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Studie zu Angriffen bei Pegida-MärschenFeindbild Journalist

Viele Anhänger der Bewegung rufen „Lügenpresse“. Das Leipziger Zentrum für Pressefreiheit hat Attacken gegen Medienvertreter untersucht.

Äußerung aus dem eingeschränkten Verbal-Angebot der Pegida-Anhänger Foto: dpa

Leipzig dpa | Mindestens 29 Journalisten sind nach einer Studie in diesem Jahr in Deutschland von Teilnehmern „rechtspopulistischer Veranstaltungen“ wie Pegida gewaltsam angegriffen worden. Dutzende weitere seien bedroht und bedrängt worden, teilte das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit am Dienstag in Leipzig mit. Die Opfer würden als Teil der „Lügenpresse“ angesehen, hieß es.

Das Zentrum hatte die Studie auf Basis von Medienberichten sowie Opferbefragungen erstellt. „Journalisten gelten bei einem wachsenden Anteil der Bevölkerung nicht mehr als neutral, sondern werden zum Teil eines Feindbildes aus herrschender Politik und weltoffener Gesellschaft“, sagte der Leiter der Studie, Martin Hoffmann.

Das Zentrum wolle die Daten weiter vervollständigen und rufe zur Unterstützung auf, sagte Hoffmann. Journalisten, die Opfer von Gewalttaten oder Bedrohungen wurden oder deren Eigentum beschädigt wurde, könnten sich auf der Internetseite an das Zentrum wenden. Die Datenlage sei noch lückenhaft, weil die Polizei die Angriffe auf Journalisten bisher nicht gesondert erfasst habe.

Das Zentrum war im Juni 2015 von 20 Organisationen gegründet worden. Es will Verletzungen der Pressefreiheit dokumentieren und betroffene Journalisten unterstützen. Finanziert wird das Projekt unter anderem von der Europäischen Union, dem Auswärtigen Amt und dem Land Sachsen.

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19 Kommentare

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  • Und die nächste undifferenzierte Studie der Journalisten-Branche, die sich überhaupt nicht um die Gründe für den Begriff "Lügenpresse" kümmert Dann werden auch mal pauschal Blogger und Journalisten zusammenwürfelt um eine Meinungsvielfalt zu demonstrieren, die es de fakto in Deutschland schon lange nicht mehr gibt. Hierzu sei gesagt, dass Internetblogger unter (konservativen) Journalisten einen ähnlich guten Ruf haben wie Kanalputzer. Und sorry, die gesamte Studie ist ein einzige indifferentes Rumgejammere, ohne Selbstreflektion oder ähnliches. Wie sieht es denn mit Bild-Reportern auf Antifa-Kundgebungen aus oder mit FAZ-Redakteuren bei APPD-Parteitagen? Warum tut man eigentlich so, als würde die einzige Gefahr für Reporter von Pegida ausgehen? Trägt eine Studie, die sich ausschließlich mit einem Rand-Symptom eines Phänomens beschäftigt denn wirklich dazu bei, Journalistentum in Zukunft neutraler zu sehen? Meiner Meinung nach eher nicht, eher wird der Punkt, dass Journalisten 2015 generell sehr tendenziös berichten, untermauert. Das ist das selbe wie die internen Untersuchungen bei FAZ, Welt und Co, wonach es einen Vertrauensverlust in die Journalisten-Branche gibt, "aber nicht bei unseren Lesern".

  • Wie so oft, sollte man hier differenzieren: Der Pegida-Ruf "Lügenpresse!" meint etwas anderes, als Medienkritik wie bei den Nachdenkseiten oder Medienanalyse international. Ganz offensichtlich und kaum leugnen ist die Tendenz etablierter Medien, einseitig im Sinne der westlichen Allianz über Themen wie: Ukraine- und Syrienkonflikt, "Krieg gegen den Terror" u.ä. zu berichten. Leider beteiligt sich immer wieder auch die TAZ daran (wobei die Ukraine-Berichterstattung tatsächlich differenzierter, als zu Konfliktbeginn geworden ist).

    - Deshalb finde ich dieses Pauschalgejammer unangebracht: Sagt bitte genau, welche Medienkritik ihr meint, worum es dabei genau geht und ob die Kritik gerechtfertigt ist oder nicht. - Intolerabel sind hingegen gewaltsame Übergriffe auf Journalisten, seien sie nun von DEmonstranten, oder Staatsorganen verübt.

