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Debatte Demokratie in DeutschlandDas deutsche Dispositiv

Kommentar von Georg Seeßlen

Der hässliche Deutsche ist zurück. Scharfmacherisch im Ton, unerbittlich gegenüber Griechenland, entwürdigend im Umgang mit Flüchtlingen.

Die Fahne allein reicht Nationalisten nicht mehr. Auch das könnte neu sein. Foto: dpa

D reimal haben wir in jüngster Zeit das Gefühl haben können, dass mit der Entstehung der öffentlichen Meinung und ihrer Beziehung zum offiziellen Handeln der Regierung in Deutschland irgendetwas nicht so recht stimmt, jedenfalls wenn man es nach den alten Werten von Demokratie, Aufklärung und Humanismus betrachtet.

Das war die Ukraine-Krise, in der sich ein unangenehm „scharfmacherischer“ Ton entfalten durfte, das waren die „Flüchtlingsströme“, in denen offensichtlich niemand je etwas anderes sehen wollte als ein „Problem“ für „uns“ (Mitleidlosigkeit als Konsenshaltung, auch wenn nicht jeder gleich „Asylantenheime“ abfackeln will), und das war die griechische Finanzkrise, bei der jeder sich der Zustimmung sicher sein konnte, der bekundete, „hart bleiben“ zu wollen und „die Griechen“ für ihre „Faulheit“, ihre „Trickserei“, ihre „pubertäre Revoluzzertruppe“ bestrafen zu wollen.

Natürlich verwundert es nicht, dass das Medium der deutschen Niedertracht, die Bild-Zeitung, in allen diesen Fällen die Rolle des „Einpeitschers“ spielte. Schon mehr verwundert es die heroischen Reste der kritischen Intelligenz hierzulande, wie sich da ein weder durch Tatsachen noch durch Werte gedeckter Shitstorm bis in die publizistische und diskursive Mitte hinein verbreitete. Man darf wieder hassen, verachten, denunzieren, und das, so scheint’s, fühlt sich gut an – und verkauft sich gut.

Reste der kritischen Intelligenz

Die erwähnten Reste der kritischen Intelligenz spürten in diesen drei Meinungs- und Bilderwolken über Merkel-Deutschland vor allem den jämmerlichen Zustand der deutschen Presse auf. Hier wird eben geschrieben und gesendet, was der unaufhaltsam nach rechts driftende deutsche Mainstream haben will.

Aber wie es so geht mit solchen Phänomenen: Es steckt vielleicht mehr dahinter als ein bloßer Geschmacks- und Diskurswechsel in der Sprache der Politik. Es ändert sich nicht nur die öffentliche Meinung in Deutschland, es ändert sich vielmehr die Art, wie sie entsteht, und die Art, wie sie in offizieller Politik genutzt wird.

Eine These dazu: Aus der Herrschaft der Diskurse in der Demokratie wird in überraschender Eile die Herrschaft der Dispositive in der Postdemokratie. „Was ist ein Dispositiv?“ Giorgio Agamben hat in seinem kleinen, aber wichtigen gleichnamigen Essay nicht nur die Frage beantwortet, die uns seit Foucaults noch ein wenig offener Verwendung des Begriffs umtreibt.

Das erste Opfer des Dispositivs ist die Vernunft. Das zweite ist die Menschlichkeit.

Die Dispositive „wuchern“, so Agamben; im Leben des Einzelnen wie der Gesellschaft gibt es keinen Moment, in dem sie nicht wirken. Dispositive verdrängen nach und nach alle anderen Formen von Kommunikation und Wahrnehmung, vor allem die von Demokratie, Aufklärung und Humanismus geprägten, die Theorien, die Debatten, die Kritik, am Ende, wer weiß, das Denken selber.

Das Eigenleben der Dispositive

Wenn man sagt, eine postdemokratische Regierung „nutze“ die Dispositive, so beschreibt man zugleich ihre Macht (regieren, ohne dass die Regierten merken oder sich erklären können, dass sie regiert werden) und ihre Ohnmacht (das Dispositiv erfasst die Regierung so sehr wie „das Volk“; keine von beiden kann zurück oder „zur Vernunft kommen“).

An einem entscheidenden Punkt beginnen die Dispositive ihr Eigenleben. Es stimmt, dass postdemokratische Regierungen vermittels Dispositiven regieren, ebenso aber stimmt, dass die Herrschaft der Dispositive sich der postdemokratischen Regierungen bedient. Angela Merkel ist das ideale Zentrum für eine Herrschaft der Dispositive. Die Regierung Merkel surft auf den deutschen Dispositiven.

Die Dispositive entfalten enorme Macht, aber es gibt kein einzelnes Subjekt der Macht über sie, sondern nur attraktive Vorstellungen, Begriffe und Personen (Bilder). In Dispositiven treffen sich alle Elemente einer Gesellschaft im Neoliberalismus: die Ökonomie, das Design, die Medien, die Wissenschaft, die Justiz, die Politik, die Kultur et cetera. Im Dispositiv werden jene Kräfte, die sich in einer demokratischen Gesellschaft wechselseitig kritisieren und kontrollieren sollten, zu Komplizen. Aber sie müssen es nicht zugeben. Vielleicht müssen sie es nicht einmal wissen.

Deutschtum statt Demokratie

Weil ein Dispositiv etwas anderes ist als ein Diskurs, kann darin ja auch niemand belangt werden. Im Dispositiv verwandelt sich, zum Beispiel, das Restmitleid mit afrikanischen Flüchtlingen, die gerade noch mit dem Leben davongekommen sind, in blanken Hass, sobald sie da sind. Es genügen ein paar Zwischenschritte: die üblen „Schlepper“, die Ungerechtigkeit bei der „Verteilung“ der Flüchtlinge, die Vorstellung von „Wirtschaftsflüchtlingen“ (als dürfte man vor dem Verhungern nicht fliehen), und schon gibt es ein Dispositiv, in dem sich Medienberichte, Regierungshandeln und „Volkes Stimme“ (beim Abfackeln von „Asylantenheimen“) „irgendwie“ zusammenfinden, nämlich zu einem Dispositiv von Abwehr, Entwürdigung und Verachtung.

