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Debatte um ProstitutionDer unsichtbare Freier

Kommentar von Helene Hille

In der Prostitutionsdebatte werden alle Bereiche durchleuchtet: Huren, Bordelle, Gesetze. Nur die Männer nicht, die für Sex zahlen.

„Die Freier sind nicht die Bösen“: Mann betritt Bordell. Bild: dpa

H endrik T. hört die Tür hinter sich ins Schloss fallen und steht wieder auf der Straße. Keiner der vorbeihastenden Passanten bemerkt, wo er gerade herkommt. Er mischt sich in die Menge und beginnt zu weinen, ohne genau zu wissen, warum: Hendrik hat gerade zum ersten Mal für Sex bezahlt – so erinnert er sich.

„Wir fordern: Prostitution abschaffen!“, sagen Alice Schwarzer und die Zeitschrift Emma in einer Petition. Unterschrieben haben auch zahlreiche Prominente und PolitikerInnen. Der „Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen“ reagierte unmittelbar mit einem Gegenappell für Prostitution. Nun diskutiert die Gesellschaft wieder über die Prostitution und was denn nun das angeblich Beste für die Sexarbeiterinnen ist. Nur die Freier, Männer wie Hendrik T., kommen kaum zu Wort.

„Durch die momentane Berichterstattung fühle ich mich weder repräsentiert noch angesprochen“, sagt Hendrik T. „Das liegt wohl zum einen an dem sehr undifferenzierten Bild von Freiern innerhalb der Debatte. Zum anderen habe ich das Ganze vollkommen heimlich gemacht, wodurch ich es besser verdrängen und diesen schambesetzten Teil gut von mir lostrennen konnte.“

Hendrik T. ist 29 Jahre alt und Referendar an einer Berufsschule. Und er hatte in der Vergangenheit Sex mit Prostituierten. Offen und selbstbewusst darüber zu reden fällt ihm immer noch schwer. Wenn Hendrik T. über sich als Freier spricht, versteckt er sich hinter umständlichen Sätzen. Es klingt, als sei nicht er, sondern ein anderer Mann ins Bordell gegangen. Diskutieren Leute im Fernsehen oder in den Zeitungen über Prostitution, interessiert es Hendrik T. nur politisch, wie er sagt, als habe es mit ihm selbst nichts zu tun. „Wie der Syrienkonflikt.“

Dann zögert Hendrik T. lange und blickt konzentriert auf seine Hände. Als er wieder aufsieht, sagt er: „Wenn hingegen Menschen, die mir nahestehen, sich abfällig über Bordellbesucher äußern, greift mich das an, und ich fühle mich schuldig, voller Scham. Dann denke ich, dass ich einer von denen sein sollte, die sich für die Rechte von Prostituierten einsetzen und gleichzeitig respektvoll über Freier sprechen. Ohne selbst einer zu sein.“

Freier sind keine Täter, Huren keine Opfer

Alexa Müller, Mitarbeiterin des Vereins Hydra und selbst Sexarbeiterin, nennt mehrere Gründe, warum Erfahrungen von Freiern in der aktuellen Debatte keine Rolle spielen: „Es gibt kaum Freier, die sich öffentlich outen wollen. Viele schämen sich außerhalb der Bordelle in dieser moralgeschwängerten Kultur schon genug“, erklärt sie. Müller glaubt auch, dass Politik und Gesellschaft kein Interesse daran hätten, sich ausführlich mit den Freiern zu befassen, weil es das öffentliche Bild ins Wanken bringen könnte: „Kämen nette, respektvolle Klienten haufenweise zu Wort, würden das Täterbild des Freiers und somit auch das Opferbild der Hure nicht mehr stimmen. Diese Bilder sind bewusst von Medien und Politik für ihre Zwecke instrumentalisiert.“

Müller erwähnt, dass auch Frauen Kundinnen von ihr seien. Zum Beispiel weil sie Schwierigkeiten mit dem Orgasmus hätten und etwas lernen wollten, wie auch einige Männer. „Sind das dann auch Täterinnen?“, fragt sie. Falle der Täter auf einmal weg und der Freier sei Kunde, würde das den „gesellschaftlichen Schein von Anständigkeit und Moral“ erschüttern, meint Müller. „Stattdessen wird eine sexfeindliche Kultur zementiert, in der verschwiegen werden kann, wo die meiste sexuelle Gewalt stattfindet: in der Ehe und unter Menschen, die sich kennen.“

Wenn der Freier nicht länger als Täter gesehen würde, wer wäre dann für die Missstände im Bereich der Prostitution verantwortlich? Susanne K. arbeitete früher als Sexarbeiterin und ist heute Geschäftsführerin mehrerer Berliner Bordelle. „Die Freier sind nicht die Bösen“, sagt sie. „Es gibt auch Arschlöcher darunter. Aber in der Regel bezahlen sie, bekommen ihren Sex und gehen. Die Politiker hingegen nehmen nur und geben nichts.“ Sie meint damit die deutsche Steuerpolitik.

