piwik no script img

USA nach dem WM-AusEin Bier für den Keeper

Dieses Alles-nach-vorne-Werfen der USA gegen Belgien war großartig, leidenschaftlich, unterhaltsam. Und dann ist da noch Tim Howard. Ein Nachruf.

Die Amerikaner haben Baseball, Football, Basketball – und jetzt noch Soccer: Tim Howard. Bild: dpa

Oh no. Die einzigen zwei Silben, die im Kopf nach 120 Minuten hängen bleiben. Die nach dieser Enttäuschung noch kraftlos formuliert werden können. Oh no. Belgien schlägt die USA im Achtelfinale nach Verlängerung. Zu Recht. Natürlich, die Arithmetik des Fußballs konnte nichts anderes zulassen: Belgien war stärker, 38 zu 14 lautete die Torschussbilanz nach dem Schlusspfiff.

Immerhin: Im amerikanischen Tor stand er, ein Held, weil er alles tat, um sich gegen das Turnieraus zu stemmen – Tim Howard. Egal ob Divock Origi, Kevin de Bruyne oder Kevin Mirallas vor dem 35-jährigen Keeper des US-Teams auftauchte, er war da. Der Mann wird in den USA künftig niemals mehr ein Bier selbst bezahlen müssen, so viel ist sicher. Auf Twitter avancierte er zum Helden.

Den zwei Treffern, die er bedauerlicherweise kassieren musste, zum Trotz: Das US-Team hat überzeugt. Dieses Alles-nach-vorne-Werfen, der Zusammenhalt – das war einfach großartig, leidenschaftlich, unterhaltsam. Fußball soll all das sein, doch von den großen Teams hat man davon bei dieser WM noch nicht besonders viel gesehen.

Die belgischen Fußballer haben am Ende die amerikanischen Kämpfer geschlagen. Doch die Amerikaner haben gezeigt, dass sie spielen können. Sie sind mehr als Freizeitkicker von der Westcoast. Ein DeAndre Yedlin mag bei den Seattle Sounders unter Vertrag stehen, zeigte aber gegen Belgien Flanken, die so schön anzusehen waren. Oder die Freistoßvariante in der 114. Minute der Nachspielzeit, Michael Bradley flach an der Mauer vorbei. Ganz ohne Stolperer.

Und immer wieder Tim Howard. Jürgen Klinsmann hat ihn als einen der fünf besten Torhüter bezeichnet. Eine kalkulierte Aussage des selbst ernannten Motivators. Howard hielt 15 Torschüsse in der Partie. Die beste Quote in einem einzigen WM-Spiel seit 1966. Man sollte dem Mann unbedingt ein Bier kaufen.

Die Amerikaner haben Baseball, Football, Basketball und Eishockey. Nach dieser WM und dem Auftritt ihrer Mannschaft haben sie zu Recht in ihren sportverrückten Seele auch noch Platz für Soccer geschaffen. Oh yes!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Amerikaner!

    Danke, Thanks, gracias.

    This is Fußball, Soccer!

    Fußball soll all das sein.

    Ein Bier für Das US-Team!

    Servus.

  • 2G
    2920 (Profil gelöscht)

    "Den zwei Treffern, die er bedauerlicherweise kassieren musste, zum Trotz"

     

    Es kotzt mich an, diese Gefälligkeitskommentare. Die belgische Mannschaft hat fast 40 Torabschlüsse gehabt, hat ansehnlichen Fußball gespielt und hat darüber hinaus bis zum Erbrechen gekämpft - bei Vertonghen war das wörtlich zu nehmen.

     

    Verdienter hat schon lange niemand mehr ein K.O.-Spiel bei einer WM gewonnen. Ohne den zweifelsohne famosen Torwart wäre das Spiel in der regulären Spielzeit 3 bis 5 zu 0 ausgegangen.

     

    Angriffe, Herz, Leidenschaft haben vor der 105. Minute ausschließlich die Belgier gezeigt. Aber die taugen nun einmal nicht für Heldenepen.

    • @2920 (Profil gelöscht):

      ...ruhig, Brauner!