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Antiisraelische Lehre in HildesheimNur zulässiger Antisemitismus

An der Hochschule Hildesheim unterrichtet eine Dozentin über die soziale Lage palästinensischer Jugendlicher – mit antijüdischer Propaganda.

Eine Dozentin soll an der HAWK in Hildesheim antisemitisches Material gezeigt haben. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

HAMBURG taz | Die E-Mail bot einen Lehrauftrag an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Hildesheim an. Rebecca Seidler sollte an der HAWK für das Wintersemester 2015/16 ein Seminar über jüdische Soziale Arbeit in Deutschland und Israel anbieten. „Ein spannendes Thema“, fand die promovierte Religionspädagogin. Seidler, die in Hannover eine Praxis für psychosoziale Beratung betreibt, und auch an der Hildesheimer Uni lehrt, war interessiert an dem Seminar, das als Modul gemeinsam mit einer Lehrveranstaltung „Zur sozialen Lage von Jugendlichen in Palästina“ angeboten werden sollte.

Verwundert war sie allerdings, als sie sich dazu das Unterrichtsmaterial der Lehrbeauftragen Ibtissam Köhler anschaute, die ihr Seminar bereits seit zehn Jahren anbietet. Darin fand sich nichts über Aspekte und Formen Sozialer Arbeit mit palästinensischen Jugendlichen weder in Deutschland noch in Palästina. Dagegen wurde ein Sammelsurium von Quellen offeriert, mit denen, so Seidlers Eindruck, „das Bild der völligen Entrechtung der Palästinenser durch Israel“ vermittelt werden sollte.

Mal ging es um „Folteropfer in israelischen Gefängnissen“. Dann wurde den Studierenden Seminarmaterial unter dem Titel „Unsere Söhne werden ihrer Organe beraubt“ über angeblichen Organraub durch israelische Streitkräfte bereitgestellt. Kritische Anmerkungen von Seidler ließ die zuständige Dekanin, Christa Paulini, schriftlich unbeantwortet. In einem späteren Telefonat tat sie die Kritik als „persönliche Empfindlichkeit“ ab. Auch wenn, wie die HAWK zugibt, „die Ausrichtung des Seminars immer mal wieder in der Diskussion“ stand. Der Lehrauftrag kam nicht zustande, Seidler sagte wegen „der Unwissenschaftlichkeit und Einseitigkeit des Seminars“ ab.

Jan Riebe hat das Seminarmaterial von Ibtissam Köhler, die eine Bitte um eine Stellungnahme unbeantwortet ließ, analysiert. Der wissenschaftliche Mitarbeiter der Amadeu Antonio Stiftung in Berlin ist entsetzt. „Das Material erweckt nicht einmal den Anschein einer Wissenschaftlichkeit.“ Gegenpositionen seien in keinem der vorliegenden Texte zu finden. Die Auswahl solle „die Politik Israels in einer einseitigen, delegitimierenden bis antisemitischen Betrachtungsweise“ behandeln, schreibt er. Sein Urteil: „Ein in der Art aufgebautes Seminar ist unvereinbar mit den demokratischen Grundsätzen einer Hochschule. Es wird den Studierenden ein zutiefst antiisraelisches, in Teilen sogar antisemitisches Weltbild vermittelt.“

Auch der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, empörte sich über das Seminar in einem Schreiben an die niedersächsische Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajić (Grüne), und bat darum, „dass ein derartiges Seminar nicht mehr in ihrem Zuständigkeitsbereich angeboten wird“. Für die Jerusalem Post diagnostizierte der Sprecher des Außenministeriums, Emmanuel Nahshon, die ganze HAWK sei offenbar „a ­hatred factory“ eine Hassfabrik – keine Hochschule.

An der HAWK ist man sauer über die Intervention, berichtet ein Mitglied der Hochschule mit der Bitte um Vertraulichkeit. Schon Paulini hatte im Telefonat mit Seidler geklagt, man werde „angeschwärzt“. Und HAWK-Präsidentin Christine Dienel beklagt, die Einrichtung werde zum „Schlachtfeld des israelisch-palästinensischen Konflikts“ gemacht. Sie vertraue der Fakultät, wissenschaftlich fundiert mit dem Material umzugehen.

