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Debatte Autoritäre Struktur in ReligionenAbschied vom Guru

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Auch der Buddhismus in Deutschland hat seine Missbrauchsdebatte. Einiges spricht dafür, sich selbst die eigene Mischreligion zu basteln.

Der buddhistische Lehrer Sogyal Rinpoche (r.) soll MitarbeiterInnen regelmäßig gedmütigt haben Foto: dpa

D er Bericht der britischen Anwaltskanzlei Lewis Silkin liest sich auf den ersten Blick wie eine schrille Kolportage: Der tibetische Meister predigte Gewaltlosigkeit, liebte im Privaten aber Filme wie „Der Pate“. Er neigte zu Gewaltausbrüchen und zur Demütigung seiner MitarbeiterInnen. Seine Geliebten fand er praktischerweise unter seinen Anhängerinnen.

Der Fall Sogyal Lakar, besser bekannt als Sogyal Rinpoche, einer der bekanntesten buddhistischen Lehrer im Westen und Gründer des Rigpa-Netzwerks, zeigt, was man aus ähnlichen Fällen weiß: Autoritäre Meister-Schüler-Strukturen führen zu nichts Gutem. Die bewunderten Gurus, Lamas und Rinpoches sind im Westen mit der Verehrung ihrer SchülerInnen überfordert, es kommt nicht selten zu tyrannischem oder missbräuchlichem Verhalten.

Der Bericht über die Vorwürfe gegen Lakar, die eine britische Anwaltskanzlei auf Wunsch von kritischen Rigpa-Mitgliedern untersuchte, ist seit Kurzem auch auf Deutsch verfügbar. Er reiht sich ein in eine Reihe von Berichten über buddhistische Lehrer in Deutschland, denen man emotionalen oder sexuellen Missbrauch vorwirft. Oder auch Islamophobie und eine rechtslastige politische Einstellung: Ole Nydahl, Leiter der großen buddhistischen Organisation Diamantweg, fiel durch entsprechende Äußerungen mehrfach unangenehm auf.

Die Krise des Buddhismus im Westen zeigt vor allem eines: Die Zeit der Romantisierung östlicher Religionen durch das westliche Bürgertum ist vorbei. Denn auch wenn sich die Vorstellung, dass alle Buddhisten friedlich sind, spätestens mit der Verfolgung der Rohingya in Myanmar erledigt hat und auch wenn im Westen wohl kaum noch jemand an die persönliche Erleuchtung glaubt – so bleiben doch Konzepte und Meditationstechniken aus dem Buddhismus bestehen, die hilfreich sind auch für eine alternde, westliche Wohlstandsgesellschaft, die größte Probleme damit hat, mit ihrem eigenen Vergehen klarzukommen.

Gute Gründe für selbstgemachte Spiritualität

Sogyal Lakar ist für diese Adaption sogar ein ganz gutes Beispiel. Er, der inzwischen von allen Ämtern bei Rigpa zurückgetreten ist, hat erhebliche Verdienste zum Thema Sterbebegleitung und Krankheitsverarbeitung erworben. Sein Bestseller „Das tibetische Buch vom Leben und Sterben“ war vor 25 Jahren ein Novum in der Sterbebegleitung. Einige der wichtigsten LehrerInnen in der Hospizbewegung haben bei Lakar gelernt.

Das hat mit Esoterik und Sektentum nichts zu tun. Ein wichtiges Konzept im Buddhismus ist die Beschäftigung mit der eigenen Vergänglichkeit und die radikale Akzeptanz des Lebens. Diese Akzeptanz von Krisen, Scheitern, Verlusten, kann tröstend wirken in einer alternden westlichen Leistungsgesellschaft, die ständige Selbstoptimierung verspricht, während der oder die Einzelne im Laufe des Lebens aber das Gegenteil erfährt.