Die pauschalisierten Steuererhebungen, die gemäß dem Düsseldorfer Verfahren vorab über das Bordell abgerechnet werden müssen, erschweren die legale Prostitution für die Sexarbeiterin. Solange eine Sexarbeiterin gemeldet ist, verdiene der Staat an ihr, unabhängig davon, ob sie sich aus freiem Willen oder mangels einer Alternative prostituiere. Gleichzeitig blieben vielen durch Regelungen in der Asyl- und Sozialpolitik Alternativen zur Prostitution verwehrt: „Der Strich ist dann für viele Frauen doch besser als die Abschiebung oder kein Einkommen.“

Der erste ist „das Gesicht der Freier“

Christiane Howe, Sozialwissenschaftlerin an der Humboldt-Universität, hat viel im Bereich der Prostitution geforscht und dabei besonders auch die Rolle des Freiers untersucht. Zur Abwesenheit des Freiers in der Debatte sagt sie: „Es ist immer eine große Hürde, der Erste zu sein, der sich outet. Dann ist man das Gesicht der Freier per se, und das haftet einem an. Man braucht ein ganz dickes Fell dazu.“ Howe findet es problematisch, dass in Forschung und Medien nur wenig über Freier bekannt ist: „Bis heute bestehen die hartnäckigsten Vorurteile: Freier sind allesamt fett, unattraktiv, einsam oder stehen mindestens unter einem enormen sexuellen oder wie auch immer gearteten Druck.“

Aus den wenigen vorliegenden Studien gehe jedoch hervor, dass die Gruppe der Freier in jeder Hinsicht heterogen sei. Um die Sexarbeiterinnen zu unterstützen, müssen Verhalten, Gefühle, Erfahrungen und Motive der Freier besser erforscht und verstanden werden.

Hendrik T. geht 2006 während seiner Studienzeit in Hamburg zu Sexarbeiterinnen. Prostitution ist zu diesem Zeitpunkt bereits legal – entsprechend der rot-grünen Gesetzesreform, die zum Ziel hatte, die Situation der Sexarbeiterinnen zu verbessern. „Die Gesetzeslage, aber auch die offene Verfügbarkeit haben die Besuche bei Prostituierten für mich leichter gemacht“, sagt Hendrik T. Als er das erste Mal ein Bordell aufsucht, muss er in keine zwielichtige Ecke schleichen, sondern findet Prostitution dort, wo er auch sonst häufig mit seinen Freunden unterwegs ist: auf der Hamburger Reeperbahn.

Er geht durch die bunt beleuchteten Straßen und ist unsicher und aufgeregt, aber nicht allein. „Die hohe Frequenz, mit der überall um mich rum Männer aus dem Treiben der Straße in Stripklubs und Bordelle abbogen, hat es leichter gemacht“, erinnert er sich. „Hätte ich befürchten müssen, dass die Polizei an der nächsten Ecke wartet und ich eine peinliche Anzeige bekomme, wäre die Hemmschwelle deutlich höher gewesen.“ Für ihn sei die Legalität wichtig gewesen, sagt Hendrik T., verallgemeinern lasse sich das aber nicht: „Wäre ich regelmäßiger zu Prostituierten gegangen, kann ich mir vorstellen, dass ich auf eine Weise abhängig geworden wäre. Dann wäre es vielleicht nebensächlich, ob Prostitution legal ist oder illegal, ich hätte es so oder so gemacht.“

Sehnsucht nach einem „positiven Gefühl“

Hendrik T. ist nur einer von vielen. Ist er als Freier verantwortlich für die Missstände im Bereich der Prostitution? Oder ist es vielmehr eine fragwürdige Politik, die nicht imstande ist, freiwillig als Sexarbeiterin tätige Frauen anzuerkennen und unfreiwillig oder alternativlos arbeitende zu schützen?

Heute glaubt Hendrik T., dass ihn Unzufriedenheit und Einsamkeit dazu gebracht haben, ins Bordell zu gehen. „Ich hatte Sehnsucht nach einem diffusen positiven Gefühl“, erinnert er sich. „Nachdem sich das Gefühl auch nach wiederholten Besuchen nie eingestellt hat, bin ich irgendwann nicht wieder hingegangen.“

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57 Kommentare

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  • Die Zahl der Bordelle wird ohnehin langsam geringer, und das war auch schon vor 2002 legal. das gesetz von 2002 war gleichwohl vollkommen richtig. es gibt auch gar nichts zu "schämen". schämen, weil man sex mit einer frau hat ?? -unsinn. daß ich geld mitbringe, verstehe ich als Geschenk an die Frau. es ist abwegig, zu sagen, nur sex ohne geld sei "echt". das ist genauso falsch wie vieles andere,was behauptet wird. Die frauen haben das recht, diesen beruf zu ergreifen, anstatt sich von der Industrie als billigkraft ausbeuten zu lassen. und wir haben das recht, sie zu besuchen. Denn genau das ist sexuelle Selbstbestimmung.

  • K
    Karl

    2.) Ideal wäre in der Tat eine Welt ohne Prostitution, aber NICHT deshalb, weil Prostitution verboten wäre, sondern weil in dieser idealen Welt für Sex zu bezahlen genauso absurd wäre wie für Luft zu bezahlen. Das war ja eine der - aus heutiger Sicht naiv anmutenden - Vorstellungen der "sexuellen Revolution" der 1960er und 1970er Jahre: Prostitution, das auch damals schon so bezeichnete "älteste Gewerbe der Welt" durch allgemeine sexuelle Befreiung schlicht und einfach überflüssig zu machen. (Man stelle sich vor: Es gab tatsächlich damals die Auffassung, die Geschlechtstrieb der Frau sei genauso groß oder sogar größer(!) als der des Mannes und der Geschlechtstrieb der Frau sei nur "patriachal unterdrückt". Siehe z.B. das Buch von Mary Jane Sherfey "Die Potenz der Frau" aus dem Jahr 1972.) Solange es aber NICHT genauso absurd ist, für Sex zu bezahlen wie für Luft zu bezahlen, solange wird es Prostitution in der einen oder anderen Form geben. Und JEDE Form der Sexualität, die ohne Bezahlung legal und legitim ist, muss auch mit Bezahlung legal und legitim sein.