„In zulässiger Weise“

Auch die Ethik-Kommission, die in der Causa Köhler im Mai tagte, hatte „keinen Anhaltspunkt“ gesehen, dass „antisemitische Inhalte in unzulässiger Weise propagiert“ würden – ganz, als ob es auch eine zulässige Weise gäbe. Auf Drängen von Heinen-Kljajić hat sich die Hochschule mittlerweile durchgerungen, den Köhler-Kurs begutachten zu lassen. Durch wen, ist laut Ministerium noch unklar. Dass sie von der Expertise der Antonio-Stiftung wenig hält, hatte Hochschulpräsidentin Christiane Dienel der taz schon verraten.

Offenbar in Reaktion auf frühere Beschwerden hat die HAWK schon seit längerem den Besuch zweier weiterer Seminare „verpflichtend“ an die Köhler’sche Lehrveranstaltung gekoppelt: „Der Nahostkonflikt – Perspektiven von sozialer Arbeit in Israel“ und „Jüdisches Leben in Deutschland“. Letztere aber findet schon seit einem Jahr nicht mehr statt – krankheitsbedingt.

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26 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Wenn die Sachlage so zutrifft, wie hier berichtet, warum dann diese wütenden Kommentare gegen Herrn Dillmann?

     

    Ja jetzt habe ich heute gesehen, die Jüdische Allgemeine berichtet, dass das Seminar in Hildesheim abgesetzt sei, die Hochschule habe reagiert, auch auf den ZRJ.

    In die Zeitung schaue ich in Zukunft öfter.

     

    Nein, Außenstehende, Nichtstudierende können sich in Stud.IP nicht einloggen, klar.

    Man muss sich immer erst mal auf die Sachlage einlassen, nicht gleich abwehren.

  • Oh jeh, Herr Dillmann,

    wenn das der Standard Ihrer journalistischen Arbeit ist und Ihre weiteren Kommentare ("Turboporter") legen das ja nahe...

    In der Tat lese ich die taz, weil ich etwas anderes erwarte.

    • @interessierter leser:

      Sie sind verblüffend dünnhäutig, wenn es um Ihre eigenen enttäuschten Erwartungen geht - aber unendlich grosszügig, wenn es um die, wie wir gelesen haben, antisemitischen Ausfälle einer arabischen Dozentin geht.

      • @TurboPorter:

        Der Begriff "Antisemitismus" hat sich in die Diskurse eingeschlichen und lässt sich auch irgendwie nicht mehr korrigieren. Die "arabische" Dozentin könnte (ich kenne Frau Köhler nicht) aus dem Kulturkreis kommen, in dem arabisch gesprochen wird. Arabisch gehört zu den semitschen Sprachen und Araber*innen zu den semitischen Völkern. Ich widerspreche der falschen Verwendung dieses Begriffs. Darüber hinaus ist ein Diskurs Godwins-law-gemäß, sobald der Begriff "Antisemitismus" auftaucht faktisch unmöglich. Meine These also: ein Diskurs wird durch die Nennung des Begriffs "Antisemitismus" beendet.

  • Unschön, Herr Dillmann!

    1. Als Leser möchte ich sachlich und unparteiisch informiert und nicht missbraucht und manipuliert werden. Sie hingegen "berichten" selektiv, polemisch und a la "Bild" über Frau Köhlers Seminar. Und zwar ausschließlich aus zweiter Hand. Kennen SIE es? Ich kenne es nicht und hätte gern etwas darüber erfahren. Etwas Sachliches und nicht Geschwafel.

    2 .Als Leser erwarte ich Transparenz und Recherchearbeit. Beides vermisse ich in Ihrem Artikel. Sie schreiben beispielsweise " Kritische Anmerkungen von Seidler ließ die zuständige Dekanin, Christa Paulini, schriftlich unbeantwortet. In einem späteren Telefonat tat sie die Kritik als „persönliche Empfindlichkeit“ ab." Hat da Frau Seidler telefoniert und sie haben es von ihr (aus Faulheit? Oder weil´s gut in Ihr Konzept passt?) übernommen oder haben Sie telefoniert? Warum decken Sie es nicht auf?

     

    Journalismus geht anders!

