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Neuer Trend in den USARauch' mal noch einen Schnaps

Komasaufen ist out, Schnaps im Auge und Wodka rektal auch. Der neue Weg zum Vollrausch führt über die Lunge. Blöd nur, dass der Volldampfrausch gefährlich ist.

Betrunken werden ohne zu Trinken. Tabelle: http://www.youtube.com/watch?v=uOa_GXNpuJk

Alkoholtrinken macht dick, ist gewöhnlich und irgendwie langweilig. Alkoholrauchen macht schnell besoffen, ist neu und irgendwie bekloppt. Seit ein paar Monaten finden besonders US-Amerikaner Gefallen daran, sich dem Dampf des Alkohols hinzugeben. Dabei gibt es verschiedene Wege zum Volldampfrausch.

Der so genannte Vaportini erinnert entfernt an eine Bong zum Kiffen. In eine Glaskugel wird hochprozentiger Alkohol geschüttet, der langsam von einer Kerze erhitzt wird. Den so entstehenden Dampf inhaliert man durch einen Strohhalm aus Glas, der in der Kugel steckt. In den USA gibt es bereits einige Bars, die ihren Kunden Alkoholrauch aus dem Vaportini anbieten.

Die Erfinderin Juli Palmer verkauft das Gerät auf ihrer Internetseite für 30 US-Dollar. Die Idee sei ihr während eines Urlaubs in Finnland gekommen. Freunde hatten in der Saune Wodka über die heißen Steine gekippt. Sie inhalierten den Dampf und wurden betrunken. Palmer preist ihre Erfindung als „revolutionäre neue Art, Alkohol zu konsumieren“ an. Man brauche weniger Stoff als beim Trinken und nehme weniger Kalorien zu sich.

In Youtube-Videos und auf Internetseiten werden Bauanleitungen für eine selbstgebastelte Vaporizierung-Vorrichtung geliefert. In eine Glasflasche füllt man Schnaps, verkorkt sie und steckt die Nadel einer Ballpumpe durch den Korken. Durch kräftiges Pumpen wird Unterdruck erzeugt, beim Öffnen der Flasche verdampft der Alkohol. Mund drüber, einatmen, fertig. Das Ganze funktioniert auch mit Bier und anderen leichten Alkoholika.

Es geht aber auch ohne technischen Schnickschnack. Um den Alkohol vor dem Verdunsten und damit der Zerstörung zu bewahren, kann er auch mit Trockeneis verdampft werden. Trockeneis in einen Thermobecher, Schnaps drauf, Dampf abwarten, Mund drüber, einatmen, fertig. Dem US-Fernsehsender ABC25 sagte ein Trockeneis-Alkoholdampf-Fan, er habe mit dem Trinken aufgehört, um abzunehmen. Jetzt sei er auf Alkoholrauchen umgestiegen und habe 70 Pfund verloren.

Schneller Rausch

Was ist so besonders am Alkoholrauchen? Im Gegensatz zum herkömmlichen Konsum gerät der Alkohol beim Inhalieren direkt in den Blutkreislauf und damit rasch ins Gehirn. Der Umweg über Magen und Leber entfällt. Deshalb entfaltet der Alkohol beim Rauchen seine volle Wirkung im Hirn, während er beim Trinken bereits im Körper teilweise abgebaut wird. Der Rausch kommt also unmittelbar – ähnlich wie bei Kokain oder Cannabis – und endet auch schneller.

„Die Gefahr dabei ist, dass es schneller zu einer Alkoholvergiftung führen kann“, sagt Rainer Thomasius. Er ist Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters an der Uniklinik Hamburg-Eppendorf. „Darüber hinaus greift Alkohol die Schleimhäute an. Wenn er inhaliert wird, kann er den gesamten Atemtrakt zerstören. Und die Langzeitfolgen des Alkoholrauchens kennen wir noch gar nicht“, sagt Thomasius.

Beim Rauchen von Alkohol fällt außerdem die natürliche Schutzfunktion des Körpers weg. Wer zu viel trinkt, dem wir übel, der kotzt irgendwann. Wer zu viel Alkohol raucht, dem wird weniger schnell übel, und wenn er sich übergibt, ist das Erbrechen ineffizient. Es ist ja nichts im Magen, was raus muss. Dass beim Alkoholrauchen keine Kalorien aufgenommen werden, ist ohnehin ein Mythos. Auch im Reinalkohol sind Kalorien enthalten, die beim Rauchen aufgenommen werden.

„Dann gibt es Todesfälle“

Noch ist der Trend nicht in Deutschland angekommen. Dem Suchtexperten Thomasius jedenfalls sind bisher keine Fälle von Alkoholrauchern bekannt, die medizinisch versorgt werden mussten. „Wenn vor allem junge Mädchen diesen Trend übernehmen, dann gibt es Todesfälle", sagt er.

Ganz neu ist das Rauchen von Alkohol übrigens nicht. Schon 2004 tauchte in Großbritannien und Japan ein Gerät auf, mit dem Gäste in Bars und Kneipen Alkohol inhalieren konnten. Die Wasserpfeife für Schnaps, oder auch AWOL-Maschine („alcohol without liquid“, also „Alkohol ohne Flüssigkeit“) wurde allerdings von den etlichen Behörden schnell verboten. Der Vaportini ist seit Dezember online zu erwerben und in fast allen US-Bundesstaaten erlaubt.

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20 Kommentare

 / 
  • CW
    CDU Wähler

    Am besten alles was man verdampfen könnte präventiv VERBIETEN! Nur VERBOTE können die menschheit rette, weis ja jeder! DENKT DOCH MAL AN DIE KLEINEN MÄDCHEN!

  • W
    Wietiefdennnoch

    Also taz...wie tief wollt ihr denn noch sinken. Herr Thomasius ist der Inbegriff von Inkompetenz und Repression. Wenn der könnte, würde er uns alle in die Klapse stecken nur weil wir süchtig nach Luft sind. Also so einem fehlgeleiteten Kleingeist hier ein Forum zu präsentieren!!! Ihr solltet euch schämen!

  • M
    Matze

    "Um den Alkohol vor dem Verdunsten und damit der Zerstörung zu bewahren, kann er auch mit Trockeneis verdampft werden."

     

    So viel physikalisches Unwissen in einen Satz zu pressen ist schon bemerkenswert!

  • I
    ion

    Eigentlich erstaunlich, dass (suizidale) Alc-Narkos überhaupt "Trend"s zum Konsum ihrer beschissenen Lieblingsdroge kennen; Erlösung böte ein einziger, gut gesetzter Gehirnschuss und beendete den Stress um rektale Trends jeglicher Couleur.

    Aber bei der ebenso beschissenen Drogen- wie Familien-politik der meisten Nationen alles auch kein Wunder mehr.

  • P
    p3t3r

    war das absicht den tomasius mit dem oberdeppenspruch zu zitieren oder war´s dem autor völlig wurscht wen er da seinen senf dazugeben lässt?

  • F
    falsafa

    Rauch!=Dampf

  • OM
    Oh man...

    "Noch ist der Trend nicht in Deutschland angekommen."

     

    Gottseidank gibt es solche Artikel. Werde es heute Abend direkt mal ausprobieren.

  • E
    ereichle

    Alkohol rauchen kann nicht gefährlich sein! Sonst hätte doch wohl (k)ein guter taz-Journalist wie Paul Wrunsch dafür Methoden, Bauanleitungen und Bezugsquellen beschrieben. Wäre doch ansonsten womöglich als Beihilfe zu Selbstverstümmelung zu werten. Oder ???

  • J
    JDi

    Einfach nur krank, welche Optionen manche Menschen zur Gestaltung der Freizeit wählen.

     

    Ich bin mit Sicherheit kein Kostverächter und schätze den (maßvollen) Gebrauch von Alkohol. Aber wenn es nur noch um das "sich-abschießen" geht, fehlt mir jedwedes Verständnis. Dazu ist Leben zu kostbar. Ein Blick auf die Fallzahlen von abhängigen Jugendlichen lässt einen erschaudern. Prohibition ist keine Lösung. Die Lebensbejahung eines Vorbild dagegen schon. Und dass es daran häufig fehlt, ist leider auch wahr.

     

    Liebe Taz, bitte an diesem Thema dran bleiben. Denn nichts hilft gefährdeten Jugendlichen so sehr, wie realistische Berichte über die Konsequenzen von Alkohol- und Drogenmissbrauch.

  • M
    Matze

    "Es geht aber auch ohne technischen Schnickschnack. Um den Alkohol vor dem Verdunsten und damit der Zerstörung zu bewahren, kann er auch mit Trockeneis verdampft werden."

     

    So viel physikalisches Unwissen in eine Satz zu quetschen ist scho ne Kunst!

  • SG
    Steffen Geyer

    Den maßvollen Konsum berauschender Substanzen durch Erwachsene mit dem Hinweis auf die Gefahren des Missbrauchs durch Jugendliche zu diskreditieren ist Prof. Thomasius Lieblingssport.

    Mit dem Hinweis auf drohende Todesopfer unter kleinen Mädchen hat er sich selbst übertroffen.

     

    Schade, dass die taz die Fehlerhaftigkeit dieser Argumentation noch immer nicht durchschaut (oder durchschauen will) und den UKE-Leiter bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu Wort kommen läßt.

    Es gibt in Berlin wahrlich genug Sachverstand - beispielsweise Prof. Kleiber von der Charité - als dass dem Hamburger Weltuntergangspropheten deratig viel Raum gegeben werden müßte.

  • GR
    Gallactica Rektalica

    Hier wieder einmal eine sinnstiftende Nachricht.Vor allem "rektal" finde ich sehr aufschlussreich.

     

    Warum schreiben Sie nicht mal in diesem Stil über die NSA ... rektal uns soooo. Könnte mir schon vorstellen, dass es da sehr rektalmäßig zugeht.

  • UZ
    und zu

    Alkohol? Gefährlich???

    Seit wann denn das???

  • P
    P.Haller

    Kein Wunder, dass die amis all die Daten speichern müssen.

    Nach so einem Volldampfrausch, können die sich sicher an nix mehr erinnern, was gestern war.

  • B
    Bvnegelein

    Zitat"....In eine Glasflasche füllt man Schnaps, verkorkt sie und steckt die Nadel einer Ballpumpe durch den Korken. Durch kräftiges Pumpen wird Unterdruck erzeugt,...."Zitatende

     

    Mit Der Ballpumpe kann man nur einen (Über-)Druck aufbauen. Aber das soll ja keine Anleitung zum Nachahmen sein.

  • A
    Aerster!

    Na das hört sich ja interessanter an als das hier:

     

    http://www.vice.com/de/read/alkohol-zu-rauchen-ist-kein-spass

  • S
    Spritzschnecke

    Als Ausgleich muß man dann Haschgift spitzen !

  • R
    raucher

    die hysterie des artikels teile ich nicht.

    rauchen scheint tatsächlich schonender für viele, viele organe zu sein, obendrein ist es sicherer.

     

    "Beim Rauchen von Alkohol fällt außerdem die natürliche Schutzfunktion des Körpers weg. Wer zu viel trinkt, dem wir übel, der kotzt irgendwann."

     

    das problem ist doch, dass man beim trinken, gerade weil der körper der alk langsamer verarbeitet viel zu viel trinkt und es deshalb zur alkoholvergiftung - etc. folgend, kommt. dann fällt man ins koma, erstickt an seiner kotze oder liegt auf der instensiv mit schlauch im bauch...

     

    beim rauchen passt das direkt, es gibt keinen vorrat, den man auspumpen muss.

     

    ich halte es für eine grandiose idee und freue mich auf diesen trend in D (falls ihn die brauereien und brennereien nicht mit lobbyarbeit torpedieren).

  • D
    DIrk

    Warum gibt es dann nur bei jungen Mädchen Todesfälle? Cooler Suchtexperte. Dann kann mir ja nix passieren.

  • I
    Irmi

    Es gibt genug solcher "Intelligenzbolzen" die alles nachmachen was aus Amerika kommt.

     

    Was immer sich diese Hohlköpfe reinziehen, sie machen sich kaputt, die Folgen müssen sie selbst tragen.