Es ist in den letzten Jahren ein neues Dispositiv des Deutschseins entstanden. Es hat nicht nur zum Popnationalismus der schwarz-rot-goldenen Rückspiegelüberzieher und der Rhetorik des Das-wird-man-doch-noch-sagen-Dürfens geführt, sondern zu einem prinzipiellen Wandel: Das Dispositiv des Deutschseins hat den Diskurs der Demokratie nahezu vollständig gefressen. Zustimmung wird in diesem Dispositiv nicht durch Demokratischsein, sondern durch Deutschsein erzeugt.

Deshalb darf die Springer-Presse ihr unentwegtes und irrationales Griechen-Bashing zugunsten einer Politik der deutschen Regierung betreiben, die ein sehr dezidiertes Ziel hat: ein entdemokratisiertes Europa unter deutscher Hegemonie. Und deswegen kann der eine sagen, die Neuwahlen seien eine Chance dafür, dass Griechenland „zur Vernunft“ komme, und der andere, sie seien nur wieder eine neue „Trickserei“ von Tsipras.

Der Gegensatz im Diskurs löst sich im Dispositiv auf: Was immer Tsipras tut, im deutschen Dispositiv ist es falsch. Wir ahnen selbst in diesem mühsam noch zivilisierten Beispiel, wie die Herrschaft der Dispositive zu einer eliminatorischen Gewalt werden kann. Das erste Opfer des Dispositivs ist die Vernunft. Das zweite ist die Menschlichkeit.

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54 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • @ Apokalyptiker

     

    Naja, nun ist das mit der Ausbildung der Demokratie, wie Sie selbst schon feststellten, nicht in Stein gehauen. Sie gehen aber weiterhin und widersprüchlich davon aus, Demokratie ist statisch und nennen alle epochalen Modifikationen "Post, Post, Post " ; Das passt einfach nicht. Der Benutzer der "Postdemokratie" ruft hier keine neue Herrschaftform dejure aus, sondern charakterisiert damit abwertend eine mit der Zeit in ihrer Natur verkommene. Bezieht man es nur allein auf die Wahlbeteiligung, spricht nichts dagegen.

     

    "Und nein , die Postmodernen können das wegen der Nicht-Eindeutigkeit und Beliebigkeit ihrer Diskursbegriffe überhaupt nicht prognostizieren"

     

    Ja, sie können ! Doch ob sie recht behalten, ist ein ganz anderes Blatt. Das genau macht den zeitgenössischen Diskurs aus und wer argumentativ dagegen halten will, befördert ihn. Aber eben mit Argumenten, nicht mit wischwaschi etc.

    Ich kann einfach keine ernstzunehmenden Schlagwörter und Zusammenhänge in Ihrem Vortrag finden, vielmehr zwangsbelustigt- verkrampfte Ablehnung.

    "Die US-Demokratie zB verträgt schon lange Wahlbeteiligungen von um die 40 %"

    Woher haben Sie Ihre Prognosen, dass das noch lange gut geht ? Aber der Herr Seesslen........

     

    Was ich gern von Ihnen gewußt hätte: Warum sollte es nicht einen eingeschränkten Blickwinkel geben, der auf veraltetem Wissen oder auf Anforderungen an kulturelle und ökonomische Interessen beruht und

    als Grundlage mit überwiegender Übereinkunft den gesellschaftl. Diskurs bestimmt ?

    • @lions:

      Wer lesen kann , ist im Vorteil .

       

      Das beziehe ich hier mal auf meine Texte unten . Bin zu müde , um die noch zu kommentieren , zu zeigen was drin steht und was n i c h t drin steht .

      Lassen wir's gut sein . Dieser Seesslen-Text hat die ganze Aufmerksamkeit

      eh nicht verdient .

  • Diapositive hab ich auch noch einige im Schrank, aber unser Projektor ist hinüber und deshalb kommen die nur noch selten in Betracht.

     

    Digitale Bilder erscheinen da inzwischen doch nützlicher und präziser zu sein.

     

    So ist das wohl auch im demokratischen Disskurs. Mit nebulösen, der Beliebigkeit anheim geworfenen Begrifflichkeiten lässt sich trefflich und möglicherweise beeindruckend jonglieren. Mehr als intellektuelle Selbstbefriedigung kommt dabei für mich aber nicht rum.

  • Oh je , ... muss ich wohl damals im geistigen Tiefschlaf gelegen haben , als die vormalige Moderne in die Postmoderne überging . Schon bei der Moderne ist mir nicht recht klar , wann , durch was oder wen sie begonnen hat . Schien mir doch vieles , nicht nur in der Adenauerzeit , noch eher mittelalterlich . Und jetzt ? Ist vielleicht die Postmoderne schon dabei , in die Post-Postmoderne überzugehen ? Wo ich noch nicht begriffen habe , was an der Postmoderne postmodern war ? Das gleiche Spiel mit der Demokratie , die die Postmodernen irgendwann in den letzten Jahrzehnten als in die Postdemokratie übergegangen erkannt haben wollen .

    Kann mich vielleicht hier jemand aufklären über die jeweiligen Zäsuren , die wesentlichen Gründe , die neue Phänomenologie ( "Ontologie"?) ?

    Bislang erscheinen mir nämlich die erwähnten Großbegriffe von der Meta-Meta-Ebene , so wie auch die hier in Rede stehenden ominösen , die köpfe beherrschenden Dispositive , eher wie das ungreifbare , durchsichtige , glibberige Monster aus dem Film 'The Abyss" .

     

    Vorab orakelt der Apokalyptiker : Falls DER MENSCH gegen den eingeschlagenen Weg zu Chaos , Anomie und Barbarei geistig nichts anderes als glibberige , nicht-wahrheitsfähige Begriffswerkzeuge aufzubieten hat - dann Gute Nacht .

    • @APOKALYPTIKER:

      Hätte ich nicht gedacht, dass ich einem alten Hardcore-Marxisten mal recht geben muss: Ja, diese Debatte ist verblasener, selbstgefälliger und selbstreferentieller Schwachsinn.

      • @Ron Jeremy:

        "…hirnverbrannt - wer ist der Linkste im ganzen Land…"

        Auch beie

        Fischeinwickelgazette -

        Die Welt - gelandet;

        Doppelaxel -

        Quod erat demonstrandum;)

    • @APOKALYPTIKER:

      Les mal was von Michel Foucault, bspw "Die Ordnung des Diskurses" oder was von Reiner Keller, dann lösen sich die glibberigen Monster evtl auf.