    • K
      Karl
      @Karl:

      (Forsetzung):

       

      An der Tatsache aber, dass es Prostitution ÜBERHAUPT gibt, kann man eben sehen, dass es für Heteromänner (und wohl auch Schwule im fortgeschrittenen Alter) eben NICHT genauso absurd ist, für Sex zu bezahlen wie für Luft zu bezahlen. Aber wenn man Frauen zubilligt, ein ANGEBOT zu machen, nämlich: Sex gegen Geld, dann muss man auch Männern zubilligen, dieses Angebot der Frau ANZUNEHMEN.

    • M
      Mirreichts
      @Karl:

      Was bitte ist das für eine Logik? Da können doch nur Männer Beifall klatschen.

      Zum Überleben braucht man Luft. Prostitution braucht man nicht zum Überleben.

      Ihre Frau -ich bin jetzt mal so frech und behaupte, sie hätten eine- weiß, dass Sie atmen. Aber weiß sie, dass Mann wieder und wieder ins Bordell rennt und dann ihr einen Gute-Nacht-Kuss gibt?!?

      Ja und Luft kann natürlich auch dazu gezwungen werden, in den Mund eines Mannes zu kommen.

      • K
        Karl
        @Mirreichts:

        Stimmt, Luft braucht man/frau zum Überleben und man bekommt sie überall umsonst. Mit Nahrung, selbst mit Wasser z.B., das man ja ebenso zum Überleben braucht, sieht das schon wieder ganz anders aus, denn dafür muss man immer in der einen oder anderen Form zahlen.

         

        Das Beispiel mit der "Luft" habe ich nur deshalb gewählt, weil man Luft eben tatsächlich überall umsonst haben kann und es deshalb absurd wäre, für Luft zu bezahlen.

         

        Sie sollten als Frau, die Sie mutmaßlich sind, sich mal überlegen, WARUM Männer bereit sind, so ein Heidengeld für Sex zu bezahlen. Schon alleine an den Preisen, Prostituierte für Sex verlangen können und die Männer für Sex zu bezahlen bereit sind (selbst "nur" 50,- Euro pro 30 Minuten muss man sich erst einmal leisten können und leisten wollen!), kann man doch schon erkennen, welchen enormen Stellenwert Sex für Männer hat. Wie viel Geld würden Männer sparen und für andere "Männersachen" wie Autos, Motorräder, Fußball, Kameras, Abenteuerurlaub usw. ausgeben können, wenn es KEINE Prostitution gäbe...

         

        Es war aber, um das noch einmal zu wiederholen, tatsächlich eine der, aus heutiger Sicht vielleicht naiven, Vorstellungen der "sexuellen Revolution" der 1960er und 1970er Jahre, dass man Prostitution allgemein überflüssig machen könnte, denn: Warum sollte man(n) für etwas bezahlen, was man auch jederzeit umsonst haben kann - eben wie Luft, die man ja auch immer umsonst kriegt.

         

        Diese Utopie hat sich aber nun mal nicht bewahrheitet, außer vielleicht für junge(!) Homosexuelle bis etwa 35 oder 40. (Darüber, dass schwule Männer in einer Art und Weise an Sex kommen können, von der Heteromänner nur träumen können, mokiert sich ja auch immer wieder gerne mal der Comiczeichner Ralf König, und es wurde auch mal im Film "Wie die Karnickel" filmisch umgesetzt:

         

        http://www.youtube.com/watch?v=7h23sjdMa-s

  • K
    Karl

    Zwei Punkte:

     

    1.) Heterosexuelle freiwillige Prostitution wird IMMER(!) initiiert von einer Frau. Es stehen schließlich keine Männer an der Straße und wedeln mit den Geldscheinen. D.h. bei der Prostitution ist IMMER zuerst eine Frau, die stellt sich in eindeutiger Weise an die Straße oder inseriert in der Zeitung, im Internet und spekuliert auf unerfüllte sexuelle Bedürfnisse von Männern und macht, verbal oder non-verbal, Männern EIN ANGEBOT: "Du, Mann, kannst gegen Geld Sex mit mir haben." Die PROSTITUIERTE ist also diejenige, die den ERSTEN SCHRITT macht und AGIERT, der Freier ist nur derjenige, der als ZWEITEN SCHRITT das - zuerst gemachte - Angebot der Frau annimmt und RE-AGIERT - und NICHT umgekehrt! Das soll KEINE moralische Wertung sein, aber wenn der Freier schon so auf der "Anklagebank" sitzt wie in Schweden und in jetzt auch in Frankreich und sich Alice Schwarzer und Lea Ackermann das auch für Deutschland wünschen, dann muss es erlaubt sein, das mal festzustellen: Die Prostituierte ist diejenige, die die Prostitution initiiert und NICHT der Freier!

