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Debatte AusteritätLeider kein Weltkrieg

Kommentar von Marco D'Eramo

Die Atombombe verhindert die traditionelle Krisenlösung des Kapitalismus: Krieg. Deshalb muss halb Europa unter der Sparpolitik leiden.

Anstehen für Jobs 1933 in New York. Die Große Depression ließ sich nur durch den Zweiten Weltkrieg überwinden. Bild: ap file

V erdammte Atombombe! Ohne diese Marginalie der Geschichte hätten wir die globale Rezession schon längst hinter uns: Denn in der Vergangenheit bot ein schöner Weltkrieg immer den Ausweg aus einer Weltwirtschaftskrise – am unumstrittensten ist das wohl bei der Großen Depression, die sich nur durch den Zweiten Weltkrieg überwinden ließ.

Wenn von Krieg die Rede ist, denken wir verständlicherweise zunächst an die Opfer. Aus ökonomischer Perspektive jedoch sind die Millionen Toten zu vernachlässigen. Was zählt, ist die Vernichtung enormer Mengen von Gebäuden, Maschinen, Konsumartikeln – also von Kapital. Daraus folgt die Notwendigkeit einer neuen Akkumulation.

Dank sei dem Wiederaufbau! Das geht so weit, dass es die im Krieg am härtesten getroffenen Länder sind, die in der Nachkriegszeit die spektakulärsten Wirtschaftswunder feiern können. Sie überflügeln aufgrund ihrer neuen Produktionsanlagen die vom Krieg verschonten Länder. Ebendas meinte der Ökonom Joseph Schumpeter, als er von der „schöpferischen Zerstörung“ als kapitalistischem Grundprinzip sprach.

Nicht jeder Krieg allerdings ist geeignet: Der letzte im Irak etwa hat die USA Milliarden Dollar gekostet, aber der US-Wirtschaft keine positiven Impulse gegeben. Er führte nicht zu einer Anhebung der Produktion, es gab keine Mobilmachung der gesamten Bevölkerung, er hat vor allem nicht das Traumpaar jeder Kriegswirtschaft hervorgebracht: die Verbindung von unbegrenzten Ausgaben – für Waffen und anderes kriegswichtiges Material – auf der einen und Rationierung des Privatkonsums auf der anderen Seite.

Marco d'Eramo

geboren 1947, studierte Physik und war Schüler von Pierre Bourdieu. Nach 32 Jahren bei il manifesto hat er sich Ende November von der linken Tageszeitung verabschiedet - wie auch Gründungsmitglied Rossana Rossanda.

Krieg als Konjunkturspritze

Es ist tatsächlich der Krieg, der es den Regierungen erlaubt, das Diktat der Märkte zum Teufel zu jagen. Niemand kritisiert eine Regierung, die auf Sparsamkeit pfeift, wenn sie es tut, um das Vaterland zu verteidigen.

Aber wie gesagt – Krieg ist nicht gleich Krieg: Es müssen schon globale Gemetzel sein. Und diese Idee entstand eben mit dem Kapitalismus. Der erste war der „Siebenjährige Krieg“ (1756–1763), der über die Zukunft ganzer Kontinente entschied; Weltkriege führte auch Napoleon, die beiden großen Konflikte des vergangenen Jahrhunderts waren global.

Solche totalen Kriege zwischen Großmächten sind durch die Atombombe unführbar geworden sind. Der Kapitalismus ist seitdem ein Gefangener. Und diese Gefangenschaft wird umso quälender, je totalitärer die Diktatur der Märkte ist und je unerschütterlicher der Glaube an die erlösende Kraft der Austeritätspolitik wird.

Während des Kalten Krieges war „Realer Sozialismus“ ein sehr treffender Begriff, um die geistige wie materielle Diktatur in den Staaten des Warschauer Pakts zu beschreiben. Statt dessen, was der Begriff „Sozialismus“ einst an Vorstellungen hervorgerufen hatte – die Morgenröte, ja das Paradies –, verband man damit nun Mangelwirtschaft, Zensur und Überwachungsstaat. Der „reale Sozialismus“ bot keinen Ausweg an, keine Fluchtmöglichkeit. Man konnte ihn weder verändern noch sich ihm entziehen. Wenn ein Volk das anders sah, brachten es die Panzer der Bruderstaaten wieder auf Linie.

Realer Kapitalismus

Heute, nachdem der „reale Sozialismus“ weggefegt worden ist und jeder utopische beständig delegitimiert wird, will es die Ironie der Geschichte, dass wir uns auf einmal im „realen Kapitalismus“ wiederfinden. Auch wir sitzen wie Mäuse in der Falle, wir können nicht dem Spread entkommen und nicht den Zinsen; es findet sich kein noch so entferntes Exil, in das uns unsere Gläubiger nicht folgen würden, um uns ihre Rechnung zu präsentieren.

Ein Leben im Mangel: Die alten Griechen müssen ohne Renten auskommen, die jungen Spanier ohne Arbeit. Auch wir werden auf Linie gebracht, wenn wir rebellieren, von den „Bruderbanken“. Dass sie dazu keine Panzer brauchen, sondern nur Kontrolleure, ändert nichts daran: Auch wir befinden uns im Würgegriff einer totalitären Ideologie.

Es ist schon enorm, wie alle so tun, als glaubten sie tatsächlich an das Sparen, wo es doch nur der Strick ist, an dem wir uns aufhängen dürfen. Denn wenn Aberglaube darin besteht, dass man gegen alle Erfahrungswerte glaubt, dann ist Vertrauen in die austerity (man muss es einfach auf Englisch sagen!) dem Vertrauen gleichzusetzen, das Gläubige in Wundmale und Wundertaten setzen.

Was Brüssel und Frankfurt heute den Ländern Südeuropas vorschreiben, ist das Gleiche wie das, was Internationaler Währungsfonds und Weltbank den Ländern der Dritten Welt aufoktroyiert haben. Aber die Konzepte der Monetaristen haben kein Land aufblühen lassen, sondern marode, verarmte und sozial brutalisierte Gesellschaften geschaffen.

Blut-und-Tränen-Therapie

Dabei versteht jedes Kind: Ein Staat ist keine Familie. Eine Familie in finanziellen Nöten kann den Gürtel enger schnallen und entkommt so vielleicht ihrer Notlage. Wenn aber in einem Staat alle den Gürtel enger schnallen, dann konsumiert niemand, brechen Produktion und Verkauf ebenso ein wie die Steuereinnahmen des Staates – genau das, was in Griechenland passiert, wo durch die Blut-und-Tränen-Therapie das Defizit nicht abgebaut worden ist, sondern zugenommen hat. Und in Italien geschieht gerade das Gleiche.