Kombireligionen sind nicht oberflächlich, sondern ein Zeichen von Verantwortung und Integrationsfähigkeit

Es erfordert soziale Kompetenzen, mit Alter, Behinderung, Demenz, schweren Erkrankungen, dem Sterben von Nahestehenden oder auch mit der Freundin umzugehen, die die Diagnose einer lebensverkürzenden Krankheit erhalten hat. Die Frage lautet: Wo bekommt man die Kompetenzen dafür eigentlich her? Die Lücke kann von den christlichen Kirchen meist nicht geschlossen werden, weil viele Menschen damit ungute Kindheitserinnerungen an Schuld und Sühne verbinden. Importreligionen wecken diese bösen Kindheitserinnerungen nicht.

Es gibt also gute Gründe, für eine selbstgemachte Spiritualität zu plädieren, die in Meditationstechniken oder in Lebenshaltung Elemente aus anderen Religionen integriert, aber eben nicht irgendeinem reinen Glauben oder einem übermächtigen Meister verpflichtet ist. Kombireligionen sind nicht oberflächlich und bequem, sondern ein Zeichen von Selbstverantwortung und Integrationsfähigkeit.

Kombireligionen sollten sich säkularer Moral unterordnen

Der israelische Historiker Yuval Noah Harari meditiert seit Jahren intensiv, wie er in seinem Bestseller „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“ beschreibt. Harari bezeichnet sich aber keineswegs als religiös, sondern weist daraufhin, dass Religionen heute in vielen Teilen der Welt mehr Probleme schaffen als sie lösen. Die Weltreligionen werden benutzt zur Vernichtung des Fremden, Verleugnung des Körpers, Unterdrückung der Frauen, wie auch im Kinofilm „Female Pleasure“ eindrucksvoll dokumentiert wird.

Harari befürwortet eine säkulare Moral, die sich an den Menschenrechten orientiert. Eine solche Moral ist nicht auf die Vermittlung irgendwelcher Glaubenssysteme fokussiert, sondern auf die Verminderung von konkretem menschlichem Leid, dem eigenen und dem der anderen. Zu einer säkularen Moral gehören die Gleichberechtigung der Geschlechter, Nichtdiskriminierung, Meinungs- und Glaubensfreiheit, die Unverletzlichkeit des Körpers. Auch jede Kombireligion sollte sich diesen Werten unterordnen.

Bei allem Totalitärem hingegen ist Vorsicht geboten. Bei Wörtern wie „Opfer, Ewigkeit, Reinheit, Erlösung“ sollten die Alarmglocken schrillen, rät Harari. Im Rigpa-Netzwerk, das aus 130 Zentren in 30 Ländern besteht, muss man jetzt ohne Sogyal Rinpoche auskommen. Es existiert eine neue Beschwerdestelle für Mitglieder und es gibt neue Richtlinien, nach denen zum Beispiel sexuelle Verhältnisse zwischen LehrerInnen und SchülerInnen während Rigpa-Kursen untersagt sind. Auch im Dachverband Deutsche Buddhistische Union gibt es Anlaufstellen für Mitglieder, die mit dem Verhalten von LehrerInnen und der Dynamik in bestimmten Gruppen Probleme haben.

Die interessanteste Phase kommt jetzt: Wie funktionieren diese westlichen Gruppen nun weiter, auch ohne eine Guru-ähnliche Autorität? Der Schritt weg vom Sektenverdacht wäre endgültig getan, wenn die Adaption anderer religiöser Elemente auch mit demokratischen Strukturen klappt.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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39 Kommentare

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  • Betroffene von (schwerem) sexuellem Missbrauch bzw. sexualisierter Gewalt als „Geliebte“, der Täter als Opfer – hat die TAZ und die Autorin dieses Textes TAZ irgendwie den Verstand verloren?

    Das waren keine „Geliebten“ sondern die jungen Frauen wurden mittels Indoktrination und anderer Mittel und auf Basis ihres Nicht-Wissens und Vertrauen in den Buddhismus in eine sexuelle Beziehung gelockt – einige dieser Frauen endeten in der Psychiatrie, andere sind traumatisiert und in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung. Seit wann bezeichnet man Opfer sexualisierter Gewalt als Geliebte? Hat die Autorin den Bericht und Berichte von Opfern nicht gelesen? Wie wäre es mal das Leid der Opfer darzustellen, statt sie als „Geliebte“ zu verniedlichen bzw. zu denunzieren? Würde die TAZ bitte von nun an konsequenter Weise auch von Weinsteins, Spaceys etc. „Geliebten“ schreiben?

