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Kommentar Merkel und die Ehe für alleDas Kämpfen hat sich gelohnt

Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen

Die Kanzlerin sagt, sie würde die Abstimmung im Parlament gerne freigeben. Das bedeutet im Klartext: Die Ehe für alle kommt.

Taschentücher raus – Trauung zweier Männer in der Berliner Marienkirche Foto: dpa

N och im letzten Bundestagswahlkampf 2013 teilte Angela Merkel in einer Fernsehdebatte mit, bei der Frage der Ehe Gleichgeschlechtlicher habe sie kein gutes Gefühl. Dafür wurde sie hart kritisiert, auch, weil Gefühle doch keine politische Kategorie verkörperten. Ein irriger Einwand, weil die Kanzlerin natürlich auf die Empfindsamkeiten ihrer Wählerschaft Rücksicht nehmen muss, ob sie nun politisch unappetitlich sind oder nicht.

Jetzt wird die Ehe für alle kommen, und das hat einerseits wiederum mit dem Wahlkampf zu tun, andererseits aber auch mit den Erklärungen ihrer möglichen Koalitionspartner von Grünen, FDP und SPD: Ohne die Integration homosexueller Paare ins Eherecht sei mit ihnen keine Regierungsbeteiligung zu haben.

Dass Merkel nun auf einer öffentlichen Medienveranstaltung sagt, sie würde inzwischen die Abstimmung freigeben, bedeutet im Klartext: Sie düpiert weder Unionsabgeordnete, die die Ehe für alle ablehnen und die Ehe weiterhin heterosexuell privilegiert sehen wollen, noch behindert sie konservative und liberale Abgeordnete wie Jens Spahn und Stefan Kaufmann, sich einem nicht fraktionsgebundenen Antrag anzuschließen.

Man könnte sagen: Die Arbeit von Lesben und Schwulen in der Union hat sich gelohnt, CDU/CSU werden einem politisch keineswegs unpopulären Projekt wie der Ehe für alle die gesetzlichen Möglichkeiten eröffnen. Seriöse Meinungsumfragen besagen nämlich: Selbst die überragende Mehrheit der Merkelwähler hätte nichts gegen die Ehe für alle.

Merkel gibt Abstimmung frei

Kanzlerin Angela Merkel hat für die von der SPD verlangte Abstimmung über die Ehe für alle den Fraktionszwang in der Union aufgehoben. CDU-Chefin Angela Merkel sagte am Dienstag nach Teilnehmerangaben in der Sitzung der Unionsfraktion, es gehe bei der Abstimmung um eine Gewissensentscheidung. (dpa)

Die Union wird sich also, mit diesen wie nebenbei geäußerten Worten der Kanzlerin, von der Heteronormativität der Ehe verabschieden. Sie wird den Anschluss an die westlichen Standards des Eherechts – wie es in Spanien, Irland, Großbritannien, Skandinavien oder Frankreich längst üblich ist – nicht mehr verpassen wollen.

Um es mit einer Spur Pathos zu sagen: Die Merkel-Bemerkungen werden ein Gesetz schaffen, das mit einigen – nicht allen! – Resten staatlicher Verfolgung und Diskriminierung aufräumt. Erst vor 48 Jahren endete die strafrechtliche Ahndung von schwulem Sex auf der Basis von Nazirecht.

Dass die bürgerrechtliche Gleichberechtigung Homosexueller nun vollendet wird, hat nichts mit Wundern zu tun – sondern in erster Linie mit politischen Kämpfen. Deren Protagonist*innen haben Unwahrscheinliches bewirkt. Weil auch die Kanzlerin weiß, dass man nicht gegen das Gros der Gesellschaft regieren kann.

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, Meinungs- und Inlandsredaktion, Wochenendmagazin taz mag, schließlich Kurator des taz lab und der taz Talks.. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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86 Kommentare

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  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Alle?

    Menschen die sich hier als "Illegale" verstecken müssen, dürfen jetzt heiraten in Deutschland?

    Über welches "alle" redet ihr?

    • @8545 (Profil gelöscht):

      Danke für den Hinweis. Ehe basiert immer auf Ausschluß. "Ehe für alle" ist daher ein Oxymoron.

  • Mensch, als wir damals, vor 20 Jahre, vor der CDU-Zentrale standen (die ganz genauso aussah wie heute) - "Berlin sagt Ja" - und demonstrierten. Oder später in der parlamentarischen Anhörung dem Oberhanswurst Bosbach von der CDU zuhörten, wie er über miteinander verheiratete Nonnenklöster schwafelte...

     

    Wer hätte da gedacht, dass die Pfarrerstocher aus dem Osten, die nüchterne Physikerin, das Thema irgendwann mal mit einem gewohnt trockenen Randbemerkungen endlich zu unseren Gunsten entscheiden würde.

     

    War ein langer Weg.

  • Als ob wir hier keine anderen Probleme hätten. Unterbeschäftigung, prekäre Löhne, rasante Steigerung bei Mieten und Strompreis, Privatisierung der Daseinsvorsorge, Überspielen des Bundestages mit U-boot Gesetzen und nicht zureichender Beratung von Gesetzen....

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Martin_25:

      Nehmen Sie sich doch einfach selbst beim Wort.

      Beispiel: "Unterbeschäftigung" als eines Ihrer Probleme stünde ganz oben auf der Problemagenda??

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @Martin_25:

      "Als ob wir hier keine anderen Probleme hätten. "

       

      Sicher, aber das Argument kann man auch umdrehen: Wenn wir soviele andere wichtigen Probleme haben, warum um Himmelswillen wird dann die Ehe für alle so wehement blockiert und so von den anderen Problemen abgelenkt?

       

      Ein Schelm wer Böses dabei denkt...

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @Martin_25:

      Antidiskriminierungspolitik nimmt nun wirklich nicht viel Raum im täglichen politischen Geschäft oder der Berichterstattung ein. Eine Woche im Jahr werden Sie ja wohl noch verkraften können. Außerdem sollten Ihnen die Zusammenhänge auch bewusst sein, deshalb nochmal auch für Sie, wer hier Antidiskriminierungspolitik für unwichtig hält, hat die Bedeutsamkeit von Menschenrechten nicht verstanden: http://www.taz.de/!5211608/ http://www.taz.de/!5366903/ http://www.taz.de/!5337676/ https://www.amnesty.de/2015/5/28/irland-sagt-ja-zur-ehe-fuer-gleichgeschlechtliche-paare

      • @2097 (Profil gelöscht):

        Das ist zwar korrekt aber dafür existiert auf der anderen Seite eine massive Überrepräsentation dieser Themen in der Berichterstattung. Das nervt und rechtfertigt allemal die Vermutung das bestimmte Journalisten der Meinung sind sie müssten Stimmung machen anstatt Bericht zu erstatten.