  • M
    Mirreichts

    @Frau Hille. Da können Sie mal lesen, was der unsichtbare Freier so denkt. Sexuelle Freiheit, um nicht auf den Notnagel Ehefrau zurückgreifen zu müssen. Hoffentlich werden Sie nie solch ein Notnagel. Aber wen schert es. Hauptsache für die Männer ist gesorgt.

     

    @Rölke-Sommer: Ich schrieb sehr viele, nicht alle. Das ist wohl ein Unterschied. Wer lesen kann...

    • @Mirreichts:

      wer lesen kann liest, dass Sie anonym agieren.

      dürfen Sie ja.

      weshalb es albern ist, dies anderen anzukreiden.

      • M
        Mirreichts
        @christine rölke-sommer:

        Meine Hochachtung für diese Bemerkung. Aber leider muss ich Ihnen sagen, dass ich den Appell GEGEN Prostitution bei Emma mit meinem echten Namen und echter Adresse und echten Argumenten unterschrieben haben. Also weiter: wer lesen kann (ein Appell ist etwas anderes als ein Forum mit lauter ...)

  • ST
    Sandra T.

    Und da ist es wieder. Der ewig zu bedauernde Mann. Was machen denn Frauen, wenn sie einsam, krank, behindert sind. Sexuell unbefriedigt. Richtig. Sie müssen mit ihrem offenbar gern fremdgehenden Mann leben. Untersuchungen wer Freier wirklich sind? Wozu? Das will doch keiner sehen. Frauen wollen alle denken: Meiner macht das nicht, also muss ich mir darüber meinen Kopf nicht zerbrechen. Also weiter Vogel Strauß bleiben, idyllisch leben und den Mann ruhig weitermachen lassen. Die Prostituierten wird's freuen. Sind sie doch alle selbstbestimmt. Ja, ich bestimme, dass es mich nicht interessiert, von wem ich mich heute v.geln lasse.

  • M
    Mirreichts

    Der Gegenappell zur Prostitution ist m.E. einfach lachhaft. Klar, Prostituierte (könnten ja ihren Job verlieren)und Freier (könnten ja ihr Recht auf Selbstbestimmung =Ehefrau betrügen) und deren Gönner müssen ja auch uneigennützig ihre Standpunkte vertreten . Jedenfalls geben sehr viele ihren Namen gar nicht an, sondern nur den Vornamen. Aha, das ist also die Selbstbestimmung; hier stehen offensichtlich nicht mal alle H.ren mit ihrem Namen für ihren "Beruf" ein, von Freiern ganz zu schweigen. Da kann man ja auch gleich mit Donald, Daisy, Arielle, Fred Feuerstein etc. auf Stimmenfang gehen. Und das soll eine ernstzunehmender Appell sein?

    • @Mirreichts:

      Und was ist jetzt die Message? Dass sich die Frauen doch bitte nciht so anstellen sollen, bloß weil ihnen eine Einnahmequelle in einer Höhe verlorengeht, die für unstudierte/ungelernte Kräfte (m/w) ansonsten *niemals* erreichbar ist?

      • M
        Mirreichts
        @Viccy:

        SOll eine studierte/gelernte Kraft (m/w) etwa immer solidarisch die Rente mitfinanzieren, weil es nur 44 nötig haben, sich zu versichern. Wenn sie versichert wären, wäre die Höhe der Einnahme wohl doch nicht so hoch, sonst würden es ja mehr tun. Mir ist schleierhaft, warum im Bereich Prostitution Schwarzarbeit vom Staat noch gefördert wird. Und das nennt sich dann sozial.

        • @Mirreichts:

          Dann würden selbstständige Rechtsanwälte ja auch Schwarzarbeit betreiben, weil sie nciht rentenversichert sind (bzw. sich selbst darum kümmern müssen).

           

          In Bordellen arbeiten die schon mit Gewerbeschein und zahlen Steuern. Wenn Emma Müller in ihrer Wohnung 5mal im Monat was dazuverdient, ist das hingegen schon Schwarzarbeit, aber das hat doch mit den ganzen moralisch aufgeladenen "Argumenten" einer Alice Schwarzer wenig zu tun.

    • @Mirreichts:

      was soll denn das? im unterschied zu Ihnen stehe ich mit meinem namen für das ein, was ich schreibe.

      ich habe den gegenappell unterzeichnet. ich fand ihn nämlich nicht lachhaft, sondern richtig.

      • M
        Mirreichts
        @christine rölke-sommer:

        Sie schreiben auch gern öfter mal dasselbe. (Ich nicht. Ich kopiere nur.)

        @Rölke-Sommer

        Ich auch!! Es ging um den Appell. Den Appell GEGEN Prostitution bei Emma habe ich mit meinem richtigen Namen, meiner richtigen Adresse und sogar mit meinem richtigen Beruf unterzeichnet. Ich sehe keinen Grund, jedem Freier und wer weiß nicht wem, meinen richtigen Namen zu nennen. Ich bin doch nicht meschugge. War also ein toller Kommentar. Also: wer lesen kann..

        • @Mirreichts:

          Ja ja, der Freier, dieses dämonische Wesen, würde sich sofort auf die Suche nach Ihnen machen, um Ihnen was gaaaanz böses zu tun. Wer lesen kann, kann trotzdem paranoid sein.