    Es ist zwar richtig, dass naive westliche Verehrung hier ihren Beitrag leistete aber diese fußt auch auf einer Indoktrination, die Sogyal und Rigpa zum Eigenvorteil propagierten. Die Autorin macht den Täter zum armen Opfer, das nun von der Verehrung überfordert ist und blendet aus, das genau diese blinde Verehrung und Anbetung von ihm als angeblich notwendige „buddhistische Praxis“ gelehrt wurde. Konsequenter Weise sollte die TAZ / Barbara Dribbusch auch Weinstein, Spacey und Co – und auch die vielen armen Priester, die ihre Macht und Abhängige sexuell missbrauchten – als Opfer der unbotmäßigen Verehrung herausarbeiten. Das wäre dann wenigstens inhaltlich konsequent.

  • !!!



    lt Amnesty Intl/UN/BBC/Berichte NGO s sind Rohingyas, und verfolgte zum Islam zwangskonvertierte Frauen (ethnische Birmane) von den Miliz/Kommandos (heterogene) zur Falschaussage der Massaker, dass es Buddhisten waren gezwungen worden.

    Buddhismus n. Siddharta Gautama s Erkenntnissen ist eine lebens-philosophische Betrachtung in lebhafter Selbstspiegelung des Selbst im Sein, die Einladung mit Qualität im Dasein zu wachsen. Keine Lehre.



    Das ZEN bietet im Weg der ureigenen Stille eine tiefe spirituelle Berührung über die Präsenz im Moment.

  • »Wie funktionieren diese westlichen Gruppen nun weiter, auch ohne eine Guru-ähnliche Autorität?«

    Ich sitze als interessierter Laie einmal die Woche in einer Zen-Gruppe, die von einer Schülerin, die dabei ist, auf einem organisierten spirituellen Weg weiterzugehen, geleitet wird.



    Ein Lehrer-Schüler-Verhältnis ist Teil eines buddhistischen Selbstverständnisses. Ob man den nun Lehrer nennt, Lama oder Guru ist bumsegal, die spannende Frage ist, wie das ausgestaltet wird.



    Interessanterweise ist schräg gegenüber ein Diamantweg-Zentrum (das ist die Organisation des erwähnten Ole Nydahl), die eben auf dem tibetischen Karma-Kagyü-Weg sind (eine der vielen vielen Schulen des 'buddhismus'). Die haben uns mal freundlicherweise eingeladen und dann haben wir mal mit denen zusammen gesessen. Ein unterschied zum Zen wie die protestantische skandinavische Dorfkirche zum Kölner Dom (nicht das der Raum so groß wäre, geht mehr um die Haltung). Bei denen ist in jedem Fall mehr Personenkult, wenngleich sie betonen (und das glaube ich denen, mit denen ich gesprochen habe), nicht um die Person geht, sondern um das, was diese Person in ihrer Weisheit und 'Erleuchtung' (was, wie hier bereit erwähnt, eine högscht unglückliche Formulation ist) repräsentiert.

    Beim Zen hängt kein Bild vom Lehrer an der Wand. Das würden auch alle beteiligten (die Schülerin eingeschlossen) als sehr absurd empfinden. Trotzalledem ist 'der Lehrer' präsent. Es gibt links und rechts des kleinen Altars zwei Plätze. Der Links ist für den, der durch die Meditation leitet, der rechts ist für den Lehrer. Der Platz bleibt immer leer. Denn jeder Lehrer war einmal Schüler und hatte einen Lehrer. Wenn also (wie im Mai passiert) ihr Lehrer (physisch) da ist, dann leitet er die Meditation, sie sitz in der Gruppe und der Platz bleibt leer... Falls sein Lehrer (der auch noch unter den lebenden weilt) zufälligerweise vorbeikommen sollte.



    Ich mag dieses Prinzip sehr... Und habe meinen Zeichenvorrat erschöpft...

  • @BERND MENSING Die Erzählung kenne ich. Danke, daß Sie daran erinnern.