        • 2G
          2097 (Profil gelöscht)
          @disenchanted:

          Das Thema Menschenrechte ist ganz sicherlich nicht überrepräsentiert, ansonsten würden sich in der Bevölkerung nicht so eklatante Wissensdefizite bezüglich Menschenrechte offenbaren! Ergo: Das Thema Menschenrechte bedarf einer noch viel umfangreicheren Berichterstattung! Und wieso sollten Journalisten in Artikeln, die als Kommentare gekennzeichnet sind, nicht Stimmung für die Menschenrechte machen? Ich befürchte, Sie haben da etwas nicht verstanden mit der Pressefreiheit!

          • @2097 (Profil gelöscht):

            Heiraten ist jetzt ein Menschenrecht!

             

            Danke für diese Wissenserweiterung. Wahrscheinlich ist die lebenslange Monogamie jetzt auch ein Menschenrecht.

             

            ....und endlich sind Versorgungs-Ehen und Zweck-Ehen auch für Schwule und Lesben möglich. War nicht mehr auszuhalten ohne.

             

            Die Ehe abschaffen, wäre mal eine Maßnahme gewesen! Und dafür Elternschaft fordern und fördern ... und das dann auch für Nicht-Heten!

             

            Eh, Ihr last Euch alle von Merkel einlullen. Wie 2015 mit den Flüchtlingen ...

            • 2G
              2097 (Profil gelöscht)
              @TazTiz:

              Es geht um das Verbot der Diskrminierung in Artikel 2 der AEMR von 1948!

          • @2097 (Profil gelöscht):

            Ach das ist mal wieder ein typischer Neuburg. Bloß nicht auf Inhalte eingehen, alles mit "Ja aber die Menschenrechte!!!!" vollhauen in der Hoffnung das niemand die Inhaltsleere bemerkt.

             

            Sie legen dabei die Definition der Menschenrechte oftmals viel zu weit aus. Die "Ehe für alle" ist dabei nur eine erfreuliche Ausnahme. Ich habe ja nichts dagegen das Sie eine progressive Politik befürworten aber dann haben Sie doch bitte in Zukunft die Güte auch für Ihre Position zu argumentieren und nicht immer nur die Menschenrechte vorzuschieben!

            • 2G
              2097 (Profil gelöscht)
              @disenchanted:

              Es geht um Artikel 2 der AEMR von 1948. Antidiskriminierung, sonstige Umstände, Catch-all-Formel. Die Auslegung nehme ich nicht vor, sondern Menschenrechtsorganisationen und Juristen.

  • Es gibt wohl nichts spießigeres als eine Ehe. Ist mir völlig schleierhaft, warum sich fast alle Parteien so dafür einsetzen.

    Als ob die Welt keine anderen Probleme hätte!

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Nguyen:

      "Als ob die Welt keine anderen Probleme hätte!"

       

      Doch, hat sie. Und über die wird auch berichtet. Blättern Sie einfach mal durch. Vielleicht ist ein Ihnen passendes "Problem" darunter.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @Nguyen:

      Die Welt hat eigentlich nur ein Problem:

      http://www.taz.de/!5211608/ http://www.taz.de/!5366903/ http://www.taz.de/!5337676/

       

      Da Antidiskriminierungspolitik neben Umverteilungspolitik auch zur Menschenrechtspolitik gehört, sind Ihnen die Zusammenhänge ganz offensichtlich nicht bewusst! Aber ich halte Sie für lernfähig!

  • @inslot

    Kann ja sein, dass Sie nur Heteros kennen. Ein Drittel bis die Hälfte der Bevölkerung sind aber Geschwister, Freunde, Eltern, Kinder von homosexuellen Menschen und von Diskriminierung mitbetroffen. Daher: Randthema ist das nicht. Vielleicht ist aber Altersarmut eines, denn die meisten kleinen Renten beziehen reiche Selbständige, die von ihren Dividenden gut leben oder spätere Beamte, die dann in fette Pensionsansprüche geraten sind. "Randthemen" kann man auch so argumentieren.

    • @Maria Burger:

      Stockl,das sehen die Kommissare aber anders!

  • Ich habe nichts gegen die Ehe für alle!

    Mir ist es wurscht, wer in einer ehelichen Beziehung zusammenlebt.

    Zugleich sollte man aber auch das unsägliche Ehegattensplitting abschaffen und nur Familien mit Kindern steuerlich begünstigen.

    Kinder hat man ein Leben lang, von denen kann man sich nicht so einfach trennen und die meisten Mütter und Väter sorgen gerne für ihre Kinder, auch wenn sie gegenüber kinderlosen Partnerschaften finanziell erheblich schlechter gestellt sind.

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Selbstverständlich sollen Homosexuelle die gleichen Dummheiten begehen dürfen wie Heterosexuelle. Wenn Homosexuelle sich ihr Leben lang an jemanden binden wollen, den Ssie nach ein paar Jahren eh nicht mehr ausstehen können bzw. sich den Rest ihres Lebens mit ungerechtfertigten und überzogenen Unterhaltszahlungen kaputt machen lassen wollen, dann muss man ihnen das selbstverständlich gewähren. Gleiches Unrecht für alle!

  • "...endete die strafrechtliche Ahndung von schwulem Sex auf der Basis von Nazirecht."

     

    Stimmt nicht so ganz.

     

    Strafrechtlich verfolgt wurde homosexualität schon im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Sogar über die strafrechtliche Verschärfung des Paragraphen war sich eine parlamentarische Mehrheit vom national-konservativen Spektrum über das bürgerliche Zentrum bis zu den Liberalen vor der Machtergreifung Hitlers bereits einig.

     

    Tatsächlich gesetzlich umgesetzt wurde es dann allerdings erst danach.

  • Bin ja für die Ehe für alle.

    Nur die AfD hat gerage sinkende Umfragewerte, viele konservative Christdemokraten werden jetzt AfD wählen

    Die Ehe für alle wäre auch ohne Merkels verfrühte Zustimmung gekommen.

