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Studie über psychische ErkrankungenHartz-IV-Empfänger häufiger betroffen

Ein Drittel der Bezieher von Hartz IV haben psychische Probleme. Die Arbeitsagentur will ihre Mitarbeiter deshalb besser ausbilden.

Beim Job-Center in der Schlange: Die Betreuung von psychisch erkrankten Arbeitssuchenden muss besser werden. Bild: dpa

NÜRNBERG dpa | Hartz-IV-Empfänger leiden nach Erkenntnissen von Arbeitsmarktforschern besonders häufig unter psychischen Erkrankungen. Bei mehr als einem Drittel von ihnen wurde innerhalb eines Jahres mindestens eine psychische Beeinträchtigung festgestellt. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und der Universität Halle-Wittenberg hervor. Die Forscher berufen sich unter anderem auf Krankenversicherungsdaten.

Viele Arbeitslose litten unter affektiven und neurotischen Störungen, Depressionen und seelisch bedingten körperlichen Leiden. Da sie wegen ihrer Erkrankungen nur geringe Jobchancen hätten, bräuchten sie eine intensivere Förderung.

Nach Ansicht der Bundesagentur für Arbeit (BA), sind diese neuen Erkenntnisse Ansporn für eine bessere Betreuung der Betroffenen. „Wir fühlen uns von dieser Studie herausgefordert, dieses Thema noch intensiver zu bearbeiten als bisher“, sagte das für Hartz IV zuständige BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt am Donnerstag.

Künftig müssten Mitarbeiter der Jobcenter noch besser für den Umgang mit Menschen mit psychischen Handicaps fortgebildet werden, sagte Alt. „Im Zentrum steht die Frage: Erkennen wir die psychischen Probleme auch, die ein Mensch hat? Dafür brauche ich einen geschulten Blick, damit ich sagen kann: Hier könnte vielleicht ein Handicap vorliegen, das einer Arbeitsaufnahme im Weg steht oder einer Qualifizierung."

Schulungen von Ärzte und Psychologen

Ansatzpunkte erhofft sich die Bundesagentur von zwei Projekten in Nordrhein-Westfalen. Eines davon sei bereits Anfang Oktober im Jobcenter Bergisch Gladbach gestartet worden, ein zweites folge demnächst in Gelsenkirchen. Ärzte und Psychologen schulen Mitarbeiter darin, psychische Erkrankungen im Gespräch zu erkennen, sowie in dem dann folgenden richtigen Umgang mit den Betroffenen. „Die aktuelle Untersuchung bestärkt uns, dass wir mit diesem Ansatz auf dem richtigen Weg sind“, sagte Alt.

Gefordert seien bei dem Thema aber auch Unternehmen. Sie sollten psychisch eingeschränkten Menschen eine Chance geben. „Denn viele von ihnen sind hochproduktiv, hochintelligent. Aber sie müssen in einem Rahmen arbeiten, der nicht zusätzlich belastet, sondern eher in einem Arbeitsumfeld, das zur Genesung beiträgt“, betonte Alt. Vorgesetzte und Kollegen müssten gut informiert sein über die psychischen Einschränkungen neuer Mitarbeiter. „Denn die Erfahrung zeigt: Eine zufriedenstellende Arbeit ist oftmals die beste Therapie.“

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51 Kommentare

 / 
  • Okay, letzter Absatz: (ich kann ja hier Beiträge nicht bearbeiten, bitte also daher wegen des mehrfachen Postings um Entschuldigung):

     

    Gestört ist man nicht, gestört wird man

     

    ;)

     

    Jedes Psychologische Gutachten basiert möglicherweise wieder auf dem gleichen Irrsinn, der das Problem erst geschaffen hat (RoT; Kaputtkonditionierte Therapiepatienten etc.pp) . Was soll ein Staatsanwalt angesichts einer solchen Situation tun?

     

    Das wäre mal ein Thema für den nächsten Deutschen Juristentag!

     

    Wenn die Gutachter selber einer pathologischen Weltsicht gehorchen:

     

    "Wohin mit unseren (psycho-) pathologischen Gutachten?"

     

    Und was machen wir dann mit den Verbrechern?

     

    *Mehr Zeit!*

  • Kleiner Nachtrag wegen Rothenburg odT (Hat mit dem Thema hier nur am Rande zu tun und ich weiß jetzt gar nicht die Nachrichtenlage, fand es aber immerhin bemerkenswert, wie still das abgehandelt wird - hier meine Prognose:

     

    Der "Täter" wird als "gestört" psychiatrisch eingewiesen, um zu verhindern, daß nachgeforscht werden muß, welche Rolle der Psychologe dabei gespielt hat.