    @SONNTAGSSEGLER entschuldigen Sie, dass meine Darstellung etwas einseitig zugunsten der Lehre des Buddha ausgefallen ist. Ich halte die Lehre von Jesus Christus und u. U. auch die islamische Lehre für gleichwertig oder auch überlegen, unter der Voraussetzung, daß es Gott gibt. Für den Fall, daß es keinen Gott gibt, oder wir ihn nicht erreichen können, weist Buddha uns einen schlüssigeren Weg.

  • Warum kommt hier am Schluss wieder ein Vorredner, statt einer schlüssigen Argumentation mit ergreifenden Geschichten?

  • Ich habe einigen “Kursen” von Ole Nydahl beigewohnt und engen Kontakt mit einigen Mitgliedern der Karma Kagyus gehabt.



    Da wird sich ein ausgesprochen bequemer Buddhismus zusammengebastelt:



    Partys und Saufen ok, “wir sind ja freudvolle Buddhisten” (inkl regelmässiger Ansprachen des “Lamas”,man solle es doch nicht zu bunt treiben),aber auch sehr ernsthafte Betreibung von Ritualen.Für sehr viel Geld.



    Was mir auch aufgefallen ist,dass sich dort so einige rechtslastige Spinner aufhalten,die vom bevorstehenden Bürgerkrieg in Deutschland faseln,was mit Sicherheit nicht zuletzt der immer wieder offen zur Schau gestellten Islamoohobie des Gurus zu verdanken ist.



    Da sind auch echt nette Leute,die den esoterischen Überbau und die Ästhetik mögen,und natürlich sehen die Buddhafiguren und Tangkhas schon cooler aus als Madonnenfiguren.



    Vor allen Dingen wird dort aber jede Menge Umsatz generiert,mit Kursgebühren,Figürchen,Heftchen,Büchern,sitzkissen etc pp.

    • @pippilotta_viktualia:

      Wie sagte doch mein - von mir ansonsten wg katolsch-reaktionär - wenig geschätzter Deutsch/Geschichts-



      Pauker - zutreffend:



      “Frauman - muß wahrlich kein Ei aufessen. Um festzustellen - daß es faul ist!“

      Treib mich flaneurig auf all solchen Szenen rum. Was da alles so verzapft wird - nich to glöben.

      Aber - anders gewendet Pipilotta - daß das ein besonders schlimmer Finger ist.



      Kann jedermanfrau sorry - vorher gewußt haben. So viel fascho-radab ist selten. Schade um die Kohle.

  • Der Einzig-wahr-Erleuchtete" Udo zum Thema

    www.youtube.com/watch?v=rhSk73armw4

  • Dass nur sehr wenige buddhisten erleuchtet sind und dass die allermeisten es nicht sind und auch keine chance haben es zu werden ,weil sie der lehre des buddha nicht wirklich sondern nur äusserlich und zum schein folgen ist kein vernünftiges argument gegen den buddhismus.



    es gibt ja auch nur sehr wenige christen ,die die lehre jesu so praktizieren wie sie ursprünglich gemeint war

    jesus hat seinen schülern zum beispiel das schwören von eiden verboten und das schwören von eiden bei G_tt stengstens verboten



    das ist in der bergpredigt nachzulesen



    und auch sein bruder Jakobus bestätigt es in seinem brief .

    wenn schlechte christen trotzdem fahneneide schwören und dann von staaten für gewaltverbrechen missbraucht werden und sich dafür missbrauchen lassen diese zu begehen liegt die schuld dafür nicht bei jesus,denn seine lehre ist klar und deutlich..

    was den Buddha angeht so hat er seinen mönchen und nonnen das annehmen von geld verboten.

    er hat sie auch davor gewarnt sich zu zu weltlichen machthabern und in materielle abhängigkeit von diesen zu begeben

    für die verehrung von guru s gab es im ursprüglichen buddhismus auch keinen platz

    und da der Buddha seinen schülern -und zwar nicht nur den ordinierten sondern auch den laien den handel mit waffen und die beteiligung an kriegen verboten hat,



    kann man ihm auch nicht vorwerfen dass es schlechte buddhisten gibt die den weg der gewaltlosigkeit den er lehrte verlassen haben

  • Buddha hat vor ca. 2500 Jahren gelebt und angesichts der Tatsache, daß er die beste Lehre entwickelt hat, die ich bis jetzt kennengelernt habe, wundere ich mich, daß bei uns nur wenige Menschen Buddhas Lehre kennen.