      • @lions:

        Liebe ANMOLIE , ... ich bin nicht ganz so unbelesen , wie Sie anzunehmen scheinen . Meine kleinen Satiren hier sind gerichtet gegen hochtrabende "Diskurse" , ohne Anfang , Ende und Ziel , gestützt auf selbst erfundene , glibberige Begriffe ohne eindeutige Grenzen , Diskurse , bei denen klare Fronten im Kampf um "die" Wahrheit und bei der dringenden Kritik am Bestehenden per se nicht möglich sind . Sehen Sie sich etwa zum Begriff "Dispositive" nur noch mal Foucaults eigene Festlegungsversuche an .

         

        Im übrigen , liebe anamolie ,- Hic rhodos , hic salta ! Sie hätten mir wenigsten zum Begreifen des postmodernen Begriffes "Postdemokratie" verhelfen können .

        So muß ich wohl weiter geistig im Dunklen herumtappen ... :-)

        • @APOKALYPTIKER:

          Da ist ihre Satire doch wahrlich verborgen geblieben. Begriffserklärung bezgl. Postdemokratie, schien mir überflüssig, da diese ausreichend in der Literatur definiert wird. Kurz für Sie: Postdemokratie ist( soll sein) Scheindemokratie, in der sich keiner mehr ne Runkel darum macht, ob die nicht schon morgen ganz hin sein könnte ( durch fehlende Beteiligung). Was Ihre verpasste Wahrnehmung hinsichtlich des Zeitpunktes des Übergangs betrifft, kann ich Ihnen leider nicht weiter helfen, da der Begriff geprägt wurde, als das Kind schon lange im Brunnen lag und in den bisherigen Demokratien das postdemokratische wohl latent in unterschiedl. Grad angelegt ist.

          Dass Sie einen schwammigen Diskurs beklagen, verwundert mich schon deshalb nicht, weil der Rahmen erstens in solchen Foren und Artikeln eh zu eng gesteckt ist, quasi ich mach mal nen Höhenfeuerwerk in Wohnstube an,

          und Sie zweitens als bereits Belesener mit Ihrem Beitrag Fragen aufwerfen, die schon sehr gestolpert rüberkommen( ich weiß, Satire) und der beklagten Haltlosigkeit wegen selbst nichts entgegensetzen.

          Die Abgrenzung der "Dispositive", hab ich auch weiter unten schon bemerkt, ist sehr schwierig, so auch bei Foucault. Dass dieses als Diskursrahmen in überwiegend beschränkter Übereinkunft existent ist,

          darin habe ich gelegentlich auch meine Zweifel, doch die Tatsachen sprechen eher dafür.

          " Nun erklärt mir doch mal endlich"- Beiträge finde ich immer so niedlich, wenn sich hinterher ein wahrer "Experte" outet, der sein vermeintliches Wissen nicht nutzte, Widerlegungsargumente gleich vorzutragen und zur Diskussion zu stellen, nach dem Motto, ne "Frage ist noch keine Klage" mag sie noch so bescheiden daherkommen. Erinnert mich immer an: Ihr könnt hier noch so viele Bäume pflanzen, am Ende piss ich dran.

          • @lions:

            Teil 2

            Und nein , die Postmodernen können das wegen der Nicht-Eindeutigkeit und Beliebigkeit ihrer Diskursbegriffe überhaupt nicht prognostizieren , ob die "Scheindemokratie ... schon morgen hin sein #wird# ...(durch fehlende Beteiligung)." Die wesentlichen Institutionen der Demokratie sind auch in D "festgemauert in der Erden". Die US-Demokratie zB verträgt schon lange Wahlbeteiligungen von um die 40 % .

            Ja doch , ANAMOLIA , ich h a b e , "... der beklagten Haltlosigkeit ..." etwas entgegenzusetzen versucht . Nämlich ,: dass Diskurse über "Dispositive" , deren Opfer (so Seesslen !) die Vernunft selbst sein könnte , nichts als Affirmation , wenn nicht obskurantistische (Selbst)Verdummung bedeuten . Die Dispositive wurden nicht von Aliens in die Köpfe der Menschen eingepflanzt . Auch wenn Millionen von ihrer Existenz kein Bewußtsein haben , hören die Menschen ja nicht auf , selbstbestimmt Ja und Nein zu sagen bei gesellschaftlichen Fragen (trotz auch ihres möglichen Wissens , dass sie medial vielerlei Meinungsmanipulation ausgesetzt sind) .

            Und Schlauberger wie Seesslen und Sie selbst , die die Dispostive erkannt und fest im Blick zu haben behaupten , wie können d i e gleichzeitig behaupten , von Dispositiven versklavt , geistig wie lebenspraktisch als Marionetten an Strippen gezogen zu werden ?

            Irgendwie unstimmig , oder ?

          • @lions:

            Teil 1

            Pardon , ANAMOLIE , bin schon ziemlich alt - hatte wieder mal vergessen , dass man ja per Google alles nachlesen kann . Hab das jetzt auch zu "Postdemokratie" getan . Und siehe da , was finde ich ? Einen von irgendeinem erfundenen inhaltsleeren Wischiwaschibegriff , zu nichts theoretisch wie praktisch wie kritisch zu gebrauchen . Denn alles , was daran "post" sein soll , war auch schon vorher da . Die Herrschaftsform Demokratie hat sich seit ihrem Auftreten in Europa in den abfolgenden Epochen stets verändert , mit und wegen der Veränderung der Gesellschaften bzw.der Art ihrer Gesellschaftlichkeit selbst . Haben wir also heute eine Post-Post-Post-...Demokratie ?

  • Dispositiv am Beispiel Griechenlands wäre dann also der (der hier unterstellt irrige) Glaube, dass man dauerhaft mehr ausgeben als einnehmen kann? Meisterdenker haben mehr als einmal versucht, die Realität ihren Axiomen folgen zu lassen. Auf unausgegorenen Marxismus 2.0 habe ich keine Lust.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Ron Jeremy:

      Es hält Sie niemand davon ab, etwas für einen ausgegorenen zu tun!

    • @Ron Jeremy:

      Ok - aber Dispo hin vitiv her -

      Volkswirtschaften - auch nicht - eher dazu per Verträge verbandelte - wie die

      EU - funktionieren halt nicht wie

      Tante Minchens & Onkel Spätzles

      Portjucheé;)!!