     

    Juristisch ist das dann erst mal erledigt.

     

    Die Stalinisten haben das irgendwie auch nicht anders gemacht ...

  • Es ist wohl auch so, daß für viele ein psychiatrisches Attest die einzige/letzte Möglichkeit ist, sich gegen den Druck zu behaupten, der in den Jobcentern auf die Klientel (ich lache mich immer über dieses Wort "Kunden" tot: was kaufen die denn? Und *womit* bezahlen sie?) ausgeübt wird.

     

    Wenn die Behörde jetzt androht, sich um diese Fälle jetzt vnoch besonders zu kümmern, stehen uns wohl bald eine ganze Latte von Fällen a la Rothenburg/Tauber ins Haus.

  • G
    Gast

    Wir fühlen uns von dieser Studie herausgefordert, dieses Thema noch intensiver zu bearbeiten als bisher.

     

    Wer wird Ihnen das jemals vergeben?

  • Warum werden arbeitslose Menschen krank gemacht?

     

    Fast 400000 Klagen gegen Jobcenter in August 2013.

     

    Fast jede zweite Klage (44%) gegen Jobcenter war ist teilweise oder voll erfolgreich.

     

    Warum kommt es zu Klagen?

     

    Können Jobcenter etwa Ihre Aufgaben im Auftrag der Bundesregierung etwa nicht bewältigen?

     

    Durch Gerichte werden nur Steuergelder verschwendet! So kann das nicht weitere gehen!

    • G
      gast
      @Stefan Mustermann:

      Ich denke mal, das der Hintergrund warum sich Menschen ungerecht behandelt fühlen der ist, das die Behörde Arge zum Sparen von Steuergeldern verdonnert ist.

       

      Was mich erstaunt ist, das hier zu lesen ist, das Hartz IV Empfänger psychisch krank sind, darum die Mitarbeiter der Arge schult.

  • Warum werden arbeitslose Menschen krank gemacht?

     

    Fast 400000 Klagen gegen Jobcenter in August 2013.

     

    Fast jede zweite Klage (44%) gegen Jobcenter war ist teilweise oder voll erfolgreich.

     

    Warum kommt es zu Klagen?

     

    Können Jobcenter etwa Ihre Aufgaben im Auftrag der Bundesregierung etwa nicht bewältigen?

     

    Durch Gerichte werden nur Steuergelder verschwendet! So kann das nicht weitere gehen!

    • G
      Gast
      @Stefan Mustermann:

      Es gäbe weit weniger Streß und weniger Gerichtsverhandlungen, wenn die Deutschen richtig gut informiert wären was ihnen zusteht.

       

      Es gibt Leute, die kommen hierher und wissen ganz genau, was der deutsche Staat alles zu zahlen hat.

      • @Gast:

        Es ist in der Realität leider anders, ich weiss was mir zusteht, bin aber nicht der mensch der kämpft wenn ablehnung von arge kommt, bin allein erziehend und habe ein vom gericht gefordertes psychatrisches Gutachten also staatlich bin trotz des gutachtens mal wieder ohne hartz4 weil sanktion.

        bekomme gott sei dank unterhalt und kindergeld so das strom und telefon bezahlt werden können aber was ist mit Weihnachten und silvester für mein kind das die 6.klasse eines gymnasiums besucht?recht haben und recht bekommen ist in deutschland reines ermessen. ?denn wer nicht aggresiv kämpfen kann hat verloren...traurig aber wahr..und mich wundert es auch nicht wenn menschen so verzweifeln das sie durchdrehen...denn ein mensch fühlt sich oft wie verwandelt sobald man menschlich ihn behandelt...doch leider haben wir mehr dictatoren wie menschen in den Ämtern sitze..zucht und Ordnung ist hier die Devise.

  • Warum werden arbeitslose Menschen krank?

     

    Weil die viel zu oft sanktioniert werden. Das Geld wird wohl gekürzt. Wie viele wurden deswegen obdachlos? Gibt es dazu eine Studie?

     

    Mehr als 1 Million Sanktionen gegen Arbeitslose in 2012.

     

    Warum wird sanktioniert?

     

    Weil unsere Steuergelder durch Jobcenter-Sachbearbeiter oft veruntreut werden? Es gibt viele Fälle wie die hier:

     

    http://www.aachener-zeitung.de/lokales/staedteregion-aachen/jobcenter-mitarbeiter-soll-sechsstelligen-betrag-veruntreut-haben-1.670989

     

    http://www.ovb-online.de/jobcenter-sachbearbeiter-veruntreut-100000-euro-3186811.html

     

    http://www.berliner-zeitung.de/berlin/betrug-im-jobcenter-280-000-euro-erschwindelt,10809148,21538518.html

     

    Das ist ein Skandal!