    "Die Krise des Buddhismus im Westen zeigt vor allem eines: Die Zeit der Romantisierung östlicher Religionen durch das westliche Bürgertum ist vorbei."



    Das (die Romantisierung) mag bei Einigen ja der Fall sein, aber Buddha selbst hat gelehrt "Prüft alles selbst..."



    "Denn auch wenn sich die Vorstellung, dass alle Buddhisten friedlich sind, spätestens mit der Verfolgung der Rohingya in Myanmar erledigt hat und auch wenn im Westen wohl kaum noch jemand an die persönliche Erleuchtung glaubt..."



    Buddha war klar, daß seine Anhänger nicht alle seinem Weg folgen würden und dazu hat er das Schlangengleichnis (Mittlere Sammlung 22) gegeben.



    Er hat auch niemandem die Erleuchtung versprochen, aber es wird überliefert, daß zu seiner Lebzeit Andere erleuchtet wurden.

    Wer sich für einen einfachen Einstieg in den Buddhismus interessiert, dem empfehle ich „Mein Weg zum Erwachen“, Gautama Buddha, Hrsg. Detlef Kantowsky, evtl. nur noch gebraucht erhältlich.

    Die Empfehlung, jeder möge seine eigene Spiritualität entwickeln, sehe ich etwas skeptisch. Soll jeder das Rad neu erfinden? Sind Sie der Meinung, es wäre besser gewesen, nicht in die Schule zu gehen und alles selbst zu lernen?



    Welche Alternativen zum Buddhismus haben wir denn? Die kapitalistische Konsumgesellschaft von heute, die uns in den ökologischen Untergang zu bringen droht? Andere materialistische Gesellschaftsformen wie den Kommunismus, der das gleiche ökologische Problem hat? Die Psychologie und Glücksforschung? Welche überzeugenden Ideen haben diese bisher gebracht?

    Die Lehre des Buddha ist einzigartig. Das ändert sich nicht dadurch, daß wahrscheinlich bis heute nur wenige seiner Anhänger ihn wirklich verstanden haben.

    • @shashikant:

      »daß bei uns nur wenige Menschen Buddhas Lehre kennen.«

      Die kennen viele, sie tarnt sich nur. Es gibt ja auch (mal wieder) nicht 'den Buddhismus'...

      Ich bin beispielsweise sehr überzeugt davon, das sie in antiker griechischer Philosophie viele Element wiederfinden, die buddhistischen Lehren entstammen und das auch viele Aspekte dessen, was im allgemeinen als 'christliche Ethik' durchgeht auch wiederum davon nicht unbeeinflusst ist.

      So, wie sich griechische Einflüsse auch heute in japanischen Ausprägungen des Buddhismus entdecken lassen.

      Letztendlich ist das alles eine Soße, selbst wenn die Mono-Theisten mit ihrer Zuckerbrot-und-Peitsche-Ideologie in Form der jenseitigen Heilsversprechung ankommen, geht es immer noch um die Frage, wie kann ich es bewerkstelligen, ein Mensch unter Menschen zu bleiben. Die einen sagen eben, dass sie die Wahrheit gepachtet haben und die besseren Menschen sind. Andere stelllen fest, dass jeder genauso fehlbar und unvollkommen ist, wie man selbst.

      Und selbst bei Albert Camus finden sich Spuren von Buddhismus...



      ;)

      • @Sebas.tian:

        Es würde mich freuen, wenn Sie recht haben. In der Schule habe ich nichts von Buddhismus gelernt und ich vermute, dies hat sich bis jetzt nicht geändert, in meinem Bekanntenkreis gibt es glaube ich kaum Leute, die etwas über die 4 edlen Wahrheiten erzählen könnten. Außer dem Dalai Lama sehe ich da fast niemanden, der die Aufmerksamkeit der Bevölkerung weckt.