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Einfach den Begriff "Ehe" für diesee standesamtliche Einrichtung streichen und für alle Formen - ob hetero oder homo - einfach durch "standesamtlch eingetragene Lebespartnerschaft" ersetzen mit dem Verfahren, dass eine solche Partnerschaft jeder Zeit ohne Unterhaltsanspruch einseitig gekündigt werden kann. Fertig und der Streit hat sich erledigt.

  • Steigende Altersarmut, steigende Kinderarmut, ungerechte Verteilung der sozialen Lasten, alles keine Themen neben dem Topthema Ehe für Alle.

     

    Frau Merkel sieht es leidenschaftslos, eine Gesellschaft die derartige Banalitäten umtreibt wie die vollständige Gleichstellung von Ehe und eingetragener Partnerschaft hat wirklich keine Probleme und kommt ihr gerade Recht.

     

    Das unsere Volksparteien sich nicht zu blöd sind sich dieses Randthema allen ernstes mit derartigem Verve in den letzten Monaten vor der Wahl zu eigen zu machen, macht nur noch sprachlos. Ich fühle mich komplett veralbert.

     

    Ich verstehe durchaus, dass die Relevanz für persönlich Betroffene eine Andere ist.

    • @insLot:

      Man muss aber auch anerkennen, dass Frau Merkel nur auf den Ballaufschlag der SPD geantwortet hat.

      Der Partei, die 3 Monate vor den Bundestagswahlen eigentlich die ganze sozialökonomischfiskale Palette der Themen bearbeiten könnte.

    • @insLot:

      "Steigende Altersarmut, steigende Kinderarmut, ungerechte Verteilung der sozialen Lasten, alles keine Themen neben dem Topthema Ehe für Alle."

       

      Da haben Sie vollkommen recht, aber mit solchen Themen kann man wohl gut von den wirklich wichtigen Dingen in diesem Land ablenken.

       

      - Arme Rentner, die schon Pfandflaschen sammeln müssen ...

      - Hartz IV Kinder, die nur noch Tütensuppen essen, weil ihre Eltern von der BA sanktioniert wurden ...

      - Obdachlose, die in den Städten immer mehr zunehmen ...

       

      sind nicht so wichtig, wie "Ehe für Alle".

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @insLot:

      Letztlich besteht Politik heute nurmehr aus der Durchsetzung von Lobby- oder Partikularinteressen. Die mögen mitunter sehr gerechtfertigt sein, aber in im Fokus der Politik auf diese liegt das ganze Dilemma der Politikverdrossenheit und zunehmenden Demokratieverachtung,

      • 2G
        2097 (Profil gelöscht)
        @849 (Profil gelöscht):

        Überwiegend führt Antidiskriminierungspolitik bzw. Menschenrechtspolitik nur bei AfD Wählern und Teilen der CDU/CSU zu Politikverdrossenheit bzw. Demokratieverachtung. Dass dies nun auch bei Ihnen so ist, ist sehr bedauernswert!

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @2097 (Profil gelöscht):

          Ich bin doch nicht gegen Antidiskriminierungspolitik. Ich finde lediglich, dass die Politik sich auch jener Gruppen annehmen muss, die keine "Lobby" haben.

           

          Die Ehe für alle ist ein wichtiger, sehr lange überfälliger Meilenstein. Aber was ist mit den Armen in diesem Land, den unterdrückten Hartzern usw.?

           

          Die veröffentlichte Meinung interessiert sich nach meiner Einschätzung mehr dafür, dass Frauen paritätisch in Aufsichtsräten sitzen als für die Entlohnung in den sozialen Berufen.

           

          Der Fokus, wenn er denn ein umfassend moralischer sein will - und nur dann hat Poltik m.E. eine Chance, der Verdrossenheit zu entgegnen, steht nicht das Ganze, sondern bloß seine Teile und davon vor allem jene, die gesamtgesellschaftlich minder relevant sind. Aber wie gesagt: dass man diese Ehe für alle nicht schon vor 30 Jahren beim Verfassungsgericht anhängig gemacht hat, wundert mich. Aber es war ja früher auch OK, dass Männer Wehrdienst leisten mussten, Frauen nicht. Ich kann mit Ungleichbehandlung per Gesetz einfach nichts anfangen und nicht verstehen, dass es immer noch Gesetze gibt, die genau die zementieren.

          • 2G
            2097 (Profil gelöscht)
            @849 (Profil gelöscht):

            Der Auffassung bin ich auch. Nur der Gruppe der Unterdrückten ist auch nicht damit geholfen, wenn die gleichgeschlechtliche Ehe nicht eingeführt wird. Anstatt Unrecht teilweise zu beseitigen, würde es bestehen bleiben. So wird zumindest ein Teil der Diskriminierung beendet. Das ist nach meiner Auffassung nicht unwichtig. Außerdem, wie kommen Sie darauf, dass die Unterdrückten, sozial Abgehängten keine Lobby haben. Die Linkspartei setzt sich für diese Gruppe ein, Sozialverbände, Teile der Gewerkschaften, sogar Sozialwissenschaftler wie Christoph Butterwegge oder Michael Hartmann usw.

            Dass dies nicht ausreichend ist, ist nicht die Schuld der gleichgeschlechtlichen Ehe. Der Fokus ist momentan nur darauf gerichtet, weil sich die Diskriminierung nun schnell beenden lässt. Und diese Chance sollte genutzt werden.

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @insLot:

      "Steigende Altersarmut, steigende Kinderarmut, ungerechte Verteilung der sozialen Lasten, alles keine Themen neben dem Topthema Ehe für Alle."

       

      Da haben Sie recht. Aber man könnte es auch so sehen: "Führt doch endlich die eingetragene Lebesparternschaft für alle ein. Dann hat der Streit endlich ein Ende und wir können uns endlich um die echten gesellschaftlichen Probleme kümmern!"

    • @insLot:

      Sie haben recht, das sehe ich genau so.

       

      Damit sage ich nichts gegen die Ehe für Alle, nur haben wir genügend andere Fragen und Probleme, durchaus auch im sozialpolitischen Bereich, bei denen es endlich nötig wäre, nicht nur diskutiert, sondern auch entschieden zu werden.

      • 2G
        2097 (Profil gelöscht)
        @Der Allgäuer:

        Darauf kann man auch nur MATS von weiter unten hier zitieren: "Und hier ist wieder das Stereotyp vom "Luxusproblem". Es ist nichts als die Abwertung des Anliegens von anderen Menschen. Also Abwertung.

