piwik no script img

Debatte AntisemitismusDas Problem der Anderen

Kommentar von Peter Ullrich

Rechtes Gedankengut ist in allen Teilen der deutschen Gesellschaft verankert. Die hiesige Antisemitismusdebatte geht an der gesellschaftlichen Realität vorbei.

Antisemitismus wird in der deutschen Öffentlichkeit immer zur Ausnahme stilisiert – doch das ist ein Selbstbetrug. Bild: dapd

E ine jüdische Geschäftsfrau wird wegen einer angeblich nicht bezahlten Lieferung, die es nie gab, von einem deutschen Unternehmer als jüdische Lügnerin und Betrügerin beschimpft und mit der Pest in Verbindung gebracht. Ein Rabbiner wird wegen seiner Kippa als Jude erkannt und zusammengeschlagen.

Solche spektakulären Vorkommnisse zeigen aber nur einen Teil der Judenfeindlichkeit in Deutschland im Jahr 2012. Die Ergebnisse unserer aktuellen Studie „Die Mitte im Umbruch“ für die Friedrich-Ebert-Stiftung sind schockierend. Insbesondere die Zunahme demokratiefeindlicher Ansichten signalisiert einen Zustand der Gesellschaft, die sich dort, wo die Krise anklopft, immer chauvinistischer geriert.

Die Mitte-Studien haben seit 2002 immer darauf hingewiesen, dass extrem rechtes Gedankengut nicht nur ein Phänomen der politischen Ränder, sondern in allen Teilen der Gesellschaft anzutreffen ist. Es basiert auf Strukturen und Denkweisen, die unsere gesamte Gesellschaft prägen. So ist Nationalismus nicht denkbar ohne die grundlegende Annahme, dass es so etwas gibt wie ein deutsches Volk, das eine Herkunft teilt und daher gemeinsame Interessen hat. Deutlich zeigt sich dies in der Annahme, dass es natürlich sei, zu „seiner“ Fußballnationalmannschaft zu halten.

So wenig aber an der Nation natürlich ist, so sehr ist sie als Vorstellung und politische Struktur wirkmächtig, mit Folgen für jeden Einzelnen von uns. Auf der nationalen Identifikation basiert der sekundäre Antisemitismus, der erstmals im Rahmen der Studie mit erfasst wurde.

Bild: privat
Peter Ullrich

ist Mitautor des Kapitels zu Antisemitismus der Studie „Die Mitte im Umbruch. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2012“ (Friedrich-Ebert-Stiftung). Der Soziologe arbeitet an der TU Berlin.

Auschwitz als Makel

Die Identifikation mit der Nation lässt die Deutschen das deutsche Verbrechen Auschwitz als persönlichen Makel empfinden und die Erinnerung daran abwehren. Sie wollen einen Schlussstrich unter die NS-Vergangenheit ziehen (62 Prozent Zustimmung) oder sind es leid, von den Verbrechen der Deutschen an den Jüdinnen und Juden zu hören (38 Prozent Zustimmung).

Die Zustimmung zu einzelnen antisemitischen Äußerungen ist jedoch viel höher ist als der Anteil weltbildhafter Antisemiten an der Bevölkerung. Bei „nur“ 11,5 Prozent der Befragten liegt ein festes Syndrom judenfeindlicher Einstellungen vor; sie stimmten allen judenfeindlichen Aussagen im Fragebogen mehrheitlich zu. Beim sekundären Antisemitismus sind es 23,8 Prozent.

Dieser Befund zeigt, dass der Ansatz der Mitte-Studien auch beim Thema Antisemitismus den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Nur ein gewisser Teil der Deutschen sind ideologisierte Judenhasser, ebenso wie nur einige Deutsche Rechtsradikale sind. Doch deren extreme Einstellungen fußen auf Ansichten, die weit verbreitet und salonfähig sind.

Juden = Israel

Einzelne antisemitische Einstellungsfragmente sind bei teilweise mehr als der Hälfte der Bevölkerung vorhanden, während die gleichen Personen andere judenfeindliche Einstellungen durchaus ablehnen. Wir sehen also eine starke Zersplitterung des Antisemitismus. Zudem schöpft der Antisemitismus in einer heterogen zusammengesetzten Bevölkerung aus unterschiedlichen kulturellen und sozialstrukturellen Quellen und kann sehr unterschiedliche, oft sogar einander widersprechende Inhalte transportieren. So neigen beispielsweise Menschen mit Migrationshintergrund weniger zum sekundären Antisemitismus.

Das Nachleben des Antisemitismus nach dem Nationalsozialismus ist vielfältig. Die weit verbreitete Verharmlosung der Nazizeit und der Schoah aus nationaler narzisstischer Kränkung ist eine Folge, die allgemeine Verunsicherung, wie man in Deutschland mit Jüdinnen und Juden umgehen soll (oder wer überhaupt jüdisch ist und was genau Jüdinnen und Juden ausmacht), eine andere. Das Verantwortlichmachen von Jüdinnen und Juden für Israels Politik ist ebenso eine Folge davon (24 Prozent finden wegen der israelischen Politik Juden unsympathisch) wie der Versuch, den Spieß einfach umzudrehen und alles Jüdische und/oder Israelische zu bewundern und jede Kritik an jüdischen oder israelischen Institutionen als antisemitisch zu diffamieren.