    • 9G
      97684 (Profil gelöscht)
      @shashikant:

      Als der Buddha Samyak Sambodhi erlangt hatte, zweifelte er , ob der Dharma überhaupt verstanden würde, "in einer Welt , die brennt vor Gier, Hass und Wahn". Findet man im Palikanon.

    • 9G
      97684 (Profil gelöscht)
      @shashikant:

      Als der Buddha Samyak Sambodhi erlangt hatte, zweifelte er , ob der Dharma überhaupt verstanden würde, "in einer Welt , die brennt vor Gerne, Hass und Wahn". Findet man im Palikanon.

    • @shashikant:

      Da sind Sie in Ihrem Denken aber schon ziemlich eingleisig.

      Ich finde die Lehre von Jesus auch ziemlich einzigartig.



      Und was haben die Menschen daraus gemacht (die Evangelikalen allemal )?

      Alles zum Davonlaufen, wie Wolfgang Leiberg weiter unten ganz passend angemerkt hat.

      • 9G
        97684 (Profil gelöscht)
        @Sonntagssegler:

        Man sollte die Einmaligkeit Jesu nicht gehen die Einmaligkeit des Buddha setzen.



        Damit werden bloss Dualismen bedient.



        Damit diskreditiert man die Buddhalehre und die Jesuslehre gleichermassen.

      • @Sonntagssegler:

        der bekennende befürworter von massenmorden an linken ,der in brasilien zum präsidenten gewählt worden ist-gelangte mit der unterstützung der evangelikalen an die macht.



        dasselbe gilt für den aktuellen präsidenten der usa.



        beide sind auch für die fortsetzung der destabilisierung des klimas des planeten .



        der erstere will den amazonas-regenwald kapitalistischen interessen opfern und der letztere leugnet die realität des klimawandels im dienst von kapitalistischen interessen



        und fördert den fossilismus

        die genozidale rechte diktatur die es in guatemala gab wurde auch von evangelikalen und vom amerikanischen imperialismus unterstützt.

        die sogenannten evangelikalen gehören zu den schlechtesten aller schlechten christen,die sich am weitesten vom evangelium christi entfernt haben .selbst der katholizismus der sich auch sehr weit von der lehre Jesu entfernt hat ist zumindest heute -nicht so pervers wie sie

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Dies sagte der "Gottgleiche" Dalai Lama:



    Zitat:



    "Er gestand ein, dass es „gelegentlich zu sexuellem Missbrauch“ gekommen sei, wälzt aber die Schuld daran auf die jeweiligen Schülerinnen ab, die „ihre spirituellen Lehrmeister zu sehr verwöhnen; sie verderben sie“.



    Zitat Ende



    www.emma.de/artike...eit-der-sex-265043

    Ich verstehe die Frauen nicht, egal welcher Religion sie angehören.



    Es geht immer nur um Unterdrückung, Schuld, Minderwertigkeit.



    Wie kann irgendeine Frau irgendeine Religion verteidigen, Verständnis zeigen?

    • 9G
      97684 (Profil gelöscht)
      @98589 (Profil gelöscht):

      Dass der Dalai Lama "gottgleich sei wird nur von dreieinhalb Kilo gebildeten Medien behauptet.Er selbst hat das nie getan.



      Der zitierte Satz des Dalai Lama bleibt natürlich gequirrlter Quark, ums mal harmlos auszudrücken

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @98589 (Profil gelöscht):

      Mir geht es ähnlich wie Ihnen in der Bewertung buddhistischer Praxis.

      Als Sinnsucher verfüge ich über reichhaltige eigene Erfahrungen im Bereich Esoterik/ Spiritualität/ Meditationen/ Tantra et. al. Als junger Mensch war ich als schwer christengeschädigtes Wesen dem Buddhismus sehr zugewandt. Das ANDERE war für mich stets das Reizvolle.

      Mit den Jahren habe ich im Umgang mit bekennenden Buddhisten meine Erfahrungen gemacht. Die gigantische Landschaftszerstörung beim Bau des Europazentrums nahe Immenstadt/ Allgäu hat mir erstmals die Augen weit geöffnet. Mein Herz hat geblutet.

