Tierrechtler zeigen Bauern an: „Wer Wölfe tötet, macht sich strafbar“
Ein Bauernbund-Sprecher habe in der taz zu einer Straftat aufgerufen, sagt Edmund Haferbeck von der Tierrechtsorganisation Peta.
Die Tierrechtsorganisation Peta hat den Geschäftsführer des Bauernbunds Brandenburg, Reinhard Jung, bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Jung hatte in einem taz-Interview vom 9. Juli über den Umgang mit dem Wolf gefordert: „Schießen! Sofort schießen!“. Naturschutzgebiete reichten für das Tier.
taz: Warum sind solche Äußerungen Ihrer Meinung nach strafbar?
Edmund Haferbeck: Weil Wölfe zu den besonders geschützten Arten zählen. Wer diese Tiere tötet, macht sich laut Bundesnaturschutzgesetz strafbar. Und im Strafgesetzbuch steht, dass der öffentliche Aufruf zu einer rechtswidrigen Tat verboten ist.
Hat Jung nur eine Gesetzesänderung verlangt, damit der Wolf legal geschossen werden kann?
Das geht aus dem Interview nicht hervor. Vielmehr ist das klar eine physische Aufforderung zum Schießen. Es hat mehrere Fälle gegeben sowohl in den neuen Bundesländern als auch im Westen, wo Jäger Wölfe einfach erschossen haben, weil diese Leute eben auch so ticken. Es ist ihnen völlig egal, ob etwas gesetzlich verboten ist. Sie erschießen diese Tiere und reden sich nachher heraus, sie hätten ihn verwechselt mit einem Fuchs oder ähnliches.
58, leitet die Rechtsabteilung von Peta Deutschland.
Ist es nicht intolerant, in einer politischen Debatte den Gegner mit einer Strafanzeige zum Schweigen zu bringen?
Die Intoleranz ist ganz auf der Gegenseite. Was müssen wir uns nicht alles anhören, wenn wir unsere Forderungen nach außen bringen: Ihr seid doch nicht ganz dicht, ihr müsst an die Wand gestellt werden, ihr müsst vergast werden und so weiter. Da frage ich mich wirklich, wo die Intoleranz ist.
Gegen Jung hat es nach dem Interview Mordaufrufe gegeben. Warum zeigen Sie nicht auch diese Leute an?
Das soll er doch bitte selbst machen. Er ist ja betroffen. Im Übrigen: Leute, die Tiere nutzen und ausbeuten, und auch die Jäger, die Tiere erschießen, jammern ständig herum, dass sie wegen solcher Dinge beleidigt werden, Mordaufrufe bekommen und so weiter. Ich kann es nicht mehr hören. Peta Deutschland bekommt jeden Tag mindestens 100 solcher Sachen: Morddrohungen, Brandschatzungen, Beleidigungen, Verleumdungen ohne Ende. Wir jammern da nicht die Öffentlichkeit voll. Aber die Gegenseite, die sich wirklich vorwerfen lassen muss, zu morden, nämlich Tiere zu morden, die jammert ständig rum.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“