt, Linke politisch zu diskreditieren, sollen die, die gegen diese Tendenzen angehen, die Geflüchtetenempfehlen, ihr Menschenrecht auf Asyl woanders wahrzunehmen... Sorry, aber das leuchtet mir mal so garnicht ein.

      • @NorwegianBlue:

        lol



        Ich habe gar keine Arkumentationsstruktur. :-)

        Mein Nichtverstehen ist aus Ihrer Sicht perfide?

        Ich hätte ja gedacht, Sie könnten mir das vielleicht erklären ...

  • Die ganzen Argumente mit Verfassungsfeindlichkeit sind doch Quatsch, wenn man sich anguckt, wie die gleichen Leute (wenn überhaupt) sich zu anderen Fällen äußern wie z.B.:



    - Franco Albrecht und das rechtsradikale Netzwerk bei der Bundeswehr (taz und Focus berichteten darüber)



    - die dubiosen Verstrickungen der staatlichen Behörden beim Fall Amri (der schon vorher den Behörden bekannt war) und dem Breitscheidplatz-Anschlag



    - der Tod des Amad A. in der JVA Kleve und wie sich die Behörden dazu äußerten



    - und zu guter Letzt der NSU-Skandal, der mit "zufällig" geschredderten Akten, "plötzlich"gestorbenen Zeugen usw. gewaltig bis zum Himmel stinkt

    Aber hey, da taugt Hetze gegen die Rote Hilfe sicher als super Ablenkung und dient dem Empörungsmanagement.

    • @vøid:

      Sorry, aber das ist Whataboutism vom Feinsten. Es gibt ein rechtsstaatliches Prinzip, das besagt, dass es keinen Anspruch auf Gleichbehandlung im Unrecht gibt - das sage ich auch immer meinen Kindern ;-)

      • @Emmo:

        Nicht jede Analogie ist Whataboutismus.



        Der Kommentar über ihnen stellt eine Tendenz heraus, das ist nicht nur statthaft, sondern notwendige Warnung davor, was der Status quo der BRD ist und wo die Reise hinzugehen droht: zum Ausbau eines autoritären Staats, der sich rechten Kräften bereitwillig andient/ausliefert, indem man in Tradition der unglückseligen Extremismustheorie die ausbremst, die als Korrektiv fungieren könnten. Eben weil sie autoritäres Gehabe kritisieren und egalitäre Werte verteidigen.