Bayern kehrt zum G9 zurück: Länger lernen ist wieder besser
Schon ab September sollen Kinder in Bayern wieder neun Jahre aufs Gymnasium gehen dürfen. Eine Rückkehr zum alten System soll es trotzdem nicht sein.
Die CSU-Landtagsfraktion hatte Mittwochabend den jahrelangen Streit in Bayern um das achtjährige Gymnasium G8 beendet und die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium beschlossen. Verknüpft wurde dies mit einem Bildungspaket, das Investitionen auch für andere Schulformen, den frühkindlichen Bereich und die berufliche Bildung vorsieht.
„Der Freistaat investiert massiv in Bildung“, sagte Spaenle. Alleine die geplante Anstellung von perspektivisch tausend neuen Lehrern für die Gymnasien sowie zusätzlichen Lehrern für andere Schulformen und Verwaltungskräfte werde etwa 180 Millionen Euro pro Jahr kosten. Dazu komme ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag für den nötigen Ausbau der Infrastruktur.
Laut Spaenle soll dies bereits für die im September an die Gymnasien wechselnden derzeitigen Grundschüler geltende neue G9 keine Rückkehr zum 2004 abgeschafften alten G9 bedeuten. So beginnen die bayerischen Schüler trotz Kritik von Pädagogen weiterhin bereits in der sechsten Klasse mit einer zweiten und in der achten Klasse mit einer dritten Fremdsprache. Spaenle verteidigte dies mit dem Argument, dass den Schülern ein Jahr länger zum Erlernen der Sprachen zur Verfügung stehe als im G8.
Überholspur für gute Schüler geplant
Außerdem hat das neue G9 eine „Überholspur“, die guten Schülern wie bisher das Abitur nach bereits acht Jahren ermöglicht. Außerdem können Schüler bei entsprechenden Schulleistungen in der elften Klasse ein Jahr im Ausland zur Schule gehen, sie bekommen dazu begleitend Förderangebote in den Kernfächern. Außerdem soll es ein Stipendienprogramm zur finanziellen Unterstützung solcher Auslandsaufenthalte geben.
Der bayerische SPD-Bildungsexperte Martin Güll kritisierte, trotz der begrüßenswerten Rückkehr zum G9 habe das Bildungspaket viele Lücken. So würden die anderen Schularten nicht ausreichend berücksichtigt. „Das Päckchen enthält für die Kitas nur lauwarme, nicht mal heiße Luft, bei den Grund-, Mittel- und Berufsschulen wird nicht einmal das dringend Notwendige gemacht.“
Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will trotz der Entscheidung im Nachbarbundesland kein flächendeckendes G9. „Diesen grundsätzlichen Trend, zu G9 zurückzukehren, kann ich so in Baden-Württemberg nicht erkennen“, sagte Eisenmann im Südwestrundfunk. In Baden-Württemberg gebe es 44 G9-Standorte, sieben Prozent der Gymnasiasten machen demnach nach neun Jahren Abitur. Es sei eine „sehr hohe Zufriedenheit“ auch im G8 erkennbar.
Das zum Schuljahr 2004/2005 in Bayern eingeführte G8 galt als ein Prestigeprojekt des damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU). Es galt aber gleichzeitig auch als überhastet und undurchdacht eingeführt, die Kritik riss bis zuletzt nicht ab.
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