Der Ritus der austerity, zu dem wir von Deutschland und den Börsen zwangsbekehrt werden sollen, entspricht den Selbstgeißelungen bei mittelalterlichen Prozessionen; mit dem Unterschied, dass die Flagellanten vielleicht wirklich ins Paradies einzogen (das Gegenteil kann jedenfalls niemand beweisen), während wir in Italien von einer wirtschaftlichen Erholung nur träumen dürfen, nicht zuletzt, weil Premier Mario Monti als früherer Goldman-Sachs-Manager ein Hohepriester der Sparsamkeitsideologie ist.

Schlimmer ist, dass auch viele auf der Linken dem Aberglauben verfallen sind. Schlimmer nicht deswegen, weil sie aus ihren Träumen irgendwann unter Schmerzen erwachen werden; sondern weil ihre Träume uns allen solche Schmerzen bereiten.

Übersetzung aus dem Italienischen von Ambros Waibel

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64 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • A
    andreas

    von Tim Leuther:

    @andreas

    Quatsch. Wer hat denn in der DDR Politische Häftlinge versklaft? Na?

     

    Der realsozialistische Staat DDR hat seine politischen Häftlinge an die Bundesrepublik verkauft, weil er das Geld zum überleben brauchte.

     

    IKEA hat den Staatsozialismus nur ausgenutzt mehr nicht. Die Schuld liegt bei der DDR !!!!!

  • TL
    Tim Leuther

    @andreas

     

    Quatsch. Wer hat denn in der DDR Politische Häftlinge versklaft? Na?

     

    IKEA

     

    Ein kapitalistisches Unternehmen.

     

    Na also!

     

    :-)

  • D
    D.J.

    Schade, mein Kommentar ist nicht freigeschaltet worden (kommt vielleicht noch). Also versuche ich es mal als Frage zu formulieren: Können mir die linken Geschichtsexperten darlegen, während (!) welcher großen Wirtschaftskrise die beiden Weltkriege ausgebrochen sind? Oder muss man tatsächlich ins 18. Jh. zurück, um die These zu erhärten? Bitte, helft mir (es soll ja noch ein paar intelligente Linke geben).

  • N
    noname

    Der Autor macht einen rasanten Anlauf - sieht so aus , dass er einen Sprung hinlegen will - , springt ab , ...und landet wie ein nasser Sack in der Sandgrube .

     

    Falls jemand in dem Text eine klitzekleine n e u e Erkenntnis entdeckt haben sollte , wäre ich für Belehrung dankbar .

  • A
    andreas

    @von TürlichTürlich:

    Kapitalismus = Krieg.

    Kapitalismus = Pornografie

    Kapitalismus = Umweltzerstörung

    Sozialismus = Frieden

    "Die Partei die Partei die hat immer Recht ..."

     

    Der war gut :0) danke für die Ironie

    Wie ich es im realen Sozialismus erlebt habe (bin da aufgewachsen, anders als Herr Marco D'Eramo)

    Sozialismus = schlimmste Umweltzerstörung

    Sozialismus = Menschenhandel(mit politischen Häftlingen)

    Sozialismus = Krieg (in Afrika, Asien und auch in Lateiamerika , Europas Osten wurde unterdrückt)

    Sozialismus = Menschen einsperren

     

    Kapitalismus gibt es und gab es in der EU nicht einen einzigen Tag !!!!!

     

    P.S. Selbst wenn z.B. Griechenland alle Schulden erlassen werden würden es wäre immer noch pleite, da es viel viel mehr Geld ausgibt als es durch Steuern einnimmt. Das war vor der Kriese so und wird es so lange im Land kaum Inmdustrie vorhanden ist auch so bleiben.

  • J
    Jost

    Nun, da hat Jemand Jahrzehntelang für il manifesto geschrieben, hat erlebt, wie eine starke kommunistische Partei sich selbst zerstörte, statt Berlusconi aufzuhalten, bei der Zerstörung Italiens.

    Als ökonomisch gebildetem Internationalisten dürfte ihm klar sein, dass sich auf der ganzen Welt Veränderungen vollziehen, sich immer mehr Menschen zur Mittelschicht zählen und funktionierende Infrastrukturen das Rückgrat für prossperierende Gemeinwesen bilden." Die Deutschen" dafür verantwortlich zu machen, das sich Volkswirtschaften langfristig überschuldet haben um kurzfristig politische Seilschaften zu bedienen, ist abenteuerlich. Zu Ende gedacht und dem deutschen historischen Beispiel folgend, müssten dann Italien Spanien und Griechenland den Krieg beginnen.

  • H
    Harro

    Europa braucht eine andere wirtschaftspolitische Denkschule an der Macht. Es ist eben so: Der Krieg als Zwang zum Geldausgeben, Wirtschaft ankurbeln, der ist entfallen. Immer stärker setzen sich einfach die Lobbys der Starken, Reichen und Gierigen durch. Die verordnen der Gesellschaft in der Regel immer nur einen Anstieg der Armut, weil sie selber viele Arme haben wollen.

     

    Das ist eine absurde Perspektive aus einer Kultur von Oben und Unten, die in Europa momentan dominiert und meist auch noch unabhängig davon, ob diese Regierung Mitte-Rechts, Mitte-Liberal oder Mitte-Links ist.

    Schröder und Jospin haben mehr Betriebe privatisiert oder Arbeitnehmern üble Dinger reingedrückt als fast alle konservativen Präsidenten/Kanzler vor ihnen.

     

    Dass die neoliberale Wirtschaftsidee immer weiter aktuell bleibt, obwohl die Einschläge immer deutlicher, gefährlicher und näher kommen, ist an sich schon bemerkenswert. Aber genau das schreibt der Autor ja, ohne den Big Bang, ohne Knall und Notwendigkeit, wir dieses Spielchen weitergehen. In Deutschland will ein Sozialdemokrat Kanzler werden, von dem jeder weiß, dass er sich gar nicht von der alten Regierung unterscheidet. Wie kann eine alternative Wirtschaftsidee hier überhaupt Fuss fassen?