Die Durchdringung großer Teile der Gesellschaft zumindest mit Versatzstücken des Antisemitismus findet leider keine Entsprechung in der deutschen Antisemitismusdebatte. Statt der tatsächlich omnipräsenten Grauzonen und diskursiven Anschlüsse kennt sie nur Schwarz und Weiß. Meist werden Tabuverletzer gesucht. Die werden dann nach skandalförmigen Erregungen aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.

Lagerbildung bei Grass

Die Diskutanten sind meist in zwei klare Lager gespalten, auch dort, wo die Fälle nicht so eindeutig gelagert sind. Entsprechend wurde beispielsweise Günter Grass nach seinem israelfeindlichen Gedicht von den einen als Antisemit verteufelt und von den anderen als mutiger Mahner gefeiert. Kaum einer wollte sehen, dass in beiden Sichtweisen ein Körnchen Wahrheit verborgen ist.

Dieser deutsche Diskurs über den Antisemitismus ist so verheerend wie die in der Studie zutage geförderten Einstellungsmuster. Mit den periodisch auftretenden Skandalen gelingt es trotz gleichzeitigem Dauergedenken und Mahnen immer wieder, den Antisemitismus zur Ausnahme zu stilisieren, zum großen Bösen, zur Abweichung von der Normalität. So bleibt Antisemitismus immer ein Problem der Anderen. Doch diese Sichtweise ist ein Selbstbetrug – dies gilt auch für viele der immer achtsamen Mahner.

Antisemitismus ist ein gesellschaftliches Problem und keine individuelle Pathologie. Er ist tief in unserer Kultur verwurzelt, zeigt sich in Sprache wie in stereotypen Einstellungen. Diese komplizierten Verschränkungen gilt es zunächst anzuerkennen, um Antisemitismus bekämpfen zu können: Nicht durch Ausschluss der „Anderen“, sondern durch einen kritischen Blick auf unsere gesamte Gesellschaft und uns selbst.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

43 Kommentare

 / 
  • WW
    Wolfgang Weisses

    Israels Politik wird unbeliebter hier in Deutschland, das ist das Problem.

     

    Tatsächlich treten Juden in Deutschland ansonsten eigentlich nur als Mahner in Form des Zentralrates der Juden auf, der jedoch auch den Fehler begeht und eben nur mahnt, anstatt vielleicht einmal ein positives Bild der Juden nicht nur als Opfer von damals und heute zu vermitteln.

     

    Die politischen Kräfte, die in Israel für eine tolerantere Politik eintreten gegenüber den Palästinensern scheint mir hier in Deutschland kaum eine Lobby zu haben.

  • D
    D.J.

    @Andreas

     

    "Jüdisch ist erst einmal eine Religion.

    Es sind also Menschen die von ihrer Religion her Juden sind."

     

    Aber Sie wissen schon, dass ein Großteil der Juden Atheisten sind (was ich alles andere als bedaure) - auch in Israel - und sich dennoch als Juden begreifen? (ob ein Jude fromm, Atheist oder getauft war, hat übrigens die Nazis nicht interessiert). Es ist alles etwas komplizierter. Die (oder besser sehr viele) Juden sehen sich nun mal auch - und nicht zuletzt - als Abstammungsgemeinschaft mit bestimmten (erinnerungs)kulturellen Gemeinsamkeiten. Freilich ist das nicht mehr oder weniger (!) Konstrukt als bei den Deutschen (ich weiß, von solchen Banalitäten sind zumeist sowohl Rechte als auch Linke überfordert).

  • A
    Adolf

    "Wer Jude ist, bestimme ich!!!" (Wer wars? Hermann Göring oder Joseph Göbbels?)

    "Wer Antisemit ist, bestimme ich!!!" ( Wer wars? Dieter Graumann oder Stephan Kramer?)

     

    Viel Spass beim Raten!

     

    P.S. Für die Spassfreien: das ist Ironie!!!

  • S
    Synoptiker

    von thomseif,

    ein interessanter Beitrag und wie mir scheint von ehrlichem Bemühen!

    Zitat: "... signalisiert schon dadurch, wie wenig er sich mit seinen eigenen kulturellen Prägungen auseinandergesetzt hat." Hier liegt m.E. ein Schlüsselbegriff der deutschen Befindlichkeit vor. Wer ist heute noch in der Lage, bzw. Willens sich mit sich und seinen ihn prägenden sozio-kulturellen Prägungen zu befassen. Dies wäre aber unbedingt nötig, denn eine Vergangenheitsbewältigung hat es, wie auch eine Entnazifizierung, auch nicht gegeben! Wo wurde denn in den letzten 3 Generationen jeweils mit den Kindern über alles gesprochen, reflektiert und aufgearbeitet?

    Es ist deshalb nahe liegend, auch hier in den Foren, dass sich viele Autoren lieber mit Israel und den Juden befassen als mit sich, seinen eigenen Defiziten und mglw. auch persönlichem Versagen!

  • VH
    Volker hört die Signale

    Bernd G. schrieb:

    »Es gab nie ein deutsches Volk. So steht es in ein paar Jahren in den Geschichtsbüchern.«

    Wird es nicht, aber vermutlich wird prominenter als heute schon drin stehen: »Das "deutsche Volk" war eine Erfindung preußischer Großmachtsphantasien, um die deutschsprachigen Völker Mitteleuropas unter einem Kaiser zu vereinigen. Dazu wurde die Hegemonialmacht Preußens genutzt, um einen Norddeutschen Bund zu Formen und letztlich mit viel Geld auch die Pleite-Bayern in den deutschen Völkerbund hineinzuziehen. Langsam wuchsen in der Folge die Deutschen zusammen, ohne ihre völkischen Eigenheiten aufzugeben. Daran könnte nicht einmal das Nazi-Regime, das wie kein anderes eine gesamtdeutsche Volksidentität behauptete, nichts ändern.