     

    Sie schreiben, Herr Nahshon ("Sprecher des Außenministeriums" - von Israel...?) habe "diagnostiziert", die "ganze HAWK sei eine Hassfabrik - keine Hochschule". Sie lassen DAS so stehen! SPÄTESTENS hier hätte ein differenzierter Artikel darüber reflektieren müssen, wie brutale Konflikte Differenzierungen und Reflektionen in den Köpfen der Beteiligten zerstören und platte Parteilichkeiten befördern.

    Oder glauben Sie auch, dass die HAWK eine Hassfabrik ist?

     

    Ihr Kronzeuge dafür, dass Frau Köhlers Seminar einseitig (sic!), unwissenschaftlich (!) und antisemitisch (!) sei, ist Herr Riebe von der Amadeu Antonio Stiftung. Auf der Stiftungs-Homepage findet sich folgender, denkwürdiger Satz:

     

    Antisemitismus, auch in Form von Israelfeindlichkeit, und Rassismus sind ein in Deutschland weit verbreitetes Problem, das noch zu wenig wahrgenommen wird.

     

    Und da ist sie schon wieder, die Keule: Lehne ich bestimmte Vorgehensweisen von Israel ab, bin ich israelfeindlich, bin ich israelfeindlich, bin ich natürlich antisemitisch: Also einfach gesagt, Israelkritiker sind Rassisten...

    • @light:

      Lieber Leser, Sie könnten sich ohne weiteres online über das Seminar von Ibtissam K. informieren. In Hinblick auf Ihre generelle Medienkritik sei angemerkt, dass Journalisten fast immer die Aufgabe haben, aus "zweiter Hand" zu berichten: das ist beim Wetterbericht so (nicht Journalisten berechnen Wettermodelle), das ist beim Sport so (nicht Journalisten stehen auf dem Platz und kicken den Ball) und ganz sicher auch bei der Politik.

       

      Dass Antisemiten aufheulen, wenn sie getroffen und blossgestellt werden, ist immerhin ein kleiner Erfolg der jahrelangen Aufklärungsarbeit. Auch wenn es weiterhin weit rechts und weit links Zirkel gibt, in denen Antisemitismus einfach dazugehört.

      • @TurboPorter:

        NUR ZULÄSSIGE MANIPULATIONEN

         

        Natürlich kann ich mich selber im Internet informieren über alles mögliche - aber wozu soll ich dann noch Ihre Artikel lesen, Herr Dillmann "Turboporter"? Im übrigen ein sehr bedenkliches Argument: JEDER Manipulator kann schließlich auf´s Internet verweisen und auf jede Kritik hin erklären "Informiert Euch doch gefälligst selbst!"...

         

        Sie reagieren zudem (clever?) auf eine Kritik ("Zweite-Hand-Journalismus"), die ich so gar nicht geäußert hatte. Meine Kritik an Ihnen ist, dass Sie unsachlich, parteiisch, manipulativ, tendenziös, unsauber, polemisch, kurzum: Offensichtlich verstrickt und ziemlich schlampig gearbeitet haben.

         

        Die taz hat Ihren manipulativen Artikel in unzulässiger Weise publiziert!

        • @light:

          Jetzt fiel mir ganz spontan eine Redensart des Volksmundes ein, von der ich mich selbstverständlich umgehend distanzieren möchte, sie lautete nämlich: Getroffene Hunde bellen. Pfui!

          • @TurboPorter:

            Chapeau, Herr Dillmann!

            Schon krochen Sie unter den Schutzschirm des kritikresistenten, proisraelischen Lobby...: Auch der, der es wagt, SIE zu kritisieren, kann nur ein Rassist sein!

            Nur eins verstehe ich dabei nicht: Warum distanzieren sie sich vom Volksmund??? Vor dieser Redensart müssen Sie doch keine Angst haben, da Sie doch jeder Kritik an Ihnen sachlich, schlüssig und zwingend parieren konnten.

  • @Albrecht Pohlmann

    Es geht aber nicht um "Kritik", sondern um Dämonisierung und antisemitische Wahnvorstellungen. Die Kursmaterialien, die in der Berichterstattung genannt worden sind, sind weithin bekannt und haben z. T. auch schon in anderen Zusammenhängen zu massiven diplomatischen Auseinandersetzungen geführt. Hier zum Beispiel der Artikel über den "Organraub":

    http://www.aftonbladet.se/kultur/article11973850.ab

  • Dieser Artikel ist offenkundig moderne Kopierfunktionen in mehreren Zeitungen zu finden. In der Jüdischen Allgemeinen z.B.

