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Philosoph Badiou über Paris-MassakerDer Gefühlskultur widerstehen

Die Anschläge von Paris bewegen Alain Badiou zum Innehalten. Doch er bleibt dabei, dass der IS vom kapitalistischen Weltsystem generiert sei.

Badiou warnt davor, unkritisch dem Schrecken nachzugeben. Foto: Wikipedia/ CC BY-SA 3.0 (image cropped)

Sogar Alain Badiou, der davon überzeugt ist, dass die Öffentlichkeit sich chronisch statt mit dem „Hauptwiderspruch“ mit den falschen Themen beschäftige, muss im Fall der Pariser Massenmorde zugeben, dass dieses Mal eine „unerträgliche Ausnahme“ das „gewöhnliche Regime des Lebens“ durchbrochen hat.

Der Vortrag, den er am Montag hielt, brachte zahlreiche Zuhörer dazu, sich in das Stadttheater von Aubervilliers in der Pariser Banlieue zu bewegen. Auch wenn der Philosoph zugesteht, dass eine starke Affektreaktion angesichts der Maßlosigkeit des Massakers unerlässlich sei, warnt er davor, unkritisch dem Schrecken nachzugeben und sich zu einem „obskuren Subjekt“ deformieren zu lassen.

Man dürfe der abgewirtschafteten Staatsführung nicht erlauben, sich durch kriegerisches Gebaren eine neue Gesundheit zu geben. Man solle bereit bleiben, identitäre Verengungen zu durchbrechen und die emotionale Fähigkeit ausdehnen, auch auf andernorts in der Welt stattfindende Gräuel zu reagieren.

Um einer bloßen Gefühlskultur zu widerstehen, erinnert Badiou an ein Grundaxiom seines politischen Denkens: Nichts, was von Menschen gemacht ist, ist unverstehbar. Der Verstehensversuch, den er anbietet, bestätigt, dass er ein Denker, nicht aber feinmaschig nachdenklich ist. Festen Schrittes in den Stiefeln, die er seit Jahrzehnten trägt, voranschreitend, lässt er mehrere Jahrzehnte Kapitalismusgeschichte Revue passieren, um zu zeigen, dass das Übel „von weiter herkommt“.

Vom „Begehren des Westens“ strukturiert

Der 13. November 2015 hat seine Ursachen in der neoliberalen Entfesselung des Kapitalismus, die den Kapitalismus wieder das hat werden lassen, was er seinem innersten Wesen nach ist: eine Potenz der verheerenden totalen Destrukturierung von Gesellschaften und Menschen.

Badious kapitalismuskritische Beschreibung der „Logik der Massaker“ enthält viel Richtiges. Wenn er allerdings die Ursache der Attentate darin sieht, dass in den 70er Jahren die Idee des Kommunismus nicht gesiegt hat, ist seine Analyse in ihrer Allgemeinheit das Symptom einer Unfähigkeit zu trauern.

Reduktionistisch ist es auch, wenn Badiou die Attentäter als „faschisierend“ mit früheren Terrorbewegungen und sogar mit den Milizen der Kollaborateure der Petain-Zeit gleichsetzt. Ihre religiöse Identität ist für ihn ein bloßes Oberflächenphänomen. Eine gewisse Plausibilität hat dagegen seine Auffassung, die Attentäter und die „Banden“ des IS seien bis in ihren Identitätskern vom kapitalistischen Weltsystem generiert.

Er kategorisiert sie als Beispiele eines „Subjektivitätstypus“, den der mondialisierte Kapitalismus erzeuge: eines Typus Mensch, dessen Denken und Fühlen von dem „Begehren des Westens“ strukturiert sei, der dieses aber aufgrund seiner sozialen Ausgeschlossenheit verdränge und in den nihilistischen Trieb, das Objekt dieses Begehrens zu zerstören, konvertiere.