     

     

    »Wie weit soll diese perverse Selbstverleugnung noch gehen?«

     

    Offenbar so weit, dass ein einheitliches "Deutsches Volk" behauptet wird, dass es so nie gegeben hat.

     

     

    »Können wir uns nicht irgendwo zwischen 'Rassenhygiene' und 'Volksverleugnung' treffen?«

     

    Die Volksverleugnung, die sie hier beschreiben, ist bereits eine Verleugnung der Realität - gehen sie mal nach Bayern und sagen: "Preußen und Bayern, wo ist der Unterschied?!", oder "Wozu braucht es eigentliche eine Franken-quote in der CSU?"

    In Teilen Deutschlands herrscht bereits wieder(?) dumpfer Tribalismus - und der desavouriert die Idee eines "Deutschen Volkes" a priori.

     

     

    »Wir pendeln von einem Extrem ins Nächste ...«

     

    Von so stumpfer Allgemeingültigkeit, dass es unkommentierbar ist. Ideen sind als solche immer extrem, es gibt selbst so etwas wie eine "extreme Mitte".

     

     

    »Bin ich jetzt rechtsextrem weil ich zwischen Volk und Bevölkerung (nicht wertend!) unterscheide?«

     

    Nein, weil Volk eine Behauptung kulturelle und genetische Nähe behauptet, während Bevölkerung schlicht auf den Wohnsitz innerhalb der Grenzen einer Nation beschreibt.

    Wenn Sie sich bereits als rechtsextrem beschrieben fühlen, weil Sie hier Unterschiede sehen, sind diese Unterschiede aber ganz offensichtlich wertend.

  • U
    ulf

    Es gibt keinen ansteigenden Antisemitismus!!

     

    Was es gibt ist ansteigende Kritik an Israel, der israelischen Regierung und deren Politik bzgl. der Palästinenser.

    Auch der bei muslimischen Migranten neuentdeckten Antisemitismus ist keiner, sondern ein Anti-Zionismus, also eine Kritik an israelischer Naostpolitik. Diese Israelis versuchen nur die berechtigte Kritik mit der Antisemitismuskeule zum Schweigen zu bringen und sich als arme unschuldige Opfer darzustellen, was sie in Nahost nicht sind.

     

    Anbei ein schöner Artikel des linken Augsteins zum Thema:

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/kritik-an-israel-inflationaerer-gebrauch-des-antisemitismus-vorwurfs-a-869280.html

  • H
    HamburgerX

    Rechtes und linkes Gedankengut gehören zu einer Demokratie dazu. Das spiegelt die Seiten im Parlament wider. Ansonsten muss man sich China als Vorbild nehmen, dort kam es früher im Rahmen von "Antirechtskampagnen" und Aktionen gegen "Linksabweichler" zu Massenmorden (6stelliger Bereich) bzw. massiver politischer Verfolgung. Auch aus dieser Geschichte sollte man lernen, wenn man schon den Blick über den Tellerrand der eigenen Nation bemüht - ansonsten wird es nämlich unglaubwürdig.

     

    Wer Nation, Volk und andere Begriffe nicht nur theoretisch sieht, ist keine Gefahr für den Staat. Das sind nur Leute, die agressiv und kämpferisch gegen die Grundordnung vorgehen (insbesondere Freiheit, Demokratieprinzip und Menschenwürde).

     

    Ansonsten ist es durchaus natürlich, sich Leuten näher zu fühlen, die einem ähnlich sind. Ob das nun durch Sprache, Aussehen, Kultur etc. beeinflusst ist, soll mal nachrangig sein, denn das Prinzip findet sich überall auf der Welt: Gleich und gleich gesellt sich gern. Damit muss leben.

  • T
    thomseif

    Ein leider zwiespältiger Kommentar. In Teilen akademisch-lebensfremd (zur eigenen NM halten = Nationalismus? Bullshit. Da muss man nur mal Robert Menasses Leiden an "seinen" Österreichern miterlebt haben - und der ist nun alles andere als ein Nationalist...). Aber im wesentlichen Kern treffend.

    .

    Bleiben wir also lieber bei Letzterem: Der Diagnose des Antisemitismus als historisch lang und also kulturell tief verwurzeltem Phänomens unserer (deutschen, aber auch europäisch-"abendländischen") Gesellschaft. Wer das kategorisch abwehrt - "Antisemitisch - ich? Ich doch nicht!!" -, signalisiert allein schon dadurch, wie wenig er sich mit seinen eigenen kulturellen Prägungen auseinandergesetzt hat.

    .

    Jahrhundertelang waren "die Juden" in unseren Gesellschaften der Prototyp des "Fremden" schlechthin - und des "fremd Bleibenden", der seine eigene Kultur und Lebensweise nicht einfach zugunsten der Mehrheitsgesellschaft aufzugeben bereit war. Dass unsere Gesellschaft sich noch heute mit der Toleranz des "Anderen" mehr als schwertut, ist an den Debatten über Islam, "Parallelgesellschaften" u.ä. überdeutlich abzulesen.