       

      statt vieler - einen - der wie Varufakis such - zudem noch richtig gut schreiben kann -> Paul Krugman http://mobile.nytimes.com/blogs/krugman/

       

      &

      Yannis V.et al Bescheidene Vorschläge…

      & sein Minotaurus -

      Gut lesbare Teile - in echt!

  • Whow - das will jetzt mal gesagt sein!¡

     

    Was hier so dank Stein ins Wasser by

    Georg Seesselen hier&mir um die Ohren segelt - Chapeau!

     

    Kannste glatt mal einen Ausgeben!

    Tante taz. Macht richtig Spaß im

    Dachstübchen. Also - mach hinne!

    Im Ernst.

    • @Lowandorder:

      Hallo Quer-Dichter , mach' das Fenster zu ! Es regnet in Dein Dachstübchen .

      :-)

      • @APOKALYPTIKER:

        Nö - hier is the sunshine of

        My life a balconia -

        Kid - schläft noch;))

  • Sorry, taz, kürzer ging's nicht:

     

    "Dreimal haben wir in jüngster Zeit das Gefühl haben können, dass mit der Entstehung der öffentlichen Meinung und ihrer Beziehung zum offiziellen Handeln der Regierung in Deutschland irgendetwas nicht so recht stimmt", schreibt Georg Seesslen, und genau das ist das Problem. "Wir" hätten haben "können" - nicht müssen.

     

    In pyramidal organisierten Gesellschaften schlägt (auch) jede (falsche) Entscheidung, die auf oberster Ebene getroffen wird, bis an die Basis durch, wobei sie auf ihrem Weg nach unten millionenfach kopiert wird. Das "Dispositiv" ist ein Rahmen. Leute, die dazu befugt sind, fassen die Diskurse und einen großen Teil der sozialen Interaktionen damit ein. Wer "aus de Rahmen fällt", wird einfach ignoriert, sprich: totgeschwiegen. Wer sich darin bewegt, darf damit rechnen, dass er jede Menge Echos produziert.

     

    Nehmen wir (wir sind nun mal gerade alle hier) die taz. Ulrich Schulte bricht gerade eine Lanze für den Möchtegern-Kanzler Gabriel. "Gabriel agiert in der Flüchtlingsfrage wie ein echter Staatsmann", schreibt er. Er "führt, keine Frage, aber die Partei stolpert hilflos hinterher." Nach Ansicht von Herrn Schulte spricht das nicht gegen einen Kanzler Gabriel, sondern gegen die Partei SPD. Das aber hat etwas mit Dispositiven zu tun. Und damit, dass wir uns der Rahmen kaum bewusst sein müssen. Weil die, die wissen, was das ist, ein Dispositiv, sich zu schade sind, es so zu erklären, dass normale Menschen es verstehen müssen.

    • @mowgli:

      Die Frage bleibt für mich offen, ob die Entscheidungsträger nicht selbst den Dispostiven vollständig unterworfen sind. Das wäre ein naja entlastendes Moment; Das Dispositiv als Bewußtseins-übergreifendes Denkschema, quasi ein Selbstläufer. Das Anti- Dispositiv wäre so nur unter den Querdenkern des Systems zu finden und nicht unter den Machthabern.

    • @mowgli:

      Ich versuch's mal. Ein Dispositiv ist der Rahmen einer Aussage, einer Anzahl von Aussagen, welcher zu ihrem Verständnis notwendig sind, welche die Aussagen aber auch "uninterpretierbar" machen (Foucault).

      Diese Variante des "sozialkonstruktiv" bedingten Sprechens unterscheidet sich maßgeblich vom stets mittelbaren Wort des "Freundes", eines Nachbarn oder Passanten.

      Es ist zwar durchaus üblich, aber generell gilt: wir können die Worte von Sigmar Gabriel oder Angela Merkel nicht ohne ihre Ämter und Funktionen auffassen. Das würde sie banal und überflüssig erscheinen lassen.

      Was Seeßlen dazu fügt, ist ein bislang unentdecktes bzw. von ihm nur halluziniertes Dispositiv, welches "ganz normale Leute" in Deutschland sprechen macht, als ob sie einen "Auftrag" hätten...

      • @die kalte Sophie:

        häää ?? schon vor Mittag ganz schön was von Geistigem intus , wie ?

        • @APOKALYPTIKER:

          Ähhh... nein?! Beziehe mich auf Foucault und nicht auf Wischi-Waschi-Agamben, was den Begriff Dispositiv angeht. Bisschen "Sozialkonstruktivismus" muss schon sein.

    • @mowgli:

      Teil 2 des Kommentars:

       

      Staatsmänner, das besagt zumindest ein von eben jenen aufgehängter diskursiver Rahmen (Dispositiv), müssen keine persönlichen Vorbilder sein. Sie braten vielmehr Extra-Würste. Sie brauchen weder ihre privaten Wohnungen noch ihre großzügig geschnittenen Diensträume als Obdachlosenunterkünfte zur Verfügung zu stellen. Sie müssen Wahlergebnisse nicht akzeptieren und Gläubiger nicht zur Vernunft bringen. Sie brauchen auch keine feindlichen Staatsmänner argumentativ zur Vernunft zu bringen. Sie müssen niemandem was nehmen, der schon etwas hat. Sie dürfen geben, wenn ein Mehr auftaucht. Und sie dürfen niemals "zögern" oder "[herum]drucksen", das weiß Ulrich Schulte und mit ihm die LeserInnen der taz. Staatsmänner fahren hin und reden "Tacheles" (Ob mit, ob ohne Sinn? Egal!). Sie wirken niemals wie "Getriebene" sondern immer wie die Treiber. Und ihre Herden folgen ihnen, egal wohin. Weil sie sie dank des "Politiker-Gens" ganz furchtbar lieben (Führer, befiel!).

       

      "Wenn man es nach den alten Werten von Demokratie, Aufklärung und Humanismus betrachtet", dann "[stimmt] irgendetwas nicht so recht" in Deutschland. Und zwar von Anfang an schon nicht. Nein, es spricht nicht gegen Gabriel, dass er die Dispositive übernommen hat, die Leute wie Adenauer und Kohl uns hinterlassen haben. Es spricht nur dagegen, dass er Kanzler wird. Unsere Rahmen sind schließlich schon unter Angela Merkel verzogen genug. Und "alternativlos“ ist bereits jetzt ein echtes Dispositiv.