    • @Albrecht Pohlmann:

      Das kann man nur unterschreiben.

  • Das Vertrauen in die Presse ist bei mir ganz allgemein heute auf dem niedrigsten Level angekommen. Das liegt aber nicht an den tausend Facetten und Perspektiven der Berichterstattung; Die gab es früher auch. Es liegt an fehlender Tiefenschärfe und der Wortverknappung für den schnelllebigen Leser in seinem engen Zeitkorsett. Was dabei herauskommt, sind "notgedrungen" immer mehr Halbwahrheiten. "Die halbe Wahrheit ist die gefährlichste Lüge ! "

    Ich benutze das Wort Lügenpresse zwar nicht, weil historisch belastet und von unangenehmen Zeitgenossen benutzt, doch nach obigem Zitat stelle ich allgemein das Prädikat "Halbwahrheitenpresse" aus.

    Zur Entschuldigung lässt sich aber sagen: Die Presselandschaft ist so verödet, wie die überwiegende Leserschaft sie sich wünscht.

    • @lions:

      Ich finde Ihren Vorwurf, so allgemein gehalten, schwer nachzuvollziehen. Es gibt doch unverändert ganz unterschiedliche Berichterstattungsmedien, von Internetportalen bis zu Monatsmagazinen, die zwischen einem kurzen "Newsflash" und langen, detaillierten und gründlich recherchierten Artikeln zu Sachthemen das ganze Spektrum dessen abdecken, was der geneigte Leser zu konsumieren wünscht. Er ist zwar zu größerer Selbstständigkeit bei der Auswahl gefordert, hat aber gleichzeitig, v. a. natürlich durchs Internet, ungleich größere Möglichkeiten, an Informationen zu gelangen, wenn er denn zum Suchen bereit ist. Wer zu faul für eigene Recherchen ist, bleibt halt bei den web.de-Nachrichten hängen, gut, aber früher hätte er dann wohl die Bildzeitung gelesen.

      Wo ist also das Problem?

      • @Ruhig Blut:

        In Einwurf ist berechtigt, doch gehen Sie vom kritischen Leser aus. Tatsächlich machen sich m.E. wenige die Mühe, tiefgründig zu recherchieren. Meine Kritik bezieht sich auf Leitmedien.

      • @Ruhig Blut:

        Das Problem ist dort, wo sogenannte Leitmedien einseitig berichten und dabei noch voneinander abschreiben. Die Aufgabe einer Zeitung oder des Fernsehens ist es ja nicht, auf die Vielfalt zu verweisen, die andere schaffen, sondern in jedem Beitrag so gut es geht zu differenzieren. Was allerdings die "Lügenpresse"-Schreihälse angeht, die nutzen berechtigte, aber total forcierte Kritik aus, um ihrerseits nur das zu goutieren, was ihnen in den Kram passt. Schön ist immer, wenn die Lügenpresse dann Texte bringt, die die AfDs und die ganzen schlichten Gemüter posten und als Beweise anführen. Die sind dann nicht gelogen, scheint's. Ein postmoderner Salto Mortale: Wahr ist, was ich dafür halte. Wer dagegen argumentieren will, dem halte ich entgegen, dass er meine Meinungsfreiheit unterdrückt. Wahr ist damit dann schon, was ich meine und weil ich es meine.

  • Nicht minder perfide ist das Zusammenwerfen der Medienkritik von linker Seite mit den Rechtspopulisten von Pegida oder Gestalten wie KenFM oder Elsässer.

     

    Wenn in der taz Artikel stehen, die tendenziös wie sonst nur bei Springer & Co. gehalten sind, dann sollte das auch kritisiert werden können, ohne dass entweder gar nicht erst bei den Kommentaren erscheint oder gleich in die Ecke der "Lügenpresse"-Schreier gesteckt wird.

  • "„Journalisten gelten bei einem wachsenden Anteil der Bevölkerung nicht mehr als neutral..."