    .

    Es wäre tatsächlich ein erheblicher Fortschritt, den Antisemitismus nicht bloß als "individuelles" Fehlverhalten zu betrachten, das mit sofortiger Ächtung des fehlgetretenen Individuums zu "erledigen" ist. Sondern sehr ehrlich und selbstkritisch auf die eigenen, oft vorbewussten bzw. nicht offen eingestandenen Prägungen zu blicken. Und zuzugestehen: Ja, sehr wahrscheinlich trage ich (zumindest in Spuren) antisemitische Einstellungen in mir. Das erst wäre eine Basis, von der aus man dann ehrlicher und glaubwürdiger über virulente Themen wie Israelkritik, "Vergangenheitsbewältigung" etc. reden könnte.

  • S
    steffen

    Solange Israelis/Juden jede (berechtigte) Kritik an der israelischen Regierung und deren Politik pauschal als antisemitisch "totschlägt", solange werden wir diesen "Schein-Antisemitismus" haben, ohne uns aber darum kümmern zu müssen. Denn wir sehen, es ist nur ein Vorwand zum Meinungsverbot.

     

    Der Rest sind die bekannten Einzellfälle.

  • A
    alexander

    zu Grass: "Kaum einer wollte sehen, dass in beiden Sichtweisen ein Körnchen Wahrheit verborgen ist."

     

    Was ist denn dieses "Körnchen"? Die schein-dialektische Haltung ist eine Heraushaltung:

    ein bewußtes, aktives Nichtpositionieren.

    Und wer postuliert hier überhaupt diesen Sichtweisendualismus? Gab es tatsächlich nur zwei diametrale Haltungen, jeweils mit dem "Körchen Wahrheit"?

    Wohl kaum.

  • J
    Joachim

    Sekundärer Antisemitismus?

     

    "Beispielsweise stimmen 31,9 % der Deutschen dem Satz zu: „Die Juden nutzen die Erinnerung an den Holocaust heute für ihren eigenen Vorteil aus.“" (entnommen aus der Studie)

     

    Aha, das ist aber auch eine dumme Frage so als Allaussage. Nein, nicht alle Juden nutzen die Erinnerung an den Holocaust zu ihrem Vorteil aus. Ja, es gibt Juden, die die Erinnerung an den Holocaust zu ihrem Vorteil ausnutzen.

     

    Ich will nicht runterspielen, dass es Antisemitismus gibt, aber mit solchen Konstrukten verstärkt man das Gefühl der Bevölkerung, dass "Juden sich als Opfer sterilisieren".

  • V
    vic

    Noch einmal:

    Ich habe kein Problem mit Juden- ich habe ein Problem mit Israels Regierung.

    Für mich ist das nicht dasselbe.

  • P
    Piet

    "So neigen beispielsweise Menschen mit Migrationshintergrund weniger zum

    sekundären Antisemitismus."

     

    Diese bigotte Heuchelei

    fügt sich nahtlos ein in den

    kulturmarxistischen Verblödungszusammenhang

    aus Minderheitenverhätschelung und

    Political Correctness,

    der aus der Lektüre der Taz immer wieder

    einen schamhaft genossenen,

    masochistischen Nervenkitzel macht.

     

    Danke, Taz!

  • G
    Gerald

    "Eine jüdische Geschäftsfrau wird wegen einer angeblich nicht bezahlten Lieferung, die es nie gab, von einem deutschen Unternehmer als jüdische Lügnerin und Betrügerin beschimpft und mit der Pest in Verbindung gebracht. Ein Rabbiner wird wegen seiner Kippa als Jude erkannt und zusammengeschlagen."

     

    Der abshchnitt zeigt dass der Artikel an einem teil der Realitaet vorbeigeht. Die juedische Geschaeftsfrau wird von einem deutschen Unternehmer beschmpft, der Rabbiner wird - ja von wem? - zusammengeschlagen? Von arabischen Jugendlichen wenn ich mich recht erinnere. Der Autor klammert einen wesentlichen teil des Antisemitismus shclicht aus.

  • LT
    Leo Tol

    Ich bin der festen Überzeugung, dass Deutschland nur eine Zukunft hat, wenn wir die Jüdische Kultur als einen festen Bestandteil unserer Identität begreifen. Es gibt aber viele Widersprüche. Jüdische Freunde sehen sich nicht durch die "offiziellen" Vertreter repräsentiert. Es gibt ausgesprochene jüdische Israel Kritiker, z.B. in Belgien - "juif progressiste belgique". Wir sollten kritischen jüdischen Intellektuellen mehr Raum im Diskurs in Deutschland geben, wir brauchen mehr Orte für Begegnung zwischen Deutschen jüdischen und nichtjüdischen Hintergrunds. Wir müssen uns zu unserem geistigen und kulturellen jüdischen Erbe bekennen und das geht nur mit einem aufgeklärten, kritischen Umgang. Das jüdische Leben in Deutschland muss sichtbarer, aktiver, selbstbewusster gelebt werden. Alle sind gefragt, daran zu arbeiten.

  • H
    horst

    danke für den guten artikel.

     

    trotzdem plädiere ich für den begriff "judenfeindlich" statt "antisemitisch". der begriff des antisemitismus ist nämlich äußerst unscharf.