  • " Die Forscher berufen sich unter anderem auf Krankenversicherungsdaten. "

    Datenschutz lässt grüßen. Oder hat die NSA die Daten zur Verfügung gestellt?

  • L
    Lobo

    Es war wohl eine Freud’sche Fehlleistung:

    Als ich zum ersten Mal die Überschrift sah,

    da las ich:

     

    „Harzt-4-Empfänger häufiger besoffen“.

    • @Lobo:

      So fängt's an!

    • @Lobo:

      böse Assoziation, vll mehr Pawlow`scher Reflex.

  • Es ist zu erwarten, dass die JC psychatrische Behandlung anordnen und wenn der "Kunde" verweigert, wird sanktioniert. Bisherige Initiativen des JC haben meist zur Verschäfung geführt.

    Also Mund auf, Pillen rein ! Dann merkst du hinterher gar nicht mehr, dass du von Zeitarbeitsfirmen abgezogen wirst.

  • die bereinigung der arbeitslosenstatitikk mit der psychiatrie und dreren "freieer willkür" diagnostik ist nun wirklich wieder der lokalzeitlichle gipfel der hyperdreistheit. ein so industriell entwickeltes und gebildetes land zerstört die intelligent sytematisach ab ovo im gehirn,. dass vorher zum neuen forschungsobjekt par excellence wurde. früher wurde der ganbzreköper von "hätetiker"n", "hexen", "zauberen" verbrannt (heut kurz zu aussenseitern spziologisch klassifiziert). foucault analysiert als "totschalgargument": "das fehlen einer arbeit". realmetphorik in seinem unaufhaltsamen siregeszug. doch die "gottlosigkeit" der weelt wurdean den ausseseiterverbrennung auch sehr drastisch deutlich. da kam kein beistsand von "ganz oben".

    • @Dr. rer. nat. Harald Wenk:

      Mir ist nicht ganz klar, was Sie sagen möchten?

  • Ein ernst gemeinter Verbesserungsvorschlag wäre , alle Langzeitarbeitslosen und Hartz 4 ler mal auf die Tauglichkeit zu überprüfen , ob irgendwelche beruflichen , vernümftigen sowie realisierbaren Fortbildungsmaßnahmen dem Alter der Klientel angepasst möglich sind ???

    Wenn nicht sollte eine Frühberentung ins Auge geworfen werden ...je nach körperlichen und geistigen Fähigkeiten !!!

    Das würde sinnlose Kurse bei gerade älteren Menschen sparen ...

    Weil bekanntlich diese fast keine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben ... langfristlich eingestellt zu werden ... ND

    • B
      Betroffene
      @Früh-Rentner:

      Das wird doch längst gemacht. Zwangsverrentung mit 10,8% Abschlag ist die Folge, der ALG2-Empfänger wechselt in die Grundsicherung, wo es noch etwas rigider zugeht...Problem gelöst aus Sicht des Amtes.

  • R
    Reiner

    Depression und Kapitalismus: "Soziale Marktwirtschaft" der Bourgeoisie und Erbschafts-Milliardäre.

     

    Der staatsmonopolistische Beamten-Staat und seine gesellschaftspolitische Administration, der Wirtschafts-, CDU-CSU-Regierungs- und Parlaments-Administration, der real herrschenden Finanz- und Monopolbourgeoisie und deren Wirtschafts-, (bürgerlichen) Parteien- und Monopolverbände in Deutschland, hat physische Gewalt heute kaum noch nötig.

     

    Arbeitslosigkeit und "Hartz IV", Zeitarbeit und Leiharbeit, Werkverträge und Mini-Niedriglohn führen zu einer sozialen Armutsquote von über 20 Prozent. Die heutige Gestalt von Armut führt zur erwünschten psychischen Unterwerfung - und vor allem zu sozialen Ausschluss und zur (a)sozialpolitisch und sozialdarwinistisch erwünschten Verkürzung der Lebenserwartung der Armen ("Wertlosen") im Arbeitskräfte-Verwertungsprozess des postfaschistischen deutschen Kapitals.

  • UH
    Unterm Hakenkreuz wie A'Soziale Marktwirtschaft' heute

    Die IAB-Unterschlagung: heute wie damals, die Ursachen liegen in der spätbürgerlich-kapitalistischen Ausbeutungs- und Gesellschaftsformation!

