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Kommentar Münchner FlüchtlingsprotestDie Angst vor dem Präzedenzfall

Marlene Halser
Kommentar von Marlene Halser

Verhungern in Deutschlands reichster Stadt. Das darf nicht sein. Deshalb hat die Polizei den Hungerstreik beendet. An der Lage der Asylsuchenden ändert sich nichts.

29. Juni: Sympathisanten der Hungerstreikenden auf dem Rindermarkt in München Bild: dpa

ber eine Woche haben die Asylsuchenden am Münchner Rindermarkt ohne zu essen ausgeharrt, ganze fünf Tage, ohne etwas zu trinken. Sie sind an die Grenzen des physisch Menschenmöglichen gegangen, denn ohne Flüssigkeit überlebt ein Mensch nur wenige Tage. Sie waren bereit zu sterben, um durchzusetzen, dass ihre Asylanträge sofort anerkannt werden.

Dem haben die Stadt München und die bayerische Staatsregierung nun ein Ende gesetzt. Nicht auf dem Verhandlungsweg, sondern durch einen Großeinsatz der Polizei. Stadt und Land wollten um jeden Preis verhindern, dass mitten in München, der reichsten Großstadt Deutschlands, jemand verdurstet. Die akute Lebensgefahr mögen die Behörden damit abgewendet haben. Nicht aber das grundsätzliche Problem, das Asylsuchende in Deutschland zu solch verzweifelten Schritten treibt.

Der Hungerstreik in München war nur der vorläufige Höhepunkt eines immer wiederkehrenden Phänomens: Im Sommer 2012 hatten iranische Flüchtlinge in Würzburg die Nahrungsaufnahme verweigert, um ihren Aufenthaltsstatus zu sichern und um gegen die Bedingungen ihrer Unterbringung zu protestieren. Und auf dem Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg campieren nach wie vor Flüchtlinge aus ganz Deutschland. Sie fordern die Aufhebung der Residenzpflicht, die sie an den Ort ihrer Erstaufnahmeeinrichtung bindet. Außerdem verlangen sie schnelle Arbeitsmöglichkeiten und die Abschaffung von Gemeinschaftsunterkünften.

Diese Anliegen standen auch im Forderungskatalog der Streikenden in München. Was sie aber zuvörderst erreichen wollten, war die pauschale Gewährung von Asyl. Wäre die Politik auf diese Forderung eingegangen, sie hätte einen Präzedenzfall geschaffen, der alsbald Hunderte von Nachahmern provoziert hätte. Die rigide Reaktion war deshalb abzusehen.

Kobi Wolf
Marlene Halser

ist Bayern-Korrespondentin der taz.

Menschen nicht als Last begreifen

Dennoch werden sich Bund und Länder ernsthaft Gedanken machen müssen, wie sie die untragbaren Zustände, unter denen Flüchtlinge hier leben, verbessern können. Dazu gehört an erster Stelle, diese Menschen nicht mehr nur als Last zu begreifen, als Schmarotzer, die man mit allen Mitteln loswerden muss.

Dazu gehört aber auch, dass sich Deutschland nicht länger darauf beruft, Asylanträge gar nicht erst prüfen zu müssen, weil die allermeisten Antragsteller aus einem sogenannten Drittland eingereist sind. Damit macht es sich Deutschland zu leicht. Die Mehrheit dieser Flüchtlinge ist bereit, sich in Deutschland aus eigener Kraft eine Existenz aufzubauen, wenn man sie nur ließe. Ohne diese Einsicht bleibt das Problem ungelöst, und Proteste wie der in München werden immer wiederkehren.

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Marlene Halser
Freie Autorin
Geboren 1977 in München, war von 2011 bis 2019 zunächst als Bayernkorrespondentin, dann als Redakteurin und später als Ressortleitung im Ressort taz2 (Gesellschaft und Medien), sowie als Content SEO bei der taz. Jetzt ist sie wieder als freie Autorin unterwegs.
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30 Kommentare

 / 
  • A
    aujau

    Wer glaubt, billig Rohstoffe für Überproduktion/Konsumdiktatur aus anderen Kontinenten holen zu können, ohne dass die dort lebenden Menschen an dem in den Telnovelas vorgeführten Lebensstil ebenfalls haben wollen und deshalb hierher wollen, ist so weltfremd, wie er/sie es den Unterstützern vorwirft.

