Muslime distanzieren sich von Isis: „Weil ihr kein Mitgefühl habt“
„Nicht in meinem Namen“ heißt eine Kampagne britischer Muslime gegen die Terrormiliz Isis. Der Initiator war einst selber Dschihadist.
Für die Dschihadisten vom „Islamischen Staat“ sind Youtube und Twitter die wichtigsten Foren zur Verbreitung ihrer Propaganda – für Aufrufe, sich ihrem Kampf anzuschließen oder für ihre sadistischen Hinrichtungsvideos. Eine Gruppe zumeist junger britischer Muslime hat sich vorgenommen, dieses Feld nicht den Dschihadisten zu überlassen. Der Titel ihrer Kampagne und ihres gleichnamigen Youtube-Videos: „Not in my name“ – „Nicht in meinem Namen.“
„ISIS repräsentiert nicht den Islam“, beginnt eine junge Frau mit Kopftuch den professionell gemachten, nur wenig mehr als eine Minute langen Videoclip. Ihr folgen Muslime, die den Satz vervollständigen: „Weil ihr unschuldige Leute tötet.“ „Weil ihr ungerecht seid.“ „Weil das, was ihr macht, inhuman ist.“ „Weil ihr kein Mitgefühl habt.“
Dann sagt die Frau vom Anfang: „Weil ihr keinen Respekt vor Frauen habt.“ Auch sie wendet sich mit einem Aufruf an die Muslime: „Wir müssen uns alle zusammen tun und versuchen, diese Gruppe zu stoppen, und sie davon abhalten, den Islam und Muslime zu schädigen.“ Zum Schluss halten alle ein Schild in die Kamera: „Not in my name.“
Initiator der Kampagne ist eine britische Stiftung namens Active Change. „Diese ISIS-Terroristen sind keine wahren Muslime, sie handeln nicht nach den wahren Lehren des Islams, nämlich Frieden, Gnade und Mitgefühl“, zitiert die britische Tageszeitung Mirror Hanif Qadir, den Initiator der Kampagne. Die ISIS-Terroristen seien „Feinde der gesamten Menschheit.“
Empfohlener externer Inhalt
Qadir weiß aus eigener Erfahrung, welchen Reiz dschihadistische Gruppen auf einen Teil der jungen Muslime in der westlichen Welt haben. Er war einst selber Dschihadist, reiste sogar nach Afghanistan, um sich den Taliban anzuschließen.
Wie er im Buch „Jung, Deutsch, Taliban“ des früheren taz-Journalisten Wolf Wiedmann-Schmidt erzählt, hätten ihn auf dem Weg von Pakistan zu einem Ausbildungscamp der Taliban Zweifel befallen. Der heute 49-jährige Qadir reiste zurück, sagte sich vom Dschihadismus los und gründete die Active-Change-Stiftung, die sich zum Ziel gesetzt hat, junge Leute vor dem Abdriften in den militanten Islamismus zu bewahren beziehungsweise ihnen beim Ausstieg aus solchen Kreisen zu helfen. „Not in my name“ ist die jüngste Kampagne der Stiftung.
Kundgebungen in Frankreich
Veröffentlicht wurde das Video bereits vor zwei Wochen. Aber spätestens seit CNN International darüber berichtete, macht die Kampagne weit über Großbritannien hinaus auf Twitter, Instagramm und Facebook die Runde, manche posten unter dem Hashtag #NotInMyName Fotos von sich mit Plakaten mit dem Motto der Kampagne, andere haben Facebook-Gruppen wie „Not in my name – Algeria“ gegründet, mancherorts, im west-französischen Maubeuge zum Beispiel, gibt es Aufrufe zu Kundgebungen unter diesem Motto.
Auch wenn sich die Ansprache direkt an die Dschihadisten richtet, dürfte neben der Kritik an ISIS ein weiterer Grund eine Rolle spielen: sich dem Verdacht zu erwehren, die Muslime würden sich nicht deutlich genug von den ISIS-Schlächtern distanzieren.
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