     

    Psychische Erkrankungen im Kapitalismus: Arbeitsmarkt und Menschenvernutzung (Verwertung)!

     

    Eine kurze Antwort auf die pseudo-wissenschaftliche IAB-Studie 2013 - für den realen "Hartz-IV"-Strafvollzug für noch Erwerbstätige und bereits Erwerbslose ...

     

    Ausgehend von der Bewertung des Menschen nach seiner Leistung und Mehrwertschöpfung, sollten alle medizinischen Fachdisziplinen einen Beitrag leisten zur Steigerung der Leistungsfähigkeit, zur Erkennung leistungsmindernder Ursachen, zur Wiederherstellung beeinträchtigter Leistung oder Aussonderung bei Leistungsunfähigkeit. "In diesem Zusammenhang entstand eine spezielle Leistungsmedizin, wie sie schon 1933 der Vorsitzende der Fachärzte Deutschlands in einem Brief an Hitler gefordert hatte, deren Ziel die '... Steigerung der Leistungsfähigkeit jeder Art bis zur äußersten erreichbaren Höhe ...' sein und die sowohl die wissenschaftlichen Grundlagen erarbeiten als auch die unmittelbar sich ergebenden leistungsfördernden Maßnahmen am Individuum ausführen sollte."

     

    Info.-Empfehlung: Medizin unterm Hakenkreuz, Die "Gesundheitsführung" als Methode ... - für Kapital-, Profit- und Ausbeutungsinteressen!

     

    Aufwachen, brave deutsche Michels! - am Hundtschen und Quandtschen BDA-BDI-IAB-Nasenring! (?)

  • A
    Arne

    " 'Denn viele von ihnen sind hochproduktiv, hochintelligent. Aber sie müssen in einem Rahmen arbeiten, der nicht zusätzlich belastet, sondern eher in einem Arbeitsumfeld, das zur Genesung beiträgt', betonte Alt."

     

    So ein Quark. Alt weiß doch genau, dass es diese Arbeitsplätze nicht gibt. Es gibt nur schlecht bezahlte Billig-Jobs für kurze Zeit und extrem anstrengende auch nicht besonders gut bezahlte Jobs.

    Evtl. sollte man alle Arge-Mitarbeiter entlassen und durch Therapeuten ersetzen, die den dort hingehenden Menschen klarmachen, dass sie mit 50 nach 30 Jahren Arbeit aufs Abstellgleis geschoben werden und als schwer- oder psychisch behinderte Meneschen in dieser Gesellschaft eh nicht mehr gebraucht werden und sie sich damit abfinden müssen, mit einem Existenzminimum dahin zu vegitieren.

    Man muss Jobs schaffen, auch für diese Personengruppen. Aber anstatt eine betriebliche Quote für ältere Arbeitnehmer verpflichtend zu machen, wollen unsere Parteuen lieber fette Aufsichtsratspöstchen für Frauen quotieren, damit die nach ihrer politischen Karriere auch irgendwo unterkommen.

  • B
    Brennessel

    Was mich bei dieser Problematik am meisten ankotzt ist,dass einem immer das Gefühl des Bittstellens vermittelt wird. Keiner geht freiwillig zum Amt und dann sitzt da so ein Fatzke der denkt es wäre sein Geld. Natürlich gibts auch LEute die haben keinen Bock auf Arbeit oder sind einfach zu dämlich ihr Leben selbst auf die Reihe zu bekommen. Aber ich würde behaupten, dass die die Minderheit stellen. Ich weiß nur eins, im nächsten Leben mach ich ne Ausbildung beim Amt.

    • @Brennessel:

      Genau das habe ich mir auch schon gedacht: Im nächsten Leben schlage ich eine Beamtenlaufbahn ein...

  • HV
    hertog van gelre

    Die Studie ist unvollständig. So wie die Klientel der Bezieher von Leistungen nach SGB II (Hartz IV) aus einem Überhang von Akademikern besteht (15% mehr als der Bevölkerungsdurchschnitt), so sind auch im Berufsalltag psychische Erkrankungen weit verbreitet. Vorreiter ist die Depression. Da der Deutsche ein Untertanentyp ist, trifft auf ihn das Ergebnis der Skinnerbox zu, bei der Ratten willkürlichen Stromschlägen ausgesetzt wurden und zuletzt nur noch apathisch reagierten.

     

    Der Zustand in diesem Land gleicht der Skinnerbox bis auf das Haar. Die regierungsamtliche Willkür, die jeden Bürger sich nur noch als Spielball fühlen lässt, schlägt um in Apathie. Schade eigentlich, aber im Gegensatz zu Skinners Ratten haben sich die Deutschen ein solches System selbst gewählt.