         

        Ich wünsche Ihnen, dass man Ihnen das nächste mal auf dem Bürgeramt mitteilt: "Wir können Ihr Anliegen leider vorerst nicht bearbeiten. Zuvor müssen wir erst noch das Problem des Weltfriedens lösen - und dann noch 1,67 Mio. andere Probleme, die dringender sind als Ihre. Schauen Sie doch einfach nochmal kurz vor dem Jüngsten Tag bei uns rein!"

        • @2097 (Profil gelöscht):

          Dito. Und: Es ist eine gute Entscheidung Merkels, die selbst die Luxusproblemfraktion zufrieden stellen sollte. So wird der Wahlkampf nicht weiter verwässert durch ein Thema wofür es bereits eine deutliche Mehrheit gibt.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Nach meinem Dafürhalten sollte man die staatliche Ehe ganz abschaffen, ist sie doch nicht nur aufgrund massenhafter Scheidungen ein Auslaufmodell, sondern auch ob ihrer Versorgungsansprüche, die gar nicht zum Bild des modernen, ach-so-indviduell und frei sein wollenden Menschen passen.

     

    Zudem verstehe ich nicht, wie Herr Federsen, der neulich noch in Blick auf die Ehe eines verblichenen Altkanzlers zum "Kurzrequiem auf eine Lebensform" (also der bürgerlichen Ehe) geladen hatte, als deren prominentesten Totengräber er den Verstorbenen hinzustellen geruhte, sich nun freut, dass diese überkommene Form für alle zu haben sein wird.

     

    Mich würde allen Ernstes mal interessieren, warum für Herrn Federsen die Ehe für alle erstrebenswert ist, wo er doch die Ehe zwischen Mann und Frau als obsolet anzusehen scheint. Absicherungen der Partner und Kinder könnten ja durchaus anders geregelt werden.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @849 (Profil gelöscht):

      Man muss dieses Recht dann ja nicht in Anspruch nehmen.

       

      Aber man muss es doch haben, um darauf verzichten zu können.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Wie oft muss man es denn noch wiederholen? Weil es eines demokratischen Rechtsstaates unwürdig ist, dass eine bestimmte Gruppe nur aufgrund eines unveränderlichen Merkmals, nämlich ihrer sexuellen Orientierung benachteiligt wird. Art 3 GG.

       

      Ersetzen Sie bitte mal „schwul“ oder „lesbisch“ durch „rothaarig“ oder „Linkshänder“ oder „Blutgruppe AB-Träger“ (letztere ungefähr prozentual so groß wie die geschätzte Anzahl schwuler oder lesbischer Einwohner in westlichen Gesellschaften). Also, nochmal… was würden Sie sagen, wenn eine Partei allen Linkshändern die Heirat verbieten würde und dies vor langer Zeit ins bürgerliche Gesetzbuch geschrieben wurde? Diskriminierung ja oder nein?

       

      Was die „Abschaffung“ der Ehe anbetrifft. Durchschaubarer Winkelzug. Wenn Sie es denn für erfolgsversprechend halten, stellen Sie sich doch an die Spitze einer neuen Bewegung zur Abschaffung. Viele Schwule und Lesben wären auf ihrer Seite. Ich selber wahrscheinlich auch.

       

      Aber wie gestern hier jemand so treffend sagte, ihr Heteros seid es doch, die seit Jahrzehnten, trotz 50 Jahre Jubiläum „1967 - Sommer of (Free) Love“ immer und dauernd zum Standesamt rennt und heiraten wollt.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Daniel L:

        Ich habe nichts gegen die Ehe für alle, wenn die Ehe denn als Institution bleiben soll. Ich habe sie lange schon befürwortet, als es den § 175 noch gab, weil ich grundsätzlich der Ansicht bin, dass es nicht Rechte geben kann, die für eine gewisse Gruppe gelten, für eine andere indes nicht. Deswegen finde ich es z.B. auch vollkommen bar jeder Logik, dass sich in der Katholischen Kirche das Sakrament der Priesterweihe und die Ehe ausschließen. Ich sehe und sah das seit jeher formal im Sinne des Kategorischen Imperativs.

         

        Ich habe aber was generell gegen eine staatliche Ehe. Wo soll da bitte der Winkelzug sein?

         

        Was ich aber, um es zu wiederholen, schlicht und einfach nicht verstehe, warum Menschen wie Federsen, der noch vor ein paar Tagen den Abgesang auf die bürgerliche Ehe anstimmte, in ein Freudengeheul ausbricht, wenn nun alle das Recht haben, eine solche staatlich sanktionierte Beziehung einzugehen. Das passt einfach nicht zusammen.

         

        Das würde ich, wenn ich schwul wäre und die Ehe für überkommen hielte allenfalls schulterzuckend zur Kenntnis nehmen oder mit dem Spruch versehen "es gibt keine richtige Ehe im Falschen".

        • @849 (Profil gelöscht):

          Es geht Jan Feddersen wie mir darum, das es rechtlich allen (!) möglich sein muss im Sinne der Gleichberechtigung das Institut der Eheschließung eingehen zu können, selbst wenn er oder ich persönlich für meine Lebensgestaltung diese ausschließlich im BGB niedergelegte rechtliche Vereinbarung gar nicht in Anspruch nehmen (wollen).

           

          Ich kann beispielweise als weißer US-Amerikaner durchaus für die Gleichberechtigung aller Afro-Amerikaner eintreten obwohl ich von deren Gleichstellung persönlich nicht profitieren würde. Bürger erster und zweiter Klasse darf es nicht geben.

           

          Wenn Feddersen seine persönliche Abneigung zur Ehe im Kohl-Beitrag auf diese Weise ausdrückt sei ihm

          das unbenommen. Solange es das Rechtsinstitut der Ehe in einem Rechtsstaat gibt, muss es für alle Bürger offen sein. Und diesen Grundsatz drückt er hier auch aus. Kein Widerspruch in meinen Augen.

          • @Daniel L:

            Genau! Es geht Ihnen ums Recht haben und nicht um die Beseitigung oder Modernisierung der Gesellschaft. Einfach nur auch das Recht noch haben ...

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Passt.

    Wieder einmal ein bisschen Wind aus den Segeln der dümpelnden Sozen genommen.

  • Lange genug hat es gedauert - Grund zur Freude? Ja!

    Aber Frau Merkel dankbar sein? Wofür? Dafür dass sie nach langem Behindern und Blockieren jetzt aus taktischen Gründen nachgibt? Mich erinnert das an den Atomausstieg den Frau Merkel erst gestoppt hat um sich dann für ihre Kehrtwende feiern zu lassen.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Na prima, ist doch cool.