     

    Es gehören zu den Semiten nämlich die Äthiopier, Araber, Hyksos, Malteser, Minäer, Sabäer, Ostsemiten, Akkader, Babylonier, Assyrer, Amoriter, Ammoniter, Aramäer, Hebräer, Kanaaniter, Moabiter, Nabatäer, Phönizier, Samaritaner und Syrer.

     

    also sind z.b. auch palästinenser semiten!

  • A
    andreas

    Jüdisch ist erst einmal eine Religion.

    Es sind also Menschen die von ihrer Religion her Juden sind.

    In aller erster Linie sind es aber Menschen...nicht mehr und nicht weniger.

    Und wenn eine religiöse Gruppe es wichtig und gut findet kleinen Jungs am Geschlechtsteil zu schnippeln und ich das vorsichtig ausgedrückt schlimm finde macht mich das zu was ?!

     

    Ich bin Ahteist und lehne jede Religion ab.

    Das ich mich dafür inzwichen entschuldigen muß...erbärmlich

    Bitte TAZ nicht immer nur dann gegen Religion sein wenn es um das Christentum geht...das langweilt.

  • I
    Ibogain

    Der in diesem Artikel angenehm auffallende, differenzierte Blick auf den Antisemitismus in Deutschland und besonders das durchscheinende Eingeständnis, dass Antisemitismus nicht ausschließlich rechts der Mitte zu finden ist, sondern sich leider vielmehr quer durch alle politischen Lager und Ethnien zieht, verdient großes Lob.

    Dass sekundärer Antisemitismus bei Migranten seltener vorkommt, ist aufgrund des starken Holocaust-Bezuges dieser Form des Antisemitismus eine ähnlich platte Erkenntnis, wie etwa die geringe Unterstützung der NSU durch Migranten.

  • S
    Synoptiker

    Nach dieser Studie hat wohl jeder seine eigene Antisemitismus-Leiche im Keller liegen. Eine gewagte -These. Der Autor und die Studie haben wohl dennoch recht, wenn Antisemitismus in allen Teilen der Gesellschaft, vor allem in Gedanken, Redewendungen,übertriebenes National-Gefühl etc. etc. vorhanden ist. Das Problem ist facettenreich, schwer zufassen und wohl deshalb fehlt uns die richtige Strategie zur Bekämpfung. Wie wir auch wieder bei der Grass-Antisemitismus-Debatte erleben konnten.

    Natürlich kann man daneben auch sein eigenes Erklärungsmuster haben. So glaube ich, gab es nie ein kollektives Bereuen der Deutschen nach 1945, statt dessen Wegsehen, Flucht in den Wiederaufbau, danach die "Es muss endlich Schluss sein-Debatte" usw.

    Und es gab das Versagen der deutschen Justiz bis heute. Nazi-Richter selber schwer belastet konnten kein Recht sprechen. Staatanwälte versagen noch heute! Diese Gesellschaft tat sich und tut sich immer noch sehr schwer, sie hat keinen funktionierenden inneren Kompass ! Noch heute tobt sich deutsches Verdrängen in überdimensionalen Export-Anstrengungen aus ! Doch selbst diese Gewinne gelingen uns nicht zum Wohle, sie schaffen nur Wut und Hass bei den Euro-Verlierern auf Deutschland und manchmal auch auf Nazi-Deutschland, siehe Griechen, Portugiesen, Spanier, Polen etc.

  • WD
    Wehret den Anfängen

    "Insbesondere die Zunahme demokratiefeindlicher Ansichten signalisiert einen Zustand der Gesellschaft, die sich dort, wo die Krise anklopft, immer chauvinistischer geriert." Wenn es ans Eingemachte geht, wenn immer größere Gruppen der Bevölkerung verelenden oder von Verelendung bedroht sind, durch Mangel an günstigem Wohnraum und Niedrigstlöhnen, werden Sündenböcke gesucht. 1933 war es ähnlich. Die Parallelen sind erschreckend. Dies scheint unsere Damen und Herren PolitikerInnen jedoch nicht zu berühren.

  • I
    I.Q

    Da wird aber eine Menge miteinander vermischt, was rechtes Gedankengut sei,wie es festzustellen wäre, d. h. es geht hin bis zum Fußball, wo es doch Fernsehen, Politik und andere Medien sind, die von „unserer“ Mannschaft spricht.

    Besonders heikel die Abhandlungen über Antisemitismus:

    Wer „Juden = Israel“ beklagt,

    der hätte doch wohl das Bemühen Israels zu behandeln, genau diese Gleichung aufzustellen, wie auch das der Politik,

    das hervorhebt, deutsche Verbrechen an Juden, verpflichteten genau zu der einseitigen und moralisch ansonsten unhaltbaren Haltung für Israel, die im Nah-Ost-Konflikt täglich eingenommen wird.

     

    Wenn dann auch noch Günter Grass´ Gedicht, wo doch die U-Boot Lieferung und das Gehaue auf dem Iran aufs Korn genommen wurde,

    als „israelfeindlich“ hingestellt wird, obwohl es eher israelfreundlich war, kommt wieder der Eindruck auf, hier wolle sich jemand hinstellen,

    um zu erklären, dass dieser „Antisemitismus“ so schwer zu diagnostizieren sei, dass es schon Experten wie ihn bedürfe, um ihn zu sichten und zu definieren.

     

    Also hier gibt’s wieder mal eine wenig helfende Auseinandersetzung mit rechtem Gedankengut, zumal sie von „Antisemitenexcorzismus“ geprägt ist.