    Das Gutachten von Jan Riebe und die begutachteten Seminarunterlagen hätte ich auch gern geprüft. Allerdings hat man mit bei der Amadeu Antonio Stiftung in Berlin mir gesagt, dass sei kein öffentliches Gutachten. Ich frage, wie kommt dann der Autor, eine Universität einfach so des Antisemitismus zu bezichtigen? Vielleicht ist es sein Sitz in der Karibik, der ihn vor Klage in Deutschland schützt.

    • @Nico Frank:

      Sie können einen Teil der Unterlagen im Internet finden oder auch gerne bei der Seminarleiterin nachfragen, suchen Sie z.B. nach dem Namen der Seminarleiterin.

       

      Und ansonsten, gehen Sie doch einfach davon aus, dass der Autor die notwendigen Informationen vorliegen hat - das tun Sie sicher auch bei Dutzenden anderer Zeitungsartikel, die Sie täglich lesen.

       

      Und da Sie ja offenbar gerade auch ad personam, und nicht zur Sache, argumentieren: Wollen wir das nicht wieterführen - wäre dann nicht allein der Name der Seminarleiterin ein starkes Indiz dafür, dass die Vorwürfe stimmen? (>>Bereits 2009 hat eine Umfrage des PEW-Meinungsforschungsinstituts feststellen können, dass in der arabischen Welt negative Ansichten über Juden zu nahezu 100 Prozent vorherrschen.

      • @TurboPorter:

        So sehr Antisemitismus in den westasiatischen, v.a. muslimischen Ländern ein Problem darstellt und so sehr ich Ihre Kritik an Antisemitismus im Angesicht einer diesen gekonnt übersehenden Leserschaft schätze, so finde ich doch, dass "schauen Sie sich doch nur mal ihren Namen an" schon stark vorurteilsbehaftet ist...

  • Ich hätte gern selbst überprüft, ob die im Artikel erhobenen Anschuldigungen gegen die Lehrbeauftragte, Frau Köhler, zutreffen. Leider finde ich auf der Seite der HAWK jene inkrimierten Unterrichtsmaterialien nicht - der Leser wird auf StudIP verwiesen, wo ich nicht angemeldet bin. Somit lassen sich die Vorwürfe zunächst nicht überprüfen. Aber so viel ist dem Artikel zu entnehmen: „das Bild der völligen Entrechtung der Palästinenser durch Israel“ solle suggeriert werden - ja aber, ist dieses Bild denn grundlegend falsch? Und wieso ist es antisemitisch, wenn die inhumane Politik eines Staates angeprangert wird? Ist Kritik am Vorgehen der Erdogan-Regierung gegen Kurden dann "anti-turkistisch", also rassistisch gegen alle Turkvölker gerichtet? - Ich denke, an diesem Beispiel wird deutlich, wie inkonsistent es ist, Kritik an der Politik des Staates Israel als "Antisemitismus" zu bezeichnen. Es müßten sich, außer dieser Staatskritik, zusätzliche Anhaltspunkte für offenen oder Krypto-Rassismus finden lassen, um den Befund des "Antisemitismus" überhaupt diskussionswürdig zu machen.

  • @Susanna von Oertzen

    Meinen Sie das wirklich ernst? Der Umstand dass, wie Sie behaupten, einige der Studenten der HAWK schon mal in Israel waren, soll beweisen, dass die Vorwürfe des Antisemitismus "absolut unberechtigt" sind? Diese Argumentation erinnert doch in erschreckender Weise an einen Klassiker der antisemitischen Apologie, der sinngemäß lautet: Ich kann gar kein Antisemit sein, denn einige meiner besten Freunde sind Juden.

    Dass es "bei der laufenden Auseinandersetzung" in Wirklichkeit um etwas anderes gehe, nämlich um einen Angriff auf die "Freiheit von Forschung und Lehre", ist auch genau die Form von suggestivem Geraune, auf die Antisemiten immer wieder zurückgreifen. Als würden da jetzt irgendwelche zwielichtigen "Interessen" Israels hinterstehen. Absurd! Die wussten doch (wie die allermeisten Menschen in Deutschland auch) bisher noch nicht einmal, dass die FH Hildesheim überhaupt existiert. Man möchte halt einfach nur verhindern, dass der Hass auf Israel und Juden weitergetragen und als "Position" legitimiert wird.