  • SG
    Schmidt Georg

    mitte der 1990 war ich in den USA /Cal, wir kamen auf das Thema illegale Einwanderer zu sprechen, Was Ihr Deutschen für Probleme habt, wir haben unsere illegalen aus Mexico ! klar, sagte ich, Eure Illegalen arbeiten für 5$ und schlafen unter den Brücken, dann hab ich mal aufgezählt, was der deutsche Staat alles aufbringt, für die Asylanten, da haben die Amis nur gelacht!

  • SG
    Schmidt Georg

    ja, die Freiheitsstatue, der Guten sollten man lieber die Augen verbinden, im Süden der USA ist ein schöner, grosser Zaun, Wachmannschaften sind unterwegs, es gibt sogar ein Verkehrsschild an den Schnellstrassee, wie bei uns das Verbotsschild, darauf ein Piktogramm ? einer laufende Frau mit Kind? Achtung illegale Einwanderer kreuzen !

  • T
    Tortelt

    Nur mal so am Rande: "Sie waren bereit zu sterben um durchzusetzen, dass ihre ...Anträge sofort anerkennt werden".

     

    Mit dem Tod endet das Verfahren, sie wären also auch posthum nicht anerkannt worden.

     

    Und wie sagten die Bremer Stadtmusikanten: etwas besseres als den Tod werden wir überall finden.

  • MN
    Mein Name

    Wenn jeder Taz Leser nur 2-3 Flüchtende in seiner Studenten WG aufnimmt und versorgt wird die Welt ganz bestimmt eine Bessere sein.

  • R
    Rosa

    @ Marlene Halser:

     

    "Sie waren bereit zu sterben, um durchzusetzen, dass ihre Asylanträge sofort anerkannt werden.":

     

    12 Asylanträge waren doch bereits abgelehnt. Waren sie wirklich bereit zu sterben, oder sind sie dem Polit-Agitator Ashkan Khorasani und dessen Versprechungen auf den Leim gegangen?

     

    "...Nicht auf dem Verhandlungsweg...":

     

    Es wurde ja versucht zu verhandeln. Es wurden sogar Angebote gemacht, wie Überprüfung innerhalb von zwei Wochen, und befristeter Aufenthalt.

    Sogar Vogel und Glück sterllten sich als Vermittler zur Verfügung.

    Fakt ist: eine Verhandlung wurde seitens Ashkan Khorasani kategorisch abgelehnt.

     

    "...das grundsätzliche Problem, das Asylsuchende in Deutschland zu solch verzweifelten Schritten treibt...":

     

    ist, daß sie sich von solchen inksextremen Agitatoren wie Ashkan Khorasani für dessen absurde Parolen einspannen lassen.

     

    "...Dazu gehört an erster Stelle, diese Menschen nicht mehr nur als Last zu begreifen...":

     

    Dazu gehört einfach das Asylrecht konsequent anzuwenden. Das ist gedacht für politisch Verfolgte, und nicht für Wirtschaftsflüchtlinge.

     

    "Die Mehrheit dieser Flüchtlinge ist bereit, sich in Deutschland aus eigener Kraft eine Existenz aufzubauen, wenn man sie nur ließe.":

     

    Warum können sie dies nicht ebensogut in dem Drittland, über das sie eingereist sind?

  • T
    tommy

    @Solidarite

     

    "Stammtischparolen" sondern ja wohl eher Sie ab. Wer am liebsten einfach den deutschen Staat abwickeln würde, um eine "offene Grenzen"-Utopie zu verwirklichen, scheint so einiges über die menschliche Natur nicht verstanden zu haben. Um es einmal deutlich zu sagen: Vom staatlichen Gewaltmonopol profitieren nicht zuletzt Menschen wie Sie. In einer nicht-staatlichen "Ordnung" - die wohl so "solidarisch" wie das heutige Somalia wäre - hätten Sie nichts zu lachen.

