Verwertung von Sprachkonstrukten: Vong Kohle her hab ich 1 1a Idee

Die Agentur SchrittMedia sichert sich die Nutzungsrechte von „Vong“ und „I bims“. Die Etablierung als Marke ist das Ende des Phänomens.

Buchstaben, nebeneinander gelegt

Ihre Eintragung als Marke werden die Popularität von „Vong“ und „I bims“ nicht steigern Foto: go2/Photocase

Sprachkonstrukte aus „Vong“ (von) und „I bims“ (Ich bin's) haben sich in den vergangenen zwei Jahren zum Massenphänomen in sozialen Medien entwickelt. Auf der Suche nach dem Ursprung landet man entweder beim Rapper Money Boy oder stößt auf die Facebook-Seite „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“, die kitschige Bilder mit grammatikalisch falschen Sprüchen postet. Mittlerweile sind die Ausdrücke in der Sprache einiger junger Menschen und in der Werbung etabliert. So bauten Vodafone und Sparkasse in ihren Anzeigen den Ausdruck „vong“ ein.

Da dachte sich wohl auch die Werbeagentur SchrittMedia: Wieso sollte man mit einem sprachlichen Phänomen von Jugendlichen kein Geld verdienen, und sicherte sich jüngst die Markenrechte der Ausdrücke „Vong“ und „I bims“.

Die Eintragung als Marke berechtigt SchrittMedia zur exklusiven Vermarktung der Ausdrücke als Schriftzug auf Klamotten, Tassen und Gepäckstücken. 1.500 bis 2.200 Produkte zeigt die Amazon-Produktsuche bei Eingabe der beiden Ausdrücke an. Ein großer Markt also, den SchrittMedia gerne für sich hätte. Derzeit macht sich das Unternehmen daran, Blogger und Facebook-User, die neben ihren Beiträgen auch Tassen und T-Shirts mit diesen Ausdrücken bedrucken, aus dem Geschäft zu drängen, berichtet das Online-Magazin OMR.

Das Markengesetz dient dem Zweck, die Bezeichnung eines Produkts oder einer Dienstleistung und damit die Vermarktung zu sichern. Sprache wird jedoch gerade dadurch zu Sprache, da sie von einer Vielzahl von Kommunikationsteilnehmern genutzt wird.

Einen gebräuchlichen sprachlichen Ausdruck als originäre Bezeichnung für das eigene Produkt zu verwenden, bedarf einiger Fantasie. Juristisch dürfte SchrittMedia wohl vor allem dadurch erfolgreich sein, da die „Vongolisch“-Sprechenden kaum das Kapital aufbringen werden, sich gegen den Aneignungsversuch von SchrittMedia zu wehren.

Bleibt zu hoffen, dass die „Vongolen“ nicht ihre eigene Sprache verlieren, sondern neue Ausdrücke (er)finden, die sie grammatikalisch verhunzen können. Denn wer verwendet schon gerne eine Ausdrucksweise, die zum Geschäftsmodell geworden ist?

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