Teenie-Magazin „Brausemag“: Die feministische „Bravo“?
Ein Gegenpol zu „Bravo“ – das soll „Brausemag“ werden, wenn es nach den drei Macher*innen geht. Es gibt noch viel zu tun, aber es sieht gut aus
Eine gemischtgeschlechtliche Gruppe stylischer Teenager steht lässig herum. Eine Person trägt eine Beinprothese, ein paar sind PoCs: Schon mit dieser Illustration wird klar, was Brausemag sein will: Das erste deutsche feministische, antirassistische und inklusive Online-Magazin für Teenager zwischen 12 bis 17 Jahren.
„Ein Vorbild ist für uns die Teenvogue“, erklärt Kristin Lein, die gemeinsam mit Melanie Trommer und Sarah Rudolph hinter Brausemag steht. Tatsächlich hat sich die US-amerikanische Teenvogue unter der Federführung der Chefredakteurin Elaine Welteroth von einer Modezeitschrift zu einer kritischen politischen Stimme entwickelt, die viele Themen abdeckt: von Obdachlosigkeit bis zu mentaler Gesundheit.
Könnte Brausemag das deutsche Pendant dazu sein? Was die Bandbreite der Themen angeht, ist das Magazin auf einem guten Weg. Es gibt die Ressorts Politik, Gesundheit, Schule/Beruf, Popkultur und Lifestyle. Noch ist die Seite ziemlich leer, sie ist allerdings auch erst seit dem 6. November online. Es gibt aber unter anderem schon Texte über Gebärmutterhalskrebs, Rassismus im Deutschrap, und ein Rezept für veganen Schokokuchen. Auf Halde liegt noch ein Makeup-Tutorial.
Rezepte und Makeup, das klingt eher nach Bild der Frau als nach Feminismus. Doch die Entscheidung für diese Themen haben die Macher*innen bewusst getroffen: „Sie sind eben auch Teil unseres Lebens und wir wollen versuchen, einen anderen Blick darauf zu werfen“, sagt Kristin Klein. „Es ist uns zum Beispiel wichtig, zu sagen, dass Makeup nicht antifeministisch ist.“
Die Mischung aus politischen, gesellschaftlichen und kurzweiligen Themen ist Brausemag gut gelungen. Kein Text wirkt deplaziert. Inhaltlich sind die Artikel gute Einstiegshilfen. Der Text über Gebärmutterhalskrebs etwa definiert gut, worum es sich bei HPV handelt. Außerdem setzen die Autor*innen auf konkrete Beispiele und gendergerechte Sprache. Was mit Blick auf Inklusion noch fehlt, sind Texte in leichter Sprache.
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Doch leider verfallen die Autor*innen immer wieder in den unnatürlichen Ton der Pseudo-Coolness, den Erwachsene oft annehmen, wenn sie versuchen, Jugendliche zu erreichen. Schon das Editorial, geschrieben vom Brausemag-Team, wirkt reichlich bemüht: „von fancy Raketenwissenschaft bis shiny Lipgloss-Tutorials“ – das sorgt eher für Augenrollen.
Dabei hat Brausemag das Potential, eine Lücke in der Welt der Jugendmagazine zu schließen. Das Magazin bietet spannende Themen, eine einfache, aber übersichtliche Aufmachung, und eine Vision: „Wir wollen eine Alternative zu den heteronormativen Medien bieten, die es bereits gibt.“ Brausemag ist noch weit davon entfernt, an die Teenvogue heranzureichen oder ein Gegenpol zur Bravo zu sein. Es braucht noch etwas Zeit, damit die Macher*innen ihren eigenen Ton finden. Aber man ist gespannt, ob Brausemag wirklich das deutsche feministische Jugendmagazin werden kann, das bisher fehlt.
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