     

    Das ist nicht nur langweilig, sondern abstumpfend.

  • KF
    karl friedrich

    Gott sei Dank betrifft mich die Publikumsschelte nicht.

    Ich bin weder "rechts" noch "antisemitisch" - wo ich doch die Politik Israels und das Auftreten der Juden für Deutschland und Deutsche für grundsätzlich vorbildlich halte.

    Als Realist allerdings halte ich eine Rückkehr zur Politik Bismarcks und den ihm eigenen Umgangsformen für ausreichend.

     

    Ach ja: irgendwelche Schuldgefühle wegen aller möglicher Vorgänge lange vor meiner Geburt empfinde ich beim besten Willen nicht.

    Zumal ich ja auch nicht mit dem Alten Testament aufwarte, um andere an alte Sachen zu erinnern.

  • S
    Sven

    Die Arbeit an Studien einer bekannten Stiftung ermöglicht es, sich als Expert_innen auf einem bestimmten Problemfeld auszuweisen. Es ist also nicht allzu überraschend, wenn nun die Ergebnisse solcher Studien meist eine gewisse Tendenz zum Alarmismus haben.

    Dazu gehört auch, durch geschickte Fragestellung Menschen eine bestimmte Weltanschauung zu unterstellen.

    Daher sollten die Resultate der Studie nicht überschätzt werden.

  • HH
    Hamb. Hans

    Juden = Israel ?

    Der Herzl is schuld. Der hat damit angefangen. :-))

  • L
    Lucanus

    ganz interessant der Artikel; was mir aber neben der nackten Feststellung der zitierten Studie, das große Teile der Bevölkerung antisemitischen Aussagen zustimmen fehlt sind (möglichst ausführliche) Beispiele dieser "zustimmungsfähigen" antisemitischen Aussagen. Sei es zum "Selbsttest", sei es zur Einschätzung der Studie.

  • E
    Eddie

    So was will hier keiner lesen.

    Hier gibts nur linksalternative Bestmenschen mit bombenfester Vorstellung von GUT und BÖSE.

     

    Und böse sind IMMER die anderen.

     

    Das hier, Peter Ulrich, das hier sind doch die Guten...

  • G
    Gonzi

    " Die Identifikation mit der Nation lässt die Deutschen das deutsche Verbrechen Auschwitz als persönlichen Makel empfinden und die Erinnerung daran abwehren"

     

    Die wahrheit ist, dass es viele Deutsche perönlich so sehr betrifft was vor 70 Jahren passierte, wie der Dreißigjährige Krieg, Napoleons Schlachten oder die vom Teutoburger wald - und das hat seine Berechtigung.

     

    Sie merken aber, dass ewig der Holocaus bemüht wird um ihn für einen völlig anderen und gegenwärigen Konflikt zu instrumentalisieren, dass des Staates Israel in Palästina und sein Kampf gegen die Rechte und Menschen die dort die Urbevölkerung darstellen.

     

    Ansonsten interessiert es kaum jemand, ob jemand katholischen oder jüdischen Glaubens ist, man ist eher verunsichert, was eigentlich ein Jude sein soll.

    Glauben oder irgendwelche Vorfahren?

     

    Aber das ist letztlich auch egal, wo es im hier und jetzt bei jedem darauf ankommt, was er macht und wie er ist.

  • HH
    Hamb, Hans

    Juden = Israel ?

    Da sind "die Juden" bestimmt selbst dran schuld, wenn schon Herzl vom Judenstaat spricht. -:))

  • WS
    Werner Sinn

    Antisemitismus ist in keinster Weise in allen Schichten vertreten. Er betrifft die extreme Rechte (NPD) und das linke Spektrum (die Linke, Antifa, Grüne, Attac, etc.). Antisemitismus ist das einende Band der rechten und linken Sozialisten in Deutschland und darüber hinaus. Zum Glück sind aber nicht alle Deutschen Sozialisten. Da sollte man mal kurz drüber nachdenken, bevor man hier schlaue Artikelchen zum Besten gibt. Will man hier vielleicht "der Gesellschaft" mal wieder den schwarzen Peter zuschieben um vom eigenen Judenhass abzulenken? Das erscheint mir bei diesen Äusserungen jedenfalls als immer wahrscheinlicher.

  • R
    raana

    hm ich lese: Nationalismus ist das Grundübel und Schuld am Antisemitismus, da er abgrenzt und eine Rangfolge der Interessen und Interessenhalter bildet.

     

    Daraus ergibt sich: Deutscher /= Jude -> Antisemit!

     

    Die These ist daher mE relativ dümmlich. Wollte man Antisemitismus beenden, dann müsste man nach diesem Muster _auch_ den Semitismus vernichten... hatten wir das nicht schonmal? -> Mal darüber nachdenken!

     

     

    Davon abgesehen: Zur Nationalmannschaft steht man (als Nicht-Modefan), weil man selbst am Auswahlverfahren für den Mannschaftskader teilgenommen hat. Nur weil man spielerisch zu schlecht war muss man dann eben nebendran stehen und diejenigen anfeuern, die auf dem Platz stehen. Selbiges gilt für alle anderen Länder auch - ist also weniger Nationalismus sondern eher Geburtsortszufall.