     

    @anke

     

    Wirrer Text! Bei manchen der Beiträge der "offene Grenzen"-Fraktion frage ich mich wirklich: Ist das Satire oder doch ernst gemeint? Ich befürchte ja leider Letzteres.

  • H
    Hasso

    Ist doch eine ganz einfache Sache. Wir nehmen alles auf und geh'n dann selbst zugrunde. Denn die Kirche bezahlt das bestimmt nicht. Die Barmherzigkeit bleibt wieder an den Mini-Jobbern, Rentnern, "Zwangsentsorgten" und Pflegebedürftigen hängen.Denn irgendwie muss gespart werden.Die Pro-Asylanten könnten ja einige in ihre Wohnung aufnehmen, sich dann Kredit aufnehmen um die Familie weiterhin durchzubekommen und dann anschließend renovieren. Will man natürlich nicht. Stets sollen das die anderen machen. Aber wer sind die anderen?

  • M
    Maidi

    Mit den Hungerstreikern ist sehr wohl verhandelt worden.Es gabe ein Angebot, innerhalb von 14 Tagen das recht auf Asyl zu überprüfen.

    Das hat den Leuten nicht gereicht (bzw. den Drahtziehern).

    Ihr Kommentar ist maßlos übertrieben.

     

    Ich finde diese ganze Erpressungsmasche einfach nur lächerlich.

  • A
    anke

    Unter der Überschrift "Das Geschlecht im Kopf" hat Kathrin Burger gerade eine namhafte australische Wissenschaftlerin diskriminierenderweise behaupten lassen, Frauen "nehmen das [mentale Korsett] auch gern an, weil sie sich dann nicht mit den sozialen Strukturen auseinandersetzen müssen, keine ständigen Konflikte vom Zaun brechen wollen." Spätestens aus Anlass der Reaktion der (überwiegend männlichen) Politiker auf die wiederkehrenden Proteste von Asylbewerbern in Deutschland (aktuell: Bayern) muss ich mich als Frau nun fragen, ob da nicht noch einige Rollenmuster mehr hinterfragt gehören.

     

    Die Angst vor dem "Präzedenzfall" ist schließlich auch nur der offensichtliche Versuch, tradierte "Rollen als naturgegeben hinzunehmen." Hier die deutschen Burgherren (und -herrinnen), die ihren ergaunerten Wohlstand gegen die Ausgebeuteten dieser Welt verteidigen zu müssen meinen, da die vielen "Hungerleider", die angeblich aufgrund gewisser Wohlstandsgefälle keine vollwertigen Bundesbürger sein können. Als wäre das Gehirn genau KEIN "Fluidum", das mit seinen Aufgaben wächst.

     

    Lange bevor sie es sich finanziell leisten konnten, Freund wie Feind gleichermaßen flächendeckend zu überwachen, haben die USA tatsächlich gerade die armen Schlucker zu sich eingeladen, die mit den heimischen Missständen nicht zufrieden waren und sich anderswo eine Zukunft aufbauen wollten. Sie haben gewusst, wieso. Die Deutschen tun bis heute das Gegenteil. Sie geben jene Steinzeitfrau, die wohl niemals mehr als eine dumme Idee denkfauler Wissenschaftler gewesen ist. Sie sitzen in ihrer Höhle und warten darauf, dass ihr Protein-Jäger (DIE global agierende deutsche Wirtschaft) aus den Weiten unerforschter Urwälder nach Hause zurückfindet und beim Schein des Lagerfeuers die Beute teilt.

     

    Warum sollte er? Und wieso hätte ausgerechnet der Steinzeitmann, der um sein Überleben noch jeden Tag kämpfen musste, sich mit einer vollkommen nutzlosen Frau behängen sollen? Weil sie blond war und dekorativ lächeln konnte?