     

    Und witzig dabei ist, dass es Madame Merkel mal eben so nebenher gelungen ist, dem schnaufenden Schulz-Zug die Show zu stehlen.

  • Könnte mir bitte irgendjemand erklären, was heutzutage der Unterschied zwischen Ehe und Lebenspartnerschaft ist. Wegen meiner soll die Lebenspartnerschaft zukünftig Ehe heißen dürfen (da bin ich vollkommen leidenschaftslos).

    • @DiMa:

      Ehe und Familie stehen unter dem Schutz der Verfassung (Artkiel 6 Absatz 1 Grundgesetz).

       

      Lebenspartnerschaften nicht.

       

      Das bedeutet, dass bei entsprechenden politischen Verhältnissen, die Gesetze, welche die "Lebenspartnerschaft" regeln, auch wieder abgeschafft werden können.

       

      Für die Ehe gilt das nicht, da die ersten 20 Artikel des GG "Bestandsschutz" haben.

       

      Lebenspartnerschaften können nur in den Ländern geschlossen werden und haben auch nur dort bestand, wo diese anerkannt werden. "Ehen" werden aufgrund entsprechender Abkommen weltweit gegenseitig anerkannt. Dabei kommt es dann in einem fremden Land nicht mehr darauf an, welche Voraussetzungen in diesem Land erfüllt sein müssten, um dort eine Ehe einzugehen. Es reicht, dass die Voraussetzungen zur Schließung der Ehe in Deutschland erfüllt wurden.

       

      Insofern hätten "Ehe"leute gleichgeschlechtlicher Partnerschaften überall auf der Welt unmittelbar einen deutlich besseren Rechtsstatus.

       

      Wahrscheinlich kommen daher auch die "Unkrufe" nach der "Abschaffung der Ehe" - lieber ein ungesicherter Rechtsstatus für alle (man selbst ist ja nicht soo oft im Ausland und im Zweifel gilt dort eine Hetero-Partnerschaft trotzdem noch etwas mehr), als einen sicheren Rechtsstatus für die "vermaledeiten Tunten und Mannweiber".

       

      Aber ist ja keiner homophob hier, nä?

      • @cursed with a brain:

        Das sind super Argumente. Danke dafür.

         

        Nur mit der jetzt geplanten Änderung des BGB werden diese Unterschiede nicht beseitigt. Hierfür bräuchte es eher eine Verfassungsänderung.

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @DiMa:

      Warum nicht ganz leidenschaftslos den Begriff der "standesamtlichen Ehe" durch "standesamtlich eingetragene Lebenspartnerschaft" ersetzen und den Begriff "Ehe" einfach den Religionsgemeinschaften überlassen. Dann hat der Streit um die Homo-Ehe endlich ein Ende!

    • @DiMa:

      Sich schlau machen (lassen) ist immer gut.

       

      Trotz aller (leerer) Versprechungen sogar im aktuellen Koalitionsvertrag gibt es immer noch ca. 50 rechtliche Detailregelungen & Verordnungen, die Schwule und Lesben in eingetragenen Partnerschaften gegen über Hetero-Eheleuten benachteiligen. Zu Beginn der Legislaturperiode waren es ca. 150.

       

      Hinzu kommt die Diskriminierung im Adoptionsrecht.

       

      Eine schwul-lesbische Einzelperson darf rechtlich betrachtet bereits ein Kind adoptieren (auch wenn die von den Ämtern praktisch immer zurückgestellt wird gegenüber Heteropaaren als Bewerber). Ebenso durch BVerfG auferlegt wurde die Stiefkind- oder die sog. Sukzessivadoption eines leiblichen Kindes durch den anderen schwul-lesbischen Partner. Der aktuell gültige Ausschluss schwul-lesbischer Paare beim Adoptionswunsch ist eine eindeutige rechtliche Diskriminierung.

      • @esgehtauchanders:

        Die von Ihnen angeführte Regelungen betreffen eher das Adoptionsrecht und nicht das Eherecht. Selbst bei einer Gleichstellung der Ehe wäre ich dafür, dass das Adoptionsrecht unverändert bleibt.

        • @DiMa:

          Eherecht als auch das Adoptionsrecht sind beide Teil der familienrechtlichen Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches.

           

          Wofür Sie so sind in Sachen Adoptionsrecht ohne jede logische Begründung liefern zu können, ist ganz allein Ihre persönliche Meinung. Die respektiere ich.

           

          Das Bundesverfassungsgericht muss dagegegen wohl begründete, allgemeingültige Rechtsnormen setzen. Es hat in seinen stringenten Urteilsfindungen zum Thema Gleichstellung seit bald 15 Jahren die verschiedenen Bundesregierungen verpflichtet rechtlich nachzubessern.

           

          Die Urteile zur Sukzessivadoption als auch zur Stiefkindadoption durch den zweiten Partner zeigen, dass das BVerfG eine unterschiedliche Behandlung von Kindern in schwullesbischen Partnerschaften gegenüber denen in Heteroverbindungen für verfassungswidrig erklärt hat.

           

          Diesen Respekt vor der Rechtssprechung sollten Sie schon aufbringen. Vor dem Gesetz sind alle gleich, demnächst auch auf allen Ebenen im Adoptionsrecht.

          • @Daniel L:

            Die Entscheidung über die Frage der Diskriminierung beim Adoptionsrecht durch das BVerfG steht momentan noch aus. Wie gesagt, die Frage Adoption für Alle sollte nicht unter dem Deckmäntelchen Ehe für Alle geführt werden.

    • @DiMa:

      geht wohl tatsächlich einfach darum jemanden "meine Frau/meinen Mann" nennen zu können.

      Außerdem noch die Erlaubnis Kinder zu adoptieren was bei gleichgeschlechtlichen Beziehungen eben wichtiger ist als bei "normalen" Familien.

      • @Chaosarah:

        Wie sich die Lebenspartner untereinander nennen, ist ja gesetzlich nicht geregelt. Ich erinner mich an einen bayerischen Ministerpräsidenten der seine Partnerin stets Muschi nannte.

         

        Die Frage der Adoption betrifft eher das Adoptionsrecht und nicht das Eherecht. Diese Frages sollte meines Erachtens aber nicht unter dem Deckmantel der "Ehe für Alle" diskutiert werden.

         

        Ich kann ja für die "Ehe für Alle" sein aber gegen das "Adoptionsrecht für Alle".