  • S
    sonnenschein

    Klar geht es um Freier. Wie wäre es, wenn über einen weiteren Akteur in diesem Diskurs sachlich fundiert und ohne jedes Schamgefühl und verlogene Moral journalistisch fundiert berichtet wird: Die ganz "normale" Frau. Nur zur Info: Dass ist die Frau, die mit einem Mann schläft ohne Geld dafür zu nehmen. So etwas soll es ja geben. Weil sie sich nach ihm sehnt, ihn begehrt, womöglich den Kerl sogar liebt. Vielleicht hat sie einfach nur Langeweile oder sich promillemäßig zu viel zugemutet. Denkt irgendeiner mal an die Lust der Frau? Die hat nichts mit Dessous, Strapsen oder ähnlichem Quatschkram zu tun. Was machen all die Frauen, die nicht wissen wohin mit ihrer Lust? Schuhe shoppen, Wohnung dekorieren, Dildo-Abend auf der Pro-Secco-Couch? Gerne wird angeführt, dass es die P. schon immer gab. Zum Nachweis werden Fälle aus dem MA, der Zeit der Zünfte, angeführt. Aus dieser Zeit sind auch Fälle bekannt, in denen sich Frauen beim Rat der Stadt über ihre Ehemänner beschwert haben, die zu Hause keine Kraft mehr hatten, nach dem sie ihr Pulver im Bordell verschossen hatten. Ich finde, diese Frauen haben sich zu Recht beschwert. Wenn schon die Fürsprecher der Prostitution argumentieren, dass jeder Mensch ein Recht auf Sex hat, dann bitte alle! Menschen einbeziehen. Mein Vorschlag: Gerne können sich die Männer aus den unteren Lohngruppen oder aus den armen Ländern Europas ein paar Euro dazu verdienen. Das entlastet die Sozialkassen. Jungs und Männer, macht euch fertig und dann ran zum "Dienst an den Menschen". So hat die grüne Politikerin Schewe-Gerigk die P. in der Maischberger-Diskussion genannt. Evtl. hat auch ein Banker oder Top-Manager Bock drauf, "ein unmittelbares Feedback" auf seinen Job zu bekommen. Ich glaube fest daran, dass, wenn Männer sich sexuell-sozial betätigen würden, die Gesellschaft profitieren könnte. Klar dürfte auch sein, dass der Tarif stimmen muss. Frauen verdienen immerhin rund ein Drittel weniger als Männer.Sonnenschein

    • D
      DienstanFrau
      @sonnenschein:

      Finde ich gut. Wenn schon "Dienst am Menschen", dann doch auch für die Frau - und zwar im gleichen Maßstab. Dank Pornos und den Geständnissen der untreuen Ehemänner wird es nicht lange dauern, bis Frau meint, ohne nicht mehr atmen zu können.

      Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack an die Herren (und natürlich Damen)

  • Man schaue sich zum Thema "Huren, die armen Opfer" auch mal das hier an (ab 1 Stunde 40 min). Manche® wird staunen, wer hier das Zepter in der Hand hat.

     

    http://www.arte.tv/guide/de/040404-000/whores-glory

  • A
    Atmender

    Auch hierzulande bilden sich nun Allianzen der Moralisten, Superchristen, selbsternannten Frauenrechtler und sonstiger konservativer Heuchler, um ein Sexkaufverbot zu fordern. Völlig absurd.

     

    1. Denn es bestehen bereits Gesetze gegen Menschenhandel, diese müßten nur konsequente Anwendung finden.

    2. Prostitution ist nicht gleich Menschenhandel. Auch wenn es oben genannte Gruppierungen ums Verrecken nicht wahrhaben wollen: Es gibt die Frauen, die sich frei und selbsbestimmt entschieden haben, Hure zu sein. Denen macht es sogar Spaß, man denke bloß!

    3. Freier und Huren sind keine Menschenhändler. Wenn man Menschenhandel stoppen will, muß man Menschenhändler bestrafen, anstatt Leute, die keine Menschenhändler sind, zu kriminalisieren und zu bevormunden.

    4. Wer mit dem Menschenhandel pauschal gegen käuflichen Sex argumentiert, müßte auch pauschal alle Käufer von Alkohol oder Tabak bestrafen, nur weil ein Teil davon eine Suchtproblematik oder Krankheiten produziert.

     

    Fazit: Es geht hier mal wieder rein darum, Menschen sexuell zu bevormunden.

    • M
      Mirreichts
      @Atmender:

      Das hat Frau Schewe-Gerigk in der ARD Sendung auch gesagt. Sie sollten mal die Kommentare auf der Emma - Seite von Frau Schwarzer dazu lesen.

       

      Und die Gleichung wird nie stimmen; denn meistens heißt sie bei Freiern und Prostituierten 2+1=2

      • B
        Balduin
        @Mirreichts:

        Als ob Frau Schwarzer eine Ahnung von der Sache hätte. Weder war sie selbst je Hurin noch Freierin.

        • M
          Mirreichts
          @Balduin:

          Ich glaube auch nicht, dass sie viel verpasst hat, nie HURE gewesen zu sein (das mit ...in gibt es nicht). So tief sinkt sie nicht, dass sie sich jemanden kaufen muss. Es gibt sicher viele Menschen in ihrem Umfeld, die sie bewundern und zu ihr aufschauen und dies ehrlich meinen.

          Ich glaube übrigens, dass Frau SChwarzer sehr viel Ahnung hat, da sie mit den Menschen spricht und diese nicht nur p.ppt.