  • H
    Hupe

    In D spielt sich Unsägliches ab und A. M. singt weiter ihre gute Nacht Lieder. Die Haupt Opposition hat sich im Weinberg verloren. Die Deutschen überleben mit Schlaf-, Aufputsch- und Berauschungsmitteln.

    Pharmaindustrie und Ärzte feiern einen Boom nach dem anderen and Big Brother is watching you.

     

    Was muß noch passieren, liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen, dass ihr aufwacht, die Augen aufmacht und selber denkt?

  • S
    sonja

    @Karina,

    ja, "für bessere Lebensbedingungen auf der Welt zu kämpfen" ist ja sicherlich mal ein guter Ansatz. Aber:

     

    "Dazu gehört aber u.a. eine Geburtenkontrolle."

     

    Will wohl heißen: "DIE" kriegen einfach zu viele Kinder (poppen zu viel?) - denken Sie doch einfach mal ein bißchen darüber nach, was Sie da so schreiben!

  • V
    vic

    So etwas ist möglich, weil die Mehrheit der Bevölkerung es goutiert.

    Die selbe Mehrheit, die Schwarz-Gelb zu verantworten hat.

  • S
    solidarité

    Wenn ich hier Begriffe wie "Geburtenkontrolle" lese, frage ich mich, ob einige Menschen überhaupt über die sozialen und humanitären Konsequenzen eines solchen 'Einwurfs' nachdenken.

     

    Anstelle sich Gedanken über tatsächliche Probleme - wie beispielsweise die Ideologie von Volk (wer sind denn "wir" oder "die" und woran soll sich so etwas festmachen außer an Willkür?) und aus der Erfindung Staat resultierender praktischer Konsequnezen, aus solchen auch die Diskriminierung durch Grenzen folgt - zu machen, oder schlichtweg den sog. 'Sozialstaat', welcher nach wie vor gern zwischen Menschen erster, zweiter und sogar dritter Klasse in Form von bspw. Flüchtlingen unterscheidet, ausreichend zu kritisieren, scheinen nur, teils besser verpackte, Stammtischparolen neu aufgerollt zu werden.

     

    Asyl ist nicht nur ein Grund-, sondern auch ein Menschenrecht.

    Und gemessen an den, prinzipiell irrelevanten Zahlen, weist die BRD mitunter die meisten Bewerber ab, gemessen an anderen EU-Ländern. Seltsamerweise wird aber am liebsten in Gegenden mit niedrigem Migrations- oder Flüchtlingsanteil generell viel lieber von 'Überfremdung' gesprochen.

    Traurig, dass die Solidarität doch nur vom Bierdeckel zur Lederhose reicht und so aus menschenverachtender Ideologie heraus Existenzen in die Illegalität rücken.

  • B
    Blabla

    Dann holen wir uns noch alle Strom aus der Steckdose und leben alle bunt zusammen-ganz ohne Arbeit, denn bezahlen tun wir mit dem Grundgehalt. Das ganze Problem ist ein Volksentscheid zur Einwanderung und zum Asylrecht. Davor fürchtet man sich wie der Teufel vor dem Weihwasser. Um das zu verhindern werden bei uns Menschen eingeschüchtert, elemntare grundrechte beschnitten und in den medien die freie Rede abgeschafft. Wer das als erster durchricht, der erntet die Wahllorberen. Den alten Medien glaubt doch zu dem Thema niemand. In München räumte Ude das Camp weil sonst die SPD in Bayern 10% bekäme.

  • M
    M.13

    "Sie waren bereit zu sterben, um durchzusetzen, dass ihre Asylanträge sofort anerkannt werden."

     

    Ganz ehrlich gesagt bezweifle ich das, eher haben die Flüchtlinge darauf gesetzt das die deutschen Behörden weich werden und einknicken, eben wegen unserer Vergangenheit.

    Doch diesmal ist die Rechnung nicht aufgegangen, was ich sehr gut finde.Man kann ja gegen den Staat sagen was man will, aber erpressen sollte er sich auf keinen Fall lassen, von niemanden.