     

    Viele Journalisten machen es den Rechten aber auch leicht. Wenn man an die Flut schlecht recherchierter Artikel, die offensichtlich nur den Regierungs- bzw, NATO-Kurs in der Weltpolitik stützen sollen, denkt, ist es zuweilen schwer, gegen rechte Bauernfänger zu argumentieren.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Ich neige dazu, den Begriff der Lügenpresse ähnlich unbefangen zu sehen, wie den der Obstpresse oder den des Lügendetektors, wobei letzterer bei mir allerdings andere Zweifel weckt.

  • "Finanziert wird das Projekt unter anderem von der Europäischen Union, dem Auswärtigen Amt und dem Land Sachsen."

     

    Ist ja eine interessante Konstellation: Ist Sachsen mit dabei, um somit "Entschädigungen" dafür zu zahlen, was Bürger ihres Freistaats anrichten?

  • Nun ja, Lügenpresse,

    ich sehe den heutigen Journalismus schon kritisch. Alleine, wie über die Anti.TTIP-Demonstration mit über 250.000 Menschen berichtet wurde.

    In den Mainstream Zeitungen reichte es gerade mal zu einee drei-fünf-zeiligen Randnotiz. Aber über Pegida und dem dünn-braunen Geflatter von Bachmann braucht man schon mal die ganze Titelseite.

    Lügen verbreiten, dafür ist ja das vierbuchstabige Springerblatt bekannt. Deshalb steht ja schon seit Jahrzehnten nicht mehr "Zeitung" im Logo, gerichtlich verboten.

    Aber, und das ist an dem Kleinhalten z.B. der TTIP-Demo zu sehen, oder gar das gar nicht Berichten, gezielt verschweigen, DAS halte ich für viel gefährlicher.

    Manche Journalisten, spez. die von Springer, sollen sogar das Verbot über negatives Berichten gegenüber USA und Israel in ihren Vertägen haben. Oder ist das nur ein böswilliges Gerücht?

    Es werden die Massen schon gewollt und gezielt gelenkt. Schauen sie sich mal das eine oder andere Video von Volker Pispers auf youtube an. Der nennt die Medienmogule beim Namen.

    Es gibt in Deutschland so gut wie kein Blatt mehr, das nicht zu Springer, Bertelsmann und Co. gehört. Das ist Fakt.

    • @Ehrlich:

      Totale Zustimmung bis auf einen Punkt. Das "gerichtliche Verbot" mit der "Zeitung" im Logo ist eine Glosse. Tatsächlich wurde in dem angesprochenen Prozess nur vom Richter gesagt, dass "er persönlich den Informationsgehalt der Bild nicht als so hoch ansicht, dass das Prädikat Zeitung gerechtfertigt wäre". Ich halte es da eher mit Volker Pispers: "Die Bild ist ein Blatt wo man jeden Fisch beleidigt, den man darin einwickelt".

  • Eventuell eine dumme Frage, aber: Erstatten die Journalisten denn auch Anzeige?

    • @Jot:

      Journalisten, die Opfer von Gewalttaten oder Bedrohungen wurden oder deren Eigentum beschädigt wurde, werden das vermutlich anzeigen bei der Polizei. Die Polizei erfasst sie nur nicht extra. Journalisten, die als Teil der "Lügenpresse" beschimpft wurden, werden vermutlich keine Anzeige erstatten. Was, schließlich, sollen sie denn sagen, wenn die Polizei fragt, wer angefangen hat mit der Beschimpfung? Sollen sie dann sagen: "Ich nicht. Dass alle Sachsen Nazis sind, ist schließlch eine erweislich wahre Tatsachenbehauptung"?

      • @mowgli:

        Natürlich meine ich die Gewalttaten. Und ich wollte empirische Daten, keine Mutmaßungen wie "is ja wohl logisch, ne?". Irren tut man sich oft genug.

      • @mowgli:

        @Mowgli

        Nun, gut, ich lese z.B. nicht die Bild, aber mir ist auch noch keine Publikation aufgefallen, die behauptet hätte, "dass alle Sachsen Nazis sind".

         

        Aber egal. Hauptsache man hat ein "tolles" "Argument" dafür, dass "die Presse" (also alle in diesem Bereich tätigen!) tatsächlich lügt.

         

        Sie merken es selbst, oder?

    • @Jot:

      Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten ;)

      Aber die Frage ist (ob nun dumm oder nicht) definitiv berechtig.