        • K
          Korrektur
          @Balduin:

          Hure (nicht ...in)

  • Wer auf der Reeperbahn ficken will, kommt leicht mal heulend wieder raus. Da gehen nur die Touris aus dem Kegelklub Münster usw. hin.

  • R
    Ruhender

    Also ich gehe gern und oft zu Huren. Da ist nichts anstößig, im Gegenteil: Es gibt klare Regeln, an die sich beide halten, die für einen gegenseitigen Respekt sorgen und für einen Rahmen, in dem man sich ungezwungen begegnen kann. Ich kann nur positives berichten. Und nein - ich verspüre danach keine Leere oder Einsamkeit, sondern ein entspanntes und heiteres Wohlgefühl. Wer Probleme mit seinem eigenen Freierdasein hat, der ist auch sonst mit sich selbst nicht im Reinen. Die moralistischen Heuchler im Lande freilich genießen es, jedem und jeder, der und die sexuell freier ist, als sie selbst, Fesseln des schlechten Gewissens anzulegen.

    • R
      Relatiefer
      @Ruhender:

      Gern und oft gehen Sie zu Huren, soso. Vielleicht weil Sie anders, also ohne Handelsabkommen, Schwierigkeiten haben sexuell auf Ihre Kosten zu kommen? Ich nenne das "sexuell unfrei".

  • I
    Irrlicht

    Noch was:

     

    "Das es Prostituierte gibt ist gut, sonst gäbe es sehr viel mehr Vergewaltigungen."

     

    LEUTE! Versteht ihr den Unterschied zwischen Sex und Vergewaltigung nicht?

    Ich kann das nur so interpretieren:

     

    entweder es gibt Leute, die Vergewaltiger für arme Schweine halten, die anderswo keinen Sex kriegen (nur: bei Vergewaltigung geht es eben NICHT um konsensualen Sex, sondern Machtdemonstration), oder den Mythos "Männer brauchen Triebabfuhr an einer Frau" was - gaaaaanz gelinde gesagt - doch arg blauäugig wäre (um nicht zu sagen eine Verharmlosung sexualisierter Gewalt).

     

    Oder die Leute glauben, es sei okay, wenn man die Prostituierten vergewaltigt um dadurch die "anständigen Frauen" zu "schützen". Das wiederum halte ich für menschenverachtend. Für alle, die's hartnäckig nicht kapieren wollen: es ist (und war auch vorher schon) AUCH ILLEGAL UND VERÄCHTLICH, EINE HURE ZU VERGEWALTIGEN!!!!

     

    Mal ganz abgesehen davon, daß in all den ach so biederen Familien, meist alles andere als "milieuverdächtig", die meisten Vergewaltigungen passieren...

    • @Irrlicht:

      Der Unterschied zwischen konsensualem Sex und Vergewaltigung ist klar. Letztere ist in jedem Fall verboten, ob Prostituierte, Ehefrau oder Zufallsopfer.

      Was gemeint ist, ist dass Sex für eine Anzahl von Menschen einen starken Trieb darstellt, der ausgelebt werden muss ohne dass dies gewalttätig geschieht. Das kann durch Masturbation oder mit einem Partner geschehen. Wer Probleme hat, einen Partner zu finden, für den ist bezahlter Sex eine vollwertige Alternative. Wäre diese von Gesetz her verboten, dann kann man durchaus vermuten, dass Vergewaltigungen stark zunehmen. Das ist keine Entschuldigung oder Rechtfertigung, sondern eine Feststellung.

      • B
        Balduin
        @bouleazero:

        "Wer Probleme hat, einen Partner zu finden, für den ist bezahlter Sex eine vollwertige Alternative." Nicht nur das. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, daß der partnerschaftliche Sex eher als Notnagel dient, wenn kein freier Sex zu haben ist. Letzterer ist heutzutage durch die Huren gegeben. Das Modell der freien Liebe ist gesellschaftlich leider nicht etabliert.

      • @bouleazero:

        Auch wer einen Partner hat, kann mal Lust auf andere Erfahrungen haben. Das zur Ergänzung.

      • I
        Irrlicht
        @bouleazero:

        "Wer Probleme hat, einen Partner zu finden, für den ist bezahlter Sex eine vollwertige Alternative. Wäre diese von Gesetz her verboten, dann kann man durchaus vermuten, dass Vergewaltigungen stark zunehmen."

        - und genau da versteh ich's nicht mehr. bezahlter Sex mag eine "vollwertige Alternative" zu nichtbezahltem Sex sein, okay, aber nicht für eine Partnerschaft.

        Selbst WENN, erschließt sich mir der Zusammenhang nicht. Wer einsam ist oder eigentlich eine_n Partner_in sucht und keine_n findet - der/die vergewaltigt dann, weil's keine legalen Huren gibt? Meinen Sie das ernst?

        Weil die Vergewaltiger in spe ja auch keine illegalen Huren finden würden?

         

        Verstehen Sie mich nicht falsch, ich denke auch, daß Prostitution keine schlechte Sache sein muß (nur die Rahmenbedingungen sind momentan unter aller Sau und Illegalität macht das sicher nicht besser!) - aber diese "dann gäb es mehr Vergewaltigungen"-Argumentation ist nicht nachzuvollziehen.