  • Es ist bei dem Autor zu beachten, der eher in lateinamerikansichen Themen zuhause ist, dass er auch für die Jüdische Allgemeine schreibt. Dieser Artikel läßt den Schluß einer gewissen Parteilichkeit nicht von der Hand zu weisen, zumal ja auch seitens der HWAK eine schlechte Recherche angedeutet wurde.

  • Sehr geehrte Frau Richter,



    zunächst möchte ich Ihnen zu Ihrer Information die Stellungnahme der Präsidentin der HAWK empfehlen: http://www.hawk-hhg.de/aktuell/default_214161.php



    Darüber hinaus finde ich den Artikel von Herrn Dillmann stellenweise schlecht recherchiert. Ein Beispiel: Es entsteht der Eindruck, als sei Frau Seidler unversehens auf das Lehrauftragsangebot der HAWK gestoßen. Fakt ist: Frau Seidler hat an der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit der HAWK in Hildesheim selbst studiert und dort ihren Master in Sozialer Arbeit gemacht (sie ist also nicht Religionspädagogin, sondern Sozialarbeiterin). Später hatte sie für ihre Dissertation über frühkindliche jüdische Erziehung zeitweise ein Stipendium der Fakultät inne. Sie kennt die Fakultät also gut und hat auch bereits einen oder mehrere Lehraufträge dort gehabt. Sie sollte daher auch die seit Jahren angebotenen Lehrveranstaltungen zu Sozialer Arbeit in Israel kennen, die Israel-Exkursionen und studentischen Aufenthalte in Israel sowie die Zusammenarbeit mit KollegInnen an Hochschulen in Israel. Sie müsste also wissen, dass der Vorwurf, die Fakultät vermittele Studierenden ein einseitiges oder gar antisemitisches Weltbild, absolut unberechtigt ist.



    Bei der laufenden Auseinandersetzung scheint es tatsächlich um die Grundfrage der Freiheit von Forschung und Lehre zu gehen: Offenbar sollen Studierende palästinensische Positionen zum Nahostkonflikt nicht einmal kennlernen dürfen - ganz unabhängig, was man inhaltlich von ihnen halten mag.Das finde ich zutiefst bedenklich.







    Mit freundlichen Grüßen



    Dr. Susanna von Oertzen



    Wiss. Mitarbeiterin an der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit der HAWK Hildesheim

    • @anna21:

      Frau Oertzen, es wäre jetzt interessant, ob Sie für die Fakultät sprechen oder in Ihrem persönlichen Namen?

       

      Hoffentlich letzteres, ansonsten könnte man annehmen, dass die Probleme in der HAWK tiefer reichen als nur auf ein einziges Seminar beschränkt. Denn es ist durchaus bemerkenswert, wie Sie den Vorwurf ins Gegenteil verkehren: "Offenbar sollen Studierende palästinensische Positionen zum Nahostkonflikt nicht einmal kennlernen dürfen" - davon kann keine Rede sein.

       

      Ganz im Gegenteil: der Vorwurf lautet gerade, dass *ausschliesslich* palästinensische Positionen, darunter handfeste Lügen und zahlreiche antisemitische Stereotypen, vermittelt worden seien.

      • @TurboPorter:

        Sehr geehrter Herr Turboporter,

        ich spreche nur in meinem eigenen Namen, nicht im Namen der Fakultät oder gar der Hochschule. Im übrigen möchte ich auch Sie zur Information auf die Presseseite der HAWK verweisen. Dort wird klargestellt, "dass das kritisierte Seminar nur in Kombination mit einem Seminar aus israelischer Sicht belegt werden kann, um so die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Positionen im Konflikt zu erlernen."

         

        Mit freundlichen Grüßen

        S. von Oertzen

  • [...] Beitrag entfernt. Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen.

  • Der Artikel von Herrn Hillmann ist z.T. wörtlich aus der Jüdischen Allgemeinen übernommen. Damit wird der Antisemitismus-Vorwurf aber rnciht wahrer.