  • W
    Wolfgang

    Zu @ "DIRK" um 11.35 Uhr

     

    Meine Zustimmung.

     

    An einem Vormittag bekam ich einen Tel.-Anruf vom Jobcenter Berlin Tempelhof-Schöneberg:

     

    "Sie müssen auch für 1/3 vom Tariflohn arbeiten ..." (für weniger als 35 Prozent vom Tariflohn), so die Forderung der Mitarbeiterin vom "Jobcenter".

     

    Auch nach 47 Erwerbslebensjahren, davon mehr als 35 Jahre in Vollzeitarbeit, als Facharbeiter und Meister, im Alter von mehr als 60 Lebensjahren, bekommt man noch eine "Eingliederungsvereinbarung" aufgedrückt. Im Text sind zahlreiche Sanktions- bzw. Srafandrohungen enthalten.

     

    Der Hartz-IV-Strafvollzug entspricht dem modernen (modifizierten) Kapitalfaschismus in Deutschland (1933-1945 und) 2005-2013-... Er drückt die Arbeitslöhne nach unten und reduziert die Lebenserwartung!

    • @Wolfgang:

      "Sie müssen auch für 1/3 vom Tariflohn arbeiten ..." - ich bin keine Juristin, aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen, daß das rechtens ist. Das ist zwar alles schlimm genug, doch es gibt ja schon noch so etwas wie Sittenwidrigkeit von Löhnen in der deutschen Rechtsprechung.

       

      "Honi soit qui mal y pense", aber: wenn eine Mitarbeiterin Ihnen das nächste Mal so etwas sagt, bitten Sie sie doch mal ganz kühl, Ihnen das freundlicherweise schriftlich zu geben. Und wenn sie das lieber nicht möchte, nun, dann weiß die Dame wohl eigentlich selbst ganz genau, daß sie mit ihrer Aussage gegen das Gesetz verstößt...

      • @Anjetta Christner:

        Oh, wie naiv ;)

  • Die Wahrheit ist doch, dass Hartz IV-Empfänger, die sich gegen eine strukturell durch und durch faschistoide Behörde wehren wollen, praktisch keine "normalen" Möglichkeiten mehr zur Verfügung haben. Überreaktionen sind vorprogrammiert und fest einkalkuliert. Jeder "Kunde", der durchdreht, verhält sich völlig normal und angemessen angesichts der Riesenverarschung, die da abläuft, kann danach aber problemlos in die Psycho-Ecke gestellt werden. Problem gelöst, Statistik um einen Arbeitslosen bereinigt. Die Agentur bietet dann großzügig "Hilfe" an. Die "Hilfe" dient allerdings allein der Aufrechterhaltung der Agenturen, die sich längst überlebt haben. Wer da nicht "verrückt" wird, muss schon "hart wie Kruppstahl" und an der Grenze zur Empathielosigkeit sein. Eine Diagnose ist halt schneller geschrieben als alles andere mal vernünftig, fair und einvernehmlich geregelt werden könnte.

    • U
      unsystem
      @Rainer B.:

      Richtig!

      Das Einzige, was die Hartz4-Behörden nicht eingeplant haben (nach mehreren Erfahrungen im Bekanntenkreis), ist jemand, der kurzfristig pleite weil arbeitslos ist und sich selber kümmern will. Damit kommen die Elendsverwalter am Wenigsten klar. Engagement passt überhaupt nicht ins System, Resignation und Kapitulation aber wohl.

  • KU
    Kapital und moderner Faschismus

    Die objektive Wahrheit über die bestehende "Soziale Marktwirtschafte" der Hundtschen Bourgeoisie und Quandtschen Monopolbourgeoisie und deren Gesellschaftsordnung in Deutschland:

     

    Sozialökonomische Armut und Hartz-IV-Repressionsvollzug verstärkt den Druck auf die Arbeitslöhne nach unten und reduziert die Lebenserwartung.

     

    Beides ist bei den unchristlichen und unsozialen Unionsparteien CDU-CSU - auch im BDA-Kapital- und BDI-Verwertungsinteresse - erwünscht!

     

    Zudem liegt die Reduzierung der Sozialausgaben und der Lebenserwartung - und damit die reale Kostensenkung bei den unproduktiven und fürs Kapital wertlosen Menschen (wie Tieren) - im Interesse der Regierungs- und Parlamentsmehrheit, einschließlich der Administration der Wirtschaft und in deren Beamten-, Justiz- und Staatsapparat.