      • @mowgli:

        Danke @MOWGLI ! Dein `Diskurs´ leuchtet gut ein.. jedoch.. jedoch:

        Ich meine, das das `antike´ System, genannt Demokratie, voraussetzt, das die involvierten Menschen, jeder.. irgendwie im Rahmen säkulärer Aufklärung und rationaler, praktischer Vernunft.. sich mit eigenen Interessen demokratisch betätigt! Die Schwäche der Demokratie bewies sich bereits im antiken Hellas: Es war die Mehrheit des Senats, die sich zur Gefolgschaft der Götter und Religionen entschied..

        Sokrates endete durch seine säkuläre und aufklärerische Haltung, gegen die demokratische Entscheidung des Senats, im Gifttod!

        Ein ähnliches, `demokratisches Chaos´entstand 1933...

        ..und führte zum WWII..

        Und dann das `demokratische Chaos´der U.N.O. : USA und Israel etc. ignorierten (mit religiöser Begründung!) U.N.O. Konventionen in Respekt Palästinas! .. das führte zu Terrorismus, zum Iraq Krieg.. letzlich zur Destabilisierung des Mittleren Ostens (Syrien,Libyen, ISis etc.) zum Hass gegen leidende Kriegsflüchtlinge!

        ------------

        Gilt es etwa, die historischen Logiken der `dispositive´ dialektisch und kosmopolitisch weiterzuentwickeln? Allein, um religiös und ideologisch begründete,

        `demokratische Kriege´ und deren Leiden, zu vermindern?

        please enlighten me :-) !!!

        • @vergessene Liebe:

          Die Stärke der Demokratie ist gleichzeitig ihre Schwäche, da es auch ein demokratischer Akt sein kann, diese zugunsten einer bspw Diktatur zu verlassen. Ergo ist Demokratie nicht alles. Ein Hemmnis für die Beständigkeit ist der Zentralismus, der auch ursächlich für die Verbreitung von Dispositiven der Eliten sorgt. Förderalismus ist in Deutschland nur oberflächlich vorhanden und Demokratie heißt hier repräsentative Demokratie; Ein eklatanter Webfehler, solange die "Volksvertreter" selbst im dispositiven Netz gefangen sind.

          • @lions:

            ja... und wie passt die Idee `menschlicher Solidarität´(Solidarität und Sorge um die Schwachen, die Leidenden, die Kinder..) in diese Debatte?

            Is da evtl. sowat wie `Entsolidarisierung´ sichtbar? ( der Herr Cohn Bendit redete davon..)

            Der Begriff Solidarität erscheint sehr religiös/ideologisch instrumentalisiert,

            relativiert... Die FDGO setzt m.E. ein `gesundes´ Konzept von humaner Solidarität voraus..

            Ja! N scheiss "Webfehler"... (seufz*..)

  • To whom iit may concern;)

    http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2014/10518/pdf/conditiohumana_01.pdf

    (Agamben Giorgio -> 78 statt 161 S. -

    So geht's doch auch;)

    • @Lowandorder:

      Conditio humana als Grundlage für unabhängiges Denken oder warum sind wir in der westl. Welt so anfällig auf die Horizontverkürzung und Fremdbestimmung; Aufschlussreiche Lektüre.

    • @Lowandorder:

      Danke für den Link!

  • Die kritische Intelligenz sollte ihren Verstand gebrauchen und sich nicht von Emoitionen leiten lassen und komplexe Phänomene auf simple Erklärungen reduzieren. 3 Phänomene neoliberaler Krsendynamik verbunden mit deutschen Hegemonialinteressen, werden von Georg Seesslen nicht als solche analysiert, sondern er wittert dahinter ein geheimnisvolles „deutsches Dispositiv“. Die Theorie des Dispositivs behauptet die Existenz einer vorrationalen, invarianten kollektiven Struktur, die latent immer vorhanden sei, aber in bestimmten Situationen manifest wird – mit dem „Rückfall in die Barbarei“, den eine kritisch-dialektisdche Theorie diagnostozierte, hat das nichts zu tun. Nicht zufällig ist die Theorie der Dispoitive ein Produkt des neo-heideggerianischen, postmodernen Denkens. Phänomene, die einer einer komplexen Reflexion polit-ökonomischer, ihistorischer, ideologischer und psychologischer Faktoren bedürfen, lassen sich so auf eine simple Formel reduzieren.

    Selbst der der britische Politker Lord Robert Vansittart, bestimmte in seinem im Zweiten Weltkrieg verfaßten antideutschen Black-Record“-Pamphlet, das Spezifisch Deutsche nicht als a-historische Invariante, sondern als Produkt der Geschichte, in dem er den „deutschen Sonderweg“ von Hermann dem Cherusker in Tacitus‘ Beschreibung „Germania“ über Friedrich Barbarossa bis Hitler rekonstruierte. (Eben weil er das Spezifisch Deutsche nicht als invariantes Dispositiv sah, plädierte er für eine „Reeducation“).

    Aber bereits Vansittart’s Kollektiv-These war gerade bei der zeitgenössischen Linken umstritten. Nicht zu unrecht erblickte man darin eine Umkehrung der herrschenden Homogenitäts-Propaganda. In diese Falle tappt auch Seesslen. Nicht zuletzt beschert er sich damit auch das methodische Problem, bergünden zu müsseln, warun nicht auch er selbst ein Produkt jenes Dispositivs ist.

    • @Koch Georg:

      Das Denken ist nicht generell von Emotionen trennbar, vielmehr sind letztere der Antrieb für ration. Denken, wenn diese nicht von ängstl. Natur sind.

       

      Wobei ich Ihnen zustimmen kann, ist dass das mystifizierte "deutsche Dispositiv" bei Herrn Seesslen in Vordergrund gerückt wird, tatsächlich aber das Sicherheits-Dispositiv der "westl. Wertegemeinschaft" wirksam ist. Dieses beruht auf der Suspendierung grundlegender bürgerlicher Rechte, begründet durch Terrorabwehr oder Sicherstellung ökonom. Unabhängigkeit etc. Die neoliberalen Kräfte, das lässt Foucault mW außen vor, sind an der Generierung des Sicherheits-Dispositivs aus machtökonom. Interessen aktiv beteiligt.