    Übrigens, der Staat sind wir alle, nur sehen das Viele nicht.

  • D
    D.J. (2)

    Noch ein Hinweis: Nur eine kleine Minderheit der nicht anerkannten Asylbewerber wird tatsächlich abgeschoben (ca. 10%). So viel zum inhumanen Asylrecht in D. Die Unklarheit des Aufenthaltsstatus' über lange Zeit ist selbstverständlich extrem belastend. Wo läge eine Lösung? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich prinzipiell alle willkommen heißen würde, die sich - wenn auch nicht zwingend mit der aktuellen Rechtsordnung - so doch zumindest mit unseren obersten Verfassungsprinzipen einverstanden erklären. Darunter kein Weg. Darüber hinaus auch beim regulären Einwanderungsrecht Nützlichkeitserwägungen, denn: "No border" und Sozialstaat gehen nicht zusammen, ob es uns gefällt oder nicht.

  • D
    D.J.

    Viel ist zum Thema geschrieben worden, manchmal sinnvolles. Meist die üblichen Fronten linke No-Border-Utopisten vs. pure Verständnislosigkeit. Leider krankt auch der Kommentar an einer (bewussten?) Verwechslung: Asylrecht ist Asylrecht ist Asylrecht. Er dient dem Rechtsanspruch auf Aufnahme poliisch/rassisch/religiös/sexuell Verfolgter für die Zeit einer möglichen Verfolgung. Diese muss zumindest individuell glaubhaft gemacht werden. Wo das nicht der Fall ist, greift Abschiebestopp für Kriegs/Bürgerkriegsländer für die Zeit des Kriegs/Bürgerkriegs. Eine Vermengung mit regulärer Einwanderung ist kontraproduktiv, da den Sinn und die Akzeptanz des Asylrechts untergrabend. Diskutieren lässt sich die konkrete Ausgestaltung des Asylrechts - so wäre die Angleichung zwischen den Bundesländern sinnvoll (Bewegungsfreiheit zumindest auf Landesebene), sicher auch andere Dinge. Auch diskutierbar ist die Ausgestaltung regulärer Einwanderung. Die Forderung ungeprüfter Aufnahme ist hingegen absurd. Zumal wenn sie einhergeht mit verschwurbelten "antikapitalistischen" Versatzstücken, verziert mit Verweisen auf RAF-"Helden". Von daher keinerlei Dank an die nichthungerstreikenden Initiatoren/Unerstützern.

  • G
    georg

    Liebe Leute,

    es ist überhaupt nicht verwunderlich, dass der Flüchtlingsprotest in Bayern so extrem geführt wird. Dort herrschen die rechtlich schärfsten Bedingungen: nach wie vor scharfe Residenzpflicht (Aufenthaltsbeschränkungen, wer den Landkreis verlässt ohne Erlaubnis muss Bußgeld zahlen!!), und vor allem Essenspakete landesweit mit Essen, das es in Deutschland nicht zu kaufen gibt (wer weiß wo das her kommt!), super schlechte Qualität und nicht bedarfsgerecht (außerdem - wer will über Jahre hin jede Woche immer dasselbe billige Essen bekommen???), die längste Lagerpflicht und große Engpässe auf dem Wohnungsmarkt (wer keine Wohnung findet, obwohl er aus einer Gemeinschaftsunterkunft ausziehen darf, muss dort wohnen bleiben). Hinzu kommen das bundesweit geltende Arbeitsverbot, schlechtere Gesundheitsleistungen und die allgemeine Isolierung.

    Die Asylsuchenden bekommen selbstverständlich mit, dass es anderswo ganz anders gehen kann: In Bremen und Berlin zum Beispiel zieht man nach drei Monaten aus der Gemeinschaftsunterkunft und bekommt Bargeld zum Selbstversorgen. Für alle gilt aber bundesweit der Trend von zu langen Asylverfahren. Das Warten in einer unsicheren Situation macht krank, mit besseren Lebensbedingungen lässt sich das Warten allerdings besser ertragen. Klar ist für mich, eine sofortige Flüchtlingsanerkennung ohne Prüfung nur wegen Hungerstreiks dient letzten Endes keinem.