  • D
    Dirk

    „Bei mehr als einem Drittel von ihnen wurde innerhalb eines Jahres mindestens eine psychische Beeinträchtigung festgestellt.“ Und: „Da sie wegen ihrer Erkrankungen nur geringe Jobchancen hätten, bräuchten sie eine intensivere Förderung.“

     

    Ich glaube, Ross und Reiter sind genau andersherum: Die Mitarbeiter in den Jobcentern mobben ihre ‚Kunden‘ hübsch durch. Lassen sie regelmäßig zu Sitzungen anrauschen, in denen immer wieder Druck aufgebaut wird, der/die müsse jetzt endlich in die Leiharbeit gehen, wenn auch für 6 oder 7 EURO egal. Keine andere Behörde in Deutschland nimmt sich so viele Freiheiten heraus, Menschen zu reduzieren, zu schikanieren und möglichst machtlos zu halten, wie die Jobcenter.

     

    Wenn dann schon ca. 33 Prozent der ‚Kunden‘ krank ist, will man die Mitarbeiter besser schulen. Ja, worin denn? Sollen sie noch effektiver mobben, damit sich die Leute aufhängen oder sollen sie besser ihre ‚Kunden‘ behandeln?

     

    Bei Letzteren müsste man andere Gesetze machen und dafür sorgen, dass es keinen sinnlosen Arbeitszwang mehr gibt, denn dadurch gehen Menschen in Arbeit, die nicht zum Leben reicht, sind frustriert und pendeln auch oft wieder mit dem Jobcenter, wo sie die gleiche misanthropische Leier vorgesetzt bekommen.

    • U
      unsystem
      @Dirk:

      Ich habe eine kleine Firma und versuche immer mal wieder, Freunden und Bekannten kleine Jobs zukommen zu lassen. Nothing fancy, aber keine Schwarzarbeit und zumindest gebe ich den Leuten aus Prinzip nie unter zehn Euro/Stunde. Mindestens die Hälfte meiner Angebote kommt nicht zustande, weil schon wieder ein verpflichtender, viel wichtigerer Termin beim Amt ansteht. Weil ich es wirtschaftlich nicht schaffe, jeden gleich fest anzustellen, endet es immer damit, dass ich die Arbeit halt selber mache und der/die Betreffende halt einen weiteren Monat nur die Hartzkohle hat. Ich weiss, dass Tagelöhnerei jetzt nicht das Gelbe vom Ei ist, aber irgendwo muss man doch anfangen können! In der Folge sind Leute, die eine solide handwerkliche oder akademische Ausbildung haben, zunehmned frustriert, weil sie "aus dem Arbeiten völlig raus sind". Ein Hartz4-Empfänger darf doch zumindest 100 Euro dazuverdienen. Das macht finanziell und psychisch einen Riesenunterschied, aber selbst diese Kleinigkeit gönnt das Amt seinen Kunden nicht. Stattdessen füttert man eine Weiterbildungsmaschine, die den Namen nicht verdient hat - gründlich durchstudierte intelligente Akademiker werden zu Bewerbungstrainings geschickt, Handwerker, die sich seit -zig Jahren bestens durchschlagen, müssen ihre Einstellung unter Beweis stellen. Man züchtet sich hier einen Plebs wie im alten Rom heran, die hatten aber wenigstens Brot und Spiele. Selbst das ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. (Nein, Fernsehen zählt nicht als "Spiele".)

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Man könnte allerdings auch umgekehrt feststellen, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen besonders häufig Hartz IV beziehen, weil sie im Arbeitsmarkt nicht integrierbar sind.

    • U
      unsystem
      @738 (Profil gelöscht):

      ... oooder sie sind auf Hartz, weil der Arbeitsmarkt sie krank gemacht hat, und jetzt brauchen sie Geld vom Amt, weil sie Miete zahlen und essen müssen?

      Ich sage nicht, dass es immer so ist. Aber viele Leute haben versucht, ihren Platz zu finden im Leben und sind ausgebeutet und fertiggemacht worden. Diese Leute gibt es, und die kann man nicht einfach so abtun.

  • R
    reblek

    "Hartz-IV-Empfänger häufiger betroffen" - Dass die taz sich nicht schämt, wie die übrige Journaille das Arbeitslosengeld II nach einem verurteilten Straftäter zu benennen, lässt auf reichlichen Mangel an politischer und sozialer Sensibilität schließen.

    Bildunterschrift: "Die Betreuung von psychologisch erkrankten Arbeitssuchenden muss besser werden." - Wie dumm dürfen die Mitarbeiter(innen) der Abteilung Über-/Bildunterschriften sein? Seit wann kann jemand "prychologisch erkanken"? Da hätte sich - wieder einmal - ein Blick in den korrekten Text empfohlen: "... leiden ... besonders häufig unter psychischen Erkrankungen." Und nicht unter "psychologischen".