      Dispositive durch können durch Machthabende aktiv gestaltet werden oder sich dem Einfluss einzelner Individuen überhaupt entziehen. Diese Schwammigkeit stellt den Begriff des Dispositivs allerdings infrage.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Für mich ein schwer verdaulicher Brocken, dieser Artikel! Neben der Erwähnung einiger schon länger bekannten Sachverhalten eine Ansammlung mir unbekannter, zum Teil auch unverständlicher Begriffe. Ich halte es für müßig, darüber zu sinnieren, ob die dicken Fragezeichen in meinem Kopf eher Ausdruck eigener Begrenztheiten oder der Unverständlichkeit der Ausführungen von Georg Seeslen sind.

     

    Ich schätze den Mann, aber mit diesem Text kann ich leider nichts anfangen.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Was mE Herr Sesslen damit sagen will, ist dass das aufgrund extrem subjektiver Wahrnehmung, begründet durch Nichtwissen und wenig hinterfragtem alten Wissen ein irrealer Diskurskonsens in der Gesellschaft vorherrscht, dessen einzelne Individuum nicht mehr in der Lage sind, ein Mindestmaß an Objektivität herzustellen; Selbst die nicht, bei denen man es vermutete.

      Kurz, wir urteilen darüber und handeln, von dem wir nichts oder nicht viel wissen in einem Rahmen, den der gegenwärtige Diskurs vorgibt.

      Wir sind "Opfer" eines verordneten Denkens.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @lions:

        Ganz, ganz herzlichen Dank für diese Übersetzung/ Interpretationshilfe, durch die ich fast alles verstanden habe.

         

        Nur eine Frage bleibt: wodurch oder durch wen wurde unser Denken 'verordnet'?

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Das ist eine gute Frage, die ich auch weiter oben schon aufgegriffen habe. Faucault selbst lässt es offen, ob es aktiv oder passiv ausgelöst wird. Hab nicht alles von ihm gelesen, doch sollte kein Mensch explizit, bewußt und gezielt diese Dispositive beeinflussen, müsste man eigentlich von einer Massenpsychose sprechen, die den Schutzraum gegen vermeintlich unerklärbare, kulturelle, ökonomische und moralische Gefahren darstellt.

          Ist der Diskursrahmen durch natürl. Personen gelenkt, ist der Phantasie natürlich keine Grenzen gesetzt. Marktliberale, religiöse Fanatiker etc.

      • @lions:

        Nun, Foucault´s Diskurstheorie ist schon seit "Jahrzehnten" die taz-Standardtheorie, beiliebe nicht falsch, doch immer wieder nur radikal kritisch gegenüber dem Bestehendem und nicht aufzeigend, was die objektiv realisierbare Möglichkeiten sind. Und gar nicht erst Mut machend und Vertrauen schaffend, was die Realisierung solcher Möglickeiten betrifft. Da hilft auch nicht die Verfeinerung in Richtung Dispositive. Zugegeben, "Gegenöffentlichkeit schaffen" war und ist ebenso abstrakt, wie dadurch unpräzise und schwer vorstellbar; was "Gegendispositive" wären, ist aber trotzdem einer Überlegung wert. Wie wäre es zum Beispiel mit "Zivilisiertheit" bei der gegenwärtigen Haltung im Umgang mit Flüchtligen? Sind es nicht insbesondere die "Städter" die mehr Toleranz entfalten als die innerlich bäuerlich gebliebenen "Landstriche"? Machtmechanismen aufzuzeigen ist das Eine, emanzipatorische Tendenzen und Möglickeiten aufzuspüren das Andere.

        im übrigen, was heißt deutsch Sein? Theodor Fontane sagt: "Eine Sache um ihrer selbst willen zu tun". Auch das ist als ein brauchbares Dispositiv möglich. Generell der Umgang mit deutschen Mythen und Märchen ist der "Linken" weder geglückt, wenn überhaupt in den Sinn gekommen. Es gibt in Grimms Märchen einige Hinweise darauf, dass es eine zentrale Frage und Entscheidung für den mitteleuropäischen Raum ist, wen lass ich rein und wen muss ich auf jedenfall draussen halten. Ein abgehängter und "ahnungslos" gehaltener Teil der Bevölkerung wird den Sprüchen des Wolfes (Hitlers von ihm selbst geliebter Spitzname) folgen, weil sie so gar nicht nach gefressener Kreide klingen.

  • Schon das "Sommermärchen" jagte mir unangenehme Schauer über den Rücken. Die Initialzündung des "neuen nationalen Selbstbewußtseins", welche ein ungeahntes Potenzial nationalistischer Verblödung freisetzte.

  • (Seesslen :) "Es ist in den letzten Jahren ein neues Dispositiv des Deutschseins entstanden. "... Und : "Das Dispositiv des Deutschseins hat den Diskurs(!) der Demokratie(!) nahezu vollständig(!!) gefressen(!). Zustimmung wird in diesem Dispositiv nicht durch Demokratischsein, sondern durch Deutschsein erzeugt."

     

    Wow ! Da stehste einfach erst mal da und bist schwer beeindruckt : Tiefe Erkenntnisse ... oder doch nur höherer Blödsinn , das ist hier die Frage . Ich habe sie mit Letzterem beantwortet . Konnte nämlich nach intensiver Erforschung in meinem Hirn kein Kästchen mit Dispositiv "Deutschsein" finden . Und was , beim Himmel , ist "Demokratischsein" ??

     

    Der Autor hat sich leider nicht der Mühe unterzogen , unter Anwendung seiner ja doch hoch gefährdeten Vernunft ("Das erste Opfer des Dispositivs ist die Vernunft.") irgendeines der aktuellen gesellschaftlichen Dispositive zu analysieren , dessen Gegenstände und ihr Verbindendes zu untersuchen , und ggfs. kritisch zu negieren . Vielleicht hat der Autor ja tatsächlich schon seinen Geist an die "Dispositive" aufgegeben ?

    Müßige Lektüre ohne Erkenntnisgewinn ...

  • Umso größer das Defizit an Empathie plus Bildung, desto wirksamer werden die Dispositive, desto mehr bin ich von der allgemeinen Diskursrichtung geleitet.

    Mangel an Neugier, Einfühlvermögen, an Liebe und Eigenliebe erzeugt die existenzielle Angst, die mich an den dispositiven Rahmen fesselt.