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @DiMa:

      Erklärung: Wikipedia

      • @571 (Profil gelöscht):

        Sorry, bei Wiki steht vieles, aber gerade das nicht.

  • Da freue ich mich wirklich!

    Ich glaube es zwar noch nicht so ganz hätte aber sehr viel Respekt vor Merkel wenn sie es tatsächlich zu einer Abstimmung ohne Fraktionszwang kommen lassen würde.

    • @Waage69:

      ...ob dann allerdings alle zwanghaft heiraten müssen ist eine andere Sache. Ich persönlich bin froh das ich aus der Nummer raus bin und werde nicht nochmal heiraten - weder Frau noch Mann!

       

      Ich denke für die Gesellschaft wäre es gut wenn die Ehe für Homos und Heteros keinen so großen Stellenwert mehr hätte. Aber auch dafür wäre die "Ehe für alle" eventuell ein Anfang, da er dieser Institution einen Teil seiner Exklusivität näme - sag ich jetzt mal so als alter Küchenpsychologe ;-)

      • @Waage69:

        Was meinen Sie mit "Teil seiner Exklusivität"? Die Ehe steht unter besonderem Schutz im GG, weil das ursprünglich mal als Staatsaufgabe verstanden wurde, so im Sinne von "kleinste Zelle des Staates", um eine gesicherte Wirtschaftseinheit der Eheleute und - ganz wichtig für den Staat- Kinder hervorzubringen. Nach einer Ehe für Alle ist das hinfällig, denn es gibt nix Schützenswertes mehr. Die Ehe kann komplett aus dem Gesetz gestrichen werden.Alles ist hinfällig und egal, also rechtfertigt es kein Gesetz mehr.

        • @Mephisto:

          Ja, so funktioniert er, der Sozialneid: Ein Privileg, dass nicht mehr exklusiv ist, ist überhaupt nichts mehr wert. Vor allem, weil es jetzt niemanden mehr gibt, auf den man gesetzlich legitimiert runterschauen darf.

           

          Zu den Kindern: Schwule und Lesben lieben anders, sie sind nicht unfruchtbar. Informieren Sie sich gefälligst mal die 2 Minuten bei Wikipedia unter dem Stichwort "Regenbogenfamilie". Das zu wissen kann man von jedem erwachsenen Menschen erwarten. Für das Schreiben hier im Forum nehmen Sie sich ja auch Zeit.

          • @mats:

            Blub. Ich weiß, was eine Regenbogenfamilie ist. Ich habe mich auf die Intention bezogen, mit der seinerzeit entschieden wurde, die Ehe unter besonderen Schutz zu stellen. (Die Ehe Mann und Frau). Ein staatliches Interesse für Nachwuchs und wirtschaftliche Absicherung. Das war auch der Grund (und der einzige,jetzt hinfällige Grund) für die "Privilegien" (Notwendigkeiten träfe es eher). All das ist jetzt hinfällig und somit auch das Gesetz. Aber für Kreise, die die Ehe für obsolet/überholt/spießig halten, aber gleichzeitig Diese für Personenkreise einfordern, die nicht damit gemeint ware und dies als in sich "logisch" betrachten ist dies wohl nicht zu vermitteln.

            • @Mephisto:

              Sie machen den typischen Fehler, den viele machen, die diffus über Gruppen reden, deren Zusammensetzung und Anliegen sie gar nicht kennen. So gehen Sie selbstverständlich davon aus, dass die "Kreise, die die Ehe für obsolet/überholt/spießig halten" identisch sind mit Kreisen, die die Ehe jetzt für Homosexuelle einfordern. Wenn Sie im Alltag auch nach nur einer einzigen realen Person suchen würden, die beides vetritt, würden Sie keine finden. Das liegt daran, dass Sie sich hier gedanklich eine Chimäre gebastelt haben.

               

              Derselbe Attributions-Fehler findet sich praktisch bei allen Zuschreibungen zu Schwulen und Lesben: Weil diese ein einziges Merkmal gemeinsam haben, dass sie von der Mehrheit unterscheidet, sollen diese in allen gesellschaftlichen Ansichten automatisch gleich ticken. Das ist eine durch und durch falsche Annahme. Es gibt Schwule und Lesben, die sehnen sich einfach nach Normalität. Und Normalität ist für sie das, was sie als Kinder in ihren Familien erfahren haben. Also Ehe, Kinder, Freunde, Nachbarn, Eigenheim etc. Und es gibt Schwule und Lesben, die haben sich auf ihrem Lebensweg von bürgerlichen Werten stark abgegrenzt, und jene werden vielleicht auch jetzt auf die Ehe-Öffnung pfeifen. Das verbindet letztere übrigens mit vielen jungen hetersosexuellen Erwachsenen heute. Und dann gibt es noch 250 Kategorien dazwischen, darüber, darunter.

               

              Den meisten dürfte aber eines gemeinsam sein: Sie wollen, dass Stigmatisierung und Diskriminierung aufhören. Sie waren vor 70 (!!!) Jahren nicht vom GG gemeint? Sie wollen jetzt (!!!) verdammt noch mal gemeint sein. Das dürfte ja auch Ihren "Kreisen" nicht so schwer zu vermitteln sein.

  • Eine weitere große Errungenschaft, die wir dann Frau Merkel zu verdanken haben.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @IL WU:

      Wie bitte?

      Wem?

      Geht 's noch?

    • @IL WU:

      Klar doch ... und jetzt alle (AfDPegidaIB-ler) zusammen: "Merkel ist schuld. Merkel ist schuld!"

       

      Für Ihre Hühneraugen, mein schlechtes Kantinenessen oder Gaulands braun-stockfleckiges Sakko eigentlich auch?

      • @aworldapart:

        Sie haben da etwas falsch verstanden mit "große Errungenschaft" meine ich "große Errungenschaft"

        • @IL WU:

          Dann nehme ich das zurück und sage sorry, was die Einordnung nach ganz rechtsaußen anbetrifft.

           

          Ändert aber nichts an der Tatsache, dass die CDU/CSU bei diesem Thema in den letzen 68 Jahren seit Gründung der BRD nichts zu bieten hat und sozusagen Täterpartei in Sachen Schwulendiskriminierung war.

           

          Die Rehabilitierung der seit Kriegsende mit dem 175er malträtierten Schwulen war ausschließlich das Werk eines couragierten SPD-Justizministers Heiko Maas. Die CDU hätte auch hier keinen Finger gerührt.