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14 Kommentare

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  • Das kompliziert heruntergebrochene Gedankenhaus des französischen Philosophen Alain Badiou auf den Grundstein gebracht: Der Kapitalismus bleibt als gesellschaftliche Manövriermasse plastizid, passt sich jedem System an, gleich ob Demokratie, Kommunismus, real- existierender Sozialismus, Despotie, Theokratie, Neoliberalismus mit terroroistisch deregeulienden Mitteln des Waffenhandels, so offenen Weltfinanzmärkten, dass die nicht ganz dicht bleiben können zum hochspekulativen Geleit. Wer den Terrorismus, die Zahl der Massaker in den Metropolenan, der Peripherie der G- 20 Staaten eindämmen will, kommt an der Regulierung des globalen und lokalen Waffenhandels nicht vorbei. Gerade wird bekannt, das Massaker in Paris mit 132 Toten an ie 300 Verletzten wurde mit Kalaschnikows exekutiert, die angeblich eine Person mit arabischem Background bei einem deutschen Waffen- Versandhändler in Böblingen Online gebucht und erhalten haben soll.

     

    Gegenwärtig ist der Waffenhandel internarional weniger reguliert als die Weltfinanzmärkte. Ohne namentliche Registrierung können Waffen im Off oder Online nahezu allerorten in der Welt erworben werden. Das bedeutet, jede noch so obskure säkulare, klerikale Meinung, Haltung kann binnen zwei Stunden zwischen Online- Order und Empfang bewaffnet werden. Das scheint insbesondere in Geheimdienstkreisen aller Länder aus dunklen Erwägungen unter dem Slogan "Strategie der Spannung/Eine Krise nährt weitere Krisen" , "Konflikte stimmen uns heiter, endlich geht es innenpolitisch weiter" grenzüberschreitend bis zu einem gewissen Grade durchaus gelegen.

    • @Joachim Petrick:

      Fein. Das ist die - die eine

      Hälfte des runtergebrochenen Kartenhauses.

      Fehlt noch die andere -

      Das handelnde Subjekt;)

  • Tja - den Humor von Alain Badiou?!

    Nö - nich - wa ! -> Übelnehmen/Unangemessen ->

    Geht immer in der Dutschke!¡)

    ergo - -> 2.0

     

    Cui bono - > ???

    Jedem sein Schwein pfeift!

     

    Cum hoc ergo propter hoc (lat. für „mit diesem, folglich wegen diesem“;engl. auch Correlation does not imply causation, dt. Korrelation impliziert keine Kausalität) bezeichnet einen Fehlschluss. Hierbei wird eine Koinzidenz, also gemeinsam auftretende Ereignisse, oder auch eine Korrelation ohne genauere Prüfung zur Kausalität erklärt. Die Zuordnung von Ursache und Wirkung erfolgt willkürlich ohne fundierte Begründung.

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Cum_hoc_ergo_propter_hoc

     

    Einfache Frage;

    "Muss Kathargo wirklich zerstört werden?" - hm?

     

    "Wahrscheinlich haben viele Leser solche todes-ähnlichen Erfahrungen, wie mit Psycho-Drogen nie gemacht."

     

    Wohl eher nicht! ~>

    Einfache Frage: Was geht hier ab?

    LSD - Psycho-Pilze - TAO - Stan Grof - Ken Wilberg ~~~ -> Aber Hallo!

    Ja - genau ->

    "Wo befindet sich die Tankstelle des Imperiums und der Weltwirtschaft?"

    Ja - fragt sich.

     

    kurz - Die Wahrheit ist die

    Erfindung eines Lügners - &

    Alain Badiuo ist der Laozi 2.0

    (chinesisch 老子, Pinyin Lǎozǐ . Lao Tzu ‚Alter Meister‘) - auch Laotse, Lao-Tse, Laudse - Lao-tzu - &

     

    Der Text hat offensichtlich schwer Rauschkraut - gleich welcher welcher Dimensionen.

     

    kurz - "All of old. Nothing else Ewer. Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better." - hm ->

    Ja - doch - so kanns gehen.

    Schonn.

    http://www.taz.de/!5254955/#bb_message_3314083

  • Mal runter vom Kutschbock der Erkenntnis und ein paar einfache Fragen gestellt.

     

    „Cui bono?“

     

    Aber: „Cum hoc ergo propter hoc.”