  • 7G
    7964 (Profil gelöscht)

    Gut beobachtet, aber was ist mit der eigenen Nase? Wieviel Hintergrundwissen wird denn in der taz verbreitet? Meineserachtens reicht es zur Distanzierung nicht, die Blödzeitung in Anführungsstrichen oder kursiv zu zitieren. Da müssen eigene Recherchen her!

     

    Wer weiß aus der taz, dass die Griechenlandkrise den Deutschen bisher noch gar nichts gekostet hat den Griechen allerdings schon? Wer weiß aus der taz, dass der Verwaltungsratsvorsitzende der Kapitalgesellschaft, die sich am griechischen Ausverkauf auf Staatskosten dumm und dämlich verdient, Wolfgang Schäuble ist?

     

    Wer weiß aus der taz, wie es den Menschen auf der Krim heute geht? Ob sie wieder zurück zur Ukraine wollen?

     

    Wer weiß aus der taz die Hintergründe zu den heutigen Flüchtlingsströmen?

     

    Wer weiß aus der taz, dass es nach dem zweiten Weltkrieg gelang, in der BRD (damals Altelfland) über 20. Mio Flüchtlinge aufzunehmen? Und dass es heute um 800.000 geht?

     

    Soll das eine Gebrauchsanweisung sein „Man darf wieder hassen, verachten, denunzieren, und das, so scheint’s, fühlt sich gut an – und verkauft sich gut.“?

     

    Wünsche mir mehr Mut für die tazzler!

  • Ja. Ich persönlich kennen kaum noch Leute, die sich nicht haben vereinnahmen lassen. Leider auch Betriebsräte und Gewerkschafter, Grüne und Sozen zeigen schon Verständnis für Nazi-Auschreitungen. Daß es sich dabei um rassistische Ausschreitungen handelt, wird größtenteils ignoriert. Hingegen eine Demo mit Flüchtlingsbeteiligung wird so kommentiert, daß die sich gefälligst ruhig zu verhalten hätten, wenn sie schon hierher kommen und daß man sich da nicht wundern muß, wenn "die Leute" dann gegen Flüchtlinge sind. So werden den Flüchtlingen nicht mal mehr demokratische Grundrechte zugestanden - und das von Leuten, die es wirklich besser wissen müßten!

  • 2G
    23879 (Profil gelöscht)

    Was unterscheidet denn bitteschön den "häßlichen Deutschen" vom "häßlichen Ungarn" (Fidesz 44%), vom "häßlichen Polen" (PiS 29,9%), vom "häßlichen Schweizer" (SVP 26,6% + Minarett-Verbot), vom "häßlichen Dänen" (DF 21,2%), vom "häßlichen Österreicher" (FPÖ 20,5%), vom "häßlichen Finnen" (PERUS 17,7%), vom "häßlichen Norweger" (FrP 16,3%), vom "häßlichen Letten" (VL-TB/LNNK 13,9%), vom "häßlichen Franzosen" (Front National 13,8%) usw. usw...

     

    Welche rechtspopulistischen Parteien sind eigentlich im deutschen Bundestag vertreten? Vielleicht sollte der Autor einfach mal zur Kenntnis nehmen, daß Fremdenfeindlichkeit kein spezifisch deutsches Thema ist.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @23879 (Profil gelöscht):

      PiS mit FPÖ und Front National?

      Da hat sich aber einer was zusammengebastelt.

    • @23879 (Profil gelöscht):

      De Maizière ist also fremdenfreundlich? Allein AfD und Anhang, die ganzen rechten Splittergruppen, die CSU und Teile der CDU werden ganz sicher auch von rund 20% der Bevölkerung getragen.

       

      Da brauch sich Deutschland nicht zu verstecken, die Rechten sitzen bereits in der Bundesregierung.

      • @TV:

        Hegemon hat nicht behauptet, dass es Deutschland KEINE Fremdenfeinde gäbe, nur dass ihre Existenz kein spezifisch deutsches Problem ist. Und dass - im Gegensatz zu etlichen Nachbarländern - in unserem Parlament KEINE vergleichbar rechtpopulisitsche Partei sitzt, ist jetzt auch nicht gelogen, oder?

         

        Wenn Sie übrigens meinen, de Maiziere sei ein rechter Fremdenfeind, sollten Sie die Herztabletten bereithalten, falls Ihnen mal ein wirklich Rechter begegnet. De Maiziere ist Innenminister und übernimmt als solcher traditionell den Part des personifizierten Polizeirechts. Wenn Sie das kritisieren wollen, nur zu, aber nehmen Sie es nicht dem zuständigen Minister persönlich. Selbst ein Bürgerrechtler reinsten Wassers wie Otto Schily hat es nicht geschafft, dieses Amt mit Engagement auszufüllen, ohne als autoritärer Law-and-Order-Knochen rüberzukommen.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Diese Dispositive hat es doch auch schon unter Adenauer oder Kohl gegeben, wenn wir sie als rahmengebende Bedingungen des herrschenden Diskurses begreifen. Ich sehe da keinen wirklichen Unterschied zu früher.

     

    Den sehe ich hingegen im Gestus des Daswirdmandochwohlnochsagendürfen und zwar: 1. als Ventil, durch das sich dumpfes Ressentiment wieder ungestört Luft macht, 2. als legitime Reaktion auf die als Diktat empfundene Schönfärberei, Parteilichkeit und Desinformation der Medien zugunsten dessen, was herrscht.

     

    Wir sind weder informiert noch gebildet, bilden uns aber wer weiß was auf unsere Informations- und Bildungsgesellschaft ein. Aber ohne die kritische Betrachtung des Bestehenden gerinnt alles zu dessen Affirmation.

     

    Diskurs dauert indes zu lang, es kommt meist nichts Fassbares dabei heraus, und er stört die Interessen eines sich beschleunigenden globalen Kapitalflusses, dessen Freiheit das Dogma unserer Zeit ist und den noch der ohnmächtigste "Bürger" für die Basis seines Lebens hält.

     

    Dem gegenüber steht eine sich aufklärend gebende Klientel, die sich mit voller Energie für die Partikularinteressen von gesellschaftlichen Gruppen einsetzt, deren Befreiung erst die Konsequenz einer Gesellschaft wäre, die diesen Namen verdient.