  • T
    tommy

    @Irma Kreiten:

     

    Ich frage mich wirklich, was Leute wie Sie eigentlich unter "Demokratie" verstehen - es kann ja jedenfalls nichts mit dem Willen der Mehrheit unter den Völkern Europas zu tun haben. Eine überwältigende Mehrheit lehnt nämlich Forderungen wie die der Asylbewerber in München ab - "no nation, no borders", also offene Grenzen für alle, Masseneinwanderung nach Europa mit allen (negativen) Konsequenzen hat keine Mehrheiten und ist schon immer das Projekt einer sich für "progressiv" haltenden, elitären Minderheit gewesen. Und die EU ein "Möchtegern-Imperium", "ein nach rechts driftendes Deutschland"? Na ja, ich merke davon zumindest nichts.

    P.S.: Wieso wurde denn mein voriger Kommentar geschluckt? Wenn Ihr keine "rechten" Kommentare wollt, dann stellt doch die Kommentarfunktion ganz ab oder lasst nur noch auf Linientreue geprüfte Kommentatoren zu (eine Scheinöffentlichkeit tuts schließlich auch). Dieses willkürliche, unberechenbare Walten der Moderatoren nervt jedenfalls.

  • H
    Helpless

    Sie sind in ihrer Heimat dem Tode entronnen um im Flüchtlingsfreundlichen Deutschland durch Erpressung die Gesetze zu ändern,habt ihr sie noch Alle.Was haben die für Ratgeber,weshalb tun diese Leute den anderen notsuchenden Menschen so etwas an.Das ist Wahnsinn,und egoistische Dummheit.

  • MS
    Michael Schmidt

    Nachdem wir 1 Million weniger Ausländer im Lande haben als bis zur Volkszählung geglaubt, sollten wir besser die Inschrift der New Yorker Freiheitsstatue zur Grundlage der deutschen Asylpolitik machen:

     

    Give me your tired, your poor,

    Your huddled masses yearning to breathe free,

    The wretched refuse of your teeming shore.

    Send these, the homeless, tempest-tossed to me:

    I lift my lamp beside the golden door.

     

    Gebt mir eure Müden, eure Armen,

    Eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren,

    Den elenden Unrat eurer gedrängten Küsten;

    Schickt sie mir, die Heimatlosen, vom Sturme Getriebenen,

    Hoch halt' ich mein Licht am gold’nen Tore!

  • L
    Loi

    richtig so.

  • MA
    Mirko A.

    Grundlegend ein guter Kommentar, nur mit falscher Schlussfolgerung.

     

     

    Zwar stimmt es sicherlich "das die Mehrheit dieser Flüchtlinge bereit wäre, sich in Deutschland aus eigener Kraft eine Existenz aufzubauen, wenn man sie nur ließe", jedoch kann es nicht Ziel einer nachhaltigen Außen- und Innenpolitik sein.

     

    Der überwiegende Anteil der Flüchtlinge sind Wirtschaftsflüchtlinge, die für uns als Billiglohnsklaven ihr Dasein fristen. Auch die derzeitige Entwicklungshilfe manifestiert nur die derzeitigen Zustände.

     

    Für eine wirkliche Lösung braucht es viel Zeit, Mut und den Willen zur Durchsetzung... aber dafür müsste man erstmal die wirklichen Probleme benennen - den von uns allen real gelebten Kapitalismus.

  • M
    migra

    "Sie waren bereit zu sterben, um durchzusetzen, dass ihre Asylanträge sofort anerkannt werden." Der Hungerstreik wurde nun beendet. "Nicht auf dem Verhandlungsweg, sondern durch einen Großeinsatz der Polizei."

    Was schreiben Sie denn da? Soweit ich weiß, wurden die Verhandlungen seitens der Demonstranten für beendet erklärt, weil sie keine Kompromisse eingehen wollten. Sie forderten ultimativ eine sofortige Anerkennung ihrer Anträge. Eine (Schnell)prüfung, ob sie überhaupt asylberechtigt sind, lehnten sie ab.