      Dann kam das Wissen um die skurrile Freundschaft Roland Koch - Dalai Lama dazu und tat ihr Übriges.

      Das Verklären des Dalai Lamas und anderer "Meister" durch Frauen der zweiten Lebenshälfte war für mich das ganz besondere Sahnehäubchen. Solches Anhimmeln, solche Unterwürfigkeit und Autoritätsgläubigkeit hat mich sehr an das unrühmlichste Kapitel deutscher Geschichte erinnert. (Nein, ich meine jetzt mal nicht die Zeit von 2005 - 2018.)

      Meine persönliche Konsequenz mit Religionen aller Art (- ismen): ich verzichte auf externe Götter und fördere die Götter in mir selbst. Inspiriert von der wunderbaren Jean Shinoda Bohlen (Göttinnen in jeder Frau, Götter in jedem Mann).

      Für Menschen, die mit dem Begriff 'Gott' Probleme haben, empfehle ich die Benutzung eines alternativen Begriffes eigener Wahl.

  • Tibetanischer Buddismus,

    Dazu mal bei



    Colin Goldner



    nachlesen.



    Ach so, gibt's auch als Aufzeichnung von Vorträgen zum reinhören.

    Der Tibetische Buddhismus war und ist Bestandteil eines der übelsten und wiederwärtigsten Feudalsystems der Erde.

    • 9G
      97684 (Profil gelöscht)
      @Wagenbär:

      Der Srtike9idt im Gegensatz zu Ihrem Kommentar sehr differenziert.

      Ja genau. Die haben in Tibet nur auf ihren "Befreier" Mao gewartet. Der wollte an die seltenen Erden, die da liegen! Fett Kohle machen. Und nix anderes .



      Der hat eines der "übelsten und widerwärtigsten Systeme" in Tibet eingeführt, den staatsmonopolistischen Kapitalismus. Euphemistisch "Kommunismus/Maoismus"genannt.

  • 9G
    97684 (Profil gelöscht)

    Guter Artikel .So differenziert Berichte über Buddhismus hat man nicht so oft in der taz.

    Wenn man die Ideen des Buddhismus als Religion betreibt, passiert das, was immer passiert. Man hält den zum Mond zeigenden Finger für den Mond selber. Weil man zu sehr mit den äusseren Schein beschäftigt ist.Mit Gurus oder Lamas oder Regeln, mit dem spirituellen Projekt beschäftigt ist.

    Soweit man weiss, hat der historische Buddha auf das, was wir heute demokratische Regeln nennen, bestanden. ""Buddhismus "ist übrigens ein im 18/19 Jh aus westlicher Perspektive geprägter Begriff. In Sanskrit heisst er Dharma, Weg, im Tibetischen "Tschö, ebenfalls "Weg"

    Sobald etwas zu Religion also zu einer Organisation wird, ist der GEIST flöten gegangen.

    Religionen können nur in einer dualistischen d.h. hierarchischen, d.h. patriarchalen Gesellschaftsstruktur entstehen.

    Mit allen Missstände, die in dem Artikel beschrieben werden.

    Übrigens. Samyak Sambodhi ( im Artikel nicht ganz korrekt "Erleuchtung" genannt), das "vollständige Erwachen zur Wirklichkeit" ist möglich.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @97684 (Profil gelöscht):

      Was sie über Religionen schreiben, trifft übrigens auch in ähnlicher Weise auf utopische politische Ansätze wie den Sozialismus zu.

      Deshalb gehöre ich zu jenen, die die Idee von der Praxis (einerlei ob sowjetischer oder maoistischer Bauart) unterscheiden. Die Praxis war zum Davonlaufen und hatte nur sehr wenig mit den Entwürfen der Theoretiker zu tun.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Dann ist das umgekehrt zum Buddhismus. Da ist alle Theorie eben grau und es wird (meiner Erfahrung nach) viel Wert auf anwendbare und funktionierende Praxis gelegt.

