Plastik in Kenia: Bis zu vier Jahre Knast für eine Tüte
In Kenia drohen jetzt drakonische Strafen für den Besitz oder die Herstellung von Plastiktüten. Es geht um Umweltschutz – und Schmiergelder.
„Die Taschen schädigen massiv Umwelt und Gesundheit. Sie blockieren Abwasserkanäle. Und wenn die Leute sie mit anderen Abfällen verbrennen, werden giftige Dämpfe freigesetzt“, begründete Umweltministerin Judy Wakhungu den harten Kurs. Sie hatte bereits im Februar das Verbot angekündigt, damit Produzenten und Einzelhändler sich vorbereiten können. Supermärkte und andere Läden haben die Plastiktüten in den vergangenen Wochen durch andere Materialien ersetzt. Allerdings kaufen die meisten Kenianer auf dem Markt oder am Kiosk ein. Dort fehlt es noch an Alternativen.
„Ich habe Karotten zum Abendessen gekauft und der Verkäufer auf dem Markt wollte sie in eine Plastiktüte legen. Aber ich habe mich geweigert und ein Kilo in meinen neuen Kikapu gesteckt“, sagt Zamu Ofuye und zeigt ihren Sisal-Lebensmittelkorb. Die Frau, die in einer Wäscherei arbeitet, hat Angst, vor Gericht gezerrt zu werden. „Ich fürchte die Polizei. Die benutzt solche Verbote, um Schmiergeld von uns zu erpressen.“ Wahrscheinlich hat sie recht: Autofahrer erzählten bereits in den sozialen Medien, wie die Polizei sie auf der Suche nach Plastiktüten kontrollierte.
Viele halten das Verbot für eine gute Idee. Eine Kenianerin erzählt, wie vor Kurzem bei einer Hochzeit eine Ziege geschlachtet wurde. „Im Magen waren zwei riesige Plastiktüten. Es war ein Wunder, dass das Tier noch am Leben war. Ich habe das Fleisch allerdings nicht gegessen.“
Laut Umweltministerium benutzen allein Kenias Supermärkte schätzungsweise 100 Millionen Plastiktüten pro Jahr, also etwa 2 pro Person. Zum Vergleich: In Deutschland sind es insgesamt 6,1 Milliarden Plastiktüten, also 65 pro Nase. In Kenia werden die meisten Tüten aber nach einmaligem Gebrauch weggeworfen. Sie flattern überall an Dornen von Büschen oder Ästen oder färben Schuttberge bunt.
Judy Wakhungu, Umweltministerin
Noch am Freitag hatte der kenianische Industrieverband KAM vergebens versucht, das Verbot vor Gericht zu verhindern. Laut KAM gefährde es 60.000 Arbeitsplätze. Einige Frauen und Jugendliche haben allerdings bereits angefangen, Sisalkörbe zu produzieren.
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