     

    Unser Problem scheint mir im Wesentlichen in einem Aktionismus zu liegen, dessen Hektik die ökonomische Beschleunigung spiegelt und den wir ob unserer mangelnden theoretischen Durchdringung gezwungen sind, für die Lösung zu halten. Und das war m.E. schon immer so, weil das Sein des Bewusstsein bestimmt und leider nicht umgekehrt.

  • Georg Seesslen konstatiert eine Fehlwahrnehmung der Welt in der Bundesrepublik Deutschland und ein systemischen Fehlverhalten von D in der Welt wegen der Brille des Deutschseins. Mir erscheint es eher so, dass das linke Sozialisationstraining (bis weit in die unpolitische Mitte hinein), überall Deutschschein zu sehen, zu hören oder sprachlich zu wittern zur Fehlwahrnehmung der Welt des Euro usw. führt und die Lage, Kraft und die Stabilität dieser kleinen immer noch liebenswerten Republik dabei radikal überschätzt. Immerhin, und das ist schon viel, kommt Seesslen noch nicht – mit dem beispielhaft-klippschulartigen Abschmecken von „Nein und Ja, aber-Sätzen“ deutschsprachiger Staatsbürger wie sogenannte Qualitätsjournalisten – mit der „Nazikeule“.

    Spiegel-online zeigte neulich einen „DDR-Modernisierungsverlierer“, der in den elektronischen Stammtischen mit KZs um sich bölkte und am Tage ABM-Gartenhilfsarbeiter war. Meine Befürchtung ist nicht, das solche die NSDAP wieder zum Leben erwecken oder morgen mit anderen vom Schicksal gebeutelten als IS nach Syrien gehen, sondern diese hier mit noch mehr Modernisierungsverlierern IS „spielen“, wenn man hier systemischen Stabilitätsgrenzen so radikal weiter überdehnt (Euro, Zuwanderung für alle). Warum ist der >linksgrüne-cdu-Komplex

  • Wieder mal sehr gut, von Seeßlen.

    In der Tat muss man in den verschiedenen politischen Hitzezonen den Eindruck gewinnen, dass die jeweilige Meinung nicht mehr auf ein Subjekt sondern auf ein Dispositiv, also die mikrosoziologische Kräftesumme, verweist. Vernunft, Humanismus, Aufklärung sind offenbar kein substanzieller Bestandteil, kein immanenter Richtlinien-Bestand für diese unsere Gesellschaft. Man muss es so umständlich sagen, sonst erscheint keine fundamentale "Besorgnis", denn jeder kann sich ja mal irren, jeder darf mal die Sau raus lassen, und jeder kann seine Meinung auch immer wieder ändern.

    So, what's wrong with medial society?!

    • @die kalte Sophie:

      Wetterangemessen -

       

      So isset.

       

      & - das @@ -> mit der eigenen Nase

      a taz - duck duck.

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    Auch die taz versuchte in ihren Artikeln über Flüchtlinge immer wieder deren Wertigkeit für Deutschland und für den deutschen Markt hervorzuheben. Gleichzeitig gab es Artikel, die die Kosten eines Flüchtlings für die öffentlichen Kassen taxierten. Hans Werner Sinn startete diese Welle der Taxationen kürzlich. Das Diskursszenario Grundrechte wird in diesen Fällen durch die neoliberale Taxation ausgehebelt. Menschen müssen etwas Wert im Rahmen der ökonomischen Nachfrage sein. Menschen haben in diesem Rahmen nun eine Bringschuld. Und das gilt nun also auch für jene, die aus Not und Elend kommen. Ehedem galt das Grundgesetz fundiert durch den historischen Kontext als unhintergehbar. Das neoliberale Dispositiv schafft jedoch für alles eine in Wert Setzung, so dass in jedem Diskurs Fragen danach möglich werden, was bringt es dem Land, dem Staat, der Partei, der Wirtschaft, dem Steuerzahler, und zwar ausgedrückt in zahlungskräftiger Währung.

     

    Vernunft und Humanität jedoch haben eine Eigenlogik und Eigenwert, sind kritische Maßstäbe. Und hier wird es nun zum Problem, dass sich auch zunehmend kritische Medien dem Dispositiv ergeben, was letztlich bedeutet, dass sich im Rahmen der täglichen Arbeit die Räume kritischer Reflexivität verkleinern. Eine Entwickung wie man sie bereits aus den Universitäten kennt. Die Frage muss gestellt werden, ob man dieser Entwicklung noch etwas entgegensetzen kann? Und eine weitere Frage schließt sich an: Was wird durch diese Art der Berichterstattung verdrängt, worüber wird nicht mehr oder weniger geschrieben? Es gibt beispielsweise keine fortlaufende Dokumentation der Armut und Ausgrenzung in Deutschland, keine Gefängnisberichterstattung usw. Ganze Genres sind im Journalismus, gehorchend den Verwertungslogiken und dem Wunsch nach einem entsprechenden Markenimage ausgestorben. Darum ist das Empfinden, dass die Medien sich zunehmend selbst bespiegeln, auch nicht so weit hergeholt, wie es den Häusern lieb wäre.

  • Das man Flüchtlingen nur in sehr geringen Fällen helfen will ist der Normalfall. Siehe alle anderen EU-Länder außer Schweden. Das als "Deutsche Besonderheit" darzustellen ist schlichtweg falsch.

  • Machen Sie doch mal nen Artikel warum und wie häufig Bild in den Medien zitiert wird. Auch in unverdächtigen wie sz oder tsp. Gibt es in den Medien Bonuspunkte für Bild- Erwähnungen? Es wirkt als ob Bild die neue dpa wäre.

    • @tabernac:

      UND zum Kotzen ist es, wenn Politiker Ihre Meinung als Erstes in *Bild* kundtun.

      Regelmäßig hört und sieht man in den ZDF/ARD-Nachrichten >>" der ...-Minister äußerte sich dazu in der Bildzeitung..."

      Die BIldzeitung (s. vorletzter Absatz) betreibt nicht nur zugunsten der Politik, sogar ist es eine verkommene Symbiose untereinander.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Erstaunlicherweise kann man auch in Zeiten von dezentraler Informationsgewinnung (Internet) hervorragend die öffentliche Meinung beeinflussen, ja fast bestimmen. Ukraine-Krise war da ja eine rühmliche Ausnahme. Eine ausgiebige Analyse durch die entsprechenden Stellen dürfte dafür sorgen, dass sich solche Fehler nicht wiederholen.