      • 9G
        97684 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Auch da kann ich Ihnen nur vorbehaltlos zustimmen

  • Seit 2001 ist die Hetze gegen Muslime in Deutschland so weit vorangekommen, dass sie nun schon aus höchsten politischen Ämtern verübt wird. Im gleichen Zuge hat sich eine allgemeine "Religionskritik" eingebürgert, die etwa so seriös ist wie die "Israelkritik" deutscher Nazis. „Opfer, Ewigkeit, Reinheit, Erlösung“ würde ich auch ablehnen, wenn ich



    - will, dass andere Menschen für meinen Wohlstand geopfert werden & nicht umgekehrt



    - über das Diesseits nicht hinauszudenken vermag,



    - lieber verkommen bin als auch nur einen cent weniger reich



    - keine Erlösung von Unrecht & Sünde will, sondern den Erhalt des status quo

    • @JulianM:

      Im Übrigen ist der "Erhalt des Status Quo" doch wohl eher das Spezialgebiet der verschiedenen Religionen (bzw. der Kirchenkonzerne, die diese vermarkten).

    • @JulianM:

      Hetze gegen Andersdenkende ist nicht gut, stimmt.



      Den Rest verstehe ich nicht.



      Vielleicht vermag ich auch nicht über das Diesseits hinauszudenken oder habe einfach keinen Anlass dazu.

  • Wenn wir schon bei Harari sind, dann brauchen wir keine "säkuläre Moral" oder selbstgestrickte Spiritualität. Denn zu Göttern werden wir selber. Mal schauen was die Götter dann mit der "nutzlosen Klasse" anfangen werden...

  • Ja wie*¿* - Na da schau her.

    “Debatte Autoritäre Struktur in Religionen



    Abschied vom Guru



    Auch der Buddhismus in Deutschland hat seine Missbrauchsdebatte. Einiges spricht dafür, sich selbst die eigene Mischreligion zu basteln.“

    Warum so zögerlich.



    ”Glauben Sie?“ “Nein! - Aber wenn ich ihm morgen begegne - Werde ich ihm fröhlich die Hand schütteln.“



    &



    “Sie - ein Hufeisen an der Berghütte?“



    “Ich habe gehört - es soll auch helfen.



    Wenn man nicht dran glaubt.“

    unterm——-;)



    Arturo Rubinstein & Niels Bohr.

    kurz - Mehr - könnte verunsichern;))



    Normal.

    Na Mahlzeit

    • @Lowandorder:

      & wo wir gerade & immer immer immer wieder bei “Man muss es tun“



      sün;)) - mailtütenfrisch - zisch zisch -

      “... man muss endlich die Rubrik



      "MEISTKOMMENTIERT" aktualisieren...







      Softtwareupdates. - Irgendwas is immer.



      Mal wird was besser, mal wird was schlimmer.“







      kurz - op jot kölsch.



      Däh! “Allet wird besser - Nix ward jot.“

      & jot is. Normal.

  • Den eigenen moralischen Kompass muss man sich so oder so selbst zusammenzimmern, und dann doch besser gleich ganz ohne religiöse und damit einschränkende Scheuklappen.



    Atheismus schließt Spiritualität nicht aus. Mehr braucht es eigentlich nicht.

    • 9G
      97684 (Profil gelöscht)
      @schuhwerfer:

      A-theismus schliesst Spiritualität nicht aus . Richtig



      Nur Simpel folgen einer Religion.Weise Menschen sind spirituell.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @97684 (Profil gelöscht):

        Sofern Ihr Schlusssatz zutrifft, habe ich ein (kleines) Problem: entweder ich bin dann kein weiser Mensch (was ich verkraften könnte), oder ich bin in einer Weise spirituell, wie ich es bislang noch nicht an mir entdeckt habe.

        Der heutige Abend ist jedenfalls für Kontemplation gerettet. ;-)

        • 9G
          97684 (Profil gelöscht)
          @76530 (Profil gelöscht):

          Sorry. Der vorletzte natürlich auch

        • 9G
          97684 (Profil gelöscht)
          @76530 (Profil gelöscht):

          Ojr8letzter Satz trifft es genau..

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ..."regelmäßig gedemütigt", das ist 'gut' ; )