    Als „Beleg“ für den Antisemitismus werden Ibtiissam Köhler in der Hauptsache die Behauptung des Völkermords, der ethnischen Säuberung, Organhandel und der Folter durch Israel vorgeworfen.

    Als Völkermord wird jede Politik bezeichnet, die darauf abzielt "eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören" (Völkerstrafgesetzbuch § 6). Die Tatsache, dass Israels Politik seit seiner Staatsgründung darauf ausgerichtet ist die Palästinenser in Flüchtlinge oder Bettler zu verwandeln, lässt die Benutzung dieses Begriffs zu. Dies gilt insbesondere für Gaza, ein belagertes und regelmässig bombardiertes Gefängnis für circa 1.8 Millionen Palästinenser, dass nach einem UN-Report in vier Jahren unbewohnbar sein wird (https://www.tagesschau.de/ausland/un-gaza-101.html .

    Wenn die Behauptung der ethnischen Säuberung als Antisemitismus bezeichnet wird, wird hier der Versuch unternommen, eine wissenschaftliche Debatte zu unterbinden, die Ilan Pappe mit seinem Buch „Die ethnische Säuberung Palästinas“ angestoßen hat. Diese Säuberung begann 1948 mit der Vertreibung von circa 90% der palästinensischen Bevölkerung und wird auch heute überall in der Westbank betrieben.

    Folter gehört zum Alltag in den besetzten Gebieten, wie Amnesty International immer wieder feststellt. (http://www.amnesty.de/jahresbericht/2015/israel-und-besetzte-palaestinensische-gebiete )

    Gerüchte über eine Organentnahme aus den Körpern getöteter Palästinenser gibt es seit den 90er Jahren. Bekannt wurden Organentnahmen im Abu Kabir Institut in Tel Aviv, ohne das geklärt wurde, ob auch Palästinenser zu den Betroffenen gehörten. Von Bedeutung ist hier, dass hier nicht – einer uralten antisemitischen Legende folgend –behauptet wird, dass Palästinenser ermordet wurden, um an ihre Organe zu gelangen.

    arne andersen

  • Bei einer kritischen Auseinandersetzung müssen auch israelkritische Quellen benutzt werden dürfen. Dass hier sofort der Vorwurf der Einseitigkeit ja auch des Antisemitismus folgt, zeigt, wie bei diesem Thema fast schon reflexartig reagiert wird: Israelkritik wird einfach nicht zugelassen.

    Weshalb ausgerechnet ein Redakteur für Dominikanische Republik diesen Artikel schrieb, nehme ich mit Verwunderung zur Kenntnis- aber das nur am Rande

    • @Die tazleserin:

      Der Vorwurf bestand nicht darin, dass "auch israelkritische Quellen benutzt" wurden, sondern dass NUR israelkritische, israelfeindliche sowie antisemitische Quellen benutzt wurden. Ich zitieren aus dem Artikel:

      >>

      „Das Material erweckt nicht einmal den Anschein einer Wissenschaftlichkeit.“ Gegenpositionen seien in keinem der vorliegenden Texte zu finden. Die Auswahl solle „die Politik Israels in einer einseitigen, delegitimierenden bis antisemitischen Betrachtungsweise“ behandeln,

       

      • @TurboPorter:

        genau das, nämlich "dass NUR israelkritische, israelfeindliche sowie antisemitische Quellen benutzt" werden, wird im artikel behauptet, aber nicht belegt.

        noch weniger wird belegt, wie die dozentin mit dem von ihr eingeführten material arbeitet.

        mir will dazu scheinen, dass da wer aus drei materialien und dem vornamen der dozentin eine üble suppe zusammengerührt hat.

      • @TurboPorter:

        Hier verweise ich auf die Stellungnahme von Frau Dienel aus der Leitung der HWAK

  • Es ist schon erstaunlich, das kein Gremium der HAWK sensibilisiert zu sein schein, einen Kurs objektiv zu bewerten. Oder fällt das wiedermal unter "Freiheit der Lehre" wie so vieles an den Hochschulen für angewandte Wissenschaft. Zur Hochschule gehört auch die Verantwortung zu wissen was auf dem Campus gelehrt wird und Stellung zu beziehen. Was sagt der ASTA oder die Studierenden im Fakultätsrat???