  • AS
    Anna Ski

    Sicherlich wäre es generell einfacher nach einem Krieg wieder aufzubauen, insbesondere weil man dabei nicht die verkorksten Strukturen kapitalistisch retten muß. Aber gerade für Hellas gilt nicht, "dass es die im Krieg am härtesten getroffenen Länder sind, die in der Nachkriegszeit die spektakulärsten Wirtschaftswunder feiern können." In dem Fall war es Deutschland, das seine Wirtschaft auf Kosten seiner Opfer aufbauen konnte, indem es geplünderte Infrastrukturen und Arisierungen legalisierte und seine Reparationen nicht bezahlen mußte. In Griechenland begann dagegen bereits der Kalte Krieg 1944 mit dem Bürgerkrieg bis 1949.

  • E
    EuroTanic

    Erstens gibt es weltweit keinen kapitalistischen Staat. Denn Kapitalismus bedeutet freie Mrkte. Und wer kann hier irgendwo freie Märkte erkennen. Frei heisst nicht zu tun und zu lassen was man will, wie die Energiemonopolisten, Lebensmittel- Energiemonopolisten usw. UNd es gibt keinen Homo Ökonomikus, eine Voraussetzung für wirklich freie Märkte.

    Realkommunismus und Realkapitalismus (Etatismus) sind zwei Seiten einer Medaille. In beiden Konstrukten will eine korrupte, und superreiche, selbsternannte Eliten den anderen Menschen vorschreiben was sie zu tun, zu lassen und zu denken haben.

  • H
    Harald

    ...ich kann nur hoffen, dass der Artikel nur ironisch und als Provokation gedacht ist.

    Die implizit gemachte Andeutung mit einem neuen Weltkrieg ließe sich (ökonomisch) alles wieder ins Lot bringen, übersieht eine entscheidende Tatsache: selbst Mitte der 1940er Jahre gab es noch marginalisierte Räume (-> Kolonien, Schutzgebiete etc.), von wo der Nachschub für den Aufbau in Europa und Russland mit verhältnismäßig wenig Aufwand und billig besorgt werden konnte.

    Das geht heute nicht mehr: die Ressourcen sind aufgebrauchz oder im Besitz besser organisierter und militärisch aufgerüsteter Staaten bzw. Staatenbünde (z.B. OPEC)

     

    Außerdem übernimmt (ausgerechnet dieser) Autor die scheinbare Alternativlosigkeit von Merkel&Co, nach der nur durch sparen beim "einfachen Volk" eine Lösung besteht.

    Dabei wäre ain ganz großer Teil der Staatsschulden durch konsequentes Eintreiben von Steuerschulden aus den oberen zehntausend von Griechenland, Spanien etc. abzubauen.

    Trauriger Artikel. Wo bleibt die Linke (nicht die Partei).

  • M
    Marius

    Sparen oder nicht sparen - Krieg oder nicht Krieg. Ist es nicht bedenklich, ja schlimm, dass wir auf den Konsum so angewiesen sind?

  • M
    mr.fantasy

    guter artikel, aber hier wie auch bei vielen anderen: wieso ist konsum/verbrauch an sich und damit die massenproduktion von z.t. unnützem zeug gut?

  • L
    Luise

    Ganz richtig. Der Krieg war der Ausweg aus der Rezession. Und weil das Zerstörungspotential des Krieges fehlt, wird vor allem unter dem Vorwand Umweltschutz virtuelle "Zerstörungsarbeit" geleistet. Der Kreisel muss sich einfach weiterdrehen. Gebäude werden zwar nicht zerbombt, aber sie werden für quasi wertlos erklärt. Eine Wärmeschutzverordnung sorgt dafür, das nahezu alle Gebäude zu "sanieren" sind. Ähnliches kann man bei Automobilen sehen. Entweder werden sie mittels Abwrackprämie aus dem Verkehr gezogen oder durch halbseiden begründete Umweltzonen für wertlos erklärt. Und so geht das weiter. Kürzlich wurde debattiert, ob nicht alle Kühlschränke zu ersetzen seien. Man könnte dies ergänzen um alle Subventionen, welche die Abschaffung steuerlich abgeschriebener Produktionsmittel fördert.

  • H
    Humankapital

    Geschichte wiederholt sich...hoffentlich.

    Genau so wie die Menschen aus dem realen Sozialismus aufgewacht sind, wird man hoffentlich bald aus dem realen Kapitalismus aufwachen. Schwierig dabei ist nur, dass wirkliche Alternativen nirgendwo mehr gelebt werden. Eine schlichte Eingliederung in ein bestehendes Alternativsystem wird es also vermutlich nicht geben können. Das kann zur anhaltenden Lähmung führen, eröffnet jedoch auch Potenziale, den Kapitalismus nach einer, wie auch immer gearteten, Revolution für eine lange Zeit (oder vlt. sogar für immer?) zu überwinden. Ohne einen geeigneten Krieg, und da gebe ich dem Autor völlig recht, wird es keine Reinigung des maroden Systems geben. Aber niemand, der vom Kapitalismus genug hat, will das.

  • IS
    Ibn Sina

    Diesem Artikel mangelt es stark an historischem Hintergrund. Er suggeriert, dass (Welt-)Kriege ein Phänomen des Kapitalismus seien und nennt den Zweiten Weltkrieg hierfür als Hauptquelle. Naja, so viele Weltkriege haben wir ja noch nicht gesehen und es wäre interessant, ob sich die Logik des Autors auch auf die ersten 50% der Weltkriege anwenden ließen. Oder haben wir in Wirklichkeit schon mehr Weltkriege gehabt? Kommt darauf an, wie man die Welt definieren möchte. Den Peloponneischen Krieg könnte man auch als Weltkrieg bezeichnen, wenn man sich die damalige Welt vor Augen hält oder die Kriege Alexanders des Großen oder Rom gegen Carthago oder der sog. dritte Kreuzzug. Wie bringen wir da nur den Kapitalismus rein?

    Was meint der AUtor mit realem Kapitalismus? Etwas das, was wir heute in Europa haben? Privatisierung von Gewinnen und Sozialisieren von Verlusten? Adam Smith würde sich im Grabe herumdrehen, wenn wir dieses System Kapitalismus nennen.

    Kriege haben weniger mit Systemen zu tun, als mehr mit der Natur des Menschen; wir müssen akzeptieren, dass Gewalt ein Teil der menschlichen Seele ist, wie auch der Wunsch nach Frieden.

    Zum Schluss soll zu den Problemen Europas noch folgendes gesagt werden: wenn wir ehrlich sind, dann geht es den Menschen hier doch nicht um die Rente, sondern um den Fernseher zu Hause, das Auto in der Garage und mindestens einem Zimmer pro Person, kurz: um Luxus. Wir müssen uns vor Augen halten, dass der Schreckenszustand für uns der ist, an den etwa die Hälfte der Menschen herankommen möchte. Wir jammern noch auf zu hohem Niveau!

  • F
    Frauke

    Dafür hat man jetzt Dynamo Dresden den Krieg erkärt.

  • Z
    Zazaz

    Der Autor schreibt entweder kommunistischen Agitprop oder hat schlicht gar kein Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge.

     

    Kriege werden von Staaten geführt, nicht von "Kapitalisten". Übrigens gab es zur Zeit des Manchester-Kapitalismus vergleichsweise wenig Kriege.

     

    Und der schlimmste Krieg der Geschichte, WK II, wurde von Sozialisten geführt.

  • J
    jan

    Bravissimo e grazie tanta!!

  • S
    Schulze

    Kriege sind nie ein Ausweg aus Krisen, sie lenken nur ab. Die Krise des Empires wurde durch den ersten Weltkrieg nicht gelöst, sondern verstärkt, die Kapitalmacht verlagert, von London nach New York.

    Kriege ist ein Mittel der Endeignung, d.h. der Besiegte wird enteignet.

    Auch die Sparpolitik spart nicht. Sie verteilt nur anders um und enteignet. Die Arbeiterklasse und der Mittelstand sowie das Volksvermögen werden gepündert, zugunsten einer kleinen Gruppe internationaer Banker.

    Um die Plünderung zu beenden, sind die Zentralbanken weltweit zu verstaatlichen, nicht das Kapital.

    Das war der Fehler vom Max, er blendete das Geldkapital aus, und konzentrierte sich zu sehr auf das Produktioskapital.

    Die Lösung ist also ganz einfach: die privatisierte Geldschöpfung sozialisieren.

  • TL
    Tim Leuther

    Was von den Keynseanisten immer ignoriert wird: Südeuropas probelm ist nicht nur die Verschuldung, sondern auch die Leistungsbilanz*. Das inbezugsetzen von Verschuldung zu BIP führt zu einem Fehlschluss. Die Austerität hat in Südeuropa dazu geführt das die Leistungsbilanzen wieder positiver werden. Ich hab auch schon gehört das Sie in Spanien und Griechenland schon im positiven bereich sind. Das ist der Weg zur Lösung. Denn solange Sie negativ sind, türmt Südeuropa immer neue Schulden auf, man kann sich dann nur aussuchen ob es zulasten des Staates (Griechenland) oder der privaten (Spanien) geht. Am ende ist die Konsequenz nicht so groß.

     

    *VWL Begriff, nicht wortwörtlich verstehen, sondern nachschlagen bei Wikipedia

     

    Die keynseanistisch glaübigen angoloamerikaner drucken fleißig Geld, statt harte reformen durchzuziehen. Schon sagen einzelne UK wäre der kranke Mann europas:

    http://www.wallstreetjournal.de/article/SB10001424127887324024004578171272733663646.html

     

    Über meine Ansicht zur Leistungsbilanzen und deren Konsequenzen hab ich auch einen Vergleich von Spanien und der Türkei (die hat enorm große LB-Defizite) geschrieben

    http://erleutherung.blogspot.de/2012/11/turkei-das-neue-spanien.html

  • P
    Peter

    Wann ist eine Innovation eine Innovation?

     

    Wenn eine Funktion erhalten bleiben muss, so ist jede schöpferische Zerstörung nicht nur idiotisch, sie ist mehr als kontraproduktiv.

    Bsp. Wasser, Kommunikation, elekt. Energie.

    Denn das was als Fortschritt propagiert wird, ist in wirklichkeit kein echter Fortschritt. Genau ab dieser Definition führt sich das Prinzip/Prozess schöpferische Zerstörung ad absurdum.

    Das Rad wird neu erfunden.

  • B
    Boedefeldt

    liest sich anfangs gut. Bei genauerem Hinsehen stelt ma fest, dass dies eben KEIN guter Artikel ist:

     

    Der Autor hat recht, wenn er sagt, der Staat darf nicht sparen. Aber nur wenn er mit "Sparen" auch das echte "Sparen" meint: Nämlich Geld "auf die Hohe Kante legen", um es zu horten. DAS sollte ein Staat nicht tun.

    Aber was ist mit Sparpolitik gemeint. Es ist gemeint weniger bis keine Schulden zu machen!!! Daran zu glauben soll "Aberglaube" sein? Aber auf Pump die Wirtschaft anzukurbeln, weil es dank Atombombe keine Kriege mehr gibt, soll gut und richtig sein????

     

    Der Autor vernachlässigt daher eindeutig die Auseinandersetzung mit der Alternative zum Sparen...

    Außerdem stellt er Behauptungen auf, dass in Griechenland das Defizit zugenommen hätte. Anderslautende Meldungen sagen, ohne Zins- & Tilgungszahlungen hätte Griechenland jetzt erstmalig einen ausgeglichenen Haushalt... Es wäre also zu prüfen, ob seine Thesen überhaupt haltbar sind.

     

    Summasummarum viel geschrieben, aber nix gesagt. *daumen runter*

  • D
    D.J.

    Da sträuben sich dem seriösen Historiker die Nackenhaare! Es dürfte kein Zufall sein, dass der Autor bis ins 18. Jh. zurückgeht. Vor dem 1. WK gab es keine Krise; die Konjunkturphase daueret von 1907 bis zum Beginn des Krieges; 1939 war die Große Depression weitgehend zu Ende. Der "Gründerkrach" von 1873 war unter anderem die Folge (!) eines Krieges, nicht die Ursache. Deprimierend nur, dass solche schlichten Welterklärungsmodelle von so vielen Lesern dankbar angenommen werden.

  • ET
    Erwin Topolski

    Wenn das Sarkasmus sein sollte, hätte Herr d'Eramo besser ausdrücklich darauf hingewiesen. Ich fürchte jedoch, ihm ist nur der Geschmack ausgerutscht. Ach ja: Wurde das Römische Reich friedlich zusammengestellt oder waren SPQR kapitalistisch organisiert?

  • M
    menge

    "Leider kein Weltkrieg","Atombombe"

     

    Warum so Aggressiv?

    Da wir uns ja für so aufgeklärt halten, leider eine Illusion,

    würde es dann nicht reichen, die Personen, welche für "austerity" aka Sozialismus für Reiche&Banken stehen, einfach aus dem Spiel zu nehmen.

    Selbstverständlich völlig gewaltlos und natürlich deren Bezüge kürzen: Auf deutsches überaus dekadentes(-: Hartz4-Niveau.

    Währe wirklich angebracht.Kein Witz.

     

    Übernehmen könnte etwa die junge weniger vorbelastete und frühverkalkte Generation. Den (Investment-)Banken den Stinkefinger zeigen, den diese -mit Bilionen Steuergeldern gepamperte .......- uns bisher eiskalt mit Freude, Berechnung und Überzeugung entgegenstrecken.

     

    Die komische Veranstaltung hier und anderswo, die sich Politik nennt, währe dann eher und vor allem problemloser zu ertragen.

  • D
    Denkfehler

    Skurrile Inhalte nebst Herleitung. Da wird mir Schwindelig.

    Die Thesen auf den Punkt gebracht, die USA sollte ihr eigenes Land durch Atombomben in die Luft sprengen und dieses schöpferisch Zerstörung nennen. Das vorgezogene Armageddon, der Erlöser kommt entweder aus dem Universum oder Berg herab.

     

    Ein Problem des Kapitals ist deren exponentielle Mathematik nebst Wandlung z.B. über Eigentumswerte.

    Die „schöpferischen Zerstörung“ deren Kosten sozialisiert werden?

    Oder glaubt irgendjemand das Aktionäre einen Totalverlust ihres Kapitals einfach so hinnehmen? Genau das erleben wir alle momentan, gefangen in der Mathematik. Schuldenschnitt!?

     

    Krieg, Massenmord als „schöpferischen Zerstörung“ hinstellen, zeigt generell eine abgrundtiefe Verachtung.

    Des weiteren, angeblich haben nach dem 2WK alle Deutschen das gleiche Startkapital erhalten.

    Warum fummelte der BP Köhler in den Altsparergesetzen herum?

    "Gesetz zur Milderung von Härten der Währungsreform (Altsparergesetz - ASpG)"

    http://www.buzer.de/gesetz/939/index.htm

     

    Dieses Gesetz, sofern richtig berurteilt, entlässt die Industrie, Gewerkschaftskassen etc. aus der Verantwortung der „schöpferischen Zerstörung“.

    Diese wie ein Impuls betrachten, zeigt ein weiteren Denkfehler.

    Transformierungsprozesse dauern immer länger und sind ohne Massenmord oder Kriege möglich.

    Evolution, gewachsene Gesellschaft als Denkansatz.

     

    Ertappt, wer garantiert das nach der „schöpferischen Zerstörung“ alles besser wird? Ist die industriell eingebaut, geplante Obsoleszenz nun gut oder schlecht?

    Fakt ist, die „schöpferischen Zerstörung“ ist ebenso durch kapitale Eigentumsungleichgewichte ein zerstörender Verschuldungsmotor.

    In Polen war viel zerstört. Teils wurde seit dem Krieg nichts geändert. Warum nicht? Schulden?

     

    W. Lotter und andere haben gute, streitbare Thesen. Einmal E. Galeano "Offene Adern Lateinamerikas", "Auf die Bäume ihr Affen" lesen.

    Kapital mit einem MHD versehen wäre interessant.

  • M
    Max

    @Der Markt: Sehr gut, dass kommt noch hinzu!

     

    @Hä?: Kannst du der Argumentation nicht folgen? Es wird hier nicht gesagt dass Krieg schon immer eine kapitalistische Loesung war. Ich finde die Argumente sehr nachvollziehbar.

  • AM
    Andreas Müller

    Die Argumentation Marco d'Eramos ist unklar. Sie setzt mit der steilen These ein, dass der Krieg zwar keine hinreichende, aber eine notwendige Bedingung des kapitalistischen Akkumulationsprozesses sei. Ohne den Krieg, und zwar in Form eines "globalen Gemetzels", sei der Kapitalismus nicht imstande, die zyklisch auftretenden Krisen zu bewältigen. Diese umstandslose Ableitung des Krieges aus der Logik kapitalisischer Produktion gehört zum Mantra des Vulgärmarxismus seit Lenins Imperialismustheorie, die politökonomisch betrachtet ein seichter Aufguss der sozialdemokratischen Theorie des 'Finanzkapitals' von Rudolf Hilferding darstellt. Der leninistischen Ideologie zufolge entsteht aus der Verschmelzung von Industrie- und Bankkapital mit den staatlichen Agenturen ein Monopolkapitalismus, in dem die Konkurrenz ausgeschaltet sei, was seine 'Fäulnis', d.h. seine Unfähigkeit, die gesellschaftliche Produktivität zu steigern zur Folge habe, weshalb eine weitere Kapitalbildung nur mehr auf dem Wege der gewaltsamen Aneignung des Reichtums konkurrierender Nationen möglich sei. Die von staatssozialistischer wie linkssozialdemokratischer Seite vor noch nicht allzu langer Zeit angeeignete Theorie vom 'Staatsmonopolistischen Kapitalismus' (StaMoKap-Theorie) ist inzwischen mausetot-, und das völlig zu Recht. Dass sie mit der in den drei Kapitalbüchern von Marx entwickelten Theorie des kapitalistischen Akkumulations- und Krisenprozesses nicht das Geringste zu tun hat, spricht selbstverständlich zunächst nicht gegen ihre Triftigkeit. Sie trägt jedoch zur Erklärung des gegenwärtigen Kapitalismus nicht das geringste bei.

     

    D'Eramo argumentiert aber aus dem Binnenhorizont genau dieser 'marxistisch'-leninistischen Theorietradition und konfundiert folgerichtig heillos Ökonomie und Politik, ohne die notwendigen Unterscheidungen der Abstraktionsebenen im Blick zu behalten. Am Ende läuft es auf eine unkritische Befürwortung der linkskeynesianischen Krisenbewältigung des deficit spending hinaus.

  • H
    HamburgerX

    Artikel aus der marxistischen Mottenkiste. Unklare Definition von "Kapitalismus", wie bei allen Marxisten. Schon die Kriegstheorie ist barer Unsinn. Der 1. Weltkrieg z.B. ist damit nicht erklärbar. Auch kommunistische, islamistische, monarchistische etc. Regierungen haben Kriege begonnen. Als Stalin seine westlichen "Bruderstaaten" überfiel, war es die gleiche Machtgier wie bei Hitler&Co., aber sicher keine "Profitoptimierung".

     

    Die Schuldenkrise (Dax übrigens gerade auf 5-Jahreshoch) ist einerseits Folge des Scheiterns staatlicher und privater Banken. Andererseits die Folge eines unerträglich hohen Schuldenaufbaus und -defizits vieler westlicher Regierungen. (Dass es anders geht, zeigen mehrere weltweite Beispiele, wie z.B. Südkorea)

     

    Bankengesetze, Antischuldengesetze - das sind die Rezepte für die Zukunft. Sowohl der Staat und seine Staatsbanken müssen an die Leine als auch die privaten Banken.

  • A
    Adda

    Durch die Erwähnung des Krieges (insbesondere des 2. Wk) werden alle anderen Maßnahmen marginal. Wenn man dem Kapitalismus zuschreibt, Krieg als normales Mittel zu verwenden, verschwindet daher das Argument, auf das gezielt wird: die Verschwendung. Der Krieg wird hier in keiner Weise als realer Vergleich angeboten. Es wird auch gar nicht darauf abgezielt, dem Kapitalismus den Krieg als notwendiges Übel wirklich zuzuschreiben. Es geht ausschließlich darum, die nicht-Austerität, das ist das geliehene, intendiert nicht zurückzahlbare, Geld zu verharmlosen.

    Fallen Sie bitte nicht alle auf Propaganda herein!

  • IN
    Ihr Nametopal

    yepp, so ist es

  • G
    GevatterGans

    Das ist schon ein bisschen albern.

     

    1. Die wirtschaftliche Erhölung von der großen Depression hatte dann doch schon einige Jahre vor Kriegsbeginn eingesetzt. Auch in jenen Ländern, die sich nicht auf den Krieg vorbereiteten.

     

    2. Das Deutschland deshalb recht gut -ökonomisch gesehen- aus dem Krieg herauskam weil besonders viel kaputt war ist ziemlicher Unsinn. (Man übertrage das mal auf andere zerstörte Länder der heutigen Zeit, die müssten dann ja alle super Perspektiven haben).

     

    Nein der Erfolg Deutschlands nach WWK II lässt sich auf einige handfeste Reformen zurückführen, von denen nicht wenige von Amerikanern oktroyiert wurden. Am prominentesten hierbei sicherlich die Währungsreform. Aber auch die Anti-kartell Gesetzgebung (ebenfalls amerikanischen Ursprungs) hat sehr geholfen. Dazu kam dann noch, dass die neue BRD mit sehr viel weniger Schulden klarkommen musste, als ihre Nachbarn, weil sehr viel erlassen wurde. Um nur ein paar Gründe zu nennen.

     

    Übrigens was Produktionsanlagen anbelangt war in D garnich so viel kaputt. Das waren eher die Wohngegenden, die zerstört wurden.

  • B
    BeobachterHH

    Sehr guter Artikel!!! Respekt!!!

     

    Ich möchte noch einen Gedanken ergänzen:

     

    Es ist kein Wunder, dass der Kapitalismus ausgerechnet jetzt historisch richtig gegen die Wand fährt. Entstanden und seine Blütezeiten der Prosperität, wenn man das überhaupt so sagen kann, was anzuzweifeln wäre und eher zur beschönigenden Eigensichtweise bürgerlicher Subjekte gehört, hatte der Kapitalismus in der Zeit der Newtonschen Physik und Weltsicht. Doch seit die Quantentheorie in der Welt ist, ändert sich das. Die konkreten Anwendungen dieser neuen Physik (Atomwaffe, Elektronik, Laser, Computer und EDV, Internet, Handys, zukünftige Quantencomputer usw.) machen ihm den Garaus.

     

    Die ATOMWAFFEN verhindert die alten Lösungen per Krieg. Völlig richtig. Ein anderes Beispiel wäre: Die moderne MIKROELEKTRONIK entwertet das Kapital, indem menschliche durch maschinelle Arbeit substituiert wird. Lebendige, produktive Arbeit ist aber die Substanz des Kapitals. Geht sie verloren, kann sie nicht durch unproduktive Arbeit (Dienstleistungen) einfach ersetzt werden. Das INTERNET entwertet Urheberrechte. Der indirekte Schutz durch physische Trägermedien geht verloren usw. Der winzige Transistor führt uns also vor Augen, dass Kapitalismus auf Widersprüchen basiert, die er nicht überwinden kann, weil sie seinen Strukturen tief eingeschrieben sind.

     

    Zukünftige Anwendungen der Quantentheorie werden das noch beschleunigen. Die Rationalisierungsprozesse gehen ja weiter. Und das ist auch gut so, da wir nur so wieder in Übereinstimmung mit den Gesetzmäßigkeiten des Universums kommen können.

     

    Holger Roloff, 12.12.2012

  • C
    Cartouche

    Lieber Kimme, geh doch lieber zurück zum Stammtisch und trink noch n Korn.

  • M
    mic

    ...wo finde ich das original in italienisch?...danke!

  • JB
    Justus Barnacle

    so sehr ich D'Eramo sonst als gesellschaftlichen Analytiker schätze (sein "Schwein und Wolkenkratzer" ist briliant) aber hier erzählt er ziemlichen quatsch.

    historisch und analytisch.

    Schumpeters "kreative Zerstörung" als Allusion um Krieg zu sehen, ist ein gezieltes missreading und unter den Bedingungen des globalen Finanzkapitalismus interessiert physisches Kapital sowieso keinen "Akkumulateur" mehr. Die Fabriken stehen mittlerweile doch sowieso heute in Bangladesch, morgen in China und übermorgen in Indonesien (oder umgekehrt) und hinterlassen in ihrem Pfad die wunderbare "kreative Zerstörung"...

    Der zweite Weltkrieg mag geholfen haben die Große Depression zu überwinden, aber er wurde ja nicht deshalb von irgendwelchen "dunklen Agenten" des Weltkapitals angezettelt (sondern durch die ganz und gar unkapitalistischen Weltmachtsphantasien gewisser Hypernationalisten). Der Erste Wletkrieg hat überhaupt keine Krise überwinden geholfen, sondern stattdessen eine jahrzehntelange Depression der Lebensstandards und der Produktivität ausgelöst und der Kalte Krieg hat sich trotz atomarem Overkill ganz hervorragend dazu geeignet, Wirtschaft und Bevölkerung mobilisiert zu halten.

  • J
    Jakob

    So ein ausgemachter Unsinn, das ist fast schon anstoessig. Was soll das ueberhaupt sein? Journalismus wohl nicht? Satire? Kaum.

     

    Wird bei der Taz ueberhaupt noch ueber den Tellerrant geschaut oder die alten Phrasen wieder und wieder verdaut?

  • O
    otto

    Tja , und was lernen wir daraus , signore D'Eramo ? Kaputtsparen oder Staatsbankrott ? Oder doch die Wasserstoffbombe ? Alternativloser Kapitalismus bis ans Ende der Tage ?

    Einen überflüssigeren Kommentar habe ich in den in den letzten Jahren nicht gelesen .

  • K
    kamy

    da hat sich aber einer arg bemüht die ökonomischen Zusammenhänge falsch zu verstehen, bzw. in sein ideologisches Weltbild zu pressen.

     

    Schumpeter hat ganz bestimmt keine großen Kriege gemeint, wenn er von "schöpferischer Zerstörung" sprach. Er meinte damit vor allem auch: wer pleite ist, soll pleite sein. Auf die Krise übertragen heißt das: Griechenland ist pleite und sollte von vorne beginnen. Die, die spekuliert haben sollen die Folgen ihrer Spekulation tragen und Verluste nicht sozialisiert werden.

    Hätte man Griechenland aus dem Euro gelassen, wären sie jetzt schon auf dem Weg der Besserung (=Neuschöpfung nach der Zerstörung, Wiederaufbau nach der Insolvenz).

    Dass die Griechen an der falschen Stelle sparen und nicht daran denken, ihre maroden Strukturen zu verändern - tja. Wir werden uns weiter so durchwurschteln und viel Geld in seltsamen Kanälen verschwinden sehen ...

  • K
    Kapitalist

    Hallo linke Utopisten und Traumgänger:

    Willkommen in der realen Welt!

  • E
    Eugen

    Brillant!!

  • K
    Kaimo

    Eine Sache wurde vergessen: der "real existierende Sozialismus" ist ja auch nicht durch einen Krieg "weggefegt" worden, sondern durch Massenproteste der Bevölkerung.

     

    Das wäre immerhin vielleicht eine Alternative zu nem Weltkrieg.

    Wobei die Europäischen Spaltungskriege 2023/2024 ihr übriges tun werden. Die Aufsplitterund der EM 2020 ist schon der erste Vorbote...

  • TL
    Tim Leuther

    Ich bin auch der Meinung das die Atombombe mehr zum Weltfrieden beigetragen hat als alle 68er Hippies zusammen.

     

    Ich bin dagegen Sie abzuschaffen.

  • S
    Synoptiker

    Perverser geht es hier wohl nicht mehr! Ich verneige mich vor den Mill. Opfern. Keine Theorie ist es wert, dass man so darüber berichtet und diskutiert!

  • H
    Historicus

    Wo gibt es heute noch eine Plattform für dümmlichen Neomarxismus? Probieren sie es bei der TAZ, dort gibt es immer ein paar Altlinke, denen es ganz warm ums Herz wird, wenn sie an ihre intellektuellen Wurzel erinnert werden. Immerhin ehrlich, wenn man zugibt, noch nie ein vernünftiges Buch gelesen und verstanden zu haben. Ich habe früher auch viel Marx gelesen. So einen Schwachsinn hätte er nicht einmal ignoriert, obwohl er ein begeiterter Verschwörungstheoretiker war. Die Behauptung, Krieg sei eine notwendige Folge des Kapitalismus, war lange Zeit eine wirksame Massenmobilisierungsstrategie der radikalen Linken. Und sie ist so offensichtlich unzutreffend, dass sie überhaupt nur in aufgewühlten Kriegs- und Nachkriegszeiten funktioniert. Schon ein einfaches Aufzählen der Kriegsursachen z.B. des 1. Weltkriegs reicht aus, um sie als rein ideologische Konstruktion ohne Substanz auszuweisen.

  • K
    kurt

    "Seit wann ist der Krieg denn eine speziell kapitalistische Lösung?"

     

    Das wird im Text doch gar nicht behauptet. Die These ist doch bloß das Kriege sich in der Vergangenheit als Lösung für Akkumulationskrisen erwiesen haben. Welche Probleme damit vieleicht zu welcher Zeit und unter welchen Umständen noch gelößt werden konnten ist damit doch gar nicht angesprochen.

     

    "A war günstig für B" ist ja nicht gleich "A gibt es nur wegen B".

  • DM
    die Magd

    @ der Markt..

    Eine gute Arbeitslosenstatistik - oder schlimmer noch, Vollbeschäftigung - ist der Alptraum für jeden Markt und kapitalistischen Staatenlenker.

    Ohne Millionen von Arbeitslosen entfällt doch das ganze schöne Drohpotential. Und auch die Unterschicht, auf der sich zur Ablenkung so trefflich herumhacken lässt.

    Du glaubst mir nicht? Frag nach! Z.B. bei Thatcher, Merkel, Kai Diekmann oder den Unternehmerverbänden..

  • D
    dobermann

    strike ! 100 % zustimmung.

     

    leider wirkt das bei den entscheidern immer noch nicht.

     

    denn alles schon seit jahren bekannt. alles vorhergesagt und zt. eingetroffen.

     

    irgendwie auch traurig.

  • R
    reblek

    "Marco d'Eramom geboren 1947, studierte Physik und war Schüler von Pierre Bourdieu. Nach 32 Jahren bei il manifesto hat er sich Ende November von der linken Tageszeitung verabschiedet - wie auch Gründungsmitglied Rossana Rossanda." - Da wüsste der geneigte Leser - und vielleicht auch die Leserin -, warum.

  • V
    Valentin

    Vielen Dank für diesen Kommentar.

     

    Wenn ihn ein paar hunterttausend kritische Menschen lesen, frage ich mich, wie das alles einfach so weitergehen kann.

     

    Aber allen geht es wahrscheinlich wie mir. Sie wissen nicht, was man tun kann, außer ein bisschen vorsorgen. Wählen nutzt nichts, ziviler Ungehorsam hat seine Grenzen... vielleicht Konsumverweigerung. Wenn immer mehr mitmachen, könnte es schnell was verändern. Kein neues Auto kaufen, nur noch das nötigste zum Leben kaufen und das ersparte in Silberlingen anlegen...

  • T
    TürlichTürlich

    Kapitalismus = Krieg.

    Kapitalismus = Pornografie

    Kapitalismus = Umweltzerstörung

     

    Sozialismus = Frieden

     

    "Die Partei die Partei die hat immer Recht ..."

  • CW
    Christian Wulff

    Unglaublich! Muß ich anfangen meine Vorurteile gegen TAZ zu revidieren? Ich sag zuerst mal: danke für den erfrischenden Beitrag.

  • E
    eWolf

    In seiner Logik erschütternd, aber unmittelbar einleuchtend.

     

    Neben den "klassischen" Schießkriegen kann man auch die Tatsache dazu zählen, dass auf einem Kontinent wie Afrika teilweise 40 % der Bevölkerung von Aids, Dürren und ähnlichen Katastrophen dahingerafft werden - obwohl es Hilfsmöglichkeiten gibt.

     

    Wenn dort Millionen sterben, macht das das Leben für die Nordhalbkugel einfacher und senkt die Kosten für die Ausbeutung der Bodenschätze in Afrika. Schon geht's wieder bergauf mit uns...

  • P
    P.U.Baer

    Am lukrativsten scheint aber das Schweizer Modell zu sein: Kapitalismus im Inland, keine Teilnahme am Krieg, das eigene Land und die eigene Bevölkerung heil lassen - aber vom Leid der anderen profitieren.

     

    Was immer ein Blick wert sein dürfte: Die schweizer Methode der Berechnung und Verteilung der Steuerlast, da weht ein Hauch Sozialismus durch manches Alpental.

  • AM
    auf mich hoert ja keiner

    @Der Markt

     

    Falsch. Die Millionen potentielle Arbeitslose, die der Krieg als Opfer fordert, fehlen dem Kapitalismus im Anschluss als warnendes Vorbild für all die prekär Beschäftigten, die es unter Kontrolle zu halten gilt. (Diese Drohung zu transportieren übernimmt z.B. in Deutschland dann natürlich die Zeitung mit den vier großen Buchstaben.)

  • S
    Schmidt

    Aha. Eine neue Verschwörungstheorie. Da beschliessen böse Kapitalisten, dass jetzt mal wieder Krieg angesagt ist, um hinterher beim Wiederaufbau zu profitieren. Aber leider gibt es ja jetzt die Atombombe. Mal abgesehen davon, dass ein Krieg auch für Kapitalisten ein unkalkulierbares Risiko darstellt,

    wie war das denn mit dem ersten Weltkrieg, der wohl eher der Dummheit und Überheblichkeit der deutschen und österreichischen Regierungen geschuldet ist? Und der zweite Weltkrieg ist ohne den ersten nicht denkbar. Nein, die heutigen Probleme z.B. in Griechenland und Italien sind Folge von bizarrer Bürokratie und mangelnder internationaler Wettbewerbsfähigkeit. In der Steinzeit war es noch einfacher. Da konnte man nur das verzehren, was man vorher gejagt hat. Heute gibt es Staatsverschuldung.

  • M
    mike

    Der Kapitalismus hat mehr Mensch aus Armut befreit und eine gerechter Güterverteitlung erreicht, als alle Kommunistischen Systeme der Welt zusammen.

     

    Der Kapitalismus hat große Teile der Welt befreit und wo der Kapitlismus durch Rechtsstaaten flankiert wurde, haben sich morderne Gesellschaften gebildet.

     

    Es ist allgemeiner Kanon geworden Unzulänglichkeiten politischer Führung dem Kapitalistischem System anzulasten, statt die Augen zu öffen und zu erkennen das da wo angeblich der Kapitalismus versagt hat Staatsversagen (besser Politikerversagen) vorliegt.

  • AT
    Airvox Tom

    Wie kann man nur aller ernstes den totalitären Kapitalismus über das Wohl des Volkes stellen und mit einem Weltkrieg rechtfertigen...?

     

    Es gibt garantiert auch Wege zu einem langfristigen gemässigten Wachstum ohne dass Millionen von Menschen getötet werden und die Infrastrukturen zerstört werden müssen.

     

    Wie wäre es z.B. mit einer sozialen Marktwirtschaft, die die Vorteile beider politischen Systeme in sich vereint? Es muss nicht immer alles nur noch grösser werden und nach dem Leistungsprinzip beurteilt werden.

     

    Vielfach sind es doch gerade kleinere, flexible Strukturen, die nebst dem Gewinndenken auch soziale Gerechtigkeit fördern und dadurch sozialen Frieden und Wachstum aufweisen.

     

    Als Beispiel sei hier die Schweiz genannt, die auch ohne Krieg nach wie vor zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Ländern mit der geringsten Arbeitslosenquote gehört.

     

    Es scheint den Menschen schwer zu fallen, gute Grundprinzipien einfach zu adaptieren. Macht und Geld scheint hier primär das Grundprinzip zum Antrieb zu sein.

     

    Trotz allem bin ich überzeugt, dass sich über kurz oder lang der gesunde Menschenverstand und soziale Gerechtigkeit durchsetzen wird. Immer mehr Menschen schauen den "Mächtigen" auf die Finger. Und das ist auch gut so. Denn wir brauchen definitiv keinen neuen Weltkrieg und auch keinen von den Mayas herbeigeredeten Weltuntergang.

     

    Was wir brauchen sind Menschen, die an eine Zukunft mit Perspektiven für alle glauben. Menschen, die bereit sind, daran zu arbeiten und dabei veraltete Denkstrukturen für immer zu überwinden.

  • K
    karlmond

    Nicht schlecht, den Artikel hätte ich hier gar nicht in der Form erwartet.

     

    Wer die wirklich interessante Ausführung von Roman Herzog namens "Der ökonomische Putsch" noch nicht kennt, klicke den youtube Link an:

    http://www.youtube.com/watch?v=2xti7mN2cM4

    Aber Vorsicht! An was soll man denn nun überhaupt noch glauben...

  • S
    Stefan

    Hinweis an den Übersetzer Ambros Waibel: das Wort aufoktroyieren gibt es nicht, nur oktroyieren (aufoktroyieren ist wie Mitkommilitone o.ä.)

  • H
    Hä?

    Seit wann ist der Krieg denn eine speziell kapitalistische Lösung?

  • K
    Kimme

    Wir könnten jetzt den Kommunismus einführen, wie es Gesine Lötsch sich wünscht, und hoffen, dass wir damit einem Krieg entgehen. Dafür müssten wir aber vermutlich erst einmal knapp die Hälfte der Bevölkerung umbringen und verhungern lassen, denn wie wir ja wissen, funktioniert das Ganze sonst nicht.

  • DM
    Der Markt

    "Aus ökonomischer Perspektive jedoch sind die Millionen Toten zu vernachlässigen."

     

    Das würde ich aber bestreiten. Es ist doch gut für die Arbeitlosenstatistik, wenn Millionen junger Männer vom Markt genommen werden.

  • I
    isolde

    Recht hat er !!

    Danke, für die Übersetzung und Veröffentlichung.