  • SM
    Stephan Mirwalt

    "Psychologisch erkrankt" - hihihi.

     

    Was seid ihr denn für Sprachschöpfer!

  • B
    Blechstein

    Wenn tatsächlich ein drittel der Hartz IV Empfänger psychische Probleme hat, sollten sich die Sachbearbeiter in den Argen warm anziehen, am besten eine Schutzweste anlegen.

    • @Blechstein:

      Es sind die Gesunden, vor denen die Sachbearbeiter sich in Acht nehmen sollten. Depressive suchen die Schuld bei sich selbst.

  • Erfahrungsbericht eines Früh-Rentner in taz 18.10.2013 alt

     

    Entwurf 1

     

    Wie Kriminell ist wohl ein Psychiatriearzt der falsche Gutachten und Beurteilungen abgibt und somit existenzen Ruiniert , sowie den Ruf der Beurteiten vernichtet , was allerdings bisher keinen Staatsanwalt interessiert hat ???

     

    Da bekommt der Begriff " schizophren " eine besondere Qualität . Gerade solche Personen haben wir oft in der Berliner Justiz oftmal auch Lernresistent und Lesefaul . Diejenigen Glauben den größten Mist , es muß nur ein anerkannter Gerichtsgutachter eine ( falsche ) negativ Beurteilung schreiben , der offenbar den Begutachtenden oder auch Probanten genannt nicht leiden kann. ( eig. mehrfache Erfahrung ) und das Kind ist in den Brunnen gefallen !!! das selbe gilt für Psychiatrieärzte die falsche Gutachten und Beurteilungen abgeben und somit existenzen Ruinieren , sowie den Ruf der Beurteilten vernichten , was allerdings bisher keinen Staatsanwalt interessiert hat ??? ( eig. Erleben ) kein öffentliches Interresse kam als antwort von Frau Lenz ( 91Js3976 / 09 ) im Schreiben vom Sept. 2010 .

     

    Besonders in der taz papier sonntagsausgabe v. 19./20. 10.2013 der Artikel über den Schiftsteller der über einen freiwilligen Aufendhalt in der geschlossenen Psychiatrie berichtete .

    Insbesonders über die Psychopathen die ja andere schädigen ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden , da hatte ich wohl mit einer ganzen Reihe dieser Klienten in den fast 18 Jahren Psychiater- und Gutachter-Erfahrung die wohl den Splitter im Auge des Probanten zu sehen glauben aber nicht das eigene Brett vorm Kopf wahrnehmen können , weil sie ja die Macht besitzen über andere zu bestimmen bzw. entscheiden .

    ----- ND

  • 0
    0845

    Diese gottverdammten Idioten brauchen also noch 'ne Studie und noch 'ne Studie, um etwas herauszufinden, was mit absolut durchschnittlichem Wahrnehmungsvermögen täglich zu sehen ist.

    Mit diesem HartzIV-Dreck ist die Seele dieses Volkes schwer beschädigt worden. Und wie es z.Zt. aussieht:irreparabel. Um diesen absurden krankmachenden Druck wegzunehmen, braucht es keine Schulung der Mitarbeiter sondern als Erstes einfach Respekt vor Menschen, die gar nicht so selten sehr viel mehr tragen als die fleißigen Durchschnitts-AN. Als Zweites den Verzicht auf dieses Sanktionssystem. Als Drittes andere finanzielle Regelungen.

     

    Zuallererst aber braucht es ein anderes Menschenbild.

    • U
      unsystem
      @0845:

      YES! Danke für die deutlichen Worte.

  • X
    xxy

    Ein erster Schritt, die psychische Gesundheitssituation von Arbeitssuchenden zu verbessern, wäre das Zwangsystem Hartz-4 wieder abzuschaffen und nicht die dortigen Mitarbeiter besser auszubilden. Hartz-4 ist eine subtile Form von "Überwachen und Strafen". Der Blick der Mitarbeiter müsse also geschult werden, soso. Warum wird der Blick nich mal darin geschult, inwieweit Hartz-4 genau das erzeugt, was es vorgibt verhindern zu wollen: psychische Erkrankung. Hartz-4 bedeutet Sanktionsdruck bis hin zu Existenzängsten, nichts mit "Umfeld, das zur Genesung beiträgt". Zwang zu schlechtbezahlten, fremdbestimmten Tätigkeiten. Zwang zu sinnfreien "Weiterbildungsmaßnahmen", nichts mit "zufriedenstellender Arbeit". Hartz-4 verhindert genau das: eine zufriedenstellende Arbeit finden zu können, oder wenn man schon eine hat, sich ihr hingeben zu können. Absolut lächerliche Aktion. Wie nennt man so was, den Teufel mit dem Belzebub austreiben? Ansonsten guter Artikel und wichtiges Thema: die Hartz-4-Schikane.