     

    Wo gibt es Öl?

     

    Wo befindet sich die Tankstelle des Imperiums und der Weltwirtschaft?

     

    Der IS betreibt ein Geschäftsmodell. Es kann Zufall sein, das sich Terroristen mal wieder im Bereich der Tankstelle rumdrücken. Passt aber schon.

     

    Die entwickelte westliche Welt ist zu großen Teilen christlich.

     

    Das noch leicht zu fördernde Öl befindet sich dort, wo der Islam weit verbreitet ist.

     

    Wer wurde vor Syrien bombardiert, nach Vietnam (da hatte man andere Ziele, und das Öl war noch nicht so knapp)?

     

    Will ich zukünftig, und für meine Kinder ist das schon ein Prospekt, religiös orchestrierte Kriege um Rohstoffe?

     

    Als ich jung war, und der Kalte Krieg und Nuklearrüstung Thema war, blieb mir ein monströser Satz in Erinnerung, mit dem Rüstung verkauft wurde: „Wir müssen bereit sein, für unserer Wertesystem gegebenenfalls auch strategisch zu eskalieren.“

     

    Muss Kathargo wirklich zerstört werden?

    • @higonefive:

      Weiter geht's in Lateinamerika, so es gilt, die linken Regierungen zu entmachten und die sozialen Bewegungen und Oppositionsgruppen zu diskreditieren und gegen die OTPOR/CANVAS-Opposition auszutauschen.

       

      Zur Zeit geht es auch schon wieder in Vietnam los, mit Blick auf China…

      • @Khaled Chaabouté:

        Zitat:

        „Unser Wahlspruch muss also sein: Reform des Bewusstseins nicht durch Dogmen, sondern durch Analysierung des mystischen, sich selbst unklaren Bewusstsein, trete es nun religiös oder politisch auf. Es wird sich dann zeigen, dass die Welt längst den Traum von einer Sache besitzt, von der sie nur das Bewusstsein besitzen muss, um sie wirklich zu besitzen.“

        Das ist der Fall bei Immanuel Kant:

        Unsere Gesellschaft braucht ein Modell, das die Freiheit des Geistes und die Bewegung des Universums in das Bewusstsein ruft. Dadurch verlieren die Ideologien oder die Festlegung auf Allah, Gott oder JHWH an Bedeutung. Der menschliche Geist befindet sich in einer psychologischen Enge, die nur durch Vermehrung von Erkenntnis und Forschung verändert wird. Terroristen befinden sich ganz unten, wo alles Wissen ausgelöscht wird. Der Marxismus hatte in der Geschichte einen Platz. Der Kapitalismus besitzt eine Tendenz, die den Terrorismus fördert: DIALEKTISCH

  • Alain Badiou hat in der Analyse des reduzierten Kapitalismus auf die alte Form maximaler Ausbeutung (Manchester Kapitalismus) die richtigen Erkenntnisse, lässt jedoch die seit hundert Jahren verborgenen Kräfte ausser acht, die im globalen Geld- und Kapital-Verkehr stecken.

    Erkenntnisse der Physik z.B. über andere Dimensionen des Kosmos zeigen, dass die Marxsche Rational- und Vernunft- gesteuerte Analyse im zeitlichen Ablauf nicht reicht. Vielmehr haben neue Theorien über Transpersonalität (Stan Grof) und Integrales Denken, siehe Ken Wilber, Erscheinungen von höheren Dimensionen, als die der naturwissenschaftliche Forschung gezeigt, wie schwer Bewusstseins-Ebenen analysierbar sind.

    Jetzt nimmt die angebliche Gottes-Gläubigkeit den Platz der eigentlichen Ur-Spiritualität ein, die in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit immer eine Rolle gespielt hat und die z.B. im TAO (China, seit 4000 Jahren) verankert ist. Davon ist der Allah-Unterwerfungsglaube meilenweit entfernt. Schon in Europa hatte das Erleben in anderen Dimensionen (und bei den Hippies mit Drogen, z.B. LSD u. psychoaktiven Pilzen), wie bei der Alchemie eine Rolle gespielt. Viele Theorien der modernen Wissenschaft basieren auf Intuition, die nichts anderes ist, als übergeordnete Zusammenhänge in bildliche oder mathematische Muster einzufügen.