     

     

    für alles andere zum Thema: http://manfredmaus.wordpress.com/2012/10/01/warum-ich-ein-antisemit-bin/

  • T
    tommy

    Schrecklicher Artikel (und Herr Ullrich sieht wirklich genauso aus, wie man sich einen Soziologen vorstellt). Ullrich möchte also am liebsten die Nation dekonstruieren und die Bürger zu permanenter Selbstkritik erziehen. Doch eine ständige Selbsthinterfragung hält auf Dauer niemand psychisch aus. Und ebenso wenig funktioniert eine staatliche Gemeinschaft ohne ein Minimum an Zusammengehörigkeitsgefühl. Sicherlich ist es nicht wünschenswert, dass sich eine Nation rein über Abstammung definiert und Neuankömmlingen für immer die Chance auf Teilhabe verweigert. Doch wer meint, die Nation (über deren konkrete Ausgestaltung man natürlich unterschiedlicher Ansicht sein kann) als Ordnungsprinzip aufgeben zu könne, spielt mit dem Feuer und wird sich noch wundern, dass manche der möglichen Alternativen weder demokratisch noch menschenfreundlich sind.

    Und was die Antisemitismusfrage angeht: Natürlich gibt es Judenhasser in Deutschland, was sicherlich eine bedenkliche Tatsache ist. Dass Juden oftmals mit Israel gleichgesetzt und entsprechender Kritik ausgesetzt werden, hängt aber auch mit dem Verhalten des Zentralrats der Juden in Deutschland zusammen, der mit seinen Verlautbarungen manchmal wie eine Vertretung des israelischen Außenministeriums wirkt. Um das fragwürdig zu finden, muss man kein eliminatorischer Antisemit sein.

  • MD
    Martin D.

    Graumann und seine Vorgänger im Amt waren fast immer ungeheure Nervensägen und haben zum immer noch verkrampften Verhältnis zwischen Juden und Deutschen nicht unerheblich beigetragen.

  • B
    Bernd

    Schließt nicht die Analyse, dass sich antisemitische Einstellungen in breiten Teilen der Bevölkerung finden die Bezeichnung "extrem" aus?

    http://inex.blogsport.de/offener-brief-gegen-jeden-extremismusbegriff/

  • A
    atalaya

    Meines Erachtens greift die Konzentration auf den Antisemitismus zu kurz. Es ist die Fremdenfeindlichkeit, die - wen wundert's - in einer Zeit aufblüht, in der die Welt bedrohlich und vermeintlich zu komplex geworden ist, um sie noch ohne den Rekurs auf einfache "Erklärungsmuster" zu begreifen. Die einstmals "heile" Welt gerät aus den Fugen, Fremdenfeindlichkeit, Verschwörungstheorien, Spaß- und Parallelgesellschaften bilden ihren Kitt.

     

    Dass die Fremdenfeindlichkeit nun in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, dafür hätte es keiner Studie bedurft: das ist nämlich schon seit eh und je vernehmbar: früher hinter vorgehaltener Hand, heute ungleich offener.

     

    Adorno hat einmal sinngemäß gesagt, dass es für den Antisemitismus keiner Juden bedürfe. Und ich denke, er hat recht. Juden und Ausländer sind bloß die Sündenböcke einer verfehlten Politik, die den Menschen jede Aussicht auf Heimat und Geborgenheit genommen hat, um ihnen wertlose Glasperlen als Ersatz zu geben. Heimat! Volk? Nation? Zumindest Heimat wird der Mensch brauchen, die beiden nächsten Begriffe blasen sich auf, sobald der primäre nichtig wird. Angesichts der sich auch in Deutschland zuspitzenden sozialen Lage, würde ich die Befunde der Studie eher - noch - als beruhigend einstufen.

  • H
    HamburgerX

    Linkes und rechtes Gedankengut gehören zu einer Demokratie dazu. Ansonsten muss man sich China als Vorbild nehmen, dort kam es früher im Rahmen von "Antirechtskampagnen" und Aktionen gegen "Linksabweichler" zu Massenmorden (6stelliger Bereich) bzw. massiver politischer Verfolgung. Auch aus dieser Geschichte sollte man lernen, wenn man schon den Blick über den Tellerrand der eigenen Nation bemüht - ansonsten wird es nämlich unglaubwürdig.

     

    Wer Nation, Volk und andere Begriffe nicht nur theoretisch sieht, ist keine Gefahr für den Staat. Das sind nur Leute, die agressiv und kämpferisch gegen die Grundordnung vorgehen (insbesondere Freiheit, Demokratieprinzip und Menschenwürde).

     

    Ansonsten ist es durchaus natürlich, sich Leuten näher zu fühlen, die einem ähnlich sind. Ob das nun durch Sprache, Aussehen, Kultur etc. beeinflusst ist, soll mal nachrangig sein, denn das Prinzip findet sich überall auf der Welt: Gleich und gleich gesellt sich gern. Damit muss leben.

  • S
    super

    "Eine jüdische Geschäftsfrau wird wegen einer angeblich nicht bezahlten Lieferung, die es nie gab, von einem deutschen Unternehmer als jüdische Lügnerin und Betrügerin beschimpft und mit der Pest in Verbindung gebracht. Ein Rabbiner wird wegen seiner Kippa als Jude erkannt und zusammengeschlagen."

     

    Gibt es eigentlich einen Grund dafür das einmal betont wird das es ein "deutscher Unternehmer" war und beim zweitem Beispiel nicht geschrieben steht das es türkisch/arabisch/muslimische Jugendliche waren?