           

          Das Umschwenken Merkels ist respektabel, egal ob nun rein parteitaktisch zustande gekommen oder nicht.

           

          Parteihistoriker werden diese Wende vielleicht mal als Meilenstein beschreiben als die Tage an denen Merkel erkannt hatte, dass Homophobie und Diskriminierung eigentlich nicht zum konservativen Markenkern gehören sollten.

  • Wenn´s so kommt noch am letzten Parlamentstag vor der Wahl, … und mir fehlt da leider immer noch der Glaube ... dann ist diese symbolträchtige Entscheidung für die Gleichstellung und Gleichberechtigung in erster Linie ein persönlicher Erfolg von Volker Beck (B´90/Grüne).

     

    Er hat seit weit mehr als einem Jahrzehnt im Bundestag für unsere Rechte gekämpft, ist anderen mit diesem Thema bei Debatten (oftmals zu später Stunde vor 20 Abgeordneten) in bestem demokratischen Sinne auf die Nerven gegangen, hat seinerzeit das Lebenspartnerschaftsgesetz unter Rot-Grün als wichtigen Zwischenschritt durchgeboxt.

     

    Als Bürgerrechtspartei sind die Grünen nach wie unersetzlich. Alles Gute für den parlamentarischen Ruhestand nach der BT Wahl, Volker Beck. Auf ihn zu verzichten bei der Kandidatenaufstellung war allerdings ein Eigentor.

  • Und dann könnten wir uns dringeren Problemen zuwenden wie Altersarmut, Sicherheit und Migration.

    • @Hans-Georg Breuer:

      Und hier ist wieder das Stereotyp vom "Luxusproblem". Es ist nichts als die Abwertung des Anliegens von anderen Menschen. Also Abwertung.

       

      Ich wünsche Ihnen, dass man Ihnen das nächste mal auf dem Bürgeramt mitteilt: "Wir können Ihr Anliegen leider vorerst nicht bearbeiten. Zuvor müssen wir erst noch das Problem des Weltfriedens lösen - und dann noch 1,67 Mio. andere Probleme, die dringender sind als Ihre. Schauen Sie doch einfach nochmal kurz vor dem Jüngsten Tag bei uns rein!"

      • 4G
        4845 (Profil gelöscht)
        @mats:

        Ja es ist ein Luxusproblem weil es eine Minderheit (nicht abwertende gemeint) betrifft und nicht die Allgemeinheit. Allerdings ist es ein Luxusproblem über das man sich nicht zu streiten bräuchte und das uns nicht weiter aufhalten sollte. Einfach die Ehe streichen und die "eingetragene Lebenspartnschaft" für hetero- und homosexuelle Paare einführen und das Thema hat sich zur Zufriedenheit aller endlich erledigt und wir können uns endlich wieder um Dinge kümmern die uns alle betreffen, egal ob homosexuell, hetereosexuell, weiß, schwarz, groß, klein, deutsch oder ausländer...

        • @4845 (Profil gelöscht):

          1.) 97% der politischen Entscheidungen betreffen Minderheiten (z.B. Lehrer, Pendler, Anrainer einer Straße). Nur schreiben da Kommentatoren nicht die Foren voll. Es geht eben nicht um irgendeine Minderheit, sondern es geht um die Perversen, diejenigen mit dem Stigma, auf die man immer so schön herabblicken konnte, um sich zu bestätigen, wie gut man selbst gelungen ist und auf welche Privilegien man deshalb Anspruch hat. Die Lehrer, die Pendler gehören selbstverständlich zu Ihrer "Allgemeinheit" dazu, die Perversen natürlich nicht.

           

          2.) Es betrifft Sie nicht, wenn der Klassenkamerad von Ihrer Tochter gemobbt wird, weil er schwul ist? Es betrifft Sie nicht, ob Ihre Kollegin nach 12 Jahren Beziehung ihre Frau heiraten kann? Dann haben Sie den Grundgedanken der freiheitlichen Demokratie nicht verstanden. Denn der ist: Jeder ist nur so frei, wie alle anderen frei sind. Jeder ist nur so staatlich-rechtlich geschützt, wie alle anderen geschützt sind. Denn schon morgen können Sie - aufgrund irgendeines verfluchten Merkmals - selbst zu einer Minderheit gehören. Und dann werden Sie an Ihrem Satz gemessen werden, dass Ihr Anliegen nicht der Rede wert sei, da dies ja nicht "die Allgemeinheit" betreffe. Was würden Sie z.B. sagen zu einem Berufsverbot für Deutsch-Polen? Eingeführt mit dem Argument, dass zuerst die "rein-deutsche" Bevölkerung mit Arbeit zu versorgen ist?

           

          Ich wünsche allen Nicht-Betroffenen: Möget Ihr und Eure Familien gesegnet sein mit lesbischen Enkelinnen, schwulen Schwagern, muslimischen Schwiegertöchtern, schwarzen Patenonkels und deutsch-polnischen Großtanten in Hülle und Fülle! Möge Euch das Glück zuteilwerden, diesen Menschen zu begegnen, dort, wo Ihr nicht weglaufen und Euch hinter Euren vorgefertigten Meinungen und Urteilen verstecken könnt. Es gibt unendlich viel über andere zu lernen - aber eben nur in der Begegnung. Denn Gott gab den Menschen zwar Erkenntnis, doch leider nur eine aus Betroffenheit.

          • 4G
            4845 (Profil gelöscht)
            @mats:

            Für Sie also nochmal ganz langsam zum mitschreiben: Ja ich bin ausdrücklich für die Ehe für Homosexuelle bzw. für die Lebenspartnerschaft für alle. Wegen mir könnte sie schon lieber gestern eingeführt worden sein als gestern weil ich nicht den geringsten Grund sehe der gegen eine solche Gleichstellung spricht. Ich finde es sogar völlig überflüssig und sinnlos darüber zu streiten . Einführen und fertig. Denn das hält uns sonst nur davon ab um auf die Gemeinsamkeiten und uns auf die gemeinamen Intressen zu konzentrieren in dem wir nur auf das Trennende achten.

          • 4G
            4845 (Profil gelöscht)
            @mats:

            1. Ich habe Homosexuelle nirgends und niemals als "Perverse" bezeichnet. Das haben Sie! Also unterlassen Sie diese Unterstellung.

