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Archiv-Artikel

zahl der woche Warm erwischt: Verbraucher haben vergeblich auf sinkende Heizöl- und Erdgaspreise gehofft

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Die deutschen Haushalte müssen sich in diesem Herbst auf deutlich höhere Heizkosten einstellen. Zwar stiegen die Verbraucherpreise im September nur um 1,8 Prozent (Vergleich zum Vorjahr), doch haben den gravierenden Anteil daran die kräftig gestiegenen Preise für Brennstoffe. Seit April 2004 verteuerte sich etwa Heizöl um 40 Prozent.

Das Gros des in Deutschland verbrauchten Erdgases kommt aus Russland, hier bestehen langfristige Lieferverträge, was Unsicherheiten weitestgehend minimiert. Die Preise sind seit den Sechzigerjahren an die Ölnotierungen gekoppelt und werden von den Vertriebsstellen meist in einer gewissen Spanne höher als diese festgesetzt. Allerdings hat der Bund der Energieverbraucher (BEV) in einer Untersuchung festgestellt, das die Gaspreise regional in Deutschland Unterschiede bis zu 30 Prozent aufweisen. Auch pegeln sie sich oft langfristig auf erhöhten Niveaus ein. Sie sind damit längst nicht so flexibel wie die von der Börsenware Rohöl abhängigen Heizölpreise, welche im Bundesdurchschnitt in der laufenden Woche die Marke von 0,50 Euro pro Liter bei 3.000 Liter Liefermenge – so viel passen in einen Durchschnittstank – überschritten haben.

Es gibt eine Reihe von preistreibenden Einflüssen für die extreme Verteuerung des Erdöls. Die Förderung im Golf von Mexiko liegt knapp 30 Prozent unter Norm, die US-Vorräte sind derzeit niedrig, für irakische und saudische Produktionsanlagen besteht Terrorgefahr, Streiks in Nigeria und Norwegen und der Steuerstreit bei der russischen Ölfirma Yukos bergen Ausfallgefahr. So steht die Organisation Erdölexportierenden Länder (Opec) an der Grenze ihrer Förderkapazitäten. Dagegen wirkt ein weltweites Nachfragewachstum aufgrund stabiler Konjunktur, das alle Erwartungen übertrifft.

Die Lage entschärfen könnte die US-Regierung mit der Öffnung ihrer strategischen Vorräte für den Krisenfall.

Fazit: Viele Kunden haben sich in der Hoffnung auf fallende Preise verspekuliert und zu lange mit der Bestellung gewartet.

Nun sind bei vielen die Tanks offenbar so leer, dass sie kaufen müssen. Bedingt durch den Kälteeinbruch der letzten Tage ist der Andrang aber momentan derart groß, dass Wartezeiten von mindestens einigen Tagen in Kauf genommen werden müssen.

Wer noch Öl im Tank übrig hat, kann weiter pokern: jetzt kaufen oder so lange wie möglich ausharren. Denjenigen, die noch über den Winter kommen, raten die Heizölverkäufer, bis zum nächsten Jahr zu warten. Ansonsten aber sei ein möglichst rascher Einkauf zu empfehlen, da es anzunehmen ist, dass die Preise weiter steigen.

Egal ob Öl oder Erdgas – die Mieter von Wohnungen müssen sich auf hohe Nachzahlungen gefasst machen. Die Berliner Verbraucherzentrale empfiehlt beispielsweise, die kommende Heizkostenabrechnung besonders kritisch unter die Lupe zu nehmen, da die Wohnungsgesellschaften verpflichtet sind, ihre Heizmittel günstig einzukaufen.

Außerdem sollte jeder sein Heizverhalten überprüfen. Es gilt die Faustregel, dass bei Absenkung der Raumtemperatur um 1 Grad Celsius 6 Prozent der Heizenergie eingespart werden können. Dauerlüftungen sollten vermieden werden, vielmehr machen mehrmalige Stoßlüftungen am Tag Sinn.

STEFANIE WERNER