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Türkei-Korrespondent der „Welt“Bundesregierung unterstützt Yücel

Der Journalist Deniz Yücel wird in der Türkei vorgeblich wegen Terrorverdachts festgehalten. Die Bundeskanzlerin verlangt eine rechtsstaatliche und faire Behandlung.

Der frühere taz-Redakteur Deniz Yücel befindet sich in Polizeigewahrsam Foto: dpa

Berlin rtr/afp/dpa | Die Bundesregierung hat sich in den Fall des in der Türkei festgehaltenen Welt-Korrespondenten Deniz Yücel eingeschaltet. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte am Samstag: „Wir setzen darauf, dass in dem laufenden Ermittlungsverfahren der türkischen Behörden gegen Herrn Yücel rechtsstaatliche Regeln beachtet und eingehalten werden und er fair behandelt wird.“ Dies gelte gerade mit Blick auf die auch in der Türkei verfassungsrechtlich verankerte Pressefreiheit.

Yücel ist seit Dienstag in Polizeigewahrsam. Die Behörden werfen ihm nach Angaben seiner Zeitung Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Datenmissbrauch und Terrorpropaganda vor.

„Natürlich tun wir alles, was wir können, um Deniz Yücel zu unterstützen“, sagt der Sprecher des Auswärtigen Amtes. Es gebe Kontakte mit Yücel und mit der Redaktion der Welt.

Bei einem Treffen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim am Samstag am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz habe auch Bundeskanzlerin Angela Merkel den Fall ausführlich angesprochen, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. „Sie hat darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass Herr Yücel durch die deutsche Botschaft umfassend konsularisch betreut werden kann. Die Bundeskanzlerin drückte die Erwartung der Bundesregierung aus, dass Deniz Yücel eine faire und rechtsstaatliche Behandlung erfährt.“

„Mit Terror-Vorwürfen macht Erdogan seine Gegner und die Kritiker der AKP-Regierung mundtot“, erklärte SPD-Generalsekretärin Katarina Barley am Samstag. Auch sie forderte ein „faires rechtstaatliches und vor allem schnelles Verfahren“.

Yücel hatte sich am Dienstag nach Angaben der Welt in das Polizeipräsidium in Istanbul begeben, um sich Fragen der Ermittler zu stellen. Seitdem wird er von den Behörden festgehalten, was in der Türkei ohne Anhörung durch einen Richter bis zu 14 Tagen möglich ist.

Er hatte wie zahlreiche andere Journalisten internationaler Medien über E-Mails berichtet, die das linksgerichtete türkische Hacker-Kollektiv RedHack aus dem privaten Mail-Konto von Energieminister Berat Albayrak beschafft hatte. Darin ging es der Zeitung zufolge unter anderem um die Kontrolle türkischer Medienkonzerne und die Beeinflussung der Öffentlichkeit durch fingierte Twitter-Nachrichten.

Die E-Mails sind seit Anfang Dezember auf der Enthüllungsplattform WikiLeaks allgemein zugänglich. Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt sagte, die Zeitung vertraue darauf, dass ein faires Verfahren Yücels Unschuld ergeben werde.

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10 Kommentare

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  • Gut, dass wir jetzt einen Bundespräsidenten haben, der schon im Falle Kurnaz seinen unermüdlichen Einsatz für wegen angeblichem Terrorismus unschuldig inhaftierte Menschen gezeigt hat.

    • @Age Krüger:

      Gemach - Als er im Geiste noch -

      Helmut Ridders - Demokratie&Recht - foch -

      't - Da war er - noch kein hohes Tier!

      Aber - Den Schlappihüten im Visier!

      Erst er mittels stupidjur. Georg Maaßen

      Murat Kurnaz Guantanamo ließ braten

      Da - Fand er kein Bedauern nicht! - &

      Machte dreist den andern Bösewicht -

      ZumGärtnerbock de Verfassung - ühjü!

      Er - Präsidiert kackfrech in - Bellevue!

  • Wenn es keine rechtsstaatl. Behandlung für Yücel geben sollte, bin ich schon gespannt, welche Geschütze von der BR aufgefahren werden.

  • Fair und rechtstaatlich... die Türkei??

     

    Aber klar doch! Wo doch keine Journalist*innen in der Türkei im Knast sind, die lediglich ihren Job gemacht haben. Neeeiiiin, wo denken Sie hin... ??

     

    Was für feige Statements! In der Türkei herrscht keine Meinungs- und Pressefreiheit mehr. Genau deshalb ist unter anderen der Journalist Cem Dündar geflohen. Ihm droht immerhin Lebenslänglich, weil er die Waffenlieferungen der Türkei an Syrien aufgedeckt hat.

     

    Hier würde ich mir Mut von unserer Regierung wünschen, eine Klarstellung und kein herziges "Bittebitte tut ihm nix!"

     

    Ich wünsche Herrn Yücel jedenfalls, dass er da heil raus kommt, auch wenn er von unserer Regierung wohl wenig Hilfe erwarten kann, man hat doch da den Flüchtlingsdeal, da muss man halt auch zu Opfern bereit sein... .

    • @Lesebrille:

      Korrektur: Der Jounalist heisst natürlich Can Dündar, nicht Cem. Pardon!

  • Daß in dem laufenden Ermittlungsverfahren der türkischen Behörden gegen Herrn Yücel rechtsstaatliche Regeln beachtet und eingehalten werden und er fair behandelt wird, steht doch angesichts der Behandlung anderer Journalisten in schon laufenden Verfahren außer Frage. Oder?

  • Bundespräsident Steinmeier wird jetzt sicher nicht lange zögern und dem Deniz viel Mut und Fensterkitt wünschen.

  • Na servus!

    AA & "Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt sagte, die Zeitung vertraue darauf, dass ein faires Verfahren Yücels Unschuld ergeben werde."

    Wenn's nicht fast ein Aperçu wäre -

    "Beide wohl nicht von dieser Welt - wa!"

    • @Lowandorder:

      Erinnern Sie sich zufällig an einen taz-Artikel, geschrieben vom Inhaftierten, zum Bundespräses Gauck ? Dieser Artikel und ein Kommentar eines @Axel waren für mich sehr hilfreich. Eine Zeit lang war ich nicht gegen eine Gauck'sche Kandidatur. Na dann hatten wir ihn.

      Aber Yüksel hat doch auch mal hier in der taz geschrieben ?

      • @Pink:

        Das taz-archiv ist zwar immer noch lausig - aber mal unter Deniz Yücel -

        So heißt der unerschrockene Kämpe

        Aus Flörsheim am Main - suchen;

        Sonst - klar - netz!;)