             

            2. Natürlich ist "Betroffenheit" kein Argument. Davon habe ich niemals geredet.

             

            3. Was haben Sie eigentlich für ein Problem mit mir? Ich habe mich doch ausdrücklich für die Ehe für Homosexuelle ausgesprochen. Mich wundert es ja, dass es so ein Thema ist, über das so kontrovers diskutiert werden muss? Führt die Ehe bzw. Lebenspartnerschaft für alle ein und gut ist.

            • @4845 (Profil gelöscht):

              Nachtrag: Wenn ich Ihnen zu nahe getreten bin, tut mir das leid. Mit den "Perversen" wollte ich nicht Ihnen etwas unterschieben, sondern auf die Logik der sozialen Ungleichheit aufmerksam machen: Wenn Hebammenversicherungen diskutiert werden, dann diene das der "Allgemeinheit". Wenn die Ehe für Homosexuelle geöffnet wird, dann diene das einer kleinen Minderheit und habe mit den Anliegen der "Allgemeinheit" nichts zu tun. Letztere blieben dann unbearbeitet liegen, weil man sich nur mit Minderheitenanliegen beschäftige. Dem widersprche ich.

            • @4845 (Profil gelöscht):

              "Denn das hält uns sonst nur davon ab um auf die Gemeinsamkeiten und uns auf die gemeinamen Intressen zu konzentrieren in dem wir nur auf das Trennende achten."

               

              Das ist richtig und wichtig, und lassen Sie uns gleich damit anfangen.

               

              Ich habe überhaupt kein Problem mit Ihnen. Ich habe ein Problem damit, dass der "Luxusproblem"-Diskurs astrein der Logik der sozialen Ungleichheit entstammt. Denn das "Luxusproblem" ist, wie Sie richtig schreiben, dass in den letzten Jahren eine "kleine, laute Minderheit" selbstdefinierter Traditionalisten die Ehe-Öffnung gegen den Mehrheitswillen blockiert hat. Das "Luxusproblem" ist, dass 90% der Deutschen kein Problem mit Schwulen und Lesben haben, aber eine "kleine, gewaltbereite Minderheit" diese auf unseren Straßen bedroht, so dass praktisch 100% der Schwulen und Lesben sagen, dass sie Angst haben, in der Öffentlichkeit die Hand ihres Partners zu halten.

               

              Die Logik der sozialen Ungleichheit im "Luxusproblem"-Diskurs ist, dass Schwule und Lesben selbst für die ständige Thematisierung des Themas verantwortlich gemacht werden ("...ihren Sex ständig vor sich hertragen", "Haben wir keine anderen Probleme?"). Dabei sind es Diskriminierung und Bedrohung durch ganz ganz wenige, welche nicht aufhören und welche Lesben und Schwule - zurecht - jeden Tag penetrant anprangern. Würde man denn zu seinem Kind sagen "Du nervst!" oder "Sei still, ich hab andere Probleme!", wenn es zum 100. Mal nachhause kommt und erzählt, es sei schon wieder in der Schule verprügelt worden?

               

              Ich gehe davon aus, dass Sie das alles verstehen und wissen. Ich bitte Sie nur darum zu reflektieren, welche argumentativen Mechanismen Sie (ungewollt) bedienen, wenn Sie vom "Luxusproblem" sprechen.

              • 4G
                4845 (Profil gelöscht)
                @mats:

                Nun, ich kann mich entschuldigen und mich korrigieren. Die Größe besitzen Sie ganz offensichtlich nicht....

              • 4G
                4845 (Profil gelöscht)
                @mats:

                @MATS

                 

                Gut, im Gegenzug nehme hiermit meine Aussage, es wäre ein "Luxusproblem für eine Minderheit" hochoffizielll zurück und entschuldige mich für diese missverständliche und unglückliche Formulierung. Ich gebe Ihnen in Bezug auf Ihre Ausführungen in Sachen "Die Freiheit des Einzelenen und des Anderen in Bezug auf die Allgemeinheit" völlig Recht. Diesem - grund demorkatischen - Prinzip wollte ich weder davor noch danach widersprechen.

                 

                Lassen Sie es mich anders Formulieren: Es ist ein UNNÖTIGES Problem weil es keine sein sollte, die Ehe bzw. Lebenspartnerschaft für alle einzuführen. Für derartige Fragen gibt es immer eine einfache Frage: "Schadet es einem Dritten?" Und da ist die Antwort ganz klar: die gleichgeschlechtliche Ehe bedroht die Existenz und den Schutz der zweigeschlechtliche Ehe nicht im geringsten. Und auch das Arugment mit der Adoption ist völlig hinfällig, Familie ist dort wo man sich um das Kind kümmert. Die mögliche Diskriminierung eines solchen Kindes durch ein möglicherweise intolerantes Umfeld ist kein Argument (sonst müsste man so manchen Ausländern oder Binationalen Eltern auch die Kinder wegnehmen...).

      • @mats:

        Es ist in meinen Augen tatsächlich ein Luxusproblem, ohne dass Anliegen abzuwerten.

        Das mit dem Weltfrieden finde ich gut. Dafür würde ich jedes meiner Anliegen hintenan stellen, ohne mich abgewertet zu fühlen.

        • @Hans-Georg Breuer:

          Bitte schicken Sie uns ein Video Ihrer stoischen Hinnahme vom Bürgeramt. Ich denke, wenn Sie und ein paar Millionen tatsächlich für immer zugunsten des Weltfriedens auf einen gültigen Personalausweis, einen Wohnberechtigungsschein oder ein Führungszeugnis verzichten, dann werden Schwule und Lesben zugeben müssen, wie egoistisch sie waren, als sie die Gesellschaft mit ihren Luxusproblemen belästigten.

  • Schöne Sache, glücklicher wäre ich wenn meinem Demokratieverständnis entsprechend alle Abstimmungen frei von Zwang wären - aber das ist ja wohl noch Zukunftsmusik im "alles ist so toll" -(Deutsch)Land

    • @Chaosarah:

      Volle Zustimmung! Mein Demokratieverständnis bekommt auch immer Schluckauf bei dem Wort "Fraktionszwang". Und kommt mir bitte keine/r damit, daß alle Abgeordneten nicht alles in Gänze verstehen können, was die beschließen. Dann dürften die das so demokratietechnisch gesehen garnicht!

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Chaosarah:

      Fraktionszwang hat bei Gewissensentscheidungen gar keinen Sinn. Ist doch ausnahmsweise mal okay, oder?

    • @Chaosarah:

      "Zukunftsmusik" war die Ehe für alle auch mal. Also: Bittesehr, Herr Kapellmeister!