Siegel für artgerechtere Tierhaltung: Größte „Neuland“-Firma vor Insolvenz
Das Tierschutzlabel leidet unter einem Skandal um Etikettenschwindel. Jetzt ist das wichtigste Vertriebsunternehmen überschuldet.
Neuland leidet bis heute unter einem Betrugsskandal, der 2014 bekannt wurde. Billiges konventionelles Fleisch war mit dem Siegel teurer verkauft worden. Neuland, das nicht mit dem Bio-Siegel zu verwechseln ist, schreibt etwa mehr Platz im Stall als in herkömmlicher Haltung vor.
Der Marktanteil ist mit unter 0,5 Prozent zwar sehr gering, aber Umweltschützern galt das Label lange als Beleg dafür, dass Tiere auch unter wirtschaftlichen Bedingungen besser gehalten werden können als in der „Agrarindustrie“. Das Siegel hatte auch deshalb großes Gewicht, weil der Verein von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der Umweltorganisation BUND und dem Tierschutzbund getragen wird.
Die im niedersächsischen Bad Bevensen ansässige Neuland Nord begründete die Überschuldung unter anderem mit der „Insolvenz eines wichtigen Großkunden“. Bis heute sei ungeklärt, ob eine Versicherung für den Schaden aufkommt. „Aus eigener Kraft konnte die Gesellschaft die wirtschaftliche Fehlentwicklung nicht ausgleihen.“ Jetzt wolle die Geschäftsführung mit Hilfe eines Insolvenzplans „die Gesellschaft wieder auf Kurs bringen“. Das Amtsgericht Uelzen habe den Rechtsanwalt J. Zimmermann als Gutachter bestellt.
Ob die Wende gelingt, ist angesichts des Imageschadens wegen des Skandals ungewiss. Zudem könnten viele der beteiligten Bauern zu anderen Siegeln etwa des Deutschen Tierschutzbunds wechseln.
Der Neuland-Verein mit Sitz in Bonn legt die Richtlinien für eine besonders tiergerechte Nutztierhaltung fest. Zudem beauftragt er externe Kontrolleure, die Landwirte, Vertriebsgesellschaften und Fleischerfachgeschäfte zu überprüfen. Die Vertriebsgesellschaften verkaufen das Fleisch, betreuen die Bauern und organisieren die Schlachtung sowie Verarbeitung.
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