  • I
    Irrlicht

    Nun ja... die meisten Freier_innen wollen auch "unsichtbar" sein... nicht von ungefähr

    Das hier ist für mich der wesentlich größere Skandal - daß diejenigen, die die ganze Debatte dann ausbaden dürfen (also die Prostituierten), nicht nur verleumdet werden dürfen, sondern regelrecht gemobbt werden:

    http://www.donacarmen.de/?p=440

    Bittebitte, liebe taz - kann sowas angehen? Und kein Schwein schreibt großartig drüber? Lieber einen 08-15-Typen interviewen, der ein paar mal ne Hure besucht hat und sich ganz doll schämt, der arme Bub?

  • Es ist schon ein wenig her, seit ich einen "typischen Nachmittagsfreier" beschrieben hab (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13531508.html). Grundlegend hat sich seither wohl nichts verändert. Ein Großteil der Kunden bevorzugt das mittlere Preissegment, Menschenhandel und Zwangsprostitution gibt es fast nur im kleinen Segment der Billigprostitution.

  • M
    Marose

    Gast "@Wolfgang Russ Komische Aussage. Welcher Freier gibt öffentlich zu im Bordell gewesen zu sein, da wäre die Freundin, die Ehefrau, Chefs und Kollegen."

     

    Als ich an einem Buchhalterseminar teilgenommen habe, hatten wir einen etwas seltsamen Dozenten, der oft erzählte, wie oft er für einen früheren Chef dessen Bordellbesuche "verkleidet" als Spesen abrechnen mußte. Wenn das so stimmt, scheint es also Firmen zu geben, in denen daraus vor Kollegen kein Hehl gemacht wird bzw. in dem "Interventives" halt exklusiv für männliche Mitarbeiter und Geschäftskunden stattfinden.

     

    Ich wohne in Hmaburg und wenn man sich als Frau nachts auf St. Pauli rumtreibt (wo Musikclubs, Kneipen und Amüsierbetreibe nah beieinanderliegen) , trifft man viele Männer,die sich nicht benehmen können. Bzw. für die

    auf dem Kiez sein heißt, alles, was weiblich ist, kann ich als Nutte sehen und behandeln und ich bin sowieso der tollste. Und ich rede da nicht nur von den unreifen Jugendlichen.-Wenn ich manche Kommentare zu der Debatte lese, zweifle ich echt an meinem Weltbild.

     

    Ich möchte auch mit keinem Mann eine Beziehung haben, der sich als Lebensziel gesetzt hat, ein möglichst souveräner Freier zu werden.

     

    Auch wenn es im Artikel um andere Typen geht, es gibt auch diese, sehr reale Seite.

     

    "Das es Prostituierte gibt ist gut, sonst gäbe es sehr viel mehr Vergewaltigungen."

     

    Das ist doch ein uralter Irrglaube. Wenn Prostitution und Vergewaltigungen in so engen Zusammenhang ständen, warum gibt es dann überhaupt Vergewaltigungen, wenn es gleichzeitig Prostitution gibt?

  • I
    Ich

    @Bouleazero,

     

    Meine unmittelbaren Kollegen wissen, dass ich (m) zuweilen für Sex zahle (auch m). Keiner hat sich lustig gemacht. Sie waren eher neugierig. Vielleicht braucht es einfach mehr Selbstbewusstsein. Ihre Worte hat man früher ja auch allen Schwulen gesagt.

  • Wieso sollte jemand, der regelmässig bezahlten Sex mit einer Prostituierten hat, öffentlich darüber reden? Ein dickes Fell würde da nicht reichen, er müsste schon bereit sein, sein bisheriges Leben über Bord zu werfen, wenn er das täte. Sehr wahrscheinlich würde ihn seine Frau verlassen, die Kinder und Familie ihn ächten, die Arbeitskollegen sich über ihn lustig machen, und wenn es so weitergeht, würde er bald noch dafür bestraft werden. Haltet ihr die 'Freier' allen Ernstes für so bekloppt?

  • R
    reblek

    "Die pauschalisierten Steuererhebungen..." - Die sind, mit Verlaub, "pauschaliert".

  • D
    D.J.

    @Lichtgestalt,

     

    auch wenn mich Korrektheiten ungemein nerven, finde ich Ihren Satz doch weniger lustig. Und das nicht, weil beides kein ehrenhafter Beruf wäre, sondern weil man in schwierigen Situationen nicht noch nachtreten muss.

    • @D.J.:

      Ich zahle schon regelmäßig, schieße gelegentlich Eigentore und trete nicht nach. Erklären Sie mir bitte, wer in einer schwierigen Situation ist?

  • BB
    Bubi Bockshorn

    Ja, die armen, armen Freier, müssen verdruckst in der dunklen Ecke hocken bleiben mit ihrer Scham über ihre Notgeilheit. Und die böse, böse Gesellschaftsmoral ist schzld daran, ist klar.

    • @Bubi Bockshorn:

      Ist jeder notgeil, der Bock zum vögeln hat? Ne. Also.

  • F
    Freiheit

    Reguläre Arbeit im Niedriglohnsektor ist nichts anderes als gesellschaflich legitimiertes Anschaffen. Dann lieber als Hure frei und selbstbestimmt arbeiten.

  • Prostitution war auch schon vor 2002 legal!

    Ansonsten sehe ich es genau so. Es ist wirklich schade, dass sich "die Freier" nicht trauen, an die Öffentlichkeit zu gehen.

    • G
      gast
      @Wolfgang Russ:

      Komische Aussage. Welcher Freier gibt öffentlich zu im Bordell gewesen zu sein, da wäre die Freundin, die Ehefrau, Chefs und Kollegen.