  • Wenn immer und immer sämtliche Segnungen dieser und der letzten Regierung dem HartzIV-Empfänger nur den Mund wässerig machen und ihm dann nie und nimmer zugutekommen, dann muss sich auch keiner wundern, wenn diese erst aufbegehren, weil sie sämtliche Vorsorgen und Altersrücklagen aufzubrauchen gezwungen sind, dann resignieren, depressiv und schließlich krank werden. Da wird doch der "Hund in der Pfanne verrückt", wenn die Leute keine Arbeit haben und es für sie nie eine noch so kleine Verbesserung ihrer Situation gibt.

     

    Und die wenigsten haben sich ihre Situation selbst geschaffen, sondern sind Opfer von Umständen, die jeden anständigen arbeitsamen Menschen treffen können.

     

    Hoffentlich verschwindet aus dem gesellschaftlichen Gedächtnis recht bald die diskriminierende und krank machende Vorstellung von "spätrömischer Dekadenz", die vermutlich ausschließlich diejenigen pflegen, die diesen Ausdruck unter die Leute gebracht haben.

     

    Sowas macht auch krank.

  • Wenn man versucht, jemanden unter Androhung des Hungertodes und der Obdachlosigkeit dazu zu zwingen, eine komplett sinnfreie Arbeit für einen Hungerlohn zu verrichten, von dem man nicht leben kann, dann muß diese Person ja über kurz oder lang eine psychische Störung entwickeln, jedenfalls sofern sie geistig halbwegs gesund ist...

  • Eine zufriedenstellende Arbeit - wo gibt es das denn noch?

    • S
      Schwabe
      @Irma Kreiten:

      Schwäbische Pampa

  • F
    FranzK

    Gängeln, geißeln, sanktionieren, ausgrenzen, alles das ist Hartz IV, ein zutiefts unmenschliches System, das die unter Mittelschicht von der Unterschicht trennt und einen Grund gibt, auf die dort unten herab zu blicken. Das in der sogenannten UNterschicht der H4 Bezieher, alleinstehende Mütter, Dauer Kranke und Menschen, die nach langen Arbeitsleben, plus Ehrenamt, plus Wehrdienst sind, wird vielen gar nicht klar. Die Schröder/Clement Politiker haben im Verbund mit der Presse die Leute an den Pranger gestellt, das berühmt und berüchtigte Fordern und Fördern erfunden, damit haben sie einen Großteil der sozialen Errungenschaften abgeschafft. Das so ein System krank macht und nicht gerade für Gesundung sorgt liegt doch auf der Hand, Hat der Mensch mit seiner Kündigung schon genug zu tun, dann gibt ihm H 4 den Rest

    • @FranzK:

      @ Den Nagel auf dem Kopf getroffen , da ich schon 2003 in EU-Rente geschickt wurde ( mit 45 Jahren ) , ohne es zu wollen , ist diese Erfahrung zum Glück an mir vorrüber gegangen worden ...

      da ich als Krank eingestuft wurde , ich kenne bis Heute allerdings keine Diagnose ... !!! ND

  • X
    xx

    Und demnächst stellt dann der desinteressierte, ignorante Jobcenter-Mitarbeiter die Diagnose oder wie? O.o

    Na das kann ja heiter werden. Die bereits jetzt schon verzweifelten Jobcenter-"Kunden" werden sich sicher freuen, von der Sachbearbeiterin, die sie systematisch psychisch terrorisiert, auch noch zu erfahren, dass und wie sie etwas gegen ihre "Krankheit" tun sollen - die sie wohl nie hätten, wenn die Sachbearbeiterin ihren Job sinnvoll machen würde.

    • @xx:

      @xx ... Info zum Kommentar

      was heißt demnächst , das habe ich im ArbeitsAmt Wedding - Müllerstrasse schon 1994 im Oktober , persönlich erlebt !!! Kein Witz , als die für mich zuständige Mitarbeiterin Frau Gai...ski mich kopfschüttelnd fragend , Antwortete das sie Mir bei einer Selbstständigmachung nicht helfen kann , da ich zu überqualifiziert sei , für ihren Kundenkreis ... in der Zeit begann auch der Service mit dem SIS computern beim AA !!!

       

      ---- ND