    Nach der Schote sollte allerdings schnell darüber nachgedacht werden, ob unser Land für Flüchtlinge geeignet ist. Hier ist es ja offensichtlich schlimmer als in den Herkunftsländern. Man stelle sich vor, was passiert wäre, wenn die Leute damit durchgekommen wären.

     

    Ja, ich weiß schon was jetzt kommt. Bitte spart nicht mit Nazivergleichen. Danke für die Aufmerksamkeit.

  • AA
    Ausländer Abwehrstrategie ????

    Was Sie hier schreiben ist die Realität in München. Dennoch sage ich, man kann nicht hergehen und mit Hungerstreik seinen Aufenthalt erzwingen, weil sie damit nur das Gegenteil erreichen.

     

    Was in Deutschland auch so was von schwierig ist, sich eindeutschen zu lassen nach einer vorgeschriebenen Zeit. Es wird der Deutschtest erfolgreich bestanden, auch der Einbürgerungstest erfolgreich abgeschlossen, Dann geht es los mit einer Unmenge an Antragsseiten, Dokumenten. Ist eine Deutscher als Ehepartner im Spiel muss dieser Ehepartner, der schon immer Deutscher war einen Staatsangehörigkeitsnachweis erbringen. Da Dokumente aus dem Ausland immer dauern können, sind andere Dokumente schon wieder "abgelaufen". So verzögert sich das und dann wird einem gesagt, jetzt geht nichts mehr, man könne zu einem späteren Zeitpunkt erneut einen Antrag auf Eindeutschung stellen. Bedeutet, alle Dokumente auch aus dem Ausland erneut anfordern und alles erneut bezahlen.

  • IK
    Irma Kreiten

    Die Laender Westeuropas haben bereits einen guten Teil ihrer Menschlichkeit eingebuesst, die Demokratie wird auf schleichende Weise ausgehoehlt. Geblieben ist ein ueberhebliches Gebilder voller Hypokrisie, Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit. Die protestierenden Fluechtlinge haben das den Menschen auf drastische Weise vor Augen gefuehrt. Das durfte offenbar nicht sein und folglich erkennt man diesen Leuten flugs mit Hilfe von ein paar billigen Vorwaenden de facto auch noch das Demonstrationsrecht ab. Die Politik des Moechtegern-Imperiums EU mit einem zunehmend nach rechts driftenden Deutschland in Fuehrungsrolle wird immer verabscheuenswerter.

  • K
    Karina

    Ach Frau Halser, wie viele wollen Sie denn in Deutschland aufnehmen? 1 Million pro Jahr? 2 Millionen pro Jahr? Oder 10 Millionen pro Jahr?

    42 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Wollen Sie die alle aufnehmen? Ich nicht. Ich wär dafür, für bessere Lebensbedingungen auf der Welt zu kämpfen. Dazu gehört aber u.a. eine Geburtenkontrolle. Und dazu gehört, dass Sie Ihren Rechner nicht bei Saturn, die Klamotten nicht bei H&M kaufen. Wie viel tun Sie persönlich für die Armen dieser Welt?

  • D
    Demokrat

    Warum startet man nicht einen Volksentscheid zu dem Thema? Hab nämlich gerade diese Aktion gefunden:

     

    Volksentscheid - bundesweit!

    Volksabstimmung macht Vertrauen

     

    http://bewegung.taz.de/aktionen/volksentscheid-bundesweit/beschreibung

     

    Gerade beim Thema Flüchtlinge müssen die Bürger befragt werden, immerhin müssen wir die Kosten tragen. Viele Dinge werden über unsere Köpfe hinweg entschieden, die Sache in München war eine Ausnahme, dort hat man auf das Volk gehört und das Camp aufgelöst, in der Regel wird aber gegen das Volk entschieden.

  • SG
    Schmidt Georg

    die Mehrheit ist bereit , äh, wieviel % sind eine Mehrheit !?