  • DS
    David Stern

    Antisemitismus, was ist das eigentlich?

     

    Was sind Erkennungsmerkmale, an denen sich der Antisemit orientiert? Wie stilisiert der Judenhasser sein Feindbild? Ein Feindbild ohne Rassenmerkmale.

     

    Also: Was macht den heutigen Juden aus?

    Sein scharfer Geschäftssinn? Sein Geiz? Seine karge Gestalt oder gar die lange Nase?

     

    Worum geht es in dem Artikel? Bei 250.000 Juden in D (Wiki) - ich persönlich kenne keinen - wird mir erzählt, dass eine Nicht-Minderheit antisemitische Gedanken hegt oder zumindest in sich trägt?

     

    Wie sieht überhaupt das Studiendesign aus? Wieviele Personen wurden befragt, wie und zu was genau wurden sie befragt???

     

    Der Artikel überhäuft mich mit Fragen, impliziert jedoch, dass Deutschland zu einem nicht vernachlässigbaren Teil antisemitisch sei.

    Unter dem Deckmantel einer Studie, über die man NICHTS erfährt.

  • AS
    Angela Scherer

    "Eine jüdische Geschäftsfrau wird wegen einer angeblich nicht bezahlten Lieferung, die es nie gab, von einem deutschen Unternehmer als jüdische Lügnerin und Betrügerin beschimpft..."??? Hallo??? Wieso ist jüdisch (Geschäftsfrau) und deutsch (Unternehmer) ein Gegensatz??? Das ist doch genau die Rhetorik der Nazis: Juden sind per se nicht deutsch. Merkt die TAZ ihren eigenen Antisemitismus im eigenen Sprachgebrauch nicht?

  • G
    Georg

    Schnell noch den muslimischen Antisemitismus mit eingerührt und das Weltbild paßt wieder.

     

    Vielleicht sollte die TAZ mal die Rundschau machen.

  • BG
    Bernd G.

    "So ist Nationalismus nicht denkbar ohne die grundlegende Annahme, dass es so etwas gibt wie ein deutsches Volk, das eine Herkunft teilt und daher gemeinsame Interessen hat."

    Es gab nie ein deutsches Volk. So steht es in ein paar Jahren in den Geschichtsbüchern. Wie weit soll diese perverse Selbstverleugnung noch gehen? Können wir uns nicht irgendwo zwischen 'Rassenhygiene' und 'Volksverleugnung' treffen? Wir pendeln von einem Extrem ins Nächste ...

     

    Bin ich jetzt rechtsextrem weil ich zwischen Volk und Bevölkerung (nicht wertend!) unterscheide?

  • S
    Sören

    Es ist doch so, dass viele beim Thema Patriotismus und Nation absolut selektiv sind. Goethe nimmt man gerne mit („Land der Dichter und Denker“) und wenn etwas gut läuft, wie die Organisation der Fußball-WM 2006 oder Erfolge der Nationalmannschaft, ist die Nation hervorragend. Wenn etwas schlecht läuft, etwa wenn die Nationalmannschaft verliert, werden sofort Gründe gesucht, wie so etwas einer „großartigen“ Nation passieren kann. Und da kommt man dann zum Schluss, dass die Spieler schlecht spielen, weil sie nicht patriotisch genug sind (Stichwort „Mitsingen der Nationalhymne“).

     

    Ich habe noch nie verstanden, wie man zu dem Schluss kommen kann, dass die Bundesrepublik ein weltoffenes, liberales Land ist. Man muss sich nur mal Leserkommentare auf welt.online oder faz.de durchlesen, um zu sehen, was für ein rechtskonservativer-brauner Sumpf in diesem Land existiert.

     

    Und bei der Debatte um die Brit milah ist deutlich geworden, wie uninformiert und ahnungslos die meisten in Bezug auf das Judentum sind, und mit welcher unreflektierter, arroganter Selbstverständlichkeit sich viele eingebildet haben, etwas besser beurteilen zu können als die Juden selbst.

     

    Auch beim Thema Euro wird zwar gerne geklagt, wieviel „wir“ zahlen müssen, aber ausgeblendet, wie gut unsere (westlichen) Nachbarn mit uns umgegangen sind, nachdem wir den Kontinent in Schutt und Asche gelegt haben. Aber – sprachwissenschaftlich recht interessant – ist dann ja grundsätzlich von „den Nazis“ und selten von „den Deutschen“ die Rede.

  • J
    John

    "Das Verantwortlichmachen von Jüdinnen und Juden für Israels Politik (...)"

     

    Das ist nun auch nichts besonderes, was man nur im Fall Israel macht. Die Politik eines Landes wird doch immer auf die dortige Bevölkerung zurückgeführt. Die Iraner werden allgemeinhin doch auch als fundamentalistische Kasper angesehen, die Amerikaner als militante Kriegstreiber, etc. pp. Wie oft hieß es schon in Griechenland "die bösen Deutschen" nur wegen Frau Merkels Finanzplänen, die hier im Land ebenfalls keinen Anklang finden.

  • S
    super

    "So ist Nationalismus nicht denkbar ohne die grundlegende Annahme, dass es so etwas gibt wie ein deutsches Volk, das eine Herkunft teilt und daher gemeinsame Interessen hat. "

     

    Und an der Stelle hab ich aufgehört weiter zu lesen.