Wiederausbreitung des Raubtiers: Urlauberin von Wölfen zerfleischt?
Ein Gerichtsmediziner berichtet von einem tödlichen Übergriff in Griechenland. Doch es gibt einige Zweifel an der Darstellung.
„So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen“, sagte der zuständige Gerichtsmediziner Nikos Knifids der Deutschen Presse-Agentur. Vermutlich waren die Bissspuren an den Knochen ein Indiz dafür, dass die Wanderin von Wölfen angegriffen wurde. Ein DNA-Test hat aber offenbar nicht stattgefunden.
Sollte sich der Verdacht bestätigen, wäre dies der erste tödliche Angriff durch Wölfe auf Menschen in Europa seit Jahrzehnten. Dann könnte der Fall auch die Debatte darüber befeuern, ob die Wiederausbreitung des Raubtiers in Deutschland vom Menschen begrenzt werden muss.
Das griechische Nachrichtenportal Xronos.gr berichtet, ein weiterer Gerichtsmediziner sowie ein von der Polizei beauftragter Veterinär hätten Knifidis’ Auffassung bestätigt. Trotzdem gibt es Zweifel: Es sei ein „offenes Geheimnis“, dass in der Region verwilderte Hunde unterwegs seien, ohne dass die Behörden etwas unternähmen, sagen Naturschützer. Darauf soll auch die Familie der Verstorbenen hingewiesen haben. Griechischen Medien zufolge soll die 63-Jährige zudem am 21. September ihren Angehörigen am Telefon berichtet haben, sie sei von Hunden angegriffen worden. Danach brach das Signal ab.
Die Polizei der Region Rhodopi will den Fall noch nicht ad acta legen. Bis Donnerstagnachmittag habe es allerdings keine neuen Erkenntnisse gegeben, erklärte ein Polizeisprecher auf Anfrage der taz. Tierschützer weisen darauf hin, dass sich am Fundort der Leiche kaum Wolfsrudel aufhalten würden. Viehzüchter wiederum klagen immer wieder über Angriffe von Wölfen, die sich in Griechenland zusehends weiter in Richtung Süden und Osten verbreiten.
Das Bundesumweltministerium in Berlin teilte der taz mit, da tödliche Übergriffe durch Wölfe „extrem selten sind, ist es sehr wichtig, zunächst die Hintergründe des Vorfalls genau zu untersuchen“. Zum derzeitigen Zeitpunkt könnten keine Schlussfolgerungen gezogen werden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich