piwik no script img

Justiz in DubaiVergewaltigungsopfer begnadigt

Eine Norwegerin wurde im März in Dubai vergewaltigt – und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Jetzt ging sie an die Öffentlichkeit und wurde begnadigt.

Die 24-jährige Innenarchitektin Marte Deborah Dalelv kann Dubai jetzt verlassen. Bild: reuters

DUBAI ap | Wende im Fall einer Norwegerin, die in Dubai eine Vergewaltigung anzeigte und dann selbst verurteilt wurde: Sie sei begnadigt worden und dürfe das Land verlassen, sagte Marte Deborah Dalelv am Montag. Die gegen sie verhängte 16-monatige Haft wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs wurde demnach erlassen.

Dalelv hatte bei der Polizei in den Vereinigten Arabischen Emiraten im März Anzeige erstattet, weil sie von einem Kollegen vergewaltigt worden sei. Anschließend war sie aber selbst angeklagt und verurteilt worden. Der Fall hatte am Wochenende für Aufsehen gesorgt, nachdem Dalelv sich an die Öffentlichkeit gewandt hatte.

Damit habe sie auf die Gefahr für Ausländer in dem sich westlich gebenden, tatsächlich aber islamisch geprägten Emirat aufmerksam machen wollen, hatte sie im AP-Interview gesagt: „Ich muss das bekanntmachen.“

Dalelv arbeitet seit 2011 als Innenarchitektin in Dubai. Nach ihrer Darstellung ging sie nach der Vergewaltigung im März in die Hotel-Lobby und bat darum, die Polizei zu rufen. Die Hotelmitarbeiter hätten sie gefragt, ob sie sich sicher sei. „Natürlich will ich die Polizei rufen“, antwortete sie. „Das ist die selbstverständliche Reaktion da, wo ich herkomme.“

Sie sei medizinisch untersucht worden, um Beweise für eine Vergewaltigung zu finden, und einem Alkoholtest unterzogen worden. Alkohol wird in Dubai an vielen Stellen verkauft, Trunkenheit in der Öffentlichkeit kann aber Strafen nach sich ziehen.

Vier Tage festgehalten

Dalelv wurde nach eigenen Angaben vier Tage festgehalten, nachdem sie des außerehelichen Geschlechtsverkehrs beschuldigt wurde - ein Straftatbestand, der in den Vereinigten Arabischen Emiraten normalerweise nicht auf Touristen und Tausende in Dubai arbeitende westliche Ausländer angewandt wird. Im Gefängnis sei es ihr gelungen, ihren Stiefvater in Norwegen anzurufen, der die norwegische Botschaft in Dubai eingeschaltet habe. Die Diplomaten hätten ihre Freilassung bewirkt. Sie erwartete ein Berufungsverfahren.

Dalelv sagte, ihr Vergewaltiger sei wegen außerehelichem Sex und Alkoholkonsum zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Behörden in Dubai hatten sich zu dem Fall nicht offiziell geäußert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

15 Kommentare

 / 
  • M
    Monika

    "Damit habe sie auf die Gefahr für Ausländer in dem sich westlich gebenden, tatsächlich aber islamisch geprägten Emirat aufmerksam machen wollen, hatte sie im AP-Interview gesagt: „Ich muss das bekanntmachen.“

     

     

     

    Wie dämlich sind eigentlich europäische Jugendliche, zu glauben, die ganze Welt sei nur ein riesiger exotischer cooler Club? Da werden Schwule in Dubai verfolgt, da wird massiv gegen Menschenrechte verstoßen, Frauen sind dort Menschen 3. Klasse und sie muss "das" nun bekanntmachen? Der Ferienclub Dubai hat Mängel, echt? Die Polizei dort reagiert seltsam, wenn man besoffen im Zimmer eines Kollegen übernachtet und morgens vergewaltigt wird? Wenn ich keine Atheistin wäre, würde ich sagen Oh mein Gott.

  • Wofür ist Fr. Dalelv begnadigt worden? Für die "Schuld" sich vergewaltigt haben zu lassen?

     

    Sicher ist das Wichtigste, sie nicht mehr im Gefängnis sitzt und nicht mehr in Dubai "verweilen" muss. Aber Fr. Dalelv gehört nicht begnadigt, sondern freigesprochen. Begnadigt werden schuldig gewordene aber keine Unschuldigen. Begnadigung setzt also Schuld voraus. Von der Begnadigung Fr. Dalelvs zu sprechen heißt also, sie immer noch für schuldig zu befinden.

     

    Stattdessen sollten sich die entsprechenden Stellen in Dubai bei ihr entschuldigen. Gerade für das, was sie ihr nach der Vergewaltigung angetan haben.

     

    Dieser Staat ist nichts als eine Fassade der Moderne, in Stein hochgezogen.

  • S
    shadow

    ich frage mich warum man/frau überhaupt in solchen ländern arbeiten will.

     

    die gefahren sind bekannt.

     

    westler werden vielleicht relativ gut behandelt, zumindest scheinbar. aber man muss sich nur ansehen wie die sklavenarbeiter aus dem asiatischen raum behandelt werden.

  • D
    D.J.

    Natürlich freue ich mich für sie. Doch wer kümmert sich um die Abermillionen Gastarbeiter aus armen Ländern, die auf der Arabischen Halbinsel fast rechtlos unter sklavenähnlichen Bedingungen gehalten und nicht selten vom Hausherrn vergewaltigt werden?

     

     

     

    Hinter den ölfinanzierten Fassaden die Barbarei.

     

     

     

    D.J.

  • B
    Bürger

    "Vergewaltigungsopfer" schreibt die taz dreist und maßt sich an, zu wissen, was wirklich vorgefallen ist.

     

     

     

    Was ist das für ein Journalismus?

     

     

     

    Die Frau hat offensichtlich Alkohol getrunken und gehört dafür nach Dubais Gesetzen bestraft.

     

     

     

    Ob eine Vergewaltigung stattgefunden hat und ob die Frau einen Meineid geschworen hat, das kann die taz wohl kaum besser beurteilen, als Polizei und Richter in Dubai.

     

     

     

    Nur mal zur Erinnerung: es gibt tatsächlich Frauen, die unterschiedlichsten Gründen falsche Vergewaltigungsvorwürfe erheben.

     

     

     

    Und die gehören tatsächlich in den Knast.

  • EL
    Ernst Lehmann

    Kimme: In Deutschland gibts sogar für eine Gruppenvergewaltigung nur Bewährung + 500 Euro:

     

    "Als sie Sex ablehnte, wurde sie laut Anklage auf einen Spielplatz gedrängt, festgehalten und mehrfach vergewaltigt". (Landgericht Berlin, siehe Artikel im Tagesspiegel)

  • K
    Kimme

    Nur 13 Monate für Vergewaltigung? definitiv zu wenig.