       

      Das es Prostituierte gibt ist gut, sonst gäbe es sehr viel mehr Vergewaltigungen.

       

      Wogegen ich bin, das man Frauen aus Osteuropa hierher schleppt und sie zur Prostitution zwingt.

       

      Es sollte auch den Bordellen, oder Zuhältern das Geschäft vermasselt werden, die Frauen zum Sex zwingen, weil ihnen vor Jahren geholfen wurde nach Europa zu kommen um Arbeit zu finden. Was sie bekommen haben ist, mit Männern zu schlafen, und nichts oder nur sehr wenig zum Leben zu haben und daher können diese Frauen auch nicht ihren Familien im Heimatland helfen.

    • @Wolfgang Russ:

      Ich glaube anders rum wird ein Schuh draus.

      Da es wohl, gedenkt man der schier unglaublichen Menge an Frauen, die sich prostituieren müssen, einige Millionen Freier geben muss, hat anscheinend die Öffentlichkeit, oder genauer, haben die Medien, kein Interesse, Freier zu finden, die sich outen möchten.

  • F
    facepalm

    „Bis heute bestehen die hartnäckigsten Vorurteile: Freier sind allesamt fett, unattraktiv, einsam oder stehen mindestens unter einem enormen sexuellen oder wie auch immer gearteten Druck.“

     

    Manche von ihnen sind fett, unattraktiv und einsam. Wo ist das Problem? Kann diese Gesellschaft nicht einmal genug Mitgefühl für diese Menschen zeigen um ihnen einen Weg zu einer irgendwie gearteten Sexualität zu ermöglichen?

     

    Der Markt der Liebe produziert Gewinner und Verlierer - wie jeder andere Markt. Es würde einer Gesellschaft gut stehen ihnen trotzdem ein menschenwürdiges (und ja dazu gehört Sex) Leben zu ermöglichen.

    • @facepalm:

      Guter Kommentar, danke.

  • G
    gesche

    die frage hier ist merkwürdig, weil konträr zur realität: "Oder ist es vielmehr eine fragwürdige Politik, die nicht imstande ist, freiwillig als Sexarbeiterin tätige Frauen anzuerkennen und unfreiwillig oder alternativlos arbeitende zu schützen?" genau deswegen ist doch die liberalisierung des gesetzes 2002 eingetreten.

    die referenzen des artikels sind einseitig. offenbar nur one more time ein taz-sexarbeits-pr-versuch für den privilegierten anteil sexverkäuferinnen. siehe in diesem fall auch wieder die bordellbetreiberin.

  • I
    Ich

    Das ist ja ein sonderbares Rechts- und Staatsverständnis: „Solange eine Sexarbeiterin gemeldet ist, verdient der Staat an ihr, unabhängig davon, ob sie sich aus freiem Willen oder mangels einer Alternative prostituiert“, argumentiert Susanne K., frühere Sexarbeiterin und heute Geschäftsführerin mehrerer Berliner Bordelle. Ja, was glaubt Frau K., wie das in anderen Arbeitsverhältnissen ist? Dort „verdient der Staat“ auch mit, da jede/r Einkommenssteuer zu zahlen hat. Im Übrigen halte ich „der Staat verdient mit“ für eine besonders verräterische Formulierung, die völlig außer Acht lässt, dass „der Staat“ nicht zum Selbstzweck „an ihr verdient“, sondern um eine Infrastruktur (Straßen, Straßenbeleuchtung, Wasser-/Abwasserversorgung, Müllabfuhr, Kommunikationsnetze, öffentliche Sicherheit, usw.) vorzuhalten, die auch Prostituierte nutzen. Daher ist es nur recht und billig, wenn sie sich über Steuern auch an deren Finanzierung und Unterhalt beteiligen.

     

    Frau K. argumentiert weiter, dass „durch Regelungen in der Asyl- und Sozialpolitik vielen Alternativen zur Prostitution verwehrt würden: Der Strich sei dann für viele Frauen doch besser als die Abschiebung oder kein Einkommen“. Damit spricht sie ausgerechnet der Armutsprostitution das Wort, in der der viel bemühte Begriff der „Freiwilligkeit“ dann doch endgültig zur Farce gerät. Diese Frauen prostituieren sich aus finanzieller Not und diese Not nutzt der Freier aus. Ein klassisches Abhängigkeitsverhältnis, das alles konterkariert, was landläufig an Hymnen auf die Prostitution gesungen wird.

  • D
    D.J.

    Hervorragender Artikel. Einer dieser Lichtblicke in der oberflächlichen Medienlandschaft.

     

    Ich sehe die derzeitige Entwicklung aber in einem weiteren Horizont: Ein antiliberaler roll-back in Europa. Für einen Schritt vorwärts (z.B. bei Gleichstellung) zwei zurück. Europäer - wehrt euch. Sonst lebt ihr irgendwann in einer völlig repressiven Atmosphäre. Historisch vergleichbar mit der Zeit von Reformation und Gegenreformation, als sich die "moralisch Hochstehenden" gegenseitig zu überbieten suchten in Anklage, Verbot und Denunziation. Übrigens auch die Zeit, in der man erstmals ernsthaft Prostitution zu verbieten suchte. Die Mehrheit will diesen übergriffigen Moralmist nicht nun in säkularem Gewand.