    Fazit: Wir stehen hier vor einer umfassenderen Entwicklung, die nicht nur den Terrorismus, sondern auch die Veränderung des Bewusstseins betrifft. Wahrscheinlich haben viele Leser solche todes-ähnlichen Erfahrungen, wie mit Psycho-Drogen nie gemacht.

  • und.....wer versteht das hier denn? Das lesen die Leute nicht, die es lesen sollten. Und wenn sie es lesen haben sie keinen Zugang zu der " Denke ", oder ignorieren die Zusammenhänge.

    Hans-Ulrich Grefe

    • @Grefe Hans-Ulrich:

      Das liegt am Gesinnungszwang und an den Denkverboten der intellektuellen Debatten in den letzten Jahren. Wer sich davon freimachen kann, bzw. gar nicht erst in diesen Konsens, der leider auch in der taz gepflegt wurde, einstieg, dürfte mit Badiou keine Probleme haben. Ich halte seine Thesen nahezu vollumfänglich für schlüssig und grundsätzlich auch für verständlich.

    • @Grefe Hans-Ulrich:

      Alain Badiou hat beinah recht: Nichts, was von Menschen gemacht ist, ist unverstehbar - es sei denn, es ist von der Eitelkeit geformt. Wo die Form wichtiger ist als der Inhalt, wird das Verstehen schwierig. Auch für Leute wie mich, die nicht "nur die Volksschule besucht" haben. Ich verstehe dann vor allem Bahnhof - und ich glaube fast, dass das so soll. Hab ich nicht Recht, verehrteR Lowandorder? ;-))

       

      Zur Badiou-These, die Attentate hätten ihre Ursache darin, "dass in den 70er Jahren die Idee des Kommunismus nicht gesiegt hat", kann ich allerdings nur sagen: Diese Behauptung zeugt nicht nur vor der Unfähigkeit zu trauern. Sie kann vor allem unmöglich das Ergebnis philosophischen Denkens sein. Zumindest weist sie auf eine überaus oberflächliche um nicht zu sagen schlampige Beschäftigung mit der Praxis in den Ostblockstaaten hin.

       

      Hätte der Kommunismus in seiner damaligen Form gesiegt, wäre das mindestens so verheerend gewesen für die Welt, wie der vorläufige Sieg des Finanzkapitalismus 1989 war. Vermutlich sogar länger. So unreflektiert, wie damals mit dem Begriff Kommunismus umgegangen wurde, konnte den Möchtegern-Kommunisten gar nichts Besseres passieren, als dass sie (gerade noch rechtzeitig) gescheitert sind - und dem Rest der Menschheit auch nicht.

       

      All of old. Nothing else ever. Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.

    • @Grefe Hans-Ulrich:

      ja, es geht auch 'einfacher'

      "Die Menschheit hat heut mit einem großen Problem zu kämpfen, und dieses Problem heißt Kapitalismus. Der Kapitalismus ist abstoßend, denn er bedeutet, dass einige alles haben und andere nichts und dass oft nur um des Besitzens willen anderen etwas weggenommen wird." - Oscar Niemeyer

    • @Grefe Hans-Ulrich:

      & nochens

       

      „Sagen Sie – Marx & Engels haben Sie gelesen . Verstehen Sie das denn ..?

      Sie haben doch nur die Volksschule besucht …

      Jaha hier darf jeder …

      Im Rahmen der freiheitlichen Grundordnung - versteht sich !“

      Dege – Die Befragung* durch den liberalen und zuvorkommenden Kammervorsitzenden

      (für Spätgeborene –>

      *eines Kriegsdienstverweigerers;)

    • @Grefe Hans-Ulrich:

      Noch son Zossenspezialist;))

  • Wenn frauman ihn&ihn nebenbei vom Pferd runterholt -;)

    Nachdenklich zu lesen.

    Hauptsache & Danke.