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Archiv-Artikel

zugeschaut Von der Schwierigkeit zu spenden

Was muss, was kann, was darf man tun, will man hierzulande Geld für ein Entwicklungsprojekt in der Dritten Welt sammeln? Am besten eine Benefizveranstaltung! Die Vorbereitung einer solchen Gala zeigt das Stück „Benefiz – Auch Ihnen kann geholfen werden!“ von Ingrid Lausund, die in der Kölner Schlosserei auch Regie führt. Damit es nicht im luftleeren Raum schwebt, machte sich das Ensemble gleich zum Spenden-„Paten“ einer Schule in Guinea-Bissao.

„Benefiz“ ist ein Rundumschlag, in dem jeder sein Fett wegkriegt: der christliche Gutmensch ebenso wie der Linke, für den jede Entwicklungshilfe nur Neo-Imperialismus ist. Die Feministin, die nur Mädchen statt Jungen helfen will. Die Promis, die sich als Wohltäter gefallen und auf Befehl Ergriffenheitstränen produzieren können. Oder der Mensch, der anderen helfen muss, um zur eigenen Identität zu finden. Vertragen sich Unterhaltung und Wohltätigkeit? Sollte nicht erst den „eigenen“ Armen geholfen werden? Und überhaupt: Wie können Weiße über Schwarze sprechen, ohne den verschlungenen Pfad der political correctness zu verlassen?

Das Stück bringt manch guten Klamauk, gekonnten Slapstick, Wortwitz und feine psychologisch-politische Beobachtungen. Das Ensemble aus Susanne Barth, Ralf Harster, Christian Kerepeszki, Alexander Khuon und Vanessa Stern, gekonnt unterstützt von den Musikern Dietmar Bonnen und Andreas Schilling, agiert mit Elan, Überzeugung und Spielfreude. Doch kann es nicht jede Länge und die fehlende Konsequenz der Regie überspielen. Wo knappe, satirische Schärfe angemessen wäre, bleibt das Stück oft im nuancierten Theaterspiel stecken. Unentschlossen schwankt das Stück zwischen Kabarett, Parodie, Psycho und – wenngleich gekonnter – Popshow und verirrt sich bisweilen auf Nebenschauplätze. Und platte Symbolik wie zerbrechende Rednerpulte wird nicht immer dadurch besser, dass sie selbstironisch aufgespießt wird. Trotzdem: Bei der Uraufführung am Freitag in der Schlosserei gab es viel Beifall.

Was muss, was kann, was darf man tun, will man hierzulande Geld für eine Schule in Guinea-Bissao sammeln? Man nehme ein Theaterstück wie „Benefiz“ und überarbeite es, verfalle dabei aber nicht in selbstreferentielle Langatmigkeit. Dann wird die Sammeldose am Ausgang bald voll, das Überweisungsformular für die Deutsch-Guineische Gesellschaft erhält jeder Besucher der Schlosserei. Für alle, die nicht hingehen: Konto-Nummer 291 527 41 bei der Stadtsparkasse Köln (BLZ 370 501 98), Stichwort:„Eine Schule für Bissao“.

Jürgen Schön

Termine: 21. und 22. Januar, 20 Uhr, Schlosserei, Tel 0221-28400