Zuchtanlagen für Kleintiere: Obi beugt sich den Tierschützern

Peta hat schockierende Aufnahmen von der Kleintierzucht für Zwischenhändler veröffentlicht. Nun reagiert Obi mit einem Verkaufsstopp.

Ein Kaninchen hinter Gitterstäben

Wir sind nicht alle, es fehlen die Gefangenen! Foto: dpa

BERLIN taz | Überfüllte Käfige, schimmlige Nahrung, dazwischen kranke und tote Tiere: Grausame Bilder von Massenzuchtanlagen zeigt das ca. anderthalb Minuten lange Video der Tierrechtsorganisation Peta. Die Aufnahmen stammen, nach Aussage der Tierschützer, von einer Undercover-Recherche der Organisation und zeigen alarmierende Zustände bei deutschen und niederländischen Kleintierzuchten.

Peta veröffentlichte das Video am 29. Juli gemeinsam mit einer Petition und forderte den Baumarkt Obi auf, den Handel mit Tieren wie Hamstern, Kaninchen und Wellensittichen einzustellen. „Tiere haben nichts in einem Baumarkt zu suchen“, betont Peter Höffken, ein Peta-Sprecher. Die meisten Leute scheinen den Tierschützern zuzustimmen: Innerhalb einer Woche sollen 50.000 Menschen die Petition gegen den Verkauf von Tieren im Baumarkt unterzeichnet haben. Auch Prominente wie der Rapper Thomas D. und die Kolumnistin Ariane Sommer schalteten sich ein.

Obi reagierte jetzt auf den öffentlichen Druck. Der Verkauf von Kleintieren wurde am 4. August deutschlandweit eingestellt. In einer offiziellen Pressemitteilung heißt es: „Die aktuellen Ereignisse haben uns veranlasst, den Ausstieg aus dem Verkauf von Kleintieren für das gesamte Unternehmen festzulegen.“

Damit reagiert der Baumarkt jedoch erst spät auf die aktuellen Vorwürfe. Peta hatte bereits im April dieses Jahres Bilder der Tierquälerei in Zuchtbetrieben und bei Großhändlern veröffentlicht. Mit den Unternehmen, deren Bestellscheine bei entsprechenden Betrieben gefunden wurden, darunter Fressnapf, Hagebau, Futterhaus und Dehner, waren sie damals in Kontakt getreten. Laut Peta habe es seitdem mit allen großen Unternehmen „einen sehr konstruktiven Austausch“ gegeben. An einigen Stellen sei man sogar vor Ort gewesen und habe persönliche Gespräche über die schwierige Situation geführt.

Nur Obi habe sich nach einer kurzen Meldung seit April bedeckt gehalten. Für Peta ein Anlass, ein erneutes Video zu veröffentlichen, um mehr Druck auf das Unternehmen auszuüben. Die TierschützerInnen hoffen, dass „der Verkaufstopp bei Obi ein Signal für andere Baumärkte und Verkaufsstellen von Kleintieren ist“. Dabei soll das Ende des Verkaufs von Tieren in Baumärkten nur der Anfang sein. Die gesamte Branche der Kleintierzucht scheint problematische Verhältnisse aufzuweisen.

„Bewacht wie Hochsicherheitsgefängnisse“

Im Zuge ihrer Recherche hat Peta 15 verschiedene Betriebe in Deutschland und den Niederlanden besichtigt, in denen Kleintiere wie Nagetiere und Vögel zum Verkauf gezüchtet werden. Oft waren die Tiere in engen Käfigen oder Boxen zusammengepfercht und schwer vernachlässigt. Gegen 12 der Zuchten hat die Organisation nun Strafanzeige wegen Tierquälerei gestellt.

Wie Peta-Sprecher Höffken berichtet, sei dies allerdings nur „die Spitze des Eisberges“. Viele Zuchten in Tschechien, die „bewacht waren wie Hochsicherheitsgefängnisse“ konnten die Peta-MitarbeiterInnen nicht betreten. Allerdings, so der Sprecher, „ist es naiv anzunehmen, dass hinter diesen Mauern bessere Verhältnisse für die Tiere herrschen.“

Peta sieht das Problem nicht nur in der Art der Tierhaltung in solchen Zucht-Anlagen, sondern generell in der massenhaften Produktion von Kleintieren. Die Tiere sollen für möglichst viel Profit verkauft werden und landen dann am Ende wieder in Tierheimen. Möchte man also aktiv etwas gegen diese Form der Massentierhaltung tun, so rät die Tierschutzorganisation, besser in Tierheimen nach neuen Haustieren